Hallo zusammen, da ich kürzlich meinen ersten Zahnriemenwechsel selbst gemacht habe, möchte ich hier meine Erfahrungen teilen. Diese Arbeit ist ja recht teuer wenn man sie machen lässt, aber man kommt nicht drum herum. Also schon eine kleine Investition im Laufe eines Autolebens.
Jeder muss selbst entscheiden, ob er so eine Arbeit 100% akkurat durchführen kann. Die Konsequenzen eines Fehlers sind klar, ein Motorschaden gleich oder bald wäre das Ergebnis. Dennoch bin ich selbst überrascht, wie einfach problemlos diese Arbeit auch ohne Werkstatt und Spezialwerkzeug im Nachhinein abgelaufen ist.
Das Fahrzeug ist ein Peugeot Partner 1.4 TU3 Motor. 4 Zylinder, OHC, 8 Ventile. Also ein sehr einfacher Riementrieb, gut für den Anfang.
Die Beschreibung der Arbeiten ist sowohl spezifisch als auch allgemein, weil das Prinzip schon durchaus auf andere Fahrzeuge übertragbar ist.
Benötigtes Werkzeug:
- Steckschlüsselsatz und Gabel-Ringschlüssel SW 10, 13, 15, 17, 22 mm
- Innensechskant 6 mm
- Zündkerzennuss 16 mm
- Drehmomentschlüssel 20-50Nm
- Bohrer 10mm und 4,5mm
- Wagenheber
- 1-2 Unterstellbocköcke (eine Seite heben hat bei mir gereicht)
- Holz
- Tipp-Ex (am besten wasserlöslich, ist in jedem Fall Gummi-freundlich)
Material:
- Zahnriemensatz: Zahnriemen, Spannrolle, Wasserpumpe (je nach Fahrzeug auch mehr Rollen)
- Keilriemen, wechselt man einfach mit. Optional noch dessen Spannrolle und Umlenkrolle, die kosten auch nicht viel.
- Zündkerzen, optional, bei der "großen" Wartung normal eh fällig.
Dann mal los.
Zündkerzen entfernt. Damit lässt sich der Motor viel leichter drehen. Und man wird ihn noch viel von Hand drehen. Nur in eine Richtung! Je nach Spanner kann der Riemen andersrum komische Sachen machen, bis zum Überspringen.
Löcher mit sauberem Papiertuch verschließen, damit kein Dreck oder sonstwas rein fällt.
Rechtes Vorderrad und Kotflügelinnenverkleidung ausbauen. So ist der Zugang auch ohne Bühne einwandfrei möglich
Nun muss der Keilriemen raus. Der Spanner muss entspannt (gekippt) und arretiert werden. Zum Kippen des Spanners wird bei diesem Modell einfach ein 13er Schlüssel an der Schraube der Spannrolle angesetzt, nach links gedreht (die Schraube geht davon nicht auf). Zur Arretierung dient der Schaft des 4,5mm Bohrers. Der wird durch die entsprechenden Bohrungen in Spanner und Block gesteckt. Jetzt kann der Keilriemen einfach entnommen werden.
Nun muss die Riemenscheibe an der Kurbelwelle ab. Das geht hier sehr leicht durch Entfernen von drei M8 Schrauben. Bei anderen Fahrzeugen muss hier schwereres Geschütz aufgefahren werden. (Zentralschraube mit richtig viel Drehmoment)
Will man die Keilriemen-Rollen tauschen, kann man das hier gleich erledigen.
Da wir das Kühlwasser ablassen wegen der Wasserpumpe: Der einfache Weg ist den unteren Schlauch am Kühler zu entfernen. Je nach Fahrzeug gibt es auch Ablaßschrauben etc. Dass hier aufgebockt ein Haushaltseimer gerade so drunter passt, ist äußerst praktisch. Sauerei so gut wie keine.
Jetzt muss ein Motorlager aus, sonst kommt man hier nicht weiter. Motor mit Wagenheber und Holz stützen und ca. 1cm Druck aufbauen. Ja, n längeres Holz habe ich nicht gefunden, Länge der Ölwanne hätte gereicht.
Das Motorlager ausbauen. Dabei die Schrauben von der Karosserie beginnend alle lösen.
Dann lässt sich das einfach entnehmen, bei Bedarf den Wagenheber nachjustieren. War hier nicht nötig, der Motor ist weder weiter hoch gegangen, noch abgesackt.
Jetzt kann man hier schön arbeiten, und die Zahnriemenabdeckung abnehmen. Viele identische SW10 schrauben.
Jetzt kommt der wichtige Teil:
- Nockenwellenrad mit dem Schaft des 10er Bohrers zum Zylinderkopf abstecken. Passt exakt.
- Markierungen mit Tipp-Ex anbringen:
-- Nockenwellenrad - Zahnriemen
-- Zahnriemen - Kurbelwellenrad
-- Kurbelwelelnrad - Kurbelgehäuse
Auch ohne Abstecken der Kurbelwelle ist so 100% gewährleistet, dass hinterher alles passt. Weil ab jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Jetzt kann der Spanner gelöst werden. M10 Mutter mit SW15 lösen. Spanner exzentrisch weg drehen.
Riemen kann raus.
Die Markierungen auf den neuen Riemen kopieren. Normalerweise sind auch bereits Markierungen vorhanden, die helfen, wenn diese auf dem alten Riemen überhaupt noch zu sehen sind. Natürlich alles 3 fach überprüfen.
Wird die Wasserpumpe gewechselt, kann die nun auch raus. Eimer drunter stellen, 2 Schrauben lösen, und man hat sie in der Hand.
Die neue sieht strömungstechnisch etwas moderner aus.
Ich habe den O-Ring leicht gefettet. Nur den beigelegten O-Ring oder die beigelegte Dichtung verwenden. Übestehende Dichtmasse kann hier leicht in das Lager des Pumpenrades gelangen, und auch in kleiner Menge einen Schaden anrichten.
Wasserpumpe einbauen.
Neue Spannrolle einbauen und Mutter leicht anlegen.
Riemen entsprechend den Markeirungen auflegen.
Spannrolle mit dem 6er Inbus in Position drehen. Die richtige Position wird von einem Zeiger angezeigt.
Spannrolle festziehen. M10 mit 45Nm.
Nochmals die Markierungen genau prüfen.
Wenn das stimmt, Motor ein paar Mal von Hand drehen. Wenn die Spannung dann immer noch passt, ist man hier fertig und kann alles wieder zusammen bauen.
Der Rest ist einfach. Montage in umgekehrter Reihenfolge. Neuen Keilriemen auflegen, und den 4,5mm Bohrer entfernen. Keilriemen spannt sich hier also von selbst.
Die Anzugsmomente die ich recherchiert habe, stimmen mit einschlägigen Tabellen zu Gewindegröße und Festigkeitsklasse überein. Da kann man sich die Werte her holen.
Motorlager montieren. Wagenheber entfernen. Kühlschläuche wieder anstecken. Neues Kühlmittel füllen, bei Bedarf vorher mit klarem Wasser spülen. Neue Kerzen rein.
Das wars, zum entlüften des Kühlsystems kann nun gestartet werden.
Ich hoffe das kann den einen oder anderen inspirieren oder ermutigen.
Nächste Woche folgt ein Zahnriemenwechsel bei einem Seat Ibiza mit BXW Motor. Ich bin sehr fleißig zur Zeit, was soll man auch sonst jetzt in der Freizeit machen?