Allgemeiner Öl-Thread ohne Themenschwerpunkt

  • Die Winterklassen sind ja eher die Aussage, dass man das Öl eben bis zu der Minimaltemperatur nutzen kann. Das trifft ja auch zu, auch wenn das eine vllt. dicker ist als das andere. Wir betrachten solche Differenzen bei unseren Beratungen. Der übliche Kunde im Baumarkt und wahrscheinlich ein Großteil der Mechaniker in den Werkstätten kann aber mit den Messwerten der Viskosität gar nichts anfangen. Ein Graph vom Viskositätsverlauf würde wohl auch mehr verwirren. Sie wissen einfach anhand der SAE Klasse, dass es passt und funktioniert. Hier im Oil-Club suchen wir einfach noch mehr das Optimum. Aber du hast den Sachverhalt sehr gut zusammengefasst HolgerMeiss. Hast du dir schon die erwähnten Kältetests von EddyF. angeschaut? Da sieht man auch, dass meistens die hochwertigen Grundöle (GTL, PAO, Ester) im relevanten Temperaturbereich eine gute Fließfähigkeit aufweisen, auch wenn sie höhere Winterklassen haben, z.B. Ravenol RSE 10W-50.

  • Im Video fließt bei - 25 Grad das Öl mit 0W20 aber wesentlich schneller als das mit 0W40, so dass ein eindeutiger Zusammenhang zwischen formaler Heißviskosität und Fließgeschwindigkeit erkennbar ist.

    Das ist genau die Schlüsselerkenntnis.

    Zitat

    Toemel:

    Hast du dir schon die erwähnten Kältetests von EddyF. angeschaut?

    Ja, habe mich die Tage durchgearbeitet, und ich finde man kann erkennen, dass die Heissviskosität bis in den relevanten Bereich mit den meisten Kaltstarts oft mehr Einfluss auf das Kälteverhalten hat, als die W-Viskosität.

    Im Grunde kann ich die W-Viskosität ausblenden und alle Öle nur nach Heissviskosität aussuchen, wenn anscheinend die Heissviskosität für die Viskosität im Nutzungsfenster -15°C bis 100°C ausschlaggebender als die W-Viskosität ist. Am Ende müsste man es sowieso selbst prüfen:

    Ich muss also mein eigenes Viskositäts-Rating bei -5°C machen. Da mache ich die meisten Kaltstarts.

    Mein Ziel war ursprünglich mehr Heissvisko, von 5w-40 auf 5w-50, um einem 300k km Motor ein wenig mit den Lagerspielen entgegen zu kommen. Dafür will ich aber keinerlei Kaltvisko bei meinen 0°C bis -5°C aufgeben, wo ich zig Kaltstarts mache. Wenn ich mich also entscheiden muss zwischen einem von beiden, bleibe ich bei 5w-40, die Kaltstarts sind mir wichtiger.

    Was wäre aber, wenn ich mein bestehendes 5w-40 zu einem 5w-50 machen könnte, in dem ich Modifikationen am Öl vornehme die "nur" das Ausdünnen um ca. 20°C nach oben verschieben? Dann wäre es bei 100°C noch so dick wie vorher bei nur 80°C und würde ein 5w-50 werden. Die Kaltvisko bleibt dabei grösstenteils unverändert.

    Diese Ausdünnungs-Verzögerungs-Modifizierung kann von mir aus ab 0°C schon Wirkung zeigen, aber unbedingt in jedem Fall erst oberhalb der Temp. mit den meisten Kaltstarts. Denn da interessiert mich die höhere Viskosität nicht mehr so sehr wie unter 0°C. Aber ich will den Effekt eben nicht grösstenteils unterhalb der Temp. mit den meisten Kaltstarts zu wirken beginnen sehen, so wie es eben die Öle aber anscheinend tun. So wie man es im Video sah. Denn dann habe ich ja als Resultat bei -5°C viel höhere Viskositäten als ich will. Und da mache ich dann in der Praxis die meisten Kaltstarts.

    Eins so modifiziertes Öl wäre dann doch überlegen.

    Was wäre nötig um ein bestehendes Öl so zu modifizieren?

    5 Mal editiert, zuletzt von HolgerMeiss (13. Februar 2024 um 23:38)

  • Du kannst rechnen so viel Du möchtest, solange Du keines einfüllst und in der Praxis in Deinem speziellem Motor testest, wirst Du nie zum Ziel kommen.

    Ansonsten sind Deine Gedankengänge sehr interessant.

    ENDLESS :relax: PAGID :relax: FERODO

  • Was ist denn Grundöl bei dir? Die Zahl vor dem W? Wenn ja, sieht man ja an dem Versuch im Video, dass schon bei -25°C die Heissvisko wichtiger als die W-Visko ist. Also ist es sehr wohl richtig sich darauf zu fixieren.

    Ja, sehr richtig, das Grundöl hat einen Einfluss, denn offenbar nehmen Hersteller bei einem 5w-50 gegenüber einem 5w-40 ein dickeres Grundöl, sorgen dafür, dass es nur bei -30°C die 5w Viskosität einhält, und 5°C später sind dann wieder alle negativen Aspekte des dickeren Grundöles zum tragen gekommen. Sieht man im Video und an den Messversuchen von Eddy F.

    Schlussofolgernd würde ich eher die Zahl nach dem W als Indikator für das Grundöl bezeichnen.

    Du sagst eher auf Grundöl schauen statt auf Heissviskosität. Nach den Beobachtungen im Video ist die Heissviskositätsangabe in der Praxis der Indikator des Grundöls.

    Einmal editiert, zuletzt von HolgerMeiss (14. Februar 2024 um 00:46)

  • HolgerMeiss

    Du hast also verstanden, das Öl nicht gleich Öl ist.
    :welcome: im oil-club1

    Motoröl ist nicht eine reine Flüssigkeit. Es besteht aus mehreren Bestandteilen die allle unterschiedliche Auswirkungen auf das Verhalten vom Gesamtpodukt haben.
    Basisöl; Hochwertige Synthetische Öle haben zum beispiel einen sehr geringen Stockpunkt/pourpoint.
    Fließverbesserer, wie der Name sagt
    Polymere, die das Öl bei hohen Temperaturen dicker/fester machen
    etc...

    Die SAE- klassen sind wie schon oft hier erwähnt wurde nur grobe Werte in die eine oder andere Richtung. Gerade die Kaltvisko lässt einiges Offen. Theroetisch könnte man ein 5W40 zum Beispiel auch als 10W40 zu verkaufen. Da bei einem 5W40 die Kaltstarteigenschaft eines 10W40 erfüllt werden. (wird aber nicht gemacht, wozu auch)

    Bei der Heißvisko gibt es klare obere und untere grenzwerte. Also ein xW40 kann nicht als xW50 vermarktet werden. (das sich dabei der Verlauf der Kaltviskosität ändert, hast du ja bemerkt)
    Das hängt wahrscheinlich auch damit zusammen, dass es anfangs nur einen Wert gab. Also zum beispiel SAE 30, ohne ein W davor. Damals gab es dann Sommer und Winteröle. SAE 10 dann zum beispiel als Winteröl, 30er als Sommeröl. Das W kam dann später dazu weil die Öle immer "leistungsfähiger" wurden und ganzjährig eingesetzt werden konnten.


    Und um die Verwirrung jetzt zu kompletttieren: 5w30 mit ACEA A3/B4 hat auch nicht die selbe Visko wie 5W30 nach ACEA A1/B1 A5/B5. :zwinker2::lach3: letzteres ist dünner. (wahrscheinlich wegen Spritspareigenschaften in der Norm)

  • Zitat

    LordJunk:

    Die SAE- klassen sind wie schon oft hier erwähnt wurde nur grobe Werte in die eine oder andere Richtung. Gerade die Kaltvisko lässt einiges Offen.

    Darum plädiere ich für einen praxisbezogeneren Messpunkt für die W-Viskosität und einen Temperaturabhängigen Viskositätsverlauf im Datenblatt des Öles.

  • Naja, das Startverhalten ist bei Kälte ja schon das wichtigste. Und wenn die Startbarkeit gegeben ist, ist die wichtigste Anforderung erfüllt. Danach sollte es möglichst schnell warm werden und da kommen KV40 und KV100 ins spiel und die sind oft gegeben. Ja, nur im technischen Datenblatt; an der Packung ist es nicht ablesbar. Das wäre in der tat ganz praktisch. Aber wahrscheinlich nur für OCler.:S

  • Allgemein pflichte ich dir bei.

    Für meinen Fall hingegen ist die Viskosität bei gegebener Temperatur (-5°C) das wichtigste, weil ich mich bei allen in Frage kommenden Ölen sowieso oberhalb der Startbarkeittemperatur aufhalte, aber immernoch in einem Temperaturbereich der als Kaltstart gilt, wo viskos oder doppelt so viskos bei hunderten Kaltstarts für mich eine Rolle bzgl. Verschleiss spielen.

  • Bei -5 Grad wirst Du mit allen 5W-Ölen gut zurecht kommen. Wenn das nur gelegentlich die Kaltstarttemperatur ist, ist auch ein Einsatz von 10W in Ordnung.

    Zerbrich Dir nicht den Kopf darüber, HolgerMeiss. Wenn Du Dich bzgl. Kaltstart mit einem dünneren Öl wohler fühlst, fahr halt ein vollsynthetisches 0W-40. Da gibt es hervorragende Starter, besonders die PAO-basierten Ravenol oder Rowe. Aber ganz ehrlich, bei gelegentlich -5 Grad ist das Rille und man macht halt dann Kompromisse, die man vielleicht gar nicht will.

  • Ein 0w-40 statt 5w-40 brauche ich nicht unbedingt, bin mit der 5w-40 Viskosität bei -5°C grundsätzlich zufrieden. Sie soll nur nicht runter gehen mit einem 5w-50.

    Habe sehr viele Kaltstarts in dem Temperaturbereich, leider nicht nur gelegentlich.

    Wenn ich mein Nutzungsprofil grob überschlage waren das in den letzten 20 Jahren ganz grob geschätzt 500-1000 Kaltstarts.

    Wenn wir der Einfachheit halber 0°C als meine Kaltstarttemperatur für diese 500-1000 Kaltstarts annehmen:

    Das 5w-50 ist bei 0°C so dick wie mein 5w-40 es erst bei -10°C wäre.

    Für meinen Motor ist es also bei Verwendung von 5w-50 bei 0°C wie wenn er mit 5w-40 bei -10°C startet. Da ist der Verschleiss unweigerlich höher.

    Mit 5w-50 "verschenke ich 10°C" bei jedem Kaltstart gegenüber 5w-40, und habe den Verschleiss den ich bei 5w-40 nur bei wirklichen -10°C hatte. Obwohl beide 5w. Ich würde mir so unnötigen Verschleiss in den Motor holen, was mir bis anhin nicht bewusst war weil ich dachte sie müssten gleich sein weil beide 5w. Das ist die Schlüsselerkenntnis für mich.

    Jeder würde seinem Motor weitere 500-1000 Kaltstarts bei 0°C lieber mit 5w-40 antun, statt mit 5w-50 welches den gleichen Verschleiss zulässt wie 5w-40 bei -10°C.

    12 Mal editiert, zuletzt von HolgerMeiss (14. Februar 2024 um 05:30)

  • Wir haben auch die Additive NeoProtec und AR9100 bei Eddys mit getestet und beide haben einen positiven Einfluss auf den Kaltstart. Vor allem NeoProtec stabilisiert auch die KV100 (laut etlichen GÖAs). Vielleicht fühlst du dich mit so einem Additiv wohler. Ich glaube auch nicht, dass du mit dem Viskositätssprung soo viel verschenkst, wie du gerade vermutest. Wenn du es genau wissen möchtest, teste beide in vergleichbaren Intervallen und mache eine Analyse davon. Alles andere ist viel Spekulation.

  • Das ist eine interessante und gute Diskussion hier :daumen:

    Aber Viskosität (bei welcher Temperatur auch immer) ist nicht alles. Und eine Verschleiß-Aussage nur daran festzumachen ist gefährlich, eventuell sogar falsch.

    Additive (im Öl und zusätzliche), Tribofilm, Schutzschichten... Wollen da auch mitreden.

    Wir haben ja Analysen Reihen hier mit verschiedenen Viskosität im Wechsel die jeweils andere/ "bessere" Ergebnisse gebracht haben.