Hallo zusammen,
da es immer wieder Diskussionen hier im Forum bzgl. diverser Additive für den Schutz der Diesel Einspritzsysteme gibt, habe ich mich an eine Videoreihe eines YouTubers "Kanal-Partbox1" erinnert. In dieser Videoreihe wurde eine HFRR-Testapparatur nachgebaut und diverse Diesel unterschiedlicher Tankstellen samt unterschiedlichster Zusätze getestet. Da die Videos sehr umfangreich und auf Russisch sind, habe ich mal die Ergebnisse weiter unten zusammengetragen.
Es wurden u.a. auch 2T-Öle und Ester getestet.
Doch zunächst kurz zum Allgemeinen, welches ich aus den Videos aufgeschnappt habe:
Bei HFRR-Test wird adäquat die Grenzreibung geprüft. Bitte nicht verwechseln mit Kontakt- oder Hydrodynamischer-Reibung. Es sind bestimmte Molekülarten, welche die Grenzreibung massiv beeinflussen. Da die Grenzreibung in einem Verbrennungsmotor nur eine untergeordnete Rolle spielt, ist auch nicht zu erwarten, dass in Schmierstoffen, welche im Motor verwendet werden, es eine maßgebliche Anzahl dieser Moleküle gibt.
Der Testaufbau ist möglichst gut an das Original angelehnt. Jedoch unterliegt der Testaufbau einem Verschleiß (pro Test 75Minuten reiben). Die Untersuchungen diverser Diesel von Unterschiedlichen Tankstellen haben zwar aufgezeigt, dass der Testaufbau durchaus repräsentative Ergebnisse liefert (Gemäß YouTuber +/-5µm). Ein Zweifeln an der Reproduzierbarkeit über 100te von Tests ist dennoch angebracht. Allerdings sind die Werte was Verbesserung bzw. Verschlechterung anbelangt, da diese kurz nach einander durchgeführt wurden, als adäquat anzunehmen.
Vorabinfos:
Vielleicht ist in diesem Zusammenhang noch eine weltweite Untersuchungsreihe von Winterdieseln mit den neuesten Ergebnissen aus dem Jahr 2018, welche von Infineum durchgeführt wurde, interessant:
https://www.infineuminsight.com/media/2228/inf…10-14112018.pdf
Gültige Grenzwerte/Empfehlungen für HFRR-Wert von für Diesel
ASTM-D6079: < 520µm
DIN EN 590: < 460µm
Empfehlung Krafststoffhersteller: < 400µm
Empfehlung Bosch: < 400µm verlängert die Nutzungsdauer Pumpe
> 520µm verkürzt maßgeblich die Nutzungsdauer der Pumpe
Weiter unten habe ich die Begriffe: "Diesel Arktik" und "Diesel Standard" verwendet:
Diesel Arktik = Winterdiesel nach DIN EN 590
Diesel Standard = Diesel nach DIN EN 590
Ich habe bei den untersuchten Dieseln auch das Herkunftsland dazu geschrieben. Denn gemäß der zuvor verlinkten Untersuchungsreihe von Infineum gibt es bzgl. HFRR-Werte durchaus Länderspezifische unterschiede. Ich vermute die Unterschiede kommen hauptsächlich durch den Biodieselanteil zustande.
Nun die Ergebnisse:
Diverse Diesel pur:
Diesel Standard Ukraine (DIN EN590): 9 Samples 370-420µm
Diesel Standard Deutschland (DIN EN590): 1 Sample 213µm
Diesel Standard Polen (DIN EN590): 1 Sample 198µm
Diesel mit industriellen Additiven:
Diesel Arktik Ukraine + Intron Delube 9060 15ml auf 100l: Verbesserung von 393µm auf 199µm
Kerosin + Intron Delube 9060 15ml auf 100l: Verbesserung von ca. 700µm auf 196µm
Diesel Standard Ukraine + BASF Kerokorr LA99 30ml auf 100l: Verbesserung von 372µm auf 222µm
Kerosin + Intron dClean 2520: Verbesserung von 700µm auf 495µm
Diesel Arktik Russland + Intron dClean 2520: Verbesserung von 550µm auf 345µm
Kerosin + Keropur DP 5634: Verbesserung von 700µm auf 389µm
Diesel Arktik Russland + Keropur DP 5634: Verbesserung von 550µm auf 452µm
Diesel Standard Ukraine + Keropur DP 5634: Verbesserung von 372µm auf 340µm
Diesel Standard Ukraine + Keropur DP 5205: keine Verbesserung 372µm
Diesel mit Additiven, welche für den Endverbraucher bestimmt sind:
Kerosin + Speed-Diesel Zusatz: Verbesserung von 700µm auf 562µm
Diesel Arktik Ukraine + LM Speed-Diesel Zusatz: Verbesserung von 483µm auf 460µm
Diesel Standard Ukraine + LM Speed-Diesel Zusatz: Verbesserung von 356µm auf 350µm
Kerosin + Wynn`s Supremium: Verbesserung von 700µm auf 529µm
Diesel Arktik Ukraine + Wynn`s Supremium: Verbesserung von 483µm auf 448µm
Diesel Standard Ukraine + Wynn`s Supremium: Verbesserung von 356µm auf 350µm
Kerosin + BASF Keropur 5634: Verbesserung von 700µm auf 399µm
Diesel Arktik Ukraine + BASF Keropur 5634: Verbesserung von 483µm auf 402µm
Diesel Standard Ukraine + BASF Keropur 5634: Verschlechterung von 356µm auf 361µm
Diesel Standard Ukraine + BG DFC HP: Verbesserung von 425µm auf 369µm
Weitere Additive erspare ich mir an dieser Stelle: Alle waren ähnlich gut/oder schlecht..
Diesel mit zweckentfremdeten Ölen:
Diesel Arktik Ukraine + Stiehl HP 2T-Öl Konzentration 1:80: Verbesserung von 522µm auf 475µm
Diesel Arktik Ukraine + Stiehl HP 2T-Öl Konzentration 1:400: Verbesserung von 522µm auf 504µm
Diesel Arktik Ukraine + Stiehl HP Ultra 2T-Öl Konzentration 1:80: Verbesserung von 522µm auf 494µm
Diesel Arktik Ukraine + Stiehl HP Ultra 2T-Öl Konzentration 1:400: Verbesserung von 522µm auf 510µm
Diesel Standard Ukraine + Stiehl HP Ultra 2T-Öl Konzentration 1:80: Verschlechterung von 346µm auf 423µm
Diesel Standard Ukraine + Stiehl HP Ultra 2T-Öl Konzentration 1:400: keine Veränderung von 346µm auf 345µm
Diesel Arktik Ukraine + Kroonoil Tornado 2T-Öl Konzentration 1:80: Verbesserung von 522µm auf 500µm
Diesel Arktik Ukraine + Wolf Outboard TC-W3 2T-Öl Konzentration 1:80: Verbesserung von 522µm auf 490µm
Diesel Arktik Ukraine + XADO Atomic Oil 2T-Öl Konzentration 1:80: Verschlechterung von 522µm auf 531µm
Diesel Arktik Ukraine + XADO Atomic Oil 2T-Öl Konzentration 1:400: Verschlechterung von 522µm auf 602µm
Diesel Arktik Ukraine + TurboPlus Motomix 2T-Öl Konzentration 1:80: Verschlechterung von 530µm auf 546µm
Diesel Arktik Ukraine + Motul DEXTRON III ATF-Öl 1:200: Verschlechterung von 522µm auf 546µm
Diesel Arktik Ukraine + Suniso SL32 Ester-Öl (für Kälteanlagen) ca.1:3500: Verschlechterung von 522µm auf 536µm
Diesel Arktik Ukraine + Rizinus-Öl 1:3500: Verbesserung von 522µm auf 367µm
Sonstige interessante Aussagen aus den Videos:
Es wird empfohlen schmierende Additive ständig dazu geben. Damit soll der Schutz des Systems bei fragwürdiger Herkunft des Kraftstoffes am ehesten gegeben sein. Reinigende Additive sollen periodisch verwendet werden. Keinesfalls dürfen reinigende oder gar Cetan-erhöhende Additive überdosieret werden. Das gilt vor allem für die industriellen Additive, welche eine deutlichere Wirkung zeigen, als die Additive für den Endverbraucher.
Unterschreitung des Cetan-Wertes, welcher vom Motorhersteller für den jeweiligen Motor festgelegt wurde, kann/wird zu einem lauteren Verbrennungsgeräusch bzw. zu der typischen Dieselverbrennung mit dem bekannten Klopfen führen. Cetanw-Wert-Überschreitung sollte zu keiner spürbaren Veränderung der Verbrennung moderner Direkteinspritzer mit mehrmaligen Einspritzungen pro Takt führen. Für eine kontrolliert verlaufende Verbrennung gibt es auch Additive, welche die Tröpfchen des Dieselnebels am erneuten Verklumpen hindern.
Mag es nutzen!
Gruß
Alex
PS: Vollständigkeitshalber verlinke ich hier mal die gesamte Videoreihe (Achtung: Ist alles auf Russisch). Die Reihenfolge der Links entspricht der Chronologie der Videos.
https://www.youtube.com/watch?v=-kdxK7GoMWU
https://www.youtube.com/watch?v=VBvSk4YOJpI
https://www.youtube.com/watch?v=L7gwZOjLQx4
https://www.youtube.com/watch?v=rkVyrYhf078
https://www.youtube.com/watch?v=sHk6pKWafEA
https://www.youtube.com/watch?v=t2K_p1hBG34
https://www.youtube.com/watch?v=rLuVECDKh0A