25.04.2019
Alles anzeigenDixi aus einem halben Dornröschenschlaf erweckt
Lutz Schmidt und Joachim Thurau bringen das 1928 in Eisenach gebaute Auto nach fast 50 Jahren Standzeit wieder zum Laufen.
Eisenach. „Ein Dixi muss anspringen, egal wie alt er ist“, betont Lutz Schmidt ohne seinen operativen Handgriffen am „Herzen“ eines Dixi DA1 3/15 eine Pause zu gönnen. Der Dixi-Freund aus Günthersleben erweckte den Dixi, der nach genau 51 Dienstjahren als Ausstellungsexponat seinen Parkplatz im Automobil-Museum räumen musste, jetzt mit fachmännischen Handgriffen aus einem halben Dornröschenschlaf. Dieser Dixi bewegte sich ein knappes halbes Jahrhundert nicht aus eigener Kraft. Nun surrt der Motor wieder wie an seinem allerersten Tag, als er vor gut 90 Jahren nagelneu aus der Fahrzeugfabrik Eisenach tuckerte.
Die Verantwortlichen des Museums „Automobile Welt Eisenach“ entschieden sich, das Fahrzeug vorerst aus der Dauerausstellung zu nehmen, um einer Dixi-DA1-Limousine auf diesem Ausstellungsplatz den Vorzug zu geben. „Die Limousine ist eine absolute Rarität“, schwärmt Matthias Doht , Geschäftsführer der Stiftung „Automobile Welt Eisenach“, bei der Übergabe im November vergangenen Jahres. Das Unternehmen Rebo Lighting & Electronics GmbH (früher Truck-Lite/FER) im Stockhäuser Gewerbegebiet überlies diesen besonderen Dixi als Dauerleihgabe dem Museum.
„Da ist nach dieser langen Zeit noch glasklares Motorenöl drin“, zeigt Lutz Schmidt über den „Abgeschobenen“ Erstaunen und den Ölmessstab zum Beweis. Nach nur wenigen Handgriffen gelang es dem Dixi-Freund die Musik der Kolbenklänge wieder erklingen zu lassen.
„Ich gehe immer nach W.O.L.K.E. vor: Wasser – Oel – Luft – Kraftstoff – Energie“, zählt der Dixi-Doktor auf. Er kontrolliert zunächst die Zündkerzen und die Zündkabel. Als er die Batterie anklemmt, sendet die Hupe ohrenbetäubenden Lärm aus. „Die Feder vom Hupenknopf hat gefehlt, aber Heinz Tenner hat mir mit einer originalen Feder ausgeholfen“, erzählt Lutz Schmidt . Der Kühlerstutzen ließ sich partout nicht öffnen. Damit Langfinger unter den Museumsbesuchern keine Chance hatten, klebte man zu DDR-Zeiten die Kühlerfigur samt Gewinde am Kühlerstutzen fest.
An den Zündkerzen wollte sich zunächst kein einziger Funke sehen lassen, bis Lutz Schmidt die Zündspule ausbaute, hinter der sich das lose Ende eines Kabels gut tarnte. Auch nach dieser Fehlerbehebung macht der Motor weder muh noch mäh. Der Dixi-Freund baut den Vergaser aus, reinigt die Düsen und justiert das Zündgestänge neu. Der Motor begnügt sich nun mit einer halben Kurbelumdrehung aus der Kraft von Lutz Schmidts rechtem Arm, um nach knapp 50 Jahren wieder ins Kolbenkonzert einzustimmen.
Dieser Dixi parkte seit 1967 im Wartburg-Pavillon (heute Kunst-Pavillon) an der Wartburgallee; später im Übergangsmuseum der Sparkasse vor dem AWE-Haupttor und im Anschluss hinter dem Tor im heutigen Museum. Für die damalige feierliche Eröffnung des Wartburg-Pavillons wird der Abgeschobene im Jahr 1967 noch am originalen Aufstellungsort der Dixi-Werkstatt bei der Firma Gundermann in Sonneberg vorbildlich restauriert. „Zum 20. Jahrestag der DDR gab es die Auflage, dass alle Fahrzeuge aus dem Museum selbst fahren sollten, aber aus technischen Gründen ist man nicht bis zum 7. Oktober fertig geworden“, erzählt der Eisenacher Dixi-Freund Joachim Thurau . Der Ehrgeiz der Automobilwerker ist damals aber entbrannt, um die viele Jahrzehnte antriebslosen Oldtimer wieder zum Laufen zu bringen. „Man hat dann nach einem Anlass gesucht, um einen Oldtimer-Corso stattfinden zu lassen und hat Mitte 1970 die erste Betriebsfestspiele des Automobilwerks stattfinden lassen“, fährt Joachim Thurau fort.
Vom Wartburgmotorwagen von 1898 über den Dixi-R8-Doppelphaeton rollte auch der jetzt reparierte Dixi DA1 im Sommer 1970 durch Eisenach .
Für den 61-jährigen Lutz Schmidt aus Günthersleben ist der kleine Eisenacher Dixi ein ganz besonderes Auto. „Ich habe mich als neunjähriger Junge genau in diesen Dixi verliebt“, gesteht sich der Dixi-Doktor heute ein. Nur wenige Wochen nach der Eröffnung des Wartburg-Pavillons 1967 besuchte er mit seinen Eltern die Oldtimerausstellung und schloss diesen Dixi sofort in sein Herz. Der Wunsch, einen eigenen Dixi zu besitzen, wird immer größer. 1984 erfüllt sich dieser Traum. Dieser Dixi ist momentan bei einer Sonderausstellung in München zu sehen. Im Laufe der Jahre gesellen sich zwei weitere Dixis dazu.
Quelle & Foto: https://www.thueringer-allgemeine.de/startseite/det…eckt-1148351604