Mannol Motor Doctor 9990

  • Also also ich habe jetzt in meinen Golf 3 nach ca 1500 km das mannol Motor doctor eingefüllt, gut die dreiviertel Dose ,was ist direkt bemerkt habe, er läuft ruhiger so ruhig wie halt eben eine Nähmaschine kann :lach3: und, jetzt auf die letzten 1000 km gerechnet ist der Ölverbrauch etwas gesunken trotzdem 0,5l auf 1000 ist mir aber egal :lesen:
    Was was ich auch dazu sagen muss , bei mir geht's schon mal heiß her, also bis Begrenzer ist nicht unüblich :zwinker:

    :frietau2:

  • Mich hat interessiert, wie das 9990 wirken soll und ich habe bei der Recherche einen interessanten, relativ neuen Artikel dazu auf englisch mit vielen Quellen zum Weiterlesen gefunden.


    Das Motor Doctor kommt hier zwar scheinbar relativ selten zur Anwendung oder zur Sprache, neuerdings eher mit der Frage, wo der Unterschied zum Motor Life Extender ist.

    Vorweg: Die Wirkstoffe sind unterschiedlich, die Anwendungsgebiete überschneiden sich aber zum Teil. Motor Doctor scheint sich anzubieten, wenn man den Effekt des Dichtungs(wiederauf)quellens nicht haben will, bzw. wenn der Motor zwar viel Öl braucht und/oder die Ölverdünnung hoch ist, aber nicht wirklich tropft (wird damit wahrscheinlich zwar weniger tropfen, aber nicht unbedingt aufhören).

    Obwohl die enthaltenen Polyacrylate aus Estern der Acrylsäure hergestellt werden (https://de.wikipedia.org/wiki/Polyacrylate), werden dem Motor Doctor 9990 meines Wissens nach nicht die Dichtungsaufquellenden Eigenschaften anderer Esteröle nachgesagt.
    Ich denke, man verringert damit weitere Ölverdünnung zum Teil und gleicht die bereits erfolgte Ölverdünnung aus.

    Ein Anwendungsfall, der mir einfällt, wäre: Wechselintervall ist schon gut überschritten und das Öl ist durchgekaut und verdünnt, es steht aber noch eine längere Fahrt an, vor der man keine Zeit mehr zum Wechseln hat.
    Oder aus Versehen etwas zu dünnes Öl frisch eingefüllt, bzw. Ölpumpe schon zu stark verschlissen (Öldruckwarnleuchte geht im Leerlauf / nach Vollast also bei hohen Öltemperaturen an).

    Der Wirkstoff ist laut Datenblatt bis zu 10% "Acrylic Copolymer", der Rest sind mineralische Schmieröle und sog. schwere Erdöldestillate.
    Hier der Artikel: https://www.intechopen.com/chapters/77496

    Für wenig englischbegeisterte Leser versuche ich mich an einer Zusammenfassung. Bis Punkt 1.5.1 steht dort eigentlich nur allgemeines über Schmierstoffe, dann werden Viskositätsindexverbesserer erklärt. Die Viskosität von unadditiviertem Öl variiert bekanntermaßen extrem stark, laut Text etwa zwei Zehnerpotenzen. Langkettige Polymere (häufig verwendet: polyisobutylen, polyacrylat oder polymethacrylate), die als VI-Verbesserer eingesetzt werden, rollen sich auf bzw. krumpeln zusammen bei niedrigen Temperaturen (d.H. beeinflussen die Viskosität dann weniger) und falten sich auf bzw. nehmen mehr Volumen ein, wenn die Temperatur steigt und führen so dazu, dass das Öl nicht extrem dünn wird. Der Vergleich mit Federn und dem Mechanismus auf molekularer Ebene wird gezogen.
    Solche langkettigen Polymere werden auch als pour point depressant (Fließpunkt-Senker) eingesetzt, da Waxpartikel an den langen Ketten adsorbiert (angeheftet bzw eingeschlossen) werden und so nicht zu größeren Klumpen zusammenwachsen können.

    Unter 1.5.3 wird auf die Rheologie eingegangen. Unter mechanischem Stress werden die "Knäuel" der langen Polymere in zwei oder mehr Teile auseinandergerissen. Der Prozess ist selbstbegrenzend, da weniger lange Polymere resistenter gegen Auseinanderreißen sind.In 1.6 wird auf die Chemie eingegangen und es werden 25 verschiedene Acrylate gelistet. Es könnte sein bzw. ich vermute, dass im Mannol nicht nur eins davon, sondern ggf. mehrere drin sind.
    In 2 wird als Zusammenfassung geschrieben, dass in diesem Kapitel die wichtigen Eigenschaften von Acrylpolymeren als VI-Verbesserer, Fließpunkt-Senker, anti-Verschleiß, Korrosionsinhibitoren und rheologische Modifikatoren besprochen wurden.

    (Über Korrosion stand da ehrlich gesagt nichts, vielleicht fehlt ein Teil oder es steht nur in den Quellen).

  • Das Problem liegt daran, dass der Prozess

    Unter mechanischem Stress werden die "Knäuel" der langen Polymere in zwei oder mehr Teile auseinandergerissen. Der Prozess ist selbstbegrenzend, da weniger lange Polymere resistenter gegen Auseinanderreißen sind.

    damit sich nicht begrenzt. Eine Bildung von Gelee-Punkten findet danach statt...

  • Ja, ich habe auch kurz überlegt, ob ich das unkommentiert übersetzen soll, aber was der Autor offensichtlich gemeint hat: Ist schon selbstbegrenzend, in dem Sinne, dass die Moleküle nicht unendlich klein gerissen werden, also dünner als das Grundöl wird es nicht werden.
    Was ich aus deinem "Einspruch" rausinterpretiere: Irgendwann sind alle Polymere der ursprünglichen Länge aufgebraucht, das Additiv ist dann "durchgekaut"(*) - im Sinne der Additivdegradierung im laufendem Betrieb kann man sich über das Wort "selbstbegrenzend" schon streiten, das stimmt. Was meinst du mit dem Zweiten Satz? Dass mit zunehmender Polymerkettendegradation der Stock- und Fließpunkt wieder in Richtung des vorherigen Zustandes verschoben wird, vermute ich. Sehe ich jetzt nicht als Nachteil des Additivs, wir wollen damit ja keinen Wachseintrag kompensieren.

    (*)"Die Zugabe eines hochmolekularen Viskositäts-Index-Verbesserers führt aber zu einer Verminderung der Scherstabilität des Schmieröls und bringt oftmals einen plötzlichen Abfall der Viskosität im Anfangsstadium des Betriebs mit sich." (Bezogen auf niedrigviskoses Mineralöl mit großen Mengen VI-Verbesserern wie es z.B. 1960/1970 scheinbar üblich war. Das Problem hat man durch Ester und geringere VI-Verbesserer-Anteile in den Griff bekommen. https://patents.google.com/patent/DE2225758C3/de)

    Das Produkt ist nicht unbedingt gedacht, um über einen Long-Life-Intervall aktiv zu sein, das sieht man schon am mineralischen Grundöl.

  • Der Prozess des mechanischen Abbaus des ViVs sieht man ganz gut hier: Shear Stability Test nach ASTM D7109: 90 cycles

    Besonders interessant ist:

    Weitere Prozesse haben mit Polymerkettendegradation nichts zu tun. Die Monomere bilden zusammen mit Russ und weiteren Komponenten die Klebe-Teilchen oder Geleepunkte, die im Laufe des Prozesses wachsen...