Bremsflüssigkeit wechseln - Bremssystem entlüften

  • Bei diesem zurückziehen der Kolben könnte unter Umständen auch Luft in den Sattel gezogen werden, wenn dein Flüssigkeitsvolumen im Schlauch nicht ausreicht.

    Das ist logisch, entsprechend wird drauf geachtet dass genau das nicht passiert. Aber man überlege mal wie viel Volumen diese angenommenen 0,2 mm ausmachen, das ist quasi nichts. Das fängt die DOT 4 Säule im Schlauch spielend ab.

    Also bisher konnte ich noch keine Probleme/Nachteile dieser Methode erkennen. Ich würde sogar annehmen dass diese Variante zuverlässiger funktioniert, als sich auf die perfekte Koordination von der Person die im Fahrzeug pumpt und der Person die "immer rechtzeitig" das Ventil schließt, zu verlassen.

    Zumal... in dem Moment wo der Pumper die Position versucht zu halten (wie zuverlässig klappt das?), ist der Druck weg... würde in diesem Moment nicht der Bremskolben bereits wieder die ~0,2mm zurück wandern und entsprechend Luft anziehen? Wäre in dem Fall ein Problem wenn man ohne DOT4 Säule arbeitet.

    Es gibt auch die Gravity Bleed Methode

    habe ich auch schon gehört, machen einige wohl bei der Kupplung, werde ich ggf. auch mal testen da man bei der Kupplung ja nicht ohne weiteres wirklich Druck aufbauen kann. Aber bei den Bremsen konnte ich das bisher nicht beobachten dass sich da von selbst iwas tun würde :überleg:

  • Wenn der Pumpe im Auto das Bremspedal betätigt, bewegt sich der Geberkolben und verschließt die Rücklauf/Nachlaufbohrung welche das System mit dem Ausgleichsbehälter verbindet. Ab diesem Moment ist dein Hydraulischer Kreislauf geschlossen und steht "unter Druck". Erst wenn das Pedal wieder soweit losgelassen wir, dass die Nachlaufbohrung offen ist, ist der Druck weg. Also beim bloßen halten des Pedals auf sagen wir halbem Weg, führt nicht dazu, dass das System den Druck verliert.

    Grüße Steffen :service:

    A Turbo: exhaust gasses go into the turbocharger and spin it. Witchcraft happens and you go faster :flitz:
    - Jeremy Clarkson -

    BMW F87 M2
    2007km - :rav: SSL 0W40
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  • Also beim bloßen halten des Pedals auf sagen wir halbem Weg, führt nicht dazu, dass das System den Druck verliert.

    Das System ist geschlossen weil es durch ein wegabhängiges Ventil im Geberkolben, das war mir nicht bekannt und ich hatte vermutet es könnte druckabhängig sein. Der Druck ist aber sehr wohl auf 0 wenn man das Pedal bei geöffnetem Entlüftungsventil konstant hält. Denn die bewegte Bremsflüssigkeit wurde ja schon aus dem System rausgespült. Daher meine Bedenken bezüglich des vermeintlich druckabhängigen Rücklauf/Nachlaufbohrung Ventils.

    Allerdings bekräftigt das meine Bedenken bezüglich der "Ventil auf -> Ventil zu" Methode. Wenn die Synchronisation beider Parteien nicht 100% korrekt ist und der Pedalbediener den Pedalweg nicht konstant halten kann (im Moment des Schließens des Entlüftungsventils) erachte ich diese Methode bezüglich des potentiellen Lufteintrags riskanter als die Ghetto Methode.

    Ich werde zu gegebener Zeit berichten wie sich die Ghetto Methode so schlägt.

  • Wenn du das Entlüftungsventil aufmachst ist der Druck weg, das ist klar. Das Druckhalten war bei mir drauf bezogen wenn das Pedal gehalten wird auf halbem Weg, dann steht das System unter Druck auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch kein Bremsdruck anliegen sollte.

    Diese Zeichnung von einem HBZ finde ich sehr gut dargestellt, dort sieht man die Verbindung des Kolbens zum Ausgleichsbehälter und wie eben diese Verbindung geschlossen wird, wenn das Pedal betätigt wird.

  • Sehr interessantes Bild, habe ich mir so im Detail noch nie angesehen.

    Demnach dürfte ja erst ab dem hier dargestellten Punkt Druck aufgebaut werden können, bzw. bei offenen Entlüftungsventil Bremsflüssigkeit raus befördert werden.


    Angenommen man betätigt das Bremspedal bis hierhin und lässt es anschließend wieder los:

    Im Bild bzw. der Theorie nach dürfte das im Fall der Ghetto Methode dafür sorgen dass X ml DOT4 rausgedrückt werden und beim Loslassen des Pedals die gleiche Menge X wieder angesaugt werden, demnach wäre die Methode wirkungslos.

    Wenn man nun aber das Ventil immer öffnet/schließt, dann würde das Schließen des Entlüftungsvnetils dafür sorgen, dass das Bremspedal nicht wieder zurück geht, weil man zuvor DOT4 aus dem Kreislauf entnommen hat und nun quasi ein Unterdruck entsteht, ohne dass DOT4 nachfließen kann.

    Die Praxis zeigt aber dass es schon irgendwie geht, also dass die Bremsflüssigkeit trotzdem irgendwie vom Reservoir in die Bremsleitung kommt.

    ist das Bild ggf. nicht ganz vollständig?

    Ich hoffe meine Gedankengänge sind in etwas nachvollziehbar, sonderlich präzise sind sie noch nicht beschrieben :whistling:

  • Beim loslassen des Pedals: Aufgrund der Kompressibilität der Bremsbeläge, Dehnung der Schläuche und der erwähnten Ausführung der Bremskolbendichtungen verkleinert sich das Volumen im vom Geberkolben abgesperrtem Bremskreislauf ein klein wenig. Das saugt eine kleine Menge Bremsflüssigkeit aus dem Schlauch zurück. Sollte die bereits abgeflossen sein, oder befinden sich dort Luftblasen, gelangt Luft ins System.

    Steht der Schlauch senkrecht und enthält keine Luftblasen, kann die Ghetto Methode aber funktionieren.

    Die Schwerkraftmethode kann auch funktionieren. Aber hier würde ich nicht darauf vertrauen, dass wenn man das System lediglich öffnet, auch genau das passiert was man möchte.

    Kürzlich habe ich mit der klassischen Methode Flüssigkeit gewechselt. Mit der Besitzerin, also einem totalen Laien am Pedal. Diese Person muss mit dem Kommando "auf" sagen dass Druck am Pedal anliegt, und "zu" dass wenige cm zurückgelegt sind. Nach etwas Übung lief das super, und nicht viel langsamer als der kontinuierliche Prozess mit einem Entlüftgerät. Räder abmontieren und so ist dabei der größte Zeitaufwand.

    Mazda RX8 ロータリーエンジン - Rōtarīenjin

    Motor: :ams: XL 10W-40
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    Achsgetriebe: :ams: Severe Gear 75W-90

  • Räder abmontieren und so ist dabei der größte Zeitaufwand.

    Hier in der Umgebung kostet nen Bremsflüssigkeitswechsel ca. 50€. Der Reifenhändler, der sowieso im gleichen Zug die Reifen erneuert, sprich die Reifen sind eh schon demontiert, will dann aber weiterhin 50€ für den Bremsflüssigkeitswechsel haben :|

    Ist das normal dass sowas nicht berücksichtigt wird? Oder lohnt es sich mal bei nem anderen Reifenhändler anzufragen?

    Also mein Angebot belief sich auf:
    -4x Falken AS210 205/45 R17 + Montage = 430€
    -DOT4 Wechsel 50€
    -Spureinstellung 70€
    =550€

  • 50€ sind ja mit Steuer bei den üblichen Stundensätzen grob ne gute halbe Stunde. Wenn die Räder eh schon runter sind, geht das mit gutem Gerät viel schneller. Aber ich denke hier handelt es sich um einen Fixpreis und keine Arbeit nach Aufwand. Ob das andere so machen? Fragen kann man natürlich. Für den Wechsel an sich 50€ bezahlen, ist völlig ok.

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  • würde ich auch sagen, dass 50€ echt in Ordnung ist. Bei einem Auto mit ABS muss ja auch noch das ABS angesteuert werden, meist mittels Tester, da läppern sich dann schon n paar Minuten zusammen

    Grüße Steffen :service:

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  • Bei einem Auto mit ABS muss ja auch noch das ABS angesteuert werden, meist mittels Tester

    und das wird wirklich so gemacht?

    Der Peugeot Händler hier kann die Peugeot Software nicht bedienen, also wird das da mit dem Ansteuern des Abs nichts. Und ob die Reifenhändler sich darum scheren bezweifle ich auch.

    Da werden vermutlich einfach 4*100ml abgelassen und nach 5min ist der Spuk vorbei und der 50€ Wechsel ist vollbracht.

  • Ob das tatsächlich so gemacht wird weiß ich nicht. Bei YAMAHA bspw. steht es ganz klar in der Serviceanweisung drin. Bei Kunden welche den Wechsel dann immer ignoriert haben, wars nicht selten der Fall, dass der ABS Block einfach stumpf festgerostet war.

    Daher lohnt es sich auch immer mal in den ABS Regelbereich reinzubremsen, damit die Regelventile sich bewegen.

    Grüße Steffen :service:

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  • Daher lohnt es sich auch immer mal in den ABS Regelbereich reinzubremsen, damit die Regelventile sich bewegen.

    Wollte ich gerade sagen, mache ich 1x pro Jahr :thumbup:

    Was mich nur sehr verwundert, beim Peugeot kann man trocken wie nass super easy ins ABS rein bremsen, beim Honda gelingt das im trockenen aber nur sehr schwer.... dafür braucht man da eig. schon >3bar auf den Rädern damit das was wird. Dabei ist die Bremswirkung beim Honda gefühlt nicht schwächer als beim Peugeot, nur das ABS kommt halt viel viel später.

  • Gestern beim Golf die Brems- und Kupplungsflüssigkeit gewechselt.

    Das Entlüftungsgerät zuerst entlüftet dann am Ausgleichsbehälter angesteckt, eingeschaltet und auf 2 bar eingestellt.
    Etwas mühsam war, daß ich zum Wechseln jedes Rad einzeln anheben und abbauen musste. Früher wurde HR, HL, VR, VL entlüftet oder gewechselt und jetzt beim Golf VL, VR, HL, HR.
    Nippel gingen alle auf, nachdem sie ein kleinen Schlag mit dem Hammer bekommen haben.

    Die Nippel wurden nach dem Entlüften mit WD 40 geflutet bevor die Schutzkappen wieder drauf kamen.
    Austretende Bremsflüssigkeit wurde mit Wasser neutralisiert.

    Alles in allem habe ich ca. 2 Liter durchgepumpt.

    W205 C400 / Golf VII GTI TCR / Golf VII 1,6TDI / Golf VII 1,5ACT

  • Sehr schön.
    Hätte auch gerne so ein Gerät ist mir nur zu teuer für alle 2 jahre.
    Habe so ein EeziBleed das mit dem Reifendruck funktioniert, ist mir mittlerweile aber etwas zu blöd damit und überlege nun es umzubauen mit einem Druckluftnippel für den Kompressor. Oder doch gleich ein Gerät mit Handpumpe?

    Weiß jemand wo es solche Druckluftkupplungen/Verbinder günstig gibt? Also dass ich den Schlauch vom Kompressor an da Eezibleed anschließen kann.

  • Bei einem Auto mit ABS muss ja auch noch das ABS angesteuert werden, meist mittels Tester

    und das wird wirklich so gemacht?

    Ich antworte mal selbst:
    Der örtliche Reifenhändler jagt da einfach neue Bremsflüssigkeit durch, aber der ABS Block wird nicht angesteuert. Ich behaupte mal das wird fast keine Werke machen, insbesondere nicht die Freien.

    Daher mein Rat an jeden der nen Wechsel machen lässt:
    Davor und danach ins ABS Bremsen.

  • Daher mein Rat an jeden der nen Wechsel machen lässt:

    Davor und danach ins ABS Bremsen.

    Diese Aussage möchte ich mal zur Diskussion stellen.

    Wenn ich weiter drüber nachdenke, kann man sich die ABS Bremsung VOR dem Wechsel sparen, oder nicht?

    Ich gehe davon aus dass die Ventile des ABS Blocks während der Inaktivität geschlossen sind, sprich dass sich die Flüssigkeit im Block nie mit der sonstigen Flüssigkeit misch, solang das ABS nicht arbeitet, korrekt?


    Szenario: ABS wird nie benutzt, nur ~1x im Jahr zur bewussten Aktivierung des Systems.

    Wo wird am meisten Wasser gezogen? -> Ausgleichsbehälter + Gummischläuche. Also sollte tendenziell im sonstigen Kreislauf ein höherer Wassergehalt als im ABS Block vorhanden sein, richtig?

    In dem Fall wäre es sinniger, erst nach dem DOT4 Wechsel ins ABS zu bremsen, sehe ich das richtig?

  • Heute wollte ich die Bremsflüssigkeit mit der OilBox wechseln.
    Was in der Theorie als einfache Angelegenheit anmutet, stellte sich in der Praxis als unmöglich durchführbar heraus.

    Die Vorbereitungen waren simpel: Rad demontieren, Ausgleichsbehälter leer saugen, Nachfüll-Flasche auf den Behälter, und Ringschlüssel sowie Schlauch auf den Nippel setzen.

    Bis hier hin verlief alles reibungslos.
    Nun die Pumpe saugen lassen und den Nippel öffnen...

    Nur irgendwie kam da nicht wirklich was. Nippel weiter geöffnet...Gewinde zur Abdichtung mit Fett bestrichen...es schlürfte weiterhin nur sehr minimal.

    Keine Chance.
    Die Pumpe hatte nur den Sattel und die Leitung langsam leer geschlürft. Die Flasche auf dem Behälter blieb voll, es lief nichts nach.
    So hatte ich mir das ja nun nicht vorgestellt. Normal sollte die Flüssigkeit sauber durch das System gesaugt werden.

    Keine Ahnung woran es im Detail liegt, dass die Flüssigkeit nicht nach läuft, doch mein Bremssystem scheint für die Saug-Methode mehr als ungeeignet zu sein.

    Mein Problem war nun, dass ich massig Luft im System hatte und das Pedal entsprechend null Druck aufbaute.
    Also sehr vorsichtig nur mit der Handbremse zur ersten Werkstatt gefahren. Die hatten heute aber keine Zeit mehr dafür.
    Ab zur nächsten Werkstatt, die konnten mich zum Glück zwischenschieben und dort wurde nach einer halben Stunde Wartezeit das Bremssystem entlüftet.
    Eigene Bremsflüssigkeit war leider nicht möglich, daher habe ich jetzt laut Aussage DOT4 Plus drin, weil es bei Mercedes angeblich zwingend diese sein muss. Das ist natürlich totaler Quatsch, doch ich wollte mit dem Chef nicht diskutieren und war in der ziemlich bescheidenen Situation froh, dass sie überhaupt Zeit hatten.

    Der Spaß hat mich dann 50€ ohne Rechnung gekostet. Er hatte mir beides angeboten, mit oder ohne.

    WICHTIG
    Wenn man sich nicht zu 100% sicher ist, dass die Saug-Methode bei seinem Fahrzeug funktioniert, rate ich dringlichst davon ab. Dann lieber ein Druck-Gerät kaufen, oder es direkt in der Werkstatt machen lassen.

  • Muss dann irgendwo Luft gezogen haben? Was ebenfalls merkwürdig ist, weil wo?
    Aber irgendwo muss die Luft ja her kommen, bei Unterdruck kann die ja nur von außen kommen?

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  • Es könnte gut möglich sein, dass auch das gefettete Gewinde nicht richtig dicht war.

    Mir scheint mittlerweile, der Unterdruck ist zudem nicht kräftig genug.
    Per Überdruck liegen oben am Behälter ja zwischen 1,5 - 2 bar an, und diese Kraft wird die OilBox wohl nicht als Unterdruck erzeugen können.

    Ich hoffe jetzt noch, dass ich mir den HBZ und/oder BKV bei dieser Aktion nicht ruiniert habe. Das Pedal hatte ich beim fahren aus Reflex paar mal durchgedrückt. :roey: