Beiträge von Silver_Surfer

    Hallo Remco,

    d.h. Du hast einen 996? War der 3te Kühler serienmäßig? Den habe ich mir für mein 997 3,6 auch nachgerüstet. Weiterhin habe ich ein LTT drin und nutze auch das Mobil1 FS X2 5W-50.

    Als Wasserpumpe habe ich die normale, die vom Turbo dreht meines Wissens schneller und fördert so mehr Wasser durch den Motor. Ich als Laie kann aber nicht bewerten, ob somit ein höherer Wärmeübergang erzeugt wird. Ich hätte zumindest Bedenken, dass die Förderung bei hohen Drehzahlen ggf. so hoch ist, das Kavitation entstehen kann?

    Das LTT (Low temparature thermostat) hat nach meiner Einschätzung eher eine geringe Wirkung, ich weiß aber auch nicht, wie häufig so ein Thermostat im Normalbetrieb regelt. Ich denke es ist einfach früher offen und verhindert mögliche früh auftretende Wärmenester (wenn diese denn überhaupt auftreten ;) und dann gibt es im geöffneten Zustand keinen Unterschied mehr zum normalen bei ca. 80 Grand öffnenden Thermostat.


    Genau wegen des Motoröls und möglicher Additive, die unseren Motor noch besser schützen können, habe ich hier in diesem Forum gepostet. In den US Amerikanischen Foren wird viel über Molybdän als guter Zusatz gesprochen, da es die Paarung Alu / Alu von abgenutzem Kolben und Zylinderlauffläche besser schützen soll. Unser Öl Mobil1 FS X2 5W-50 hat jedoch nur geringe Molybdän Zusätze, da das die Porsche A40 Spec auch gar nicht erlaubt.


    Danke dass Du mit Deiner Antwort meine Gedankengänge stützt und allzeit gute Fahrt mit Deinem Porsche!

    Beste Grüße,

    Markus

    Hallo Zusammen,

    vielleicht haben ja die Tribologen und Werkstoffspezialisten unter Euch Lust hier mitzudiskutieren?

    EddyF. wir können die Frage aber gerne verallgemeinern bzw. anders formulieren: Welches ist das beste Additiv für Verschleißschutz für den 3,6 l (M96.05) bzw. 3,8 l (M97.01) Motor?

    In amerikanischen Foren wird Molybdändisulfid (MoS2) z.B. von LN Engineering gefeatured. Dieses Verschleißadditiv würde sich insbesondere für Aluminium eigenen, da sich das Molybdändisulfid (ist das eigentlich ein Feststoff? Im Internet wird es als "solid lubricant additiv" bezeichnet...) in mehreren Schichten auf das Aluminium legt.

    Was ist Eure Meinung?

    Beste Grüße,

    Markus

    Moin Eddy,

    In meinem (zugegebenermaßen viel zu langen) Text fragte ich:

    ...

    Mit welchem Öl und insbesondere Additiv kann die Paarung "Schmiedekolben mit Ferroprint" und "Lokasil Zylinderlaufbuchse im Zustand

    a) Es sind noch keine Beschädigungen vorhanden am besten unterstützt werden?

    b) Die Ferroprint Beschichtung beginnt sich abzulösen, so dass es stellenweise zu einer Alu zu Alu Reibung kommt. Welche Additive können den vollständigen "Kolbenkipper" bzw. -fresser hinauszögern?

    Beste Grüße,

    Markus

    Hallo Eddy,

    Deine Frage kann ich Dir leider nicht beantworten, ich habe mir nur Wissen zum M96/97 angelesen.

    Ich weiß aber, dass der 997.2 eine Neukonstruktion des Saugmotors bekommen hat:

    - Alusil statt Lokasil

    - Closed deck statt open deck

    - Keine Zwischenwelle mehr

    Die Turbos hatten auch schon beim 996 und 997.1 eine eigene Konstruktion, zu der ich aber eben nichts sagen kann.

    Hast Du ne Idee zum passenden Öl für die verschiedenen Betriebszustände? Welche Additive wären hilfreich?

    Beste Grüße,

    Markus

    [Fortsetzung des obigen Artikels]

    Bevor die Frage angegangen wird, wie man Bore Scoring verhindern / hinauszögern kann, noch ein Versuch weitere Ursachen und Einflussgrößen einzukreisen:

    • Es könnte sein, dass eine zu hohe Temperatur an den Zylindern / an den Kolben eine Einflussgröße darstellt. So könnte das von Porsche empfohlene 0W40 Öl die Seitenkräfte nicht mehr aufnehmen und die Reibpartner nicht mehr voneinander trennen. Das Kühlwasser, dass die Zylinder umströmt, wird in zwei großen Frontkühlern links und rechts gekühlt. Die Einströmöffnung in der Stoßstange ist recht tief über dem Straßenniveau und frei zugänglich, so dass hier wie ein Staubsauger Blätter und Dreck in die Kühler eindringen kann. In der Tat ist bekannt, dass die Kühler schnell verschmutzen und durch zusätzliche Feuchtigkeit eine korrosionsfördernde "Dreckmasse" vor den Wasserkühlern sitzt. Zugesetzte Kühler könnten den Wärmeaustausch drastisch behindern und so zu einer erhöhten Temperatur in den Zylindern beitragen.
    • Warum ist die rechte Bank 2 (Zylinder 4,5 und 6) anfälliger? Ein Unterschied zur Bank 1 ist der ungünstige Offset der Kolbenbolzen. Dies bedeutet eine Deachsierung des Kolbenauges aus der genauen Mittellage. (Aus Wikipedia: Infolge der Deachsierung wechselt der Kolben die Anlageseite bereits vor dem OT, wenn der Kompressionsdruck erst im Aufbau ist. Das verringert den Verschleiß des Kolbens und reduziert die Motorgeräusche.) Aus Spargründen wurde nach meinem Infostand nur ein Kolbentyp für alle 6 Zylinder hergestellt. Bei Bank 1 wirkt die Deachsierung genau in die richtige Richtung, bei Bank 2 aber genau falsch und bewirkt die Erhöhung des Verschleißes!
    • Warum ist der 6te Zylinder am ehesten betroffen? Wohlmöglich erreicht ihn das Kühlwasser als letzten Zylinder und ist bereits beim Durchfließen von anderen Zylindern (wahrscheinlich 4 und 5, wie die Kühlkanäle genau verlaufen weiß ich nicht) stärker erwärmt und kann daher weniger Wärme abführen. Das ist für sich allein genommen ein normaler Effekt, da Kühlwasser immer eine Fluss Richtung durch einen Motor hat. Weiterhin ist oberhalb des 6ten Zylinders außen am Motor der Ölkühler montiert, der für einen weiteren Wärmeeintrag an dieser Stelle ins Motorgehäuse sorgt.
    • Die Zylinder sind als open deck ausgeführt und stützen sich daher nur mit der Zylinderkopfdichtung ab. Zudem sind die Zylinderwände durch die zunehmende Hubraumvergrößerung immer dünner geworden, so dass man im Internet viele Stelle finden kann, in denen eine zunehmende Ovalität der Zylinder beschrieben wird (meines Wissens ist das eine "Balligkeit", also dass der Zylinder die Form einer Tonne annimmt). Ist ggf. die hohe Temperatur eine Ursache hierfür, so dass das Aluminium sich zu verformen beginnt? Wie hierdurch jedoch der Laufflächen Verschleiß zustande kommt, kann ich nicht erklären....

    Wie Superbernie schreibt "insgesamt ist der wassergekühlte Porsche 6-Zylinder Boxer Motor wohl nicht so ein großer Wurf geworden." Es lässt sich nicht die eine (Haupt)Ursache für die Laufflächenschäden der Porsche Lokasil Motore ausmachen. Durch die ständige Leistungssteigerung vom 996 3,4 l mit 300 PS bis hin zum 997.1 mit 3,8 l und 355 PS wird der M96 / M97 Motor eher in einem Bereich mit wenig Sicherheitsreserven betrieben. Ich würde drei große Ursachenbereiche definieren wollen, die in ihrem Zusammenwirken das tribologische System in einen instabilen Zustand versetzen können:

    1. Die grundlegenden technischen Unzulänglichkeiten der Konstruktion, die in den Sparmaßnahmen der Porsche AG begründet liegen. Zum Zeitpunkt der Konstruktion in den1990er Jahren, war Porsche kurz vor der Insolvenz.
    2. Schwankungen im Gieß- bzw. Montageprozess. Silikonpartikel im Pre-Preg sind ggf. unterschiedlich stark im Aluminiumguss gebunden. Das Kolbeneinbauspiel unterliegt ggf. Schwankungen.
    3. Externe Ursachen wie z.B. Nutzer- und Umweltbedingungen: Häufigkeit der Ölwechsel, Warm- und Kaltfahren, etc.

    Zu 1) schweigt Porsche leider und hat auch nicht von sich aus ein Angebot für ein optimiertes Reparaturvorgehen an seine Kunde gemacht. PZ-Kunden mit gültiger Garantie bekamen ggf. einen neuen Motor eingebaut, der aber wieder alle konstruktionsbedingten Schwachstellen besitzt und nach entsprechender Laufleistung erneut einen Schaden aufweisen kann.

    Externe Firmen wie Hartech in UK, oder LN-Engineering in den USA haben das Potential entdeckt und bieten optimierte Lösungen in einer Kleinserien-Umgebung an. Alles notwendige Wissen mussten sie sich selbst erarbeiten, Porsche hat hier kaum unterstützt! Wegen eines anderen Problems, die Lagerung der Zwischenwelle (engl. IMS Bearing) wurde Porsche in den USA in einer Sammelklage verurteilt. Aus meiner Sicht mit Recht, da das Lager in einigen Modellen deutlich unterdimensioniert war! (Single Row Bearing, hier hatten die Controller offenbar das Sagen über die Ingenieure!).

    Viele, die viel Geld für eine Reparatur der Zylinderlaufflächen ausgegeben und zusätzlich alle Maßnahmen zur Vermeidung von Bore Scoring eingehalten haben, würden sich sicherlich auch hier eine Sammelklage wünschen. Aus meiner Sicht trägt Porsche bzw. seine Zulieferer eine deutliche Schuld, aber nach deutschem Recht und den dargestellten multifaktoriellen Ursachen, ist deren Feststellung ein schwieriges Unterfangen.

    Hi All,

    ich habe mir als Laie wohl etwas zu viel vorgenommen, ein "Kompendium" zum aktuellen Wissensstand der M96.05 Motore zu schreiben.... Gerade habe ich noch ein Paar Infos zum Reibpartner Kolben und deren Beschichtung hinzugefügt. Sicherlich schreibe ich zukünftig hier weiter, bzw. freue mich über Kommentare und Ergänzungen oder Korrekturen!

    "Long story short" und um auf den Beitrag von Stroky zurückzukommen: Mit welchem Öl und insbesondere Additiv kann die Paarung "Schmiedekolben mit Ferroprint" und "Lokasil Zylinderlaufbuchse im Zustand

    a) Es sind noch keine Beschädigungen vorhanden am besten unterstützt werden?

    b) Die Ferroprint Beschichtung beginnt sich abzulösen, so dass es stellenweise zu einer Alu zu Alu Reibung kommt. Welche Additive können den vollständigen "Kolbenkipper" bzw. -fresser hinauszögern?


    Beste Grüße ins Forum,

    Markus

    Hi Zusammen,

    der Wagen ist 17 Jahre alt und hat insgesamt 78 tkm gelaufen. Das analysierte Öl war aber nur für 2 Jahre und 2.870 km drin. Der Porsche ist mein Zweit-Wagen und wird nur bei gutem Wetter, vornehmlich im Sommer bewegt. Fahrprofil ist mind. 50 km, Landstraße, BAB, wenig Stadt. Ich fahre immer vorsichtig (zw. 2000 - 3000 Umdrehungen) warm, bis 90 C Öltemperatur. Ab und an gibts bei freier Bahn auch mal 250 km/h, ansonsten ist der herrschende Verkehr das Limit.

    Wenn ich die absoluten Werte mal auf 10 tkm hochrechne, sehen die Mengen ja ganz anders aus:

    Eisen 21

    Aluminium 7

    Kupfer 28

    Silizium 10

    Wäre das noch ein normaler Verschleiß?

    Ich habe mal in anderen Porsche-M96-Motor-Gebrauchtölanalysen geschaut, da liegt der Kraftstoffeintrag so um 0,5 %. Ob folgendes Verhalten dazu beiträgt?

    Meine Garage ist hinterm Haus, der Weg dorthin ca. 50 m. Wenn ich rückwärts rausfahre, brauche ich so 1 min, dann schließe ich das Tor, hole ggf. noch etwas aus dem Haus / warte auf meine Frau und dann gehts los. Die ganze Prozedur dauert ca. 3-5 min. Ich höre dann manchmal, dass sich die Leerlaufdrehzahl runterreguliert, der Wagen wahrscheinlich aus der angefetteten Startphase runterregelt.

    Dann noch eine weitere Frage zum Kraftstoffeintrag: Ist hier nicht die letzte Fahrt maßgeblich? Ich kann davor 200 km mit 140 km/h über die BAB düsen, dabei habe ich ca. 95-100 Grad Öltemperatur. Dann müsste der Eintrag doch größtenteils verdampft sein. Ist meine letzte Tour danach dann aber nur 30 km lang, ist der Eintrag dann erhöht?

    Im großen und ganzen, nach zwei Öltest, Einarbeitung ins Thema und Euren fachkundigen Ratschlägen, bin ich jetzt ziemlich beruhigt, was meine Motor-Gesundheit angeht. Später kann ich noch Bilder vom aufgeschnittenen Ölfilter hochladen.

    Danke für Euer Feedback zu meinen letzten Fragen und beste Grüße,

    Markus


    Eisen 21
    Aluminium 7
    Kupfer 28
    Silizium 10

    Hallo Zusammen,

    vor 2 Jahren hatte ich hier schonmal eine Ölanalyse gepostet, die Ihr als unauffällig eingestuft habt. Hier nun meine aktuelle Analyse. Ich muss sagen, dass Ölcheck hier super schnell gearbeitet hat: Am Donnerstag ist die Probe bei Ihnen angekommen, am nächsten Tag hatte ich das Ergebnis per Mail! (Ob die hohen Kosten für das AMAZON-Set gerechtfertigt sind, kann ich nicht beurteilen, da ich die Komplexität der Prüfverfahren nicht kenne.)

    Meine Porschewerkstatt hat mir wieder auf Wunsch das Mobil 1 5W50 eingefüllt, wobei ich nicht weiß, welches genau. Ich gehe davon aus, das was aktuell ist, also Mobil 1™ FS x1 5W-50 nach meinen Recherchen. Es gibt wohl auch noch ein x2, Unterschiede sind mir nicht bekannt. Zu beachten ist die geringe Laufleistung des Öls von knapp 3 tkm in 2 Jahren, normale Fahrt inkl. 3 Runden Nürburgring :zwinker:

    Was mir wieder auffällt, ist das die Heißviskosität wieder in der SAE Klasse 40 gelandet ist. Vorher hatten wir das erklärt, dass noch 0W40 Restöl z.B. im Ölkühler verblieben ist. Ist diese Reduktion normal? Oder ist das Öl nicht besonders scherfest? :überleg:

    Danke für Euere erneute Einschätzung! Neben den absoluten Werten ist sicher auch noch das Motorkonzept zu beachten (das ich als interessierter Laie in einem anderen Bereich hier beschreiben möchte....). Der Motor besteht überwiegend aus Aluminium, mit einer Silizium Lauffläche (lokales Alusil), die eisenhaltige Kolbenbeschichtung (Ferrostan) neigt bei höheren Temperaturen zum "flaken", so dass mir diese Werte besonders interessant erscheinen.

    Beste Grüße aus Düsseldorf,

    Markus

    Hallo Superbernie,

    guter Punkt, zu dem wäre ich noch gekommen! Ich würde noch folgendes in den Artikel mit aufnehmen:

    - Zylinderfestigkeit: Material, Wandstärke und open Deck, wird oval

    - Kühlsituation in Bank 1 und Bank 2, in Verbindung mit vorne liegenden Wasserkühlern und der Verschmutzungsgefahr, Ölkühler liegt in Bank 2 über dem 6ten Zylinder

    - Kolben: geschmiedet = größere Einbauspiele, nur eine Kolbenbauart für beide Bänke, für Bank 1 wurde der Pin versetzt = ruhigerer Lauf, für Bank 2 wirkt das genau entgegensetzt. (Kenne den Fachbegriff für diese Deachsierung jetzt nicht....), Beschichtet mit einer eisenhaltigen Schicht (Ferrostan, oder Ferroprint???), kommen von Mahle???, Diese löst sich ab oder wird abgerieben?

    - Mögliche Wirkungsketten bis zum Kolbenkipper

    - Möglichkeiten die Wirkungsketten abzumildern oder sogar zu eliminieren: 3ter Kühler, Low-Temp-Thermostat, Warmfahren, Niedrige Drehzahlen vermeiden, .... bis hin zur finalen Frage: ....

    - Finale Frage: Was kann man mit welchem Öl in welchem Zustand erreichen?

    Weitere Ideen, Themen sind gerne willkommen! Ich würde meinen Ursprungs-Thread immer wieder erweitern.

    Beste Grüße,

    Markus

    Hallo Zusammen,

    ich versuche mal den Motor in meinem 997 Coupé zu beschreiben und auf mögliche Problemstellen hinzuweisen. Daher beziehe ich mich auch hauptsächlich auf den in meinem Wagen verbauten Motortyp M96.05. Bin nur technisch interessierter Laie mit "halben" Maschinenbau Ing. Studium. (Die andere Hälfte war BWL ;.)

    Bei dem 325 PS starkem Motor mit der Kennung M96.05 handelt es sich um einen Ottomotor mit Einspritzung und Wasserkühlung. Der Ottomotor erzeugt aus seinen 3,6 Liter Hubraum eine Leistung von 239 kW (325 PS).

    Verweis: Sein leistungsgesteigertes Pendant (größere Bohrung) ist der M97.01 er erzeugt aus 3,8 Liter Hubraum eine Leistung von 261 kW (355 PS) und hat ein maximales Drehmoment von 400 Nm.

    Beide sind Boxern Sechszylinder mit 24 Ventilen (4 Ventile pro Zylinder). Der Motor wird wie beim 911er üblich als Heckmotor verbaut und in der Modellreihe 997.1 (Vor Facelift bis ca. 2008).

    Der Motor ist durch seine Probleme in der Haltbarkeit der Oberflächen der Kolben / Zylinderwand-Paarung bekannt. Diese lassen sich bisher aus externer Sicht nur mutmaßlich erklären, nur Porsche besitzt wahrscheinlich die ganze Statistik und kennt die Zusammenhänge besser. Nicht einfacher für eine Erklärung der Einfluss Faktoren ist die Tatsache, dass manche Motore bereits bei 30 tkm Kolbenfresser aufweisen, andere erst bei 200 tkm. Das lässt vermuten, dass das tribologische System in bestimmten Grenzen / Betriebszuständen stabil ist, bei Änderung einer/mehrerer Variablen aber instabil und fehleranfällig wird. Welche Variablen das sein können, wird später noch dargestellt.

    Bei dem M96.05 handelt es sich um den berüchtigten "Lokasil" Motor: Lokales Alusil. Das war vom Hersteller (Kolbenschmidt / Pierburg?) eigentlich eine geniale Idee. Nur die Zylinderlaufflächen sollten aus der harten Silizium-Aluminium-Legierung bestehen, alle andere Teile aus Alu-Legierung, die sich so leichter und kostengünstiger bearbeiten lassen. Die Silizium-Aluminium Laufflächen im Zylinder wurden durch einlegen von Silizium-Pre-Pregs vor dem Gießvorgang dargestellt. Sie bestehen aus Silizium Kristallen, die "irgendwie" in einer Form gebunden sind (wahrscheinlich mit Harzen) und das was bindet löst sich unter Hitze beim Gießen auf. Ich gehe mal davon aus, dass sich die Lauffläche ansonsten wie eine aus Alusil verhält, aber es ist unklar, ob die lokalen Silizium Partikel gleich fest eingebunden sind, wie bei Alusil (hypereutektische Silizium-Legierung, aus der der gesamte Motor besteht, die Silizium-Kristalle lagern sich auf den Laufflächen ab. Das Alu wird leicht weggeätzt und die Sil-Partikel bilden die Lauffläche.) Unbekannt, ob noch gehont werden muss. Ich stelle mir die Sil-Partikel als zu spitz vor und gehe davon aus, dass nach dem Ätzen auch nochmal gehont wurde. Oder das Einlaufen reicht und die Kolbenringe erzeugen dann die abgeflachten Silizium Kristalle?).

    Wie es Porsche schon bei den luftgekühlten Boxermotoren vorgemacht hat, werden die Hubräume von Generation zu Generation vergrößert. Porsche hat die Grundgußform für die ersten wassergekühlten Motore für den 986 Boxster und 996 911er von 2,5 l (M96.20) bis zum 997 911er S auf 3,8 l (M97.01) stetig erweitert. Dazu wurde die Bohrung immer wieder vergrößert, was bei gleichgroßem Motorgehäuse zu immer dünneren Zylinderwänden führte. Weiterhin sind die Zylinder als "open deck" ausgeführt, sind oben also nur über die Zylinderkopfdichtung abgestützt. In der Literatur / Internet ist zu lesen, dass dies zu ovalen Zylinder führt, die ggf. einen Einfluss auf die Problematik des Laufflächen-Verschleißes ("bore scoring") haben. Der 3,6er und insbesondere 3,8er haben also die dünnsten Zylinderwände. Dies wird gerne als Argument herangeführt, dass beim 3,8er dieses Problem am häufigsten auftreten soll. Generell sind wenig bis keine statistischen Daten über die Häufigkeit vorhanden, aber wenn der 3,8er absolut häufiger bore scoring aufweist, dann liegt das meiner Meinung nach daran, dass ca. 3/4 der 997 in der S Version mit dem 3,8er geordert wurden.

    Baz Hart von Hartech in UK führt noch aus, dass Porsche bzw. der Gußhersteller die Aluminium Gußlegierung, mutmaßlich mit dem 3,6er, geändert hat. Ab dem 3,6er im 996 wird das Lokasil II verfahren eingesetzt, bei dem die Siliziumkristalle größer sind, um eine erhöhte Steifigkeit zu erreichen. Damit soll das "D-Chunk" Problem beim 3,4er und kleiner adressiert werden. Dort haben sich oben am Zylinder Ausbrüche gezeigt, die häufig die Form eines "D"s hatten. Über dieses Ausbrechen ist beim 3,6/3,8er tatsächlich kaum noch etwas zu lesen.

    Allerdings verursachen die größeren Siliziumkristalle beim Rausbrechen aus der Matrix während des Betriebs d.h. der Kolbenhubbewegung nun ggf. das Verschleißproblem, da sie größer als das Kolbeneinbauspiel sein können. Klingt logisch und Hartech ist eine der wenigen Firmen am Markt, die die Probleme der M96-Motoren intensiv und annähernd wissenschaftlich untersucht haben.

    Hier kommt nun die zweite Komponente ins Spiel: Der Reibpartner der Zylinderlaufbahn, d.h. der Kolben. Nach meinem Wissensstand sind alle Motore bis 3,4 l Hubraum mit gegossenen Alukolben bestückt. Die höheren Verbrennungsdrücke im 3,6 und 3,8 l haben jedoch geschmiedete Alukolben notwendig gemacht. Diese besitzen im Gegensatz zu gegossenen Kolben positive Eigenschaften, insbesondere eine höhere Haltbarkeit. Diese wird jedoch zum Preis der schnelleren Wärmeausdehnung erkauft, weshalb geschmiedete Kolben ein größeres Einbauspiel als gegossene besitzen müssen (Der Spalt um den Kolben herum zur Zylinderwand, in der Größenordnung hundertstel mm). Hieraus lässt sich die Empfehlung ableiten, den Motor langsam und bei mäßiger Last (bis ca. 3000 Umdrehungen) warm zu fahren, bis sich die gesamte Masse des Motorblocks und der Kolben auf eine gleichmäßige Motortemperatur erwärmt haben. Maßgeblich ist hierbei die Öltemperatur, die um die 90 Grad anzeigen sollte, bevor der Motor höher belastet wird.

    Nicht nur die Herstellung der Kolben (geschmiedet) sondern auch deren Beschichtung weicht beim 3,6/3,8 l Motor ab: Diese sind nicht mehr Ferrostan beschichtet sondern mit Ferroprint. Ferrostan wurde galvanisiert und stellte meiner Ansicht eine harte "kratzfeste" Oberfläche dar, die den frei-werdenden Silikonpartikeln widerstehen konnte. Mutmaßlich aus Umweltgründen wurde dieses Verfahren jedoch eingestellt und Ferroprint eingesetzt (Patent der Firma Mahle, 1999 in den Markt eingeführt. Quelle: Chronik der Firma Mahle). Ferroprint wird durch Siebdruck aufgebracht und ist scheinbar ein denkbar schlechter Reibpartner für Lokasil Laufflächen. Dies belegen viele Bilder von beschädigter bis hin zu vollständig abgeriebener Ferroprint Beschichtung der Kolbenhemden im Internet. Ich könnte mir erklären, dass bei höheren Zylindertemperaturen die Klebefähigkeit von Ferroprint abnimmt und diese Beschichtung daher schneller verschlissen ist. Dies Zeigen auch Bilder von "Flaking", bei denen kleine Bereiche der Beschichtung fehlen, drum herum aber diese noch vollständig intakt ist.

    Nach Lektüre von deutschen und amerikanischen Foren und Durchsicht von vielen You-Tube Videos gibt es folgende Rahmenbedingungen, die Bore-Scoring beeinflussen bzw. kennzeichnen:

    ·        In der Regel sind die Kolben der rechten Seite (von hinten in Fahrtrichtung gesehen) stärker betroffen, als die der linken Seite. Da durch eine Kreuzung im Abgasstrang das Abgas dieser rechten Seite aus der linken Abgasblende strömt, ist eine stärkere Verschmutzung / Verrußung dieser linken Blende ein Indiz für Bore-Scoring.

    • Die Zylinder der rechten Seite werden von 4 = am nächsten zum Heck, über 5 = in der Mitte bis zu 6= am nächsten zur Motortrennwand zum Innenraum durchgezählt. Dabei erweist sich der 6te Zylinder als besonders anfällig für Bore-Scoring. Weshalb bei einer endoskopischen Kontrolle hier begonnen werden sollte.
    • Auch die Zylinderlaufflächen sind auf der Druckseite durch Riefen beschädigt. Wie diese genau entstehen kann ich nicht sagen. Sind es: a) Die Bahnen der freien Siliziumpartikel, die zwischen Kolben und Zylinderwand gefangen, wie Schmirgelpapier auf- und ab bewegt werden?
    • Angeblich hat der 3,6 l etwas weniger Neigung zu Bore-Scoring als der 3,8 l. Dies glaube ich nicht, sondern die Verteilung spiegelt einfach die verkauften Einheiten der Modelle wieder.
    • Die Beschichtung der Druckseite der Kolben ist immer beschädigt, die der gegenüberliegenden Seite fast immer vollständig intakt.
    • Diese Problematik zeigt sich bei einigen Besitzern schon recht früh (zwischen 30 - 80 TSD Kilometern), andere erreichen mit ihren Motoren über 200 TSD Kilometer. Neben einer technischen Prädisposition des tribologischen Systems ist also auch das Nutzer (Fahrprofile) bzw. Umweltverhalten (Außentemperaturen) ein maßgeblicher Faktor.
    • Vermeintlich neigen Fahrzeuge mit Automatik (Tiptronic) stärker zu Bore-Scoring, da diese im zweiten Gang anfährt (Stimmt das? Ich selber habe einen Schalter.) bzw. durch die Schaltprogramme eher untertourig fährt (Untertouriges Fahren erzeugt erhöhte Kräfte des Kolbenhemdes der Druckseite auf die Zylinder Laufbahn).

    Weiter gehts unten im Thread, da die 10.000 Zeichen Grenze erreicht wurde ;)

    Hallo Leute,

    danke für die schnelle Reaktion, top! Die Idee, dass noch ein Teil des Vorgängeröls, tatsächlich Mobil1 0W-40, im Kreislauf verblieben ist, klingt logisch! Ich mach den nächsten Ölwechsel in 2023 und dann wieder mit Mobil1 5W-50 (außer bis dahin bringt Ihr mich zur Erkenntnis / Einsicht, dass ein anderes Öl besser für mein Fahrprofil bzw. die Motoranforderungen ist ;) und werde die Analyse dann wieder hier einstellen.

    Ab wann ist denn bei einem Benziner der Kraftstoffeintrag als kritisch anzusehen? Ich meine so ab 2%, richtig kritisch würde es dann ab 5% werden, oder wie ist hier Eure Meinung / Erfahrung?

    Tolles Forum und bis bald

    Markus

    Hallo Zusammen,

    ich bin neu in diesem Forum und stelle mich an geeigneter Stelle (wo?) gerne auch ausführlich vor, einige Infos habe ich in meinem Profil hinterlegt. Im letzten Jahr habe ich zum ersten Mal eine Ölanalyse bei Oel Check für meinen Porsche 997, ca. 67 TKM Laufleistung gemacht. Eingefüllt hat mir mein lokaler Porsche-Spezi auf Wunsch das Mobil1 5W-50. Der Ölwechsel fand in 2019 statt, ich weiß nicht genau, ob es sich um das Peak Life oder das andere (FS?) Produkt handelt. Ist ggf. aus dem Jahr abzuleiten.

    In 2 Jahren hat der Wagen ca. 3500 km gelaufen (Zweitfahrzeug für Sommerbetrieb) und ich habe mindestens pro Strecke 25 km mit BAB-Anteil zurückgelegt, d.h. der Wagen war immer warm.

    Ich wundere mich zum einen über den Viskositätsverlust nach der geringen Einsatz-Strecke, der scheint für das Öl typisch zu sein, oder? Weiterhin finde ich den Kraftstoffeintrag jetzt nicht dramatisch, aber er wird im Kommentar bemängelt. Was ist hier Eure Meinung?

    Ich freue mich über Euer Experten-Feedback zur gesamten Analyse und zu meinen Fragen, viele Grüße

    Markus