30.11.2017
Alles anzeigenHamburger ExxonMobil verkauft Esso-Tankstellen
Die Esso-Tankstelle am Mundsburger Damm (Uhlenhorst) ist eine von etwa 1000 in Deutschland - Foto: Michael Rauhe / HA
Energiekonzern verkauft sein gesamtes deutsches Tankstellennetz.
Etwa 80 Mitarbeiter in Hamburg bekommen neuen Arbeitgeber.
Hamburg. Es ist ein Paukenschlag auf dem deutschen Tankstellenmarkt, der aber nicht ganz unerwartet kommt: Der Energiekonzern ExxonMobil verkauft sein gesamtes deutsches Tankstellennetz. Die bundesweit knapp 1000 Esso-Tankstellen sollen bis Ende kommenden Jahres an den neuen Besitzer übergehen, erklärte ExxonMobil am Mittwoch in Hamburg. Voraussetzung ist allerdings die Zustimmung der Kartellbehörden für das Geschäft.
Die Hansestadt ist der Sitz der Mitteleuropa-Zentrale des US-Konzerns. Der künftige Eigentümer seiner deutschen Tankstellen ist die EG Deutschland GmbH, ein Tochterunternehmen der britischen EG Group. Sie wiederum ist nach eigenen Angaben einer der größten Tankstellenbetreiber in Europa mit insgesamt 3500 Stationen und Ketten unterschiedlicher Marken in Großbritannien, Frankreich und den Beneluxstaaten. Die Übernahme der italienischen Esso-Stationen durch EG (Euro Garages) läuft nach Angaben beider Unternehmen derzeit. Über den Preis des Geschäfts wurden keine Angaben gemacht. Erste Berichte über Planungen für einen Verkauf des Esso-Tankstellennetzes hatte es bereits vor fünf Jahren gegeben. Damals hieß es, der US-Konzern erhoffe sich Einnahmen in Höhe von etwa einer Milliarde Dollar (840 Millionen Euro).
"Strategische Partnerschaft"
Sicher ist: Auch ein Teil der knapp 400 ExxonMobil-Mitarbeiter in der Hamburger Zentrale ist von dem Verkauf betroffen und wird zu dem neuen Eigentümer wechseln. Das bestätigte ein ExxonMobil-Sprecher dem Abendblatt. Für wie viele Mitarbeiter das gilt, wollte der Unternehmenssprecher nicht sagen. "Aus Wettbewerbsgründen", sagte er. Nach Abendblatt-Informationen haben die Abteilungen, die EG für den Betrieb der Tankstellen benötigt, etwa 80 Mitarbeiter.
Der US-Konzern bezeichnet das Geschäft als eine "strategische Partnerschaft" mit EG. Das erst 2001 gegründete britische Unternehmen übernimmt nach dem Kauf das gesamte operative Geschäft mit dem Tankstellennetz – von der Belieferung mit Treibstoff über die Preisgestaltung bis hin zur Warenlieferung an die Shops. Die Stationen werden weiter unter dem Namen Esso betrieben. ExxonMobil bleibt Eigentümer der Marke und stellt den Treibstoff für die Tankstellen her. Vereinbart wurde die Zusammenarbeit für zunächst 20 Jahre.
Wachstumsorientiertes Konzept
Florian Barsch, Vorstandschef von ExxonMobil Zentraleuropa, erklärte: "Die Zusammenarbeit mit EG steht im Einklang mit unserem Ziel: Wachstum von Esso in Europa." EG sage in Deutschland Investitionen in das Kraftstoff-, Wasch- und Shopgeschäft zu, heißt es in der Unternehmenserklärung. Und Alexander Hentschke, der Chef des Esso-Tankstellengeschäfts in Deutschland, betonte, EG habe während der Verkaufsberatungen ein "wachstumsorientiertes Konzept unter der Marke Esso" vorgelegt.
Ein EG-Sprecher erklärte gegenüber dem Abendblatt ebenfalls, das Unternehmen wolle in Deutschland wachsen. Es sei aber noch zu früh, konkrete Vorhaben oder Ziele zu nennen. Esso ist mit seinen knapp 1000 Tankstellen die nach Aral (2230 Stationen), Shell (1990) und Total (1130) viertgrößte Kette in Deutschland, gemessen am Marktanteil beim Kraftstoffverkauf mit 7,5 Prozent die fünftgrößte nach Aral (21,5 Prozent), Shell (20), Jet (10,5) und Total (9 Prozent).
Gemischte Gefühle bei Gewerkschaft
Bei der Gewerkschaft IG BCE (Bergbau, Chemie, Energie) sieht man die Pläne mit gemischten Gefühlen: "Die Logik des Verkaufs mit dem Ziel des Wachstums lässt sich nachvollziehen", sagte der Hamburger IG-BCE-Bezirksleiter Jan Koltze dem Abendblatt. Man kenne den künftigen Eigentümer aber noch nicht und wisse daher nicht, ob er bereit sei, die tariflich vereinbarten Arbeitsbedingungen der Beschäftigten aufrechtzuerhalten. Koltze: "Wir wollen belastbare Zusagen, dass ExxonMobil sich gegenüber EG für die Interessen der Mitarbeiter einsetzt."
Quelle: https://www.abendblatt.de/hamburg/articl…ankstellen.html