24.03.2016
Alles anzeigenRockefeller pfeift auf Öl, Gas und Exxon
Sie sind der Inbegriff von Reichtum, der auf Erdöl basiert: die Rockefellers. Nun will der Rockefeller Family Fund seine Exxon-Anteile abstoßen
New York / Wien – Es klingt wie eine Ironie der Geschichte: Die Rockefellers, die mit Erdöl zu Macht und Reichtum gekommen sind, wenden sich nun davon ab. "Wir können nicht mit einem Unternehmen in Verbindung gebracht werden, das dem öffentlichen Interesse anscheinend Verachtung entgegenbringt", heißt es zum Ausstieg bei Exxon, dem Ölkonzern.
Absender war zwar nicht David Rockefeller, der Chef des Clans, aber doch eine mit der Familie aufs Engste verbundene Institution: der Rockefeller Family Fund, eine Stiftung der Familie. Diese ist seit Jahrzehnten in Exxon investiert und will nun diese Anteile schrittweise abstoßen. Auch von Beteiligungen im Bereich Kohle und kanadischer Ölsand werde man sich so schnell wie möglich trennen, hieß es.
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foto: istock
Das Rockefeller Center, ein ausgedehnter Gebäudekomplex im Herzen von Manhattan, ist auch eine Attraktion für viele New-York-Besucher.Schrittweiser Ausstieg
Der Fonds folgt damit dem größeren Rockefeller Brothers Fund, der gut 790 Millionen Dollar (706 Millionen Euro) verwaltet. Die ebenfalls als gemeinnützige Stiftung aufgestellte Organisation hatte im September 2014 angekündigt, sich schrittweise von Investitionen in fossilen Energien zu trennen.
Damit wenden sich die 1940 und 1967 von Familienmitgliedern gegründeten Fonds von den Ursprüngen des sagenhaften Reichtums ab. Ende des 19. Jahrhunderts machte John D. Rockefeller Sr. mit Standard Oil, einem Vorläufer von Exxon Mobile, ein Vermögen, die Familie gehörte zu den reichsten der Welt. Die beiden Fonds sind nicht mit der 1913 von John D. Rockefeller selbst ins Leben gerufenen Rockefeller-Stiftung zu verwechseln.
Existenzielle Bedrohung
Grund für den nun gesetzten Schritt sei die existenzielle Bedrohung, der sich die Menschheit und das natürliche Ökosystem durch den Klimawandel ausgesetzt sähen. "Es ist nicht sinnvoll – weder finanziell noch ethisch –, weiter in diese Unternehmen zu investieren, während die globale Gemeinschaft die Abkehr von fossilen Brennstoffen vorantreibt", wird als Begründung für den Ausstieg genannt.
Ein Exxon-Sprecher zeigte sich wenig erstaunt über den angekündigten Rückzug: "Es ist nicht überraschend, dass sie sich vom Unternehmen zurückziehen, da sie bereits eine Verschwörung gegen uns finanzieren", sagte ein Sprecher dem Sender CNBC. Der Rockefeller Family Fund stelle Mittel für "gezielt irreführende" Berichte über Exxons Forschung zum Klimawandel bereit.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Im November hatte die New Yorker Staatsanwaltschaft gegen Exxon Ermittlungen eingeleitet. Dabei ging es um die Frage, ob der Konzern die Öffentlichkeit und Aktionäre über die Risiken des Klimawandels getäuscht hat. Exxon erklärte damals, auf Geschäftsrisiken über Jahre hinweg unter anderem in Quartalsberichten hingewiesen zu haben.
Die Höhe des Exxon-Anteils oder des Investments in fossilen Brennstoffen führte der Family Fund nicht aus. Exxon-Aktien tendierten am Donnerstag etwas schwächer. Ölkonzerne sind seit Monaten wegen des Ölpreisverfalls unter Druck.
Das Statement schließt mit einem Aufruf: "Es ist überfällig, dass alle Menschen ihre Kräfte bündeln und diesen neuen Weg beschreiten, der den Zusammenhang zwischen der Zukunft der Menschheit und der Gesundheit unseres Ökosystems anerkennt."
Divestment-Bewegung im Aufwind
Anlagen der Kohle-, Erdöl- und Erdgasindustrie geraten zunehmend unter Druck. Geldhäuser wie Bank of America oder Bank Crédit Agricole haben schon früher einen Ausstieg aus Kohle-Investitionen beziehungsweise fossilen Energien beschlossen. Für die bisher größte Aktienumschichtung sorgte eine Entscheidung des norwegischen Parlaments im Juni 2015: Beschlossen wurde, dass der staatliche Pensionsfonds seine Beteiligung an Bergbaufirmen und Stromkonzernen verkaufen muss, deren Kohleanteil am Umsatz bei mehr als 30 Prozent liegt. Inzwischen haben auch Städte wie San Francisco und Seattle in den USA oder Münster in Deutschland ihr Geld aus Kohle-, Öl-, und Gaskonzernen abgezogen oder wollen dies tun, genau wie Brisbane in Australien, Oxford in England oder Örebro in Schweden.
Die internationale Divestment-Bewegung umfasst mittlerweile rund 500 Institutionen, die in Summe knapp 3500 Milliarden Dollar repräsentieren.
Quelle: http://derstandard.at/2000033599233/…l-Gas-und-Exxon