Wir haben ja die Themen
"Motoren für bestimmte Heißviskosität ausgelegt"
"Motoren für bestimmte Basisöldicke (xW) ausgelegt?"
Hersteller planen, prüfen und testen ihre Herstellervorgaben in der Regel so, dass das Öl beim Endkunden in jedem Betriebszustand sicher funktionieren kann.
Egal ob der Endkunde jeden Tag bei 30°C nur Vollgas auf der Autobahn fährt oder nur 2 Kilometer bis zum Bäcker im tiefsten Winter.
Einige Hersteller gestatten/empfehlen es bei erschwerten Einsatzbedingungen (Europa, tropische Länder, Trackday (Corvette))
in der Heißviskosität von der gängigen vorgesehenen Viskosität (z.b 0w20) nach oben abzuweichen. (z.b 5w30)
Bei vielen Leuten ist bei dünnen Ölen immer Sorge im Hinterkopf.
Die aber laut Erfahrungsschatz (Gebrauchtölanalysen) zumindest bei Fahrzeugen die darauf konstruktiv ausgelegt sind weitestgehend unbegründet ist.
Soweit so normal.
Eine Frage die mir im Zusammenhang mit der Heißviskosität aber schon seit Ewigkeiten immer und immer wieder im Kopf rumgegeistert ist:
- Wenn ich wirklich sehr gute Einsatzbedingungen habe (keine Kurzstrecke mit Kraftstoffeintrag)
- Einen ruhigen Gasfuß habe (niedrige Öltemperaturen)
- ein angemessenes Wechselintervall fahre (Ölwechsel bevor AN/BN kritisch ist)
Kann es in diesem Falle, wenn man all die Reserven für Extremsituationen die ein Hersteller einkalkuliert selbst nicht benötigt funktionieren, wenn man von der Herstellervorgabe statt nach Oben nach UNTEN abweicht?
Ich glaube es gibt eine schier endlose Anzahl an Diskussionen im Forum wo dickere Öle als empfohlen gefahren werden.
Es gibt dutzende Ölanalysen wo dickere Öle als empfohlen analysiert wurden. Meist weil man sich davon mehr Reserven verspricht.
Es traut sich aber kaum jemand mal das Gegenteil auszuprobieren.
Was gewissermaßen verständlich ist. Ein Motorschaden ist schließlich ziemlich teuer.
LordJunk hat dieses Experiment wenn ich das korrekt sehe mit seinem Nissan Micra mal gewagt. Dieser Ausflug war laut Analysewerten nicht sehr erfolgreich.
Er hat sein Auto aber laut den gemachten Angaben nicht geschont und es war von der HTHS schon ein eher dünnes Öl. Ansonsten sind mir hier im Forum bisher nicht wirklich andere Experimente aufgefallen.
Da ich Experimente abseits der Norm generell immer spannend finde (und es eigentlich schon 2017 riskieren wollte, damals kam mir ja bekanntlich ein Motorschaden dazwischen)
habe ich beim letzten Ölwechsel in meinen Saab 9-5 Aero Baujahr 2001 RedLine 5w20 (hths 3,0) eingefüllt. Es ist ein 4Zyl-Turbomotor mit 2,3l Hubraum und 250PS.
Die Herstellervorgabe (Dexos2) fordert eine HTHS von 3,5+
Direkt nach dem Ölwechsel habe ich dann doch etwas Muffensausen bekommen und eine Öltemperatur- sowie Öldruckanzeige nachgerüstet per Sandwichplatte am Ölfilter.
Die Herstellervorgabe für den minimalen Öldruck erreiche ich mit dem Öl definitiv nicht! 2,5bar bei 2000u/min, 105°C und 10w30 sind gefordert.
Ich erreiche 2,5bar bei 85°C. (105°C konnte ich bisher nicht erreichen ohne Autobahnfahrt).
Dass der Öldruck bei niedrigerer Viskosität auch geringer ausfällt ist soweit aber ein erwartbares Ereigbnis.
Ich weiß, dass man bei so einem Thema generell keinerlei Empfehlungen geben kann. Es wäre auch zu gefährlich was Nachahmer angeht.
Was mich aber sehr interessiert, gibt es noch weitere Leute die Experimentierfreudig sind, die Erfahrungen gesammelt haben? (Einzelanalysediskussionen dann im Analysethread)
Oder Leute im Bekanntenkreis haben die keine Ahnung haben und z.b versehentlich zu dünnes Öl gefahren sind?
(Ich habe einen Bekannten der in seinem BMW über 100.000km Ford-Öl mit abgesenkter HTHS gefahren ist weil er es mit einem anderen 5w30 verwechselt hat)
Leute die Erfahrung mit Motorenentwicklung haben? Muss da an hartmut denken.
Von einer anderen Person aus dem Motorenbau habe ich in einem anderen Forum mal gelesen (Beitrag jedoch aus 2015) dass die Testläufe gewisser Ölspezifikationen
gar nicht zwingend immer mit dafür freigegebenen Fahrzeugen durchgeführt werden.
Dort aber trotz teilweise grenzwertiger Öldrücke auch bei geringeren Viskositäten im Vergleich zur Sollviskosität gute Ergebnisse erzielt wurden.
Einen gebündelten nicht an eine einzelne Ölberatung gebundenen Austausch jeglicher Art zu dem Thema fände ich sehr spannend weil die Zahl der Gleichgesinnten sehr klein sein dürfte. Auch wenn es nur Gedanken sind.
Ich denke in einem der beiden oben angepinnten Threads würde dieses explizite doch sehr spezielle Thema zu sehr untergehen.
Um es vorwegzunehmen. Ja, ich bin mir dem Risiko das solche Experimente mit sich bringen selbstverständlich sehr bewusst. Aber genau darum sind es ja schließlich auch Experimente.