Ich glaube es ist sinnvoller, hier weiter zu schreiben über CeraTec, denn um das geht es in diesem Thread ausschließlich. In dem verlinkten Thread wird ja über alles mögliche geredet und alles mögliche zerredet. Bis Seite 10 habe ich es ausgehalten....
.... aber ich denke, Tequila, Deine wesentlichen Aussagen, auf die Du verweisen wolltest, habe ich gefunden. Dann will ich mich mal damit auseinandersetzen:
Warum gibt es hier eigentlich gerade so eine abwertende Haltung gegenüber diesem Zusatz?
Ich habe das Gefühl, dass versucht wird mit allen Mitteln hier etwas ins negative zu ziehen, obwohl es keine Nachweise für eventuelle Missstände gibt.
Man könnte meine Beiträge auch in diese Schublade stecken. Dem ist aber nicht so. Nur möchte ich eben ganz genau wissen, was die Wirkmechanismen sind. Und soweit sind wir noch nicht vorgedrungen.
Denn sie sollten schon nachvollziehen können, worum es geht.
Eben.
Wenn also z.B. der Kolbenring runter kommt, drückt er das Öl samt Plättchen in die Honung. Durch den Druck werden nun auch die Plättchen in die Unebenheiten komprimiert, wo sie flitschend (anpassend) sowie füllend die Kräfte gleichmäßiger auf die Oberfläche verteilen.
Auf diese Aussage hatte ich Dir ja in Beitrag 24 schon geantwortet. Ich wiederhole mich: Eine bessere Kraftverteilung als durch eine Flüssigkeit gibt es nicht. Also können Partikel, die im Öl herumschwirren, auch keine Verbeserung bringen.
Sehe das hexagonale Bornitrid als eine Art Kugellager, nur eben nicht mit rollenden, sondern flachen Teilchen die alle ihren eigenen Ölfilm haben und umher flitschen um so die Belastungen gleichmäßig zu verteilen.
Das Bild vom Kugellager widerspricht sich mit der Aussage, dass die Plättchen mit dem Öl überallhin flitschten. Solange nämlich Flüssigkeitsreibung stattfindet, hält das Öl die Reibungspartner auch ganz alleine getrennt und benötigt kein Bornitrid. Bei Mischreibung ist zuwenig Öl dazwischen und damit sind die Bornitrid-Plättchen dann auch weggeflutscht. Denn wenn sie so klein sind, dass sich sich in den Vertiefungen der rauen Oberfläche frei bewegen können, dann können sie niemals die bei Mischreibung sich berührenden Spitzen auseinanderhalten.
Im oben von "oelsucher" verlinkten INfo-Blatt schreibt Liqui-Moly dann auch was anderes:
"Die graphitähnliche Teilchenstruktur
der Keramikpartikel verfüllt die
im Metall vorhandene Rauigkeit und
verhindert so den direkten Metall-
Metall Kontakt. Ein chemischer
Wirkstoff („friction modifier“) nutzt
die vorhandene Reibungsenergie für
eine fließende – also nicht abrasive
– Einglättung und vergütet so die
Reib- und Lagerstellen."
Die widerspechen sich doch selbst: Der Metall-Metall-Kontakt werde verhindert, aber es finde mittels friction modifier eine Einglättung statt. Bitte?
Friction Modifier können nur bei Metall-Metall-Kontakt wirken!
Dass friction modifier sinnvoll und wirksam sind, ist ja nicht das Thema. Das können sie aber auch sehr gut ohne hexagonales Bornitrid. Der erste Satz im Liqui Moly-Zitat bestätigt wiederum die Aussage von "R4D1" in Beitrag 18, nämlich dass die Vertiefungen von dem Festschmierstoff ausgefüllt werden. Wird aber von Dir, Tequila, abgestritten. Du beschreibst andere Vorgänge. Was stimmt jetzt?
Für beide Theorien kann ich keine Wirksamkeit der Verschleißminderung erkennen:
a) die Teilchen schwimmen herum (Begründung der Nicht-Wirksamkeit siehe oben)
b) sie füllen die Vertiefungen aus (ich zitiere mich mal selbst, damit Ihr nicht so viel hin und her blättern müsst):
Wenn sich das Bornitrid (oder auch ein anderer Festschmierstoff) in die Vertiefungen der Rillen setzt, wird die Wirkung der Honriefen zunichte gemacht und damit die Ölhaftung beeinträchtigt. Würde diese Tatsache nichts ausmachen, so würde mit Sicherheit der Bearbeitungsschritt des Honens eingespart werden.
Es ist plausibel, dass der Motor bei der Verwendung von Festschmierstoff mehr Leistung bringt und/oder weniger Kraftstoff verbraucht. Wenn der Ölfilm dünner wird, entsteht in vermehrtem Ausmaß Mischreibung, die von allen tribologischen Zuständen die geringste Reibung aufweist (vergl. Stribeck-Kurve).
Bei der Mischreibung reibt an den Spitzen der mikroskopisch rauen Oberfläche Metall auf Metall. Dort findet Verschleiß statt.
Dass die Festschmierstoffe die Reibung reduzieren, steht außer Frage. Dass dadurch auch der Motorlauf ruhiger werden kann, leuchtet ein. Dass aber dadurch die Motorlebensdauer erhöht wird, dafür habe ich noch nirgends eine plausible Erklärung gefunden.
Dass der Festschmierstoff auf den Zylinderwandungen, Kolbenringen und vielleicht auch Lagerschalen keine durchgehende Beschichtung aufbaut, die so hoch ist, dass auch bei Abwesenheit des Öls kein Metall-Metall-Kontakt stattfinden kann, darüber sind wir uns - denke ich - einig? Also findet beim Ausfüllen der Riefen/Vertiefungen - so sie denn stattfindet - immer noch Mischreibung mit dem ihr eigenen Verschleiß statt.
Dass dadurch die Reibungskraft vermindert wird, der Motor also leichter läuft, ist klar (wohlgemerkt, immer noch unter der Annahme, dass es stimmt, dass die Vertiefungen ausgefüllt werden). Aber die Schlussfolgerung, die LIqui Moly ganz unten auf diesem Blatt macht, nämlich dass durch Reibungsverminderung der Verschleiß verringert wird, stimmt nach meinem Dafürhalten nicht. Es konnte hier auch noch niemand eine stichhaltige Begründung dafür geben.
Jedem, der hier aufmerksam mitliest, sollte bekannt sein, dass Reibungsverminderung durch dünnere Ölfilme und geringere Viskositäten erreicht wird, die letztendlich zur Mischreibung führen oder diese zumindest begünstigen. Mischreibung ist immer mit Verschleiß verbunden.
Es fehlt also immer noch die schlüssige Begründung für die Wirksamkeit des Bornitrids. Das Info-Blatt von Liqui Moly hilft uns da nicht weiter. Und dass eine Anfrage bei einer Ölvertriebsfirma verlorene Liebesmüh' ist, hatten wir in einem anderen Thread schon festgestellt.
Aber Marketing können sie, das muss man ihnen lassen:
"Es eignet sich hervorragend für ölgeschmierte Getriebe, Pumpen und Verdichter."
Von Verbrennungsmotoren ist in diesem Satz nicht die Rede. Die kommen erst im nächsten:
"Auch an Fahrzeugen mit Turbolader, Kat oder Partikelfilter getestet."
Aha, getestet. Über das Ergebnis dieses Tests lässt uns der Verfasser des Informationsblattes leider im Unklaren. Und, Leute, glaubt ja nicht, dass die diesen Text nicht sehr gründlich durchdacht haben ....
Wie geschrieben, möchte ich das Zeug nicht verteufeln. Aber ich möchte gerne verstehen, wie es wirkt. Und dazu gibt es hier noch viel zu viele Widersprüche.
Gruß
Matthias