So, endlich durfte das Castrol R aus dem Sorgenkind getauscht und analysiert werden.
Naja, was soll ich sagen. Insgesamt bin ich sehr überrascht und zugleich enttäuscht vom Ergebnis.
Man muss fairerweise sagen, dass die Belastung deutlich höher gewesen ist. Dennoch ist die Einsatzzeit fast 30 Stunden niedriger.
Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt im Vergleich zu vorher (58,7 km/h) nun sehr viel höher bei rechnerisch 81 km/h.
Da der Motor gerade nach dem Wechsel teilweise überdurchschnittlich lange im Leerlauf lief, liegt die bereinigte Durchschnittgeschwindigkeit eher bei ca. 90 km/h.
Kurzstrecken wurden nahezu auf Null minimiert und der Anteil an Hochgeschwindigkeitsfahrten maximiert. Das spiegelt sich auch am Kraftstoffverbrauch wieder, der mind. 40% höher lag.
Fairerweise muss man erwähnen, dass das NDT einen mehrmals gespülten Motor vorgefunden hat. Das Castrol nicht.
Der sichtbare Magnesiumanteil ist meiner Meinung nach auf das Altöl zurückzuführen. Somit wird auch der Verschleiß nicht ganz bei Null gelegen haben.
AR9100:
Ich würde nicht so weit gehen und sagen, es hätte geschadet. Aber gebracht hat es so für mich erstmal nichts. Da stellt sich mir natürlich auch die Frage zum wunderwirkenden Bor..
Da ich noch einiges auf Lager habe, wird es entweder verkauft oder findet seinen Weg in den ein oder anderen Motor. Jetzt ist es jedoch nicht drin.
Kraftstoffeintrag:
Das ist ein erfreulicher Teil. Natürlich habe ich einen geringeren Eintrag erwartet und auch vereinzelt (165 Liter) biofreien Diesel getankt - das entspricht etwa 2100 km im Intervall.
Bei der ersten Analyse wollte ich zum Zustand der Injektoren noch das jetzige Ergebnis abwarten. Scheinbar besteht hier derzeit kein akuter Handlungsbedarf.
Meine Erkenntnis: Kraftstoffeintrag wirkt sich so nicht wirklich auf den Verschleiß aus. Zumindest nicht bis 5%, wenn die Viskosität dadurch nicht total einbricht.
KV100:
Ist deutlich höher und es hat nichts gebracht. Gegen Ruß schon einmal gar nicht. Das Ergebnis ist sichtbar schlechter. Wichtiger Punkt, wie ich finde.
Da ich die Belastungen des Motors vor Augen habe, sage ich natürlich auch nicht, dass die höhere KV am Ergebnis Schuld hat.
Ruß:
Dieser Punkt enttäuscht mich im Grunde am meisten. Durch die AGR-Optimierung übers ganze Intervall habe ich definitiv einen geringeren Rußeintrag als vorher erwartet. Der Verschleiß wurde sicherlich auch dadurch begünstigt.
Meine (überraschende) Erkenntnis: Hohe Belastungen gehen definitiv auch mit erhöhtem Rußeintrag einher. (So wie Aetvyn fährt, scheint die Kombi aus SW und Fahrweise optimal zu sein).
Schlussfolgerung:
Für mich persönlich hat sich das Castrol R für den Einsatz im Diesel nicht bewährt und wird daher auch nicht wiederverwendet. Weder vollsynth, noch Titan, noch 0W sowie hohe KV100 konnten mich hier überzeugen.
Andersherum würde ich jetzt aber nicht behaupten, dass dadurch das NDT zum Nonplusultra mutiert ist.
Irgendwann kommt es auch wieder rein und wird sich einem erneuten Test unterziehen müssen. Vorausgesetzt der Wagen bleibt so lange in meinem Umfeld.
"Enttäuscht" bin ich so gesehen auch, weil ich hier in meinen Augen ein wirklich motorfreundliches Fahrprofil hatte und auf jede Kleinigkeit geachtet habe. Sport-Modus im kalten Zustand, geringe Lasten, langsam und vorsichtig warmfahren usw.
Auch die Geschwindigkeiten sind drehzahltechnisch dank 8HP nicht das Problem; aber ja Last war schon doch höher. Im NDT-Intervall waren viele Sachen "egal". Man ist Kurzstrecke gefahren, wo es sein musste. Hat z.B. auch schon mit 60 Grad Öltemp. auf der Landstraße überholt. Normale Autoverwendung eben, die vielleicht nicht gerade zu 100% OC-gerecht ist.
(An der Stelle meine Bitte an euch: Meine Partnerin darf niemals erfahren, dass "ihr" Ergebnis das bessere gewesen ist, sonst darf ich mir das bis zum Tod anhören )