Ich hab heute an einem meiner Vito Tourer das Getriebeöl gewechselt und gespült. Es ist ein 116 CDI mit dem OM 651 und dem 7G-plus Automatikgetriebe, Laufleistung 72 tkm, davon ca. 8 - 9 tkm mit 2 t Anhänger. Das Getriebe schaltet wie man es vom 7G kennt, völlig normal, weich und kaum spürbar, die Wartung mache ich damit es so bleibt...
Verwendet wurden ca. 12 l MANNOL 8215 ATF MB 236.15 und ein Vaico Expert Kit (Filter, Dichtung, Schrauben etc.).
Am warmgefahrenen Auto Unterbodenverkleidung abgebaut und Getriebeöl abgelassen. Durch die Ablassschraube das Überlaufrohr (hier grün!) mit einem Schraubendreher ausgeklipst, so läuft noch mehr Öl ab. Die Ölwanne demontiert und das alte Ölfilter ausgebaut. Das Öl war als "blaues" Öl noch erkennbar, sonst auch vom Geruch unauffällig. Abrieb am Filter, Ölwanne und dem Magneten deutlich vorhanden.
Das 7G-plus Getriebe hat eine Wandlerablassschraube (M8x1), an diese kommt man nach Demontage der Zusatzölpumpe und drehen an der Kurbelwelle. Das Öl läuft aber erst gut aus dem Wandler, wenn man einen dünnen Schlauch durch die Ablassöffnung steckt, damit Luft in den Wandler gelangt.
Alles gut austropfen lassen, in der Zwischenzeit Unterbodenverkleidung und die Ölwanne gereinigt. Die Ölwannen reinige ich immer mit Bremsenreiniger und Lappen. Dann wasche ich die Wanne mit herkömmlichen Küchen-Fettschmutzreiniger um keine Bremsenreinigerrückstände ins Getriebe zu bekommen. Mit fusselfreien Tüchern und Pressluft wird getrocknet.
Die Dichtflächen der Ölwanne mit feinem Schleifvlies vorsichtig säubern, neuen Filter einbauen und die Ölwanne mit neuem Überlaufrohr, neuer Dichtung und neuen Aluschrauben (6 x M6, 4 Nm + 180°) montieren.
saubere Ölwanne, mit 2 neuen Magneten, neuer Dichtung und neuem grünem Überlaufrohr
Mit neuer Wandlerablasssschraube Wandler verschließen (M8x1, 10 Nm). Die Dichtungen/Verbindung der Zusatzölpumpe kontrollieren und die Pumpe wieder remontieren (3 x M6 Torx, 9 Nm).
Auf der linken Getriebeseite (in Fahrtrichtung) ist die Vorlaufleitung zum Getriebeölkühler, auf der rechten Getriebeseite die Rücklaufleitung vom Ölkühler. Diese Leitung losschrauben und einen Schlauch mit 12 mm innen über die Rücklaufleitung stecken und einen Ölauffangbehälter unterstellen.
Statt der Ablassschraube einen Fülladapter in die Ölwanne einschrauben.
In meine pneumatische Füll- und Entleerpumpe 6 l Getriebeöl eingefüllt und das Getriebe über den Fülladapter befüllt. Wieder 5 - 6 l Getriebeöl in die Füllpumpe gefüllt. Den Motor gestartet und mit der Füllpumpe kontinuierlich Öl nachgefüllt. Die Gänge P/N/R/D je ca. 5 sek. durchschalten. Wenn aus der Rücklaufleitung ca. 2 - 3 l Öl ausgelaufen sind kommt schon das Frischöl. Motor nun abstellen.
Durch das Entleeren des Wandlers bleibt sehr wenig Altöl im Getriebe. Diese Reste und der Rest im Ölkühler werden mit den 2 - 3 l Spülmenge gut entfernt. Man kann diese Spülaktion aber auch weglassen und spart sich ein wenig Öl. Ich wollte es aber optimal machen.
Die Rücklaufleitung wieder anschrauben (M6, 9 Nm). Restliches Öl in das Getriebe füllen und Motor starten. Füllschlauch oder Fülladapter entfernen. Warten bis kein Öl mehr aus der Ablassöffnung kommt. Ablassschaube einschrauben und gut handfest festziehen, alles bei laufendem Motor.
Probefahrt machen damit Getriebe und Wandler vollständig mit Öl gefüllt sind und Luftreste aus dem System verdrängt werden.
Mit Diagnosesoftware Getriebeöltemperatur anzeigen, man muss nach der Probefahrt das Getriebe etwas abkühlen lassen um die 45° Öltemperatur zu erreichen.
Bei laufenden Motor und 45° Öltemperatur Ablassschraube öffnen. Es muss nun ein Ölstrahl aus der Ablassöffnung auslaufen, versiegt der Strahl, bzw. tropft das Öl nur mehr ist der richtige Füllstand erreicht. Kommt kein Öl oder nur ein ganz kurzer Strahl ist zu wenig Öl im Getriebe und es muss aufgefüllt und wieder kontrolliert werden (Ablassschraube M10x1, 22 Nm).
Da ich leider noch keine MB Diagnose besitze, habe ich die Temperatur mit einem Infrarot-Thermometer an verschieden Stellen des Getriebes gemessen und bei im Mittel 40° die Ölmenge überprüft.
Nach der Getriebewartung schaltet das 7G-plus gefühlt noch weicher und sanfter. Das Intervall war sicher richtig gewählt, ich würde diese Vorgehensweise jedem für ein langes Getriebeleben empfehlen....