[...] Ich lese es hin und wieder mal, das von manchen Usern Öle beurteilt werden. Als Grundlage nimmt man Datenblätter oder teils FÖA oder auch GÖA. Ich hatte vor einiger Zeit schon einmal darauf hingewiesen, das dies subjektive Eindrücke widerspiegelt. Ein Öl muss, wie auch hier bekannt ist, mehrere Fähigkeiten besitzen, als diese die wir lesen bzw auswerten können. Dazu zählen Additivlöslichkeit, Dichtungsverträglichkeiten, Schäumenstendenzen, Oxidations und Korrosionsschützend bzw beständig, Motorreinhaltung bzw Reinigungsvermögen etc. All dies sind Punkte welche man als Laie einfach nicht beurteilen kann, bzw. erkennen kann welches Öl was kann und welches ( evtl. sogar ohne Freigabe ) Öl etwas weniger gut kann. Haben wir nun neue unerfahrene User hier so könnte der falsche Schluss gezogen werden, wenn manche Empfehlungen nur dahin zielen ein Öl anhand eines Datenblattes zu bewerten oder subjektiven Erkenntnissen oder Empfindungen. [...]
Ich möchte hier noch mal eine klare Unterscheidung zwischen Subjektivität und Objektivität definieren.
Messwerte aus Analysedaten, egal ob die aus den Datenblättern der Hersteller oder aus unseren Analysereihen sind nicht subjektiv, sondern sehr objektiv. Natürlich beschränkt sich diese Objektivität im Rahmen der Mess- und Nachweisverfahren. Das heißt, nicht alle Details der chemischen und physikalischen Eigenschaften können bis auf die grundlegendsten Fragen geklärt werden (z.B. die Beschaffenheit mancher Verschleißschutzadditive wie Molybdän, in welcher chem. Modifikation Mo nun tatsächlich vorliegt).
Aber diesbezüglich muss man wieder zwischen der Schmierstoffforschung (chemisch und tribologisch) und der Anwendungstechnik unterscheiden. Ich würde sagen, wir bewegen uns hier schwerpunktmäßig in der Anwendungstechnik und versuchen, in einigen "Basis-Threads" die Forschung hinter den auf dem Markt befindlichen Ölen zu verstehen und nachzuvollziehen.
In Bezug auf die Anwendungstechnik arbeiten wir mit üblichen Analyseverfahren und können entsprechende Aussagen treffen, welche Öle gut funktionieren - vor allem wenn es GÖ-Analysereihen von den Motoren gibt. So gibt es hier im Oil-Club durchaus eine profunde Bewertungsgrundlage, was gut geht und was eher nicht.
Ich würde sogar sagen (auch aus beruflicher Erfahrung heraus), wir sind hier im Oil-Club sogar noch etwas kritischer und engagierter als viele Anwendungstechniker bei den Schmierstoffgroßhändlern oder Direktvertrieblern, weil wir eben unabhängig einer Markenbindung sind.
"Dichtungsverträglichkeit, Aufschäumtendenzen, Oxidations- und Korrosionsschützend bzw. beständig, Motorreinhaltung bzw. Reinigungsvermögen"
- diesbezüglich gibt es als allgemeinen Industriestandard die ACEA, API und ILSAC, welche bei vielen Herstellern bei den internationalen Serviceplänen sowieso anstatt der OEM-Vorgabe definiert wird aufgrund der Verfügbarkeit der Öle in anderen Märkten
- inzwischen hat z.B. die API SP oder auch die ILSAC GF-6 dort auch ein hohes Level erreicht
Eine kurze Einschränkung, weil es mir gerade noch eingefallen ist:
Die Tendenz in der Schmierstoffentwicklung geht ja aktuell weg von öllöslichen Zink-, Moly-, Bor- und Titanverbindungen hin zu anderen Verschleißschutzadditiven wie IL, OFM usw.
Dort muss ich sagen gibt es Einschränkungen, weil es aus den aktuellen Analysen nicht herauszulesen ist und damit die Bewertung nicht möglich ist.