Bremsschläuche - Stahlflex und Gummi-Gewebe

  • Hier noch etwas sehr interessantes zu Gummi-Bremsschläuchen: http://www.freepatentsonline.com/DE102016209005A1.html

    :lesen: :read:
    Diese Thematik ist umfangreicher als man denkt, und in der Patent-Schrift DE102016209005 stehen z.B. folgende Dinge:

    "Um eine gleichmäßige Volumenzunahme über den gesamten Druckbereich von 0 bis 200 bar und über den gesamten Temperaturbereich von –40 °C bis 160°C zu gewährleisten, weist der Schlauch folgenden Schichtenaufbau auf:
    – eine einlagige oder mehrlagige Außenschicht auf Basis wenigstens eines Elastomers;
    – eine erste einlagige oder mehrlagige textile Festigkeitsträgerschicht aus Polyvinylalkohol und / oder Rayon;
    – eine zweite einlagige oder mehrlagige textile Festigkeitsträgerschicht aus Aramid;
    – eine einlagige oder mehrlagige Innenschicht auf Basis wenigstens eines Elastomers."

    "Bei dem Elastomer kann es sich um Kautschuke und / oder um thermoplastische Elastomere handeln, die alleine oder in Kombination verwendet werden können. Als Kautschukkomponenten sind insbesondere zu nennen:
    Ethylen-Propylen-Mischpolymerisat (EPM), Ethylen-Propylen-Dien-Mischpolymerisat (EPDM), Nitrilkautschuk (NBR), (teil)hydrierter Nitrilkautschuk (HNBR), Fluor-Kautschuk (FPM bzw. FKM), Chloropren-Kautschuk (CR), Naturkautschuk (NR), Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR), Isopren-Kautschuk (IR), Butylkautschuk (IIR), Brombutylkautschuk (BIIR), Chlorbutylkautschuk (CIIR), Butadien-Kautschuk (BR), Chloriertes Polyethylen (CM), Chlorsulfoniertes Polyethylen (CSM), Polyepichlorhydrin (ECO), Ethylen-Vinylacetat-Kautschuk (EVA), Acrylat-Kautschuk (ACM), Siliconkautschuk (MVQ), Fluorierter Methylsilikonkautschuk (MFQ), Perfluorkautschuk (FFPM oder FFKM), Polyurethan (PU).
    Von besonderer Bedeutung sind EPM bzw. EPDM, da diese eine besonders gute Beständigkeit gegenüber der Bremsflüssigkeit besitzen."

    "Es ist auch möglich, dass die Festigkeitsträgerschichten jeweils aus Komponenten aus Filz, Vlies, Gewebe, Geflecht, Gewirk oder Gestrick, Gelege ausgebildet ist. Die Festigkeitsträgerschichten können durch Flechten, spiralförmiges Wickeln, Stricken, Wirken oder schraubenförmiges Wirken von Garn oder durch Gewebeeinlagen gebildet werden.
    In einer besonders bevorzugten Ausführungsform liegt die erste einlagige oder mehrlagige textile Festigkeitsträgerschicht aus Polyvinylalkohol und / oder Rayon in Form eines einlagigen Geflechts vor. Das Geflecht wird hierbei bevorzugt aus 16 bis 25 Spulen gebildet. Der dtex-Wert liegt bevorzugt zwischen 1000 und 2000 dtex, besonders bevorzugt zwischen 1200 und 1500 dtex, mit Drehungszahlen zwischen 30 und 200.
    In einer besonders bevorzugten Ausführungsform liegt die zweite einlagige oder mehrlagige textile Festigkeitsträgerschicht aus Aramid in Form eines einlagigen Geflechts vor. Das Geflecht wird hierbei bevorzugt aus 16 bis 25 Spulen gebildet. Der dtex-Wert liegt bevorzugt zwischen 1000 und 1700 dtex, besonders bevorzugt zwischen 1000 und 1200 dtex, mit Drehungszahlen zwischen 30 und 200. Die dtex-Werte der ersten und zweiten Festigkeitsträgerschicht sind bevorzugt verschieden voneinander."

    Und da steht noch einiges mehr.
    Also dass es da soo viele Möglichkeiten gibt, hätte selbst ich nicht gedacht. Doch ich gehe davon aus, dass die Hersteller mehr oder weniger alle eine sich als am besten bewährte Komposition aus Materialien sowie Verarbeitung wählen, und es nur geringe Unterschiede im Detail gibt.

    Aber ist schon sehr Interessant.
    FKM/FPM, EP(D)M & (H)NBR kennen wir ja auch von Dichtungen, und Aramid-Fasern werden z.B. in schusssicheren Vesten verarbeitet.

  • Habe seit gut zwei Jahren ein Set Stahlflex Bremsschläuche von EVOLITY, für NXi im Schrank liegen und noch immer nicht eingebaut. :hotdrink:

    Qualitativ machen die einen absolut einwandfrei guten Eindruck. Hatte bisher nur nie Lust, sie einzubauen und die alten, originalen Bremsschläuche sind auch noch super in Schuss.

    Die hinteren habe ich mal neu machen müssen, weil ich einen Bremsschlauch bei der Restauration der hinteren Dome, mit dem Drahtbürstenaufsatz eines Winkelschleifers beschädigt habe :aua:

  • Da Du es vor kurzem angesprochen hattest:

    Musste mich schon ein paar Mal zurückhalten, nicht schon die Stahlflexbremsschläuche zu bestellen - die reizen mich jetzt doch mehr, als ich dachte.

    Bei einer ordentlich dimensionierten sowie leistungsfähigen Bremsanlage können Stahlflexschläuche auch kontraproduktiv sein.

    Der Punkt ist laut einigen Erfahrungsberichten folgender:

    Sobald die Bremse in härteren Situationen gefordert wird, ist die Umsetzung vom Fuss zum Bremskolben zu sensibel, sodass die Elastizität und somit das Bremsgefühl im Grenzbereich verschwindet. Jede 0,Xmm am Fuss werden zu direkt/stark umgesetzt.

    Bei scharfen Bremsungen kann es dann schnell zu Überbremsungen kommen und das ABS (wenn vorhanden) setzt ein. Der Grundtenor liegt darin, dass man eine gewisse Übung beim Bremsen mit Stahlflex haben sollte, und diese Aufrüstung nicht für jede Alltagsfahrt geeignet sei.

    Das finde ich schon ganz plausibel.

    Auf der BAB bei härteren Bremsungen ist eine gewisse Elastizität nicht verkehrt, um die Räder nicht ungewollt zum blockieren zu bringen.

    Da Du ja aktuell auf größere Scheiben und die TRW-Schläuche gewechselt hast, würde ich Stahlflex erstmal wieder beiseite schieben. Das kann sonst echt zu heavy werden mit der Kraftübertragung. :yes: :überleg:

  • Stahlflex sind in meinen Augen völlig problemlos fahrbar, ohne zu aggressiv zu sein. Ich fahre die Fischer Stahlflexschläuche mit Tarox Belägen auf Serien ATE Scheiben. So sollte jede Bremseanlage ein Auto verzögern.

    Einmal editiert, zuletzt von Luxus (5. April 2021 um 00:10)

  • Manche sagen ja, ich könne auch einen größeren Hauptbremszylinder einbauen, um noch mehr Druck zu bekommen :döba:

    Ich glaube dagegen wären Stahlflex noch ein kleinerer Schritt :überleg:

    Aber im Grunde gebe ich dir Recht, dass das auch blöd werden kann - wenn man mit dem Bremsdruck übertreibt.

    Gerade auf glatten Straßen und ohne ABS wird das wohl jetzt schon nicht mehr so toll sein - Bremspedal berühren und sofort rutschen :staunt:

    Theoretisch bin ich aber der Meinung, dass die Bremskraftverstärker in meinen 90er Jahre NISSAN's - im Vergleich zu aktuellen Autos - so schwach sind, dass die Bremskraft auch mit solchen Veränderungen noch gut zu dosieren sein sollte.

    Wenn ich mal ein modernes Auto fahre und bremse, trete ich bei der ersten Bremsung gerne mal viel zu stark auf das Bremspedal und bremse somit sehr ruckartig :lach3: Als ich noch in der Werkstatt gearbeitet habe, war ich es gewohnt mit neuen Autos zu fahren - jetzt nicht mehr so.

    Ich überlege aktuell, ob ich die Stahlflex für NXi, die nun schon seit etwa zwei Jahren im Schrank liegen, mal einbaue. Dann merke ich, wie groß der Unterschied ist und wie sehr mir das Bremsgefühl zusagt. Bremsflüssigkeitswechsel steht sowieso an.

    Ansonsten war ich erst heute wieder kurz davor, für Micra welche zu bestellen - lustig, dass du das Thema gerade heute ansprichst :überleg:

    Habe vorhin noch überlegt, ob ich den Gummimantel schwarz haben möchte (für schwarz entschied ich mich bei NXi), blau durchsichtig, rot durchsichtig, oder lila durchsichtig (die Vogtland Federn sind lila und die Tachoscheiben ja auch - wäre also passend). :lach3:

  • Bin ja generell nur für ältere Autos und ältere Technik. Mir gefällt da einfach alles besser dran.

    Das einzig Positive an neuen Autos ist, dass man da alle Teile für bekommt und dass man (zumindest bei Benzinern) keine Fahrverbote- oder exorbitante Steuererhöhungen zu befürchten hat :flitz:

    Um noch was zum Thema zu sagen: Bei dem Mantel der Stahlflex werde ich mich vermutlich wirklich für lila durchsichtig entscheiden :überleg:

    :lach3:

  • Moing Zusammen

    Ich fahre Stahlflex, und ein Regeln des ABS setzt nur ein, wenn die Haftung abreißt.

    Selbst beim alten Focus MK2 war es mit den Michelin PS4 kaum möglich dies zu schaffen.

    Soll heißen, die Bremse und der Reifen müssen eine ideale Einheit bilden.

    Ein überbremsen aufgrund der Stahlflex ist definitiv nicht möglich.

    Viele Grüße und allzeit gutes Bremsen ^^

    :rav: :motu: :she: :aral: :lm: :mobi1: :fu: :östdeu: :maol:

  • Ich sehe das auch eher umgekehrt. Eine etwas elastische Bremsleitung gibt dir kein "angenehmes" Gefühl. Meiner Meinung nach tritt genau das Gegenteil ein. Gerade wenn die Bremsflüssigkeit auch schon auf Temperatur ist, bekommt man ein matschiges Pedal ohne definierten Druckpunkt. Von Dosierbarkeit braucht man ab da auch nicht mehr sprechen. Erhitzte Bremsflüssigkeit gibt eher nach und durch die Hitze fängt die Gummileitung auch noch zusätzlich an sich mehr zu dehnen. Die Bremse verhält sich dann bei jeder Bremsung anders. Mit einer Stahlflexleitung bekommst du wenigstens den Faktor Gummi aus dem System. Dadurch bleibt der Druckpunkt länger direkt und eben besser dosierbar. Was oben also als "bessere Dosierbarkeit" beschrieben wurde, wird meiner Meinung nach eben mit einer Stahlflexleitung besser gegeben und nicht umgekehrt. Ich kann das natürlich nicht wissenschaftlich belegen, habe es aber eben schon an vielen Fahrzeugen getestet bzw. alle meine Fahrzeuge wurden/werden ausnahmslos auf Stahlflexleitungen umgerüstet.

    Gruß Niko

    Audi RS3 8PA 2.5 TFSI 2012 (CEPA) - ROWE Hightec Synth RS 5W-40

    VW Golf 7 1.4 TSI 2017 (CZDA) - ROWE Hightec Synth RS 0W-40

    VW Up! GTI 1.0 TSI 2018 (DKRA) - Mobil1 ESP 5W-30

    :rowe: :megu:  :mobi1:

  • Stahlflex erhöht nicht die Bremskraft. Es verbessert die direkte Übertragung von der Schuhsohle bis zum Bremsbelag. Mitnichten führt es zu überbremsen. Wenn man etwas Übung hat, kann man die Reifen wimmern lassen, ohne das das ABS eingreift. Das ist gleichzeitig die optimale trocken Bremsung. Die Dosiebarbarkeit und das Gefühl für die Bremse ist phänomenal, und wird nicht verweicht durch ein sich bewegendes Pedal.

    Mazda RX8 ロータリーエンジン - Rōtarīenjin

    Motor: :ams: XL 10W-40
    Getriebe: :rav: VSG 75W-90
    Achsgetriebe: :ams: Severe Gear 75W-90

  • Ich verwende Stahlflex nur, weil Gummileitungen, insbesondere wenn sie nicht mehr ganz neu sind, bei heiß gefahrener Bremse ein Weicherwerden des Pedals noch verstärken. Im Vergleich zu einigermaßen neuen Gummileitungen einen Unterschied im Normalbetrieb ohne rauchender Bremse im Druckpunkt zu fühlen ist beim Motorrad sehr schwer, beim Pkw halte ich es für unmöglich. Mit beiden Leitungsarten sollte es problemlos möglich sein, die Bremse auf trockener Fahrbahn in den ABS-Regelbereich zu bekommen, auch ohne Bremsassistent.

    Und eine harte Bremsung ohne ABS-Einsatz ist keine harte Bremsung.

    Aktuelle Fahrzeuge: Audi S1/2015, Suzuki DR 800/1997, Suzuki GSX 1400/2004, Suzuki RV200

  • Ich fühle sowohl beim Motorrad als auch beim Auto einen großen Unterschied. Sind aber alles Fahrzeuge älter als 10-15 Jahre.

    Mazda RX8 ロータリーエンジン - Rōtarīenjin

    Motor: :ams: XL 10W-40
    Getriebe: :rav: VSG 75W-90
    Achsgetriebe: :ams: Severe Gear 75W-90

  • Hab dem SLK damals im Zuge des Umbau's auf die Sechszylinderbremse (minimal größere Scheiben vorne) auch Stahlflexe spendiert.

    Kann mich den Meinungen hier nur anschließen: Phänomenal.

    Beim XC sind die Schläuche auch bald dran... Wird da dann wohl auch direkt Stahlflex werden. Wird sich das Dickschiff mit Sicherheit drüber freuen. :check:

    Gibt dann aber ganz normale mit transparenter Ummantelung.

    SLK R170 - 230 Kompressor: :fu: Titan Race Pro S 10W-50
    Volvo XC90 D5: :rek: EuroTruck 5W-40 + RR 5W-30 Spritmonitor.de

    Kia Stonic 1,0 T-GDI: :total: Quartz Ineo MDC 5W-30


    Automobile Historie: Citroen 2CV, Saab 9000/1 turbo16, Mercedes C126 500SEC, Saab 900/1 turbo16 Sedan, Volvo 945 Turbo, Volvo 855 T5, Mercedes S203 C320CDI Ex-Werksversuchswagen, Audi 100 C4 2,6 Avant quattro Ex-Werkswagen, Vaneo "Motorkrücke"...
    RES-QR

  • Manche sagen ja, ich könne auch einen größeren Hauptbremszylinder einbauen, um noch mehr Druck zu bekommen

    Eigentlich ein besserer Druckpunkt, der Kraft wird aber bissi höher. Ich kenne es nur vom Mopped und da sind Stahlflex Pflicht (und bei neuen Maschinen auch Serie). Wer will, kann dann noch eine größere Handpumpe verbauen, damit wird die Bremse noch "direkter" (nicht schärfer), also das Feedback wird besser. Ich fand das immer sehr angenehm.

    Und das wichtigste: Wenn der Druckpunkt gut sein soll, dann muss man entlüften. Habe ich beim Mopped teilweise mehrmals im Jahr gemacht, und dann vom Bremssattel nach oben. Dann wird der Druckpunkt extrem abgegrenzt und man bekommt alles mit. Und ja, mein Bremssystem war dicht, das war auch so IO, aber nach dem Entlüften wars paar Wochen dann immer nen Knaller.

    Wie direkt man die Bremse haben will, ist ne Frage des persönlichen Geschmacks. Auf der Rennstrecke wollte ich es immer superdirekt und mit wenig Handkraft, durch die entsprechenden Beläge war das dann eine Zweifinger-Bremse, die auch von >250km/h sauber dosiert und runterbremst. Auf der Landstraße etwas weniger direkt/"scharf" weil man mit dem Kopf da nicht ganz so bei der Sache ist.

  • es ist halt ein Elastizitätsmodul in der Druckübertragung der Bremsflüssigkeit weniger.

    Es gibt Fahrzeuge, vorallem bei modernen KFZ sehe ich das verstärkt. Beispiel Ford Focus ab 2012. Da braucht man im OEM Zustand das Bremspedal nur antippen. Schlimm genug, vorallem in der Stadt kann man doch bei der Kennlinie nicht sauber dosieren. Zumindest ich bin mit meinen Füßen in dem Kraftbereich ein Grobmotoriker. Da noch eine Stahlflex drauf? Na gute Nacht.

    Genauso gibt es natürlich das Gegenteil

  • Elastizizätsmodul - na ja, das gilt eher für alte Schläuche. Ich hab bisher nur von relativ neuen Schläuchen auf Stahlflex umgerüstet und mir fehlt ehrlich gesagt die Phantsie da einen, noch dazu deutlichen Unterschied zu bemerken.

    Ist ein wenig wie mit den Breakboostern für die hintere Felgenbremse von MTB. Die wurden eine Zeitlang wie warme Semmeln verkauft, weil jeder meinte, das schwammige Gefühl an der hinteren Bremse loswerden zu müssen, weil sich der Rahmen beim Bremsen verbiegt (was tatsächlich der Fall ist, man kann das deutlich sehen).

    Eine Messuhr an der Stelle offenbahrte sehr schnell, dass bei einem Bruchteil der Kraft am Bremshebel, die zu einem ersten erkennbaren Ausschlag an der Messuhr führt, das Hinterrrad auf Schotter längst steht.

    Aktuelle Fahrzeuge: Audi S1/2015, Suzuki DR 800/1997, Suzuki GSX 1400/2004, Suzuki RV200