Beiträge von _Matthias

    Ok, anhand dieser Zeichnung kann ich mir vorstellen, was Du meinst.

    Bleiben aber immer noch Fragen offen:
    - Sind die Partikel elastisch? Ich vermute eher nicht.
    - Wenn sie so hart sind, dass Energie übertragen werden kann und die friction modifier zum Einsatz kommen, dann ist doch nicht viel gewonnen gegenüber "normaler" Mischreibung.
    Oder sie sind so weich, dass sie tatsächlich schmieren, dann müssten sie bei diesem Vorgang "pulverisiert" werden. Es müsste also ein Verschleiß des Festschmierstoffs stattfinden. Tut es das denn?

    Ich glaube es ist sinnvoller, hier weiter zu schreiben über CeraTec, denn um das geht es in diesem Thread ausschließlich. In dem verlinkten Thread wird ja über alles mögliche geredet und alles mögliche zerredet. Bis Seite 10 habe ich es ausgehalten....
    .... aber ich denke, Tequila, Deine wesentlichen Aussagen, auf die Du verweisen wolltest, habe ich gefunden. Dann will ich mich mal damit auseinandersetzen:

    Warum gibt es hier eigentlich gerade so eine abwertende Haltung gegenüber diesem Zusatz?
    Ich habe das Gefühl, dass versucht wird mit allen Mitteln hier etwas ins negative zu ziehen, obwohl es keine Nachweise für eventuelle Missstände gibt.

    Man könnte meine Beiträge auch in diese Schublade stecken. Dem ist aber nicht so. Nur möchte ich eben ganz genau wissen, was die Wirkmechanismen sind. Und soweit sind wir noch nicht vorgedrungen.

    Denn sie sollten schon nachvollziehen können, worum es geht.

    Eben. :zwinker2:


    Wenn also z.B. der Kolbenring runter kommt, drückt er das Öl samt Plättchen in die Honung. Durch den Druck werden nun auch die Plättchen in die Unebenheiten komprimiert, wo sie flitschend (anpassend) sowie füllend die Kräfte gleichmäßiger auf die Oberfläche verteilen.

    Auf diese Aussage hatte ich Dir ja in Beitrag 24 schon geantwortet. Ich wiederhole mich: Eine bessere Kraftverteilung als durch eine Flüssigkeit gibt es nicht. Also können Partikel, die im Öl herumschwirren, auch keine Verbeserung bringen.


    Sehe das hexagonale Bornitrid als eine Art Kugellager, nur eben nicht mit rollenden, sondern flachen Teilchen die alle ihren eigenen Ölfilm haben und umher flitschen um so die Belastungen gleichmäßig zu verteilen.

    Das Bild vom Kugellager widerspricht sich mit der Aussage, dass die Plättchen mit dem Öl überallhin flitschten. Solange nämlich Flüssigkeitsreibung stattfindet, hält das Öl die Reibungspartner auch ganz alleine getrennt und benötigt kein Bornitrid. Bei Mischreibung ist zuwenig Öl dazwischen und damit sind die Bornitrid-Plättchen dann auch weggeflutscht. Denn wenn sie so klein sind, dass sich sich in den Vertiefungen der rauen Oberfläche frei bewegen können, dann können sie niemals die bei Mischreibung sich berührenden Spitzen auseinanderhalten.

    Im oben von "oelsucher" verlinkten INfo-Blatt schreibt Liqui-Moly dann auch was anderes:

    "Die graphitähnliche Teilchenstruktur
    der Keramikpartikel verfüllt die
    im Metall vorhandene Rauigkeit und
    verhindert so den direkten Metall-
    Metall Kontakt. Ein chemischer
    Wirkstoff („friction modifier“) nutzt
    die vorhandene Reibungsenergie für
    eine fließende – also nicht abrasive
    – Einglättung und vergütet so die
    Reib- und Lagerstellen."

    Die widerspechen sich doch selbst: Der Metall-Metall-Kontakt werde verhindert, aber es finde mittels friction modifier eine Einglättung statt. Bitte?
    Friction Modifier können nur bei Metall-Metall-Kontakt wirken!

    Dass friction modifier sinnvoll und wirksam sind, ist ja nicht das Thema. Das können sie aber auch sehr gut ohne hexagonales Bornitrid. Der erste Satz im Liqui Moly-Zitat bestätigt wiederum die Aussage von "R4D1" in Beitrag 18, nämlich dass die Vertiefungen von dem Festschmierstoff ausgefüllt werden. Wird aber von Dir, Tequila, abgestritten. Du beschreibst andere Vorgänge. Was stimmt jetzt?

    Für beide Theorien kann ich keine Wirksamkeit der Verschleißminderung erkennen:
    a) die Teilchen schwimmen herum (Begründung der Nicht-Wirksamkeit siehe oben)
    b) sie füllen die Vertiefungen aus (ich zitiere mich mal selbst, damit Ihr nicht so viel hin und her blättern müsst):

    Wenn sich das Bornitrid (oder auch ein anderer Festschmierstoff) in die Vertiefungen der Rillen setzt, wird die Wirkung der Honriefen zunichte gemacht und damit die Ölhaftung beeinträchtigt. Würde diese Tatsache nichts ausmachen, so würde mit Sicherheit der Bearbeitungsschritt des Honens eingespart werden.

    Es ist plausibel, dass der Motor bei der Verwendung von Festschmierstoff mehr Leistung bringt und/oder weniger Kraftstoff verbraucht. Wenn der Ölfilm dünner wird, entsteht in vermehrtem Ausmaß Mischreibung, die von allen tribologischen Zuständen die geringste Reibung aufweist (vergl. Stribeck-Kurve).

    Bei der Mischreibung reibt an den Spitzen der mikroskopisch rauen Oberfläche Metall auf Metall. Dort findet Verschleiß statt.

    Dass die Festschmierstoffe die Reibung reduzieren, steht außer Frage. Dass dadurch auch der Motorlauf ruhiger werden kann, leuchtet ein. Dass aber dadurch die Motorlebensdauer erhöht wird, dafür habe ich noch nirgends eine plausible Erklärung gefunden.

    Dass der Festschmierstoff auf den Zylinderwandungen, Kolbenringen und vielleicht auch Lagerschalen keine durchgehende Beschichtung aufbaut, die so hoch ist, dass auch bei Abwesenheit des Öls kein Metall-Metall-Kontakt stattfinden kann, darüber sind wir uns - denke ich - einig? Also findet beim Ausfüllen der Riefen/Vertiefungen - so sie denn stattfindet - immer noch Mischreibung mit dem ihr eigenen Verschleiß statt.

    Dass dadurch die Reibungskraft vermindert wird, der Motor also leichter läuft, ist klar (wohlgemerkt, immer noch unter der Annahme, dass es stimmt, dass die Vertiefungen ausgefüllt werden). Aber die Schlussfolgerung, die LIqui Moly ganz unten auf diesem Blatt macht, nämlich dass durch Reibungsverminderung der Verschleiß verringert wird, stimmt nach meinem Dafürhalten nicht. Es konnte hier auch noch niemand eine stichhaltige Begründung dafür geben.

    Jedem, der hier aufmerksam mitliest, sollte bekannt sein, dass Reibungsverminderung durch dünnere Ölfilme und geringere Viskositäten erreicht wird, die letztendlich zur Mischreibung führen oder diese zumindest begünstigen. Mischreibung ist immer mit Verschleiß verbunden.

    Es fehlt also immer noch die schlüssige Begründung für die Wirksamkeit des Bornitrids. Das Info-Blatt von Liqui Moly hilft uns da nicht weiter. Und dass eine Anfrage bei einer Ölvertriebsfirma verlorene Liebesmüh' ist, hatten wir in einem anderen Thread schon festgestellt.

    Aber Marketing können sie, das muss man ihnen lassen:
    "Es eignet sich hervorragend für ölgeschmierte Getriebe, Pumpen und Verdichter."
    Von Verbrennungsmotoren ist in diesem Satz nicht die Rede. Die kommen erst im nächsten:
    "Auch an Fahrzeugen mit Turbolader, Kat oder Partikelfilter getestet."
    Aha, getestet. Über das Ergebnis dieses Tests lässt uns der Verfasser des Informationsblattes leider im Unklaren. Und, Leute, glaubt ja nicht, dass die diesen Text nicht sehr gründlich durchdacht haben ....

    Wie geschrieben, möchte ich das Zeug nicht verteufeln. Aber ich möchte gerne verstehen, wie es wirkt. Und dazu gibt es hier noch viel zu viele Widersprüche.

    Gruß
    Matthias

    Nein, wissenschaftlich muss es ja auch nicht unbedingt sein. Anschaulich würde auch schon reichen.

    Du bist überzeugt von der Wirkung des CeraTec. Wenn ich Deine Beiträge richtig interpretiere, bist Du der Meinung, dass das CeraTec die Gleitreibung verringert. Und unter den Annahmen, die Du gesetzt hast, habe ich gezeigt, dass das nach meiner Auffassung nicht sein kann. Nicht wissenschaftlich, aber - wie ich meine - anschaulich.

    Und jetzt bist Du dran: Entweder meine Thesen zu widerlegen oder Deine zu begründen. Sonst bleibt alles in Vermutungen und Meinungen stecken.

    Gruß
    Matthias

    Also, zuerst mal vorab:
    Ich möchte hier nicht als Querulant auftreten. Es geht mir wie wahrscheinlich vielen von Euch, dass es sehr schwer ist, wirklich fundierte Informationen zum Thema Öl zu bekommen. Ich frage nach und denke "laut" (also schriftlich). Deshalb bin ich auch auf eine Aussage von "R4D1" in Beitrag 18 eingegangen und habe weitergedacht, was diese Annahme für Konsequenzen hat. Dann kamen Einwände, und ich bin auf diese eingegangen. Wieder "laut gedacht". Dabei habe ich Widerspräche entdeckt.

    Jörg, Du schreibst einerseits, dass das Bornitrid keine glatten Oberflächen aufbaut und sich auch nicht in Riefen bzw. Rauigkeits-Vertiefungen absetzt. Andererseits lese ich von Dir:

    Es schwimmt einfach überall im Öl und wird dann mit Druck natürlich in die Kraterlandschaft gedrückt.
    Das habe ich ja alles schon erläutert.

    "... in die Kraterlandschaft gedrückt" heißt doch noch lange nicht, dass die bei Mischreibung sich normalerweise berührenden Spitzen vor eben dieser Berührung geschützt werden. Die Erklärung hierzu hast Du in diesem Thread jedenfall noch nicht gegeben. Wenn ich es woanders überlesen haben sollte, bitte ich um einen Link dorthin.

    Ich frage nochmal: Durch welchen chemischen oder physikalischen Wirkmechanismus kann das hexagonale Bornitrid die Spitzen des Metalls bei Mischreibung vor direkter Berührung schützen? Wohlgemerkt, wenn sich nicht eine Schicht dieser Verbindung auf den Oberflächen aufbaut, wie es bei der Anwendung als Festschmierstoff der Fall ist. Aber genau diese Oberflächenbildung haben wir ja hier nicht, wie Ihr mehrfach betont habt.

    Bei EP/AW-Additiven entsteht eine Schutzschicht durch eine chemische Veränderung des Metalls. Bei Festschmierstoffen findet meines Wissens keine chemische Reaktion statt. Wenn dann noch die einzelnen Partikel im Öl schwimmen und durch das "Rauheitsgebrige" hindurchflutschen, wie sollen die dann plötzlich auf den Spitzen haften bleiben?

    Die von Dir zitierte Fa. Henze nennt zwar unter "Anwendungsbereiche" für das Bornitrid-Öl auch "Motoren", schreibt aber nicht, um welche Art von Motoren es sich handelt. Wenn man im Menü unter "Anwendungen" schaut, stehen da von Aluminium-Strangpressen bis Umformtechnik sehr viele technische Verfahren, die mit Verbrennungsmotoren nichts zu tun haben. Auch ist auf der Website nirgends ein Wirkmechanismus beschrieben, durch den die Mischreibung verringert wird. Und nur die Tatsache, dass diese Firma Bornitrid-Öl verkauft, bedeutet noch lange nicht, dass ein Verbrennungsmotor, in den dieses eingefüllt wird, geringeren Verschleiß aufweist. Liqui-Moly verkauft auch Bornitrid :zwinker: .


    Das ist auch alles im Additiv-Thread aufgezeigt.

    "Den" Additiv-Thread, in dem über hex. Bornitrid bzw. CeraTec diskutiert wir, habe ich leider noch nicht entdeckt. Kannst Du mir bitte auf die Sprünge helfen?


    Kalzium ist aber Detergent und Dispergent zugleich. Also hat es etwas miteinander zutun?

    Dass Kalzium auch als Dispergent wirken kann, war mir nicht bekannt. In welcher chemischen Verbindung? Kannst Du dazu Quellen angeben?


    Gruß
    Matthias

    Das Bornitrid arbeitet nicht wie ZDDP mit Schichtaufbau.

    Also sind wir uns einig, dass zunächst mal die Bornitrid-Plättchen im Öl schwimmen und sich nicht in die Vertiefungen setzen, also eigentlich nirgends absetzen. Dann kann ich aber Deiner Aussage nicht folgen:

    Das Bornitrid kommt überall dort zum Einsatz, wo Mischreibung vorliegt.

    Es müsste ja dann jeweils an den Spitzen des Materials sich anlagern, um Metall-auf-Metall-Kontakt zu verhindern. Und zwar genau in dem Moment, in dem Mischreibung stattfindet, denn ansonsten können sich ja die Bornitrid-Plättchen frei im Öl bewegen, wie wir schon geklärt hatten.

    Salopp gefragt: Woher "weiß" das Bornitrid, dass es sich an einer Spitze anlagern muss, um Mischreibung zu verhindern? Und kann es das überhaupt, wenn es im Öl so beweglich ist?


    Dass das Bornitrid die Detergentien & Dispergentien verbraucht, ist seit je her eine reine Behauptung.
    Die Analysen mit Ceratec zeigen keine Anzeichen für übermäßigen TBN-Abfall bzw. TAN-Anstieg oder andere Erkennungsmerkmale.

    Hier verwechselst Du zwei Dinge:

    Der TBN-Abfall entsteht dadurch, dass sich die Alkalien mit sauren Verbrennungsrückständen verbinden. Dies ist ein chemischer Vorgang. Meist sind die Additive, die als Detergentien (nicht zu verwechseln mit den Dispergentien!) zugesetzt werden, dieselben, die die Reservebasizität (TBN) gewährleisten.

    Die Dispergentien dagegen halten feinste Partikel in Form eine Suspension in Schwebe. Dies ist ein physikalischer Vorgang. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

    Meins Wissens kann man aus den Ölanalysen, die hier veröffentlicht werden, nicht erkennen, ob die Wirksamkeit der Dispergentien erschöpft sind.


    Hexagonales Bornitrid wird im industriellen Bereich als temperaturstabiler Hochleistungsfestschmierstoff eingesetzt. So ganz nutzlos kann es also nicht sein.

    Nein, dort, wo es als Festschmierstoff eingesetzt wird, ist es ganz sicher nicht nutzlos. Das ist aber ein ganz anderer Vorgang, als wenn es im Öl in Form einer Suspension verteilt ist.
    Ihr (Du und "Maddin") redet von reiner Feststoffschmierung. Dort baut der Festschmierstoff Gleitschichten auf. Im Gegensatz dazu werden im Öl durch den Festschmierstoff gerade keine Gleitschichten aufgebaut. Hast Du im oben zitierten Text selbst geschrieben.

    Gruß
    Matthias

    Wir haben hier Gebrauchtölanalysen mit dem Ceratec.

    Gibt es denn Analysen im Vergleich?
    Also mit dem gleichen (besser: mit dem selben) Motor, unter gleichen Einsatzbedingungen mit gleichem Ölwechselintervall, einmal ohne, einmal mit Ceratec?
    Wenn ja, dann schicke doch mal bitte einen Link.

    (Das soll bitte nicht als Polemik verstanden werden. Ich gebe zu, ich bin nur zu faul zum Suchen. Und weil ich denke, dass Du hier den viel besseren Überblick hast, bitte ich um einen dezenten Hinweis ;) ).

    [...]

    Das Bornitrid hält sich lose, frei schwebend im Öl auf und heftet sich nicht in die Unebenheiten der Oberflächen an.
    Der Vorgang des "Verfüllens" ist also dynamisch und nicht statisch.
    Könnte man ein einzelnes Plättchen direkt verfolgen, so würde man sehen wie es frei im Öl umher wandert. Gerade sitzt es noch in der einen Unebenheit, wird es durch den Ölfluss mitgetragen und sitzt dann in der nächsten Unebenheit....und so geht das weiter.

    Wenn also z.B. der Kolbenring runter kommt, drückt er das Öl samt Plättchen in die Honung. Durch den Druck werden nun auch die Plättchen in die Unebenheiten komprimiert, wo sie flitschend (anpassend) sowie füllend die Kräfte gleichmäßiger auf die Oberfläche verteilen.
    Beim aufsteigen des Kolbens gleiches, und danach kommt der Ölfluss, durchspült die Kraterlandschaft und transportiert somit die Plättchen weiter bis sie durch die nächste Öldruck-Welle (hydrodynamischer Vorgang) wieder an einer zufälligen Stelle komprimiert werden. Und da sich die Plättchen überall im Öl befinden, werden auch überall die Unebenheiten "aufgefüllt"....sie machen quasi alle einen fliegenden Positions-Wechsel.

    Die Plättchen sind also immer in Bewegung und durchwandern den Motor Runde für Runde. Die Honung bleibt dabei unberührt und voll erhalten.

    Also stimmt nach Deiner Aussage nicht, was "R4D1" hier im Thread in Beitrag 18 geschrieben hat, nämlich dass der Festschmierstoff eine glatte Oberfläche aufbaut. Wenn es so ist, wie Du schreibst, dann würde ich sagen, die Bornitrid-Plättchen sind nichts anderes als hundsgemeiner Dreck, der im Öl rumschwirrt. Was bringt es denn, wenn die Plättchen in die Vertiefungen hinein- und wieder herausgeswchwemmt werden? Eine gleichmäßigere Kraftverteilung als durch eine Flüssigkeit ist nicht möglich (man nennt das dann übrigens Druck ;-).
    Du beschreibst eine Flüssigkeitsschmierung mit einer Flüssigkeit, in der ein paar Feststoffpartikel schweben. Nach Deiner Aussage füllen die Plättchen, die im Öl schwimmen, die Unebenheiten temporär aus. Wenn sie aber vom Öl dort hin geschwemmt werden können, muss das Öl erstmal selber dort hin gelangen und könnte dann ohne Feststoffpartikel selber viel besser die Unebenheiten ausfüllen.

    Danke, mit Deiner Erklärung hast Du die These bestätigt, die "Sterndocktor" schon vor vielen Jahren geschrieben hat: Die Festschmierstoffe brächten keine Verbesserung für die Schmierung, sondern schwämmen einfach so im Öl herum und verbrauchten die Dispergentien, die dann nicht mehr für den Dreck zur Verfügung stünden, der im Laufe des Ölwechselintervalls im Motor entstehe.

    Den Vorteil, den die Festschmierstoffe bei hydrodynamischer Schmierung bringen sollen, konnte ich aus Deinen Ausführungen bisher nicht herauslesen.

    Gruß
    Matthias

    vorallem haften sie in den Kraterlandschaften und füllen (mikroskopisch) die Kraterlandschaften dass es sozusagen schön eben ist, was ein ruhiger Motorenlauf begünstigt.

    Reibungsreduzierung: ja.
    Verschleißreduzierung: eher kontraproduktiv (!).

    Beim Herstellen von Zylinderlaufbuchsen werden diese durch Honen auf eine definierte Weise mit sehr feinen Rillen versehen, um ein besseres Haften des Ölfilms zu gewährliesten. Diese Tatsache sollte allgemein bekannt sein.

    Wenn sich das Bornitrid (oder auch ein anderer Festschmierstoff) in die Vertiefungen der Rillen setzt, wird die Wirkung der Honriefen zunichte gemacht und damit die Ölhaftung beeinträchtigt. Würde diese Tatsache nichts ausmachen, so würde mit Sicherheit der Bearbeitungsschritt des Honens eingespart werden.

    Es ist plausibel, dass der Motor bei der Verwendung von Festschmierstoff mehr Leistung bringt und/oder weniger Kraftstoff verbraucht. Wenn der Ölfilm dünner wird, entsteht in vermehrtem Ausmaß Mischreibung, die von allen tribologischen Zuständen die geringste Reibung aufweist (vergl. Stribeck-Kurve).

    Bei der Mischreibung reibt an den Spitzen der mikroskopisch rauen Oberfläche Metall auf Metall. Dort findet Verschleiß statt.

    Dass die Festschmierstoffe die Reibung reduzieren, steht außer Frage. Dass dadurch auch der Motorlauf ruhiger werden kann, leuchtet ein. Dass aber dadurch die Motorlebensdauer erhöht wird, dafür habe ich noch nirgends eine plausible Erklärung gefunden.

    Gruß
    Matthias

    Nein, Tequila, gib nicht auf!

    Es widerspricht Dir doch keiner, dass die Informationspolitik der Ölhersteller, sagen wir, "suboptimal" ist. Haben wir doch jetzt alle verstanden. Aber wir werden das in diesem Thread nicht ändern. Und den Otto-Normalölverbraucher erreichen wir mit diesem Forum auch nicht. Also diskutieren wir hier weiter über die Themen, die uns wirklich interessieren.

    Ist ein Bisschen blöd gelaufen, dass sich das jetzt für diesen Thread zum OT entwickelt hat (und ich bin nicht ganz unschuldig daran). Allmählich merke ich, wie aufwändig für Dich die Arbeit ist, in diesem Forum die Struktur beizubehalten, wenn immer Chaoten wie wir abschweifen :zwinker2:

    Wir geloben Besserung! :)

    Ich sehe für 10W-40 heute eigentlich keine Notwendigkeit mehr. 0W-40 oder 5W-40 leisten unter Belastung genauso viel und bieten bessere Kaltstarteigenschaften als 10W-40.


    Betrachten wir doch mal, wie DeLorca das getan hat, nur den Unterschied zwischen einem 0W-40 und einem 10W-40. Dass z. B. ein 10W-20 eine geringere Viskosität bei 0 °C haben kann als ein 0W-40 haben wir ja jetzt geklärt. Aber wer will denn ein xW-20? ?( :nogo:

    Nach meinem Dafürhalten stellen sich die jeweiligen Vor- bzw. Nachteile so dar:
    (Bitte korrigiert mich, falls ich falsch liegen sollte.)

    0W-40 hat den Vorteil der geringeren Kaltviskosität, also schnelleren Durchölung. Und das bei jeder Temperatur, solange der Motor kalt ist und wir es mit dem 10W-40 bei jeweils gleicher (!) Temperatur vergleichen. Der Nachteil des 0W-40 ist, dass es mehr Viskositätsverbesserer benötigt, die im Laufe der Zeit verschleißen können.

    Die Frage ist jetzt, was wiegt stärker? Gibt es vielleicht auch 0W-40-Öle mit einem so hervorragendem Grundöl, so dass sie mit sehr wenig VI-Verbesserern auskommen? Dadurch würde der Nachteil des möglichen Verschleißes der Polymere weniger ins Gewicht fallen und somit der Vorteil der geringeren Kaliviskosität auch im Sommer überwiegen. Auch im Sommer ist der übliche Start ein Kaltstart, wenn auch nicht so extrem wie im Winter.

    Gruß
    Matthias

    Was mm²/s und mPa.s angeht, bleiben die Differenzen gleich.
    Mal mit Beispielwerten aufgezeigt:

    10W-30 @ 0°C = 550 mm²/s = 1.000 mPa.s
    _5W-50 @ 0°C = 900 mm²/s = 1.600 mPa.s

    Da muss ich Dir wiedersprechen, Tequila.

    (Die Gleichheitszeichen sind physikalisch nicht korrekt, aber das nur am Rande. Wir wissen, was Du meinst.)

    Die Zahlenwerte stimmen nicht.
    η (Eta): Dynamische Viskosität in [mPas]
    ν (Ny): Kinematische Viskosität in [mm²/s]
    ρ (Rho): Dichte in [kg/m³]

    Es gilt: η = ν * ρ

    (Das Ny sieht in dieser Schrift genauso aus wie ein lateinisches v, in Wirklichkeit gibt es Unterschiede ;-))

    Die Dichte von Motoröl bei 0 °C liegt bei ca. 860 kg/m³.
    Also hat ein Öl, das eine kinematische Viskosität von 550 mm²/s hat, eine dynamische V. von:
    550 mm²/s * 860 kg/m³ = ca. 473 mPas.
    Und entsprechend hat das Öl, das 900 mm²/s hat, eine dyn. V von ca. 774 mPas.

    In Zahlenwerte, ohne die Einheiten mitzuziehen, rechnest Du das ganz einfach aus:
    Dyn. Visk. in [mPas] = Kin. Visk. in [mm²/s] * Dichte in [kg/(dm)³]
    bzw. umgekehrt
    Kin. Visk. in [mm²/s] = Dyn. Visk. in [mPas] / Dichte in [kg/(dm)³]


    Es spielt also keine Rolle, in welcher Einheit ich die physikalische Viskosität darstelle.

    Das gilt nur, wenn jeweils die gleiche Dichte vorliegt, was aber beim Vergleich verschiedener Motoröle annähernd gegeben ist. Man darf nur nicht vergessen, dass das beim Vergleich von Flüssigkeiten mit stark unterschiedlicher Dichte nicht mehr gilt.

    Wenn Du Chef von Addinol wärst und einen fähigen Chemiker hättest, würdest Du ihn Öl entwickeln oder Kundenanfragen beantworten lassen?

    Für die Kundenanfragen findet sich dann immer noch jemand, der keine Ahnung hat, aber gerne schreibt. Das genügt anscheinend. Ich habe noch nie auf Anfragen an Ölhersteller eine brauchbare Antwort bekommen. Nicht mal auf die einfache Frage, nach welcher 229.5 (von welchem Jahr) ein bestimmtes Öl die Freigabe hat. Da hat er selbst auf Nachfrage so was von rumgeeiert...

    Du wirst Deines Lebens nicht mehr froh, wenn du versuchst, mit dem Herrn |_____| auf einen Konsens zu kommen. Wenn Du es dennoch wagen willst, dann suche Dir schon mal vorsorglich einen guten Psychiater für hinterher :aua: :angry3:

    In der Praxis zeigt sich halt, dass eine zuverlässige Schmierung beim Kaltstart auch mit geringem Volumenstrom einwandfrei funktioniert.

    Kann ich auch nachvollziehen. Zumindest für die Bereiche, in denen das Öl noch "steht", weil es durch ein Rückschlagventil am Zurücklaufen gehindert wird. Die Frage ist, gibt es trotzdem Bereiche, in die das Öl erst hingepumpt werden muss und wo meine These Gültigkeit hat? Hartmut, vielleicht kannst Du dazu was sagen?

    Zur Öldruck-Kontrolle:
    Bei alten Autos war die Lampe tatsächlich direkt vom Öldruckschalter geschaltet. Da hat es nach dem Ölfilterwechsel schon mal 10 s gedauert, bis die nach dem ersten Starten ausging. Bei neuen Autos wird die aber vom Motorsteuergerät angesteuert und geht direkt beim Betätigen des Anlassers oder sofort beim Anspringen des Motors aus. Geht wahrscheinlich erst wieder an, wenn längere Zeit (!) der Öldruck zu gering ist. Macht man wohl, um den Fahrer nicht zu verunsichern, genauso, wie bei manchen (vielen?) Autos die Kühlwassertemperaturanzeige zwischen 70 und 100 °C festgenagelt in der Mitte der Skala steht :staunt: .
    Das heißt, die Tatsache, dass die Öldruckkontrolle nach dem Starten sofort ausgeht bedeutet bei neueren Autos noch lange nicht, dass auch der Öldruck tatsächlich schon überall vorhanden ist.

    Gruß
    Matthias

    Ich hatte gestern nicht mitgelesen, deshalb noch ein weiter zurückliegendes Zitat:

    Warum sollte ein 5W schneller als ein 10W bei Plusgraden gepumpt werden können?
    Die Ölpumpe hat ihre feste Förderleistung je nach Drehzahl. Alles weitere ist Hydraulik.

    Und sobald eine Flüssigkeit dünn genug ist, sodass das Überdruckventil nicht öffnet, wird immer gleich schnell gefördert.

    Im letzten Satz machst Du eine ganz entscheidende Aussage: "dünn genug, [...] sodass das Überdruckventil nicht öffnet". Die Frage ist, ab welcher Viskosität öffnet das Überdruckventil?

    Schätzen wir mal grob ab: Bei betriebswarmem Motor hat das Öl eine Viskosität von (Größenordnung) 12 mm²/s. Bei Leerlaufdrehzahl wird dabei noch mindestens ein Öldruck von 0,5 bar erreicht (eher mehr, ich rechne mal mit dem ungünstigsten Fall). Das Überdruckventil ist geschlossen, der Volumenstrom hängt jetzt nur von der Geometrie der Ölpumpe und der Drehzahl ab. Hierbei ist der Druck proportional zur Viskosität (Hagen-Poiseuillsches Gesetz). Ich gehe mal davon aus, dass das Überdruckventil bei ca. 6 bar öffnet, viel mehr wird es wohl nicht sein. Das heißt, dass das Überdruckventil schon beim 12-fachen (6 bar / 0,5 bar) der Viskosität im betriebwarmen Zustand öffnet, also bei ca. 150 mm²/s. Diese Viskosität wird aber von jedem der betrachteten Öle schon bei 25 °C überschritten (siehe die Grafik hier).


    Das bedeutet, bei jedem Kaltstart unterhalb einer Temperatur von ca. 25 °C wird der Öldruck vom Überdruckventil begrenzt. Falls meine angenommenen Zahlen nicht ganz stimmen sollten, dann aber ganz sicher unterhalb von 15 °C.

    Also hängt der Öl-Volumenstrom unterhalb von, grob gerechnet, +20 °C nur noch von der Viskosität ab und ist umgekehrt proportional zu dieser. Das heißt: Doppelte Viskosität --> halber Volumenstrom --> doppelte Durchölungszeit.

    Daher halte ich die Aussage, ein 10W-xx-Öl erzeuge beim Kaltstart keinen höheren Verschleiß als ein 5W-xx oder 0W-xx, nur für Temperaturen oberhalb von (je nach Motorgeometrie und Exaktheit meiner Annahmen) 15...25 °C gerechtfertigt.

    Ich könnte mich auch in die andere Richtung verschätzt haben: Nehmen wir an, der Öldruck bei Leerlaufdrehzahl sei 1 bar bei betriebswarmem Motor und das Überdruckventil öffne bei 5 bar, dann öffnet es bei Leerlaufdrehzahl schon bei einer Viskosität von 60 mm²/s. Damit gilt dann - grob gerechnet - das oben gesagte schon unterhalb von 50 °C. So extrem wird es wahrscheinlich nicht sein, aber ich bin der Meinung, dass für den Kaltstart eines Motors in jedem Fall - auch im Sommer - ein Öl mit niedrigerer Kaltviskosität vorteilhafter ist.

    Gruß
    Matthias

    Und Kaltstart können die dünnflüssigen Grundöle gut schmieren, aber die sind nicht thermostabil bei der Arbeitstemperatur. Was ist wichtiger?

    So wie ich die Sache sehe, findet der Großteil des Motorenverschleißes beim Kaltstart und in der Warmlaufphase statt. Die Praxis scheint das zu bestätigen: Brötchenhol-Autos kannst Du nach 100.000 km wegschmeißen, wer ständig Hamburg-Milano fährt, dessen Motor hält auch deutlich über 500.000 km.

    Unter diesem Aspekt (und wenn ich damit richtig liege) würde ich der Kaltviskosität des Öles mindestens so viel Bedeutung beimessen wie der Warmviskosität. Natürlich brauche ich ein Öl mit einer anständigen Viskosität bei 100 °C und vor allem mit einem genügend hoheh HTHS. Diese Werte müssen stimmen, weil der Motor (vom "Brötchenhol-Auto" abgesehen) im Normalbetrieb im betriebswarmen Zustand läuft. Für diese Viskosität ist nach meinem Dafürhalten der Motor konstruiert.

    Damit hat beim Kaltstart jedes Öl eine zu hohe Viskosität, also auch ein 0Wxx (und selbst ein 0W8 oder irgend so ein Quatsch). Die Viskosität liegt schon bei 20 °C in der Größenordnung des 10-fachen derjenigen bei Betriebstemperatur. Also versuche ich doch ein Öl zu verwenden, dass bei tiefen Temperaturen (und hier bezeichne ich jetzt schon +20 °C als "tief") die niedrigst mögliche Viskosität hat. Also ein 0W-xx-Öl.

    Natürlich weiß ich, dass das Nachteile haben kann. Wenn man die Heißviskosität eines nicht sehr hochwertigen Grundöls durch sehr viel VI-Verbesserer hochtrimmt, besteht die Gefahr des Verschleißes derselben. Dagegen hilft ja wohl die Wahl eines Öles mit vollsynthetischem Grundöl. Wenn das dann noch oft genug gewechselt wird, sehe ich das als den besseren Kompromiss in Anbetracht der Tatsache, dass der Löwenanteil des Motorverschleißes beim Kaltstart und bei zu niedrigen Betriebstemperaturen erfolgt. (Früher, wahrscheinlich ist das heute noch genauso, war es bei der Bundesbahn streng verboten, Motoren von Diesellokomotiven bei Kühlwassertemperaturen unter 50 °C zu starten. Normalerweise werden die bis zur Betriebstemperatur vorgeheizt.)

    Gruß
    Matthias

    Ich glaube, ich kann meine Frage jetzt selbst beantworten :) :

    In der VW 505.01 ist ein SA-Wert von max. 0,8 % vorgeschrieben, also Mid-SAPS-Öle. Habe ich hier im Forum gefunden bei den Spezifikationen der Hersteller. Ist ja echt 'ne Fundgrube - Respekt!

    Diese 505.01 scheint ja wirklich nichts besonderes zu sein. Kein Wunder, dass ich kein passendes Öl gefunden habe, wenn ich Full-SAPS suche. Das Problem war, dass im Lubrizol-Tool ein Tippfehler ist: Da steht nämlich SA >= 0,8 %!

    Dann kann ich also getrost das Rowe Hightec Synth RS 0W-40 für alle Autos nehmen, die ich betreue, einschl. Pumpe-Düse. (Es ist keiner mit DPF dabei ;) ).

    Gruß
    Matthias