Da im Forum viele Leute immer Sorge vor dünnen Ölen haben hab ich mir gedacht:
Ein zu dünnes nicht zugelassenes 5w20-Öl in einem 22 Jahre alten 250-PS Turbobenziner mit 300.000km Laufleistung?
In einem Motor der sehr anfällig für Haupt- und Pleuellagerschäden ist?
Was soll schon schief gehen!
Nachdem die vorherigen Ölanalysen alle gut ausgefallen sind (zuletzt Shell AV-L 0w30) bin ich bei der Viskosität nochmal eine deutliche! Stufe dünner gegangen. Einfach weil ich Experimente spannend finde.
Das Auto wurde wie immer auf einem guten Fahrprofil bewegt. Wie auch in der vorherigen Ölanalyse wurde ein Satz Einspritzventile dabei abgestimmt. (viel Last ab Leerlaufdrehzahl).
3/4 des Intervalls wurde Bioethanol E85 in Frankreich getankt. Die letzten 800km in Deutschland wurde Super E10 getankt.
Positiv auffallend:
- Der Ölverbrauch ist weiterhin gesunken. Das Auto verbraucht so wenig Öl wie noch nie in meinem Besitz
- Das 5w20 erzielt tendenziell geringere Verschleißwerte bei Eisen(!)
- Die Werte bei Aluminium und Kupfer würde ich als Messtoleranz einordnen
- Die Motorbremswirkung ist spürbar geringer als bei dickeren Ölen
- Die Öltemperaturen sind weit weg von dem, was andere Leute mit dem Motor haben
Negativ:
Die Viskosität scheint für den Kurbeltrieb zu niedrig zu sein, der Bleiwert liegt ein 3- bis 6-faches über den üblichen Werten aus Voranalysen.
Damit war das Öl für meinen Motor in seinem aktuellen Zustand wohl doch etwas zu dünn. Unterm Strich finde ich alle anderen Verschleißwerte dennoch überraschend gut!
Zur Einordnung der KV40 und KV100:
1,4 Liter Altöl verbleiben beim Ölwechsel im Motor
Fazit:
Ich kann mir vorstellen, dass 5w20 in diesem Motor bei gutem Motorenzustand und noch frischen Lagerspielen tatsächlich sogar sehr gut funktionieren könnte.
Mein Motor hat aktuell über 300.000km gelaufen bei teils etwas fraglicher Vorgeschichte. Die Laufleistung ist für einen B235R schon selten und außergewöhnlich.
In dieser Kombination funktionieren solche Experimente dann wohl doch nicht mehr ganz. Wobei ich die Analyseergebnisse aller anderen Werte außer Blei für sehr gut erachte.
Der ursprüngliche Plan war es nach diesem Intervall nochmals eine Stufe dünner zu gehen.
Ich werde jetzt aber wieder zu einer zulässigen Viskosität zurück gehen und das Öl in Kürze wechseln.
Unterm Strich war es wie ich finde aber ein spannendes Experiment.
Nach einer zukünftigen Motorrevision und damit besseren Ausgangsbedingungen werde ich mich bestimmt mal trauen das Experiment zu wiederholen!