DLC, Temperflon, Klübers etc etc etc....

  • Tach zusammen,
    Ihr seit ja wohl auch Ölfetischisten, weil Euch Verschleissenkung, Reibungsoptimierung usw. am Herz liegt. Ich wollte mal Eure Erfahrung zu Gleitbeschichtungen im Aftermarketbereich zusammentragen.
    Ich baue grad einen Oldtimer-Motorrad-motor auf und beschichte was geht im DlC Verfahren und was so nicht geht, lackiere ich mit Gleitlack oder lasse es beschichten.
    Wie sind Eure Erfahrungen?

    Was ich zB etwas kritisch sehe ist das 100stel Mm das man mehr Spiel im Kolben/ Buchsenbereich einplanen/ hohnen muss, damit der Gleitlack Raum hat. Aber ich denke der Gleitlack verschleisst trotzdem
    schneller als wenn man die originale Reibpaarung hat. Und wenn der Lack weg ist... 100stel mehr Spiel.....hmmmm

  • Ich überhole semiprofessionell die Audi V8 4,2 Kette 40V Motoren: BAS, BAT, BBK, BHF
    Die Kolben wurden bei der Fa. Wahl überarbeitet und der Beschichter ist Herr Baier. Weil Alu in Alusil nicht unbewehrt laufen darf ist eine Beschichtung notwendig.
    Alle Kolbenringe sind neu aber altes Design. Als Freund von Leichtlauf, hBN und dünnem Öl hatte ich Shell HU AVL 0W30 als Erstöl und etwas Hebofil ( hexagonales Bornitrid von der Fa. Henze ) drin. Mittlerweile überschreitet die Leerlaufdrehzahl 800 /min, soll ist 640/680 /min. Ausgekuppelt ist die Drehzahl sogar >1000/min.
    Die DK ist komplett zu, die Luftmenge bei 80% zu vorher ( 4g/s )
    So sehr ich mich über Leichtlauf freue, stoße ich nach 24.000km an die Grenzen der Applikation. Auch nach der Umölung auf Pennasol 5W50 ist die Leerlaufdrehzahl überhöht.

    Spätere Kolben habe ich bei Herrn Runge beschichten lassen, mittlerweile ist er aber nicht mehr mein Freund. Ich habe Molykote D7409, Fuchs Gleitmo 900 und Hebocoat PLE 125 organisiert. Damit beschichte ich jetzt selbst.

    DLC: Bei der Fa. Axyntec habe ich Kolbenbolzen und Mahle Kolbenringe DLC beschichten lassen. Das Ergebnis bei den Ringen ist: Scheiße schwer zu bearbeiten ( Stoßspiel einstellen ). Beim Probeverbau haben die DLC Ringe Riefen in die Zylinder gezogen. Original sind meine gewählten ersten Ringe verchromt mit Keramik. Das wird galvanisch gemacht und aufgrund der erhöhten Feldstärke gibt es am Stoß einen Aufwurf. Bei der DLC Beschichtung wird auch darauf Material aufgeschichtet. Das DLC Zeug ist wahnsinnig hart. Selbst eine Diamantfeile tut sich schwer...
    Also vor dem Beschichten die Ringe abrunden und das Stoßspiel einstellen !

    Der Motor mit den verbauten DLC-beschichteten 1. KR dreht DEUTLICH leichter als die Motoren mit nicht beschichteten Ringen.

    Der 2. KR ist ein sogenannter Nasen-Minutenring der für eine einwandfreie Funktion einlaufen muss. So einen Ring sollte man auf gar keinen Fall DLC beschichten.

    Die DLC beschichteten gebrauchten Kolbenbolzen flutschen extrem gut durch das Pleuelauge und die Bohrungen im Kolben. Trotz nur 3/1000 mm Schichtdicke sind sie aber auch abrasiv. Wenn die Bohrung im Kolben verdrückt ist schiebt man den Bolzen ein paar mal durch und die Bohrung ist runder und größer. In einer Bronzepleuelbuchse erzeugt der trockene Kobo "goldenen" Abrieb. Das Zeug ist abrasiv.

  • Ja Gleitlack für Motorenteile stellt Klübers her......


    Die Abrasivität von DLC Bauteilen konnte ich noch nicht feststellen. Aber das ist mal was zum danach schauen! Habe Nockenwellen, Stösselbüchsen etc. beschichtet und konnte nichts feststellen...

  • ehrlich gesagt habe ich etwas Sorge dass die DLC beschichteten Kolbenbolzen meine Pleuelbuchsen auffressen.

    Bei den Kolbenringen hilft hBN den Verschleiß im Umkehrpunkt zu reduzieren.
    Durch die DLC Beschichtung kann man die Ringvorspannung erhöhen ohne die Reibungverluste zu erhöhen. Das ergibt bei älteren Motoren weniger blowby und weniger Ölaustrag.

    Noch was zu MoS2, hBN, WS2:

    hBN ist mir persönlich symphatischer als MoS2 weil es weder Schwefel noch Molybdän enthält. Schwefel wirkt korossiv und schädigt den Kat. Mo lagert sich über die Beschichtung im Kat ab. hBN ist auch unter oxidativen Bedingungen stabiler und liefert als Zerfallsprodukt Boroxid ( Borsäure ) und bildet nieder schmelzende Metallsalze.

    Welcher von den Feststoffschmiermitteln am "flutschigsten" ist weis ich nicht.
    Gleitlacke und "keramik" Zeugs wird von vielen Anbietern angeboten.
    Meine Nr.1 für hBN ist die Fa. Henze. Ich habe in China einen Lieferanten der Fa. Henze gefunden und das Zeug ist in großen Mengen spottbillig !

  • Molycote D7409 MoS2 in Bildemittel
    Fuchs Gleimo 900 MoS2 in Bindemittel

    Hebocoat PL-E 125 hBN in Bindemittel

    ...hört sich interessant an. Gibt es Erfahrungswerte zur Nutzungsdauer/Haltbarkeit bei "Heimanwendung"?

  • Das Molykote habe ich etwas experimentiert. Die Schichtdicke pro Sprühgang ist aber winzig ( bis 0,015mm ). Und es will eingebrannt werden.
    Wenn aber aufgrund Zwickelverschleiß der Zylinder auch nur 1/10 mm geweitet wird ( und der Verschleiß am Kolben ausgeglichen werden muss ) braucht es mindestens 4 Durchgänge. 2x4x0,015mm
    Das Molykote D-7409 hat auch eine begrenzte Arbeitstemperatur und soll deshalb nicht am Feuersteg verwendet werden.
    Deshalb wollte ich die beiden anderen Lacke haben, die einen anorganischen Binder haben und auch nicht eingebrannt werden müssen.

    Zum Abrieb: Beide Motoren mit beschichteten Kolben ( Baier / Runge ) hatten nach vielen km immer noch helles Öl. Die Verschmutzung stammt meiner Meinung vom Restschmutz im Motor/ Ventilhauben.
    Der Herr Ingenieur behauptet dass die Beschichtung von seinem Wettbewerber nicht halte. Ich gehe davon aus dass die Beschichtung nicht sehr leidet so lange genug Öl im Zylinder ist.

    Ganz am Anfang war die Rede von Kexel / Temperflon. Teflonbasierte Beschichtungen haben meiner Meinung nichts im Verbrennungsmotor zu suchen. Teflon ist ölabweisend und zersetzt sich bei hohen Temperaturen zu Fluorwasserstoff ( Flusssäure ).
    Das Gegenteil ist hBN, das man auch zur Reinigung von mineralölverschmutzem Wasser verwenden kann. hBN bindet Mineralöl und bezieht einen Teil der (Not)Schmiereigenschaften aus dieser Eigenschaft.

    Einmal editiert, zuletzt von Superbernie (15. März 2022 um 19:52)

  • ...mich intessiert, ob und inwieweit ich damit Motore von Old- und Youngtimer mit z.T. nicht mehr erhältlichen Teilen nutzungsverlängern kann.

    Schichtdicke scheint dazu ein wenig zu gering zu sein.

    Vielleicht probiere ich es erst Mal an einen älteren Modellmotor.

  • die einfache Antwort ist: ja
    Kolben beschichten: geht
    Bei verschlissenen Nocken oder untermaßigen Kurbelwellen: eher nicht

    Auch bei Oldtimern reden wir ja nicht über Verschleiß im mm Bereich.
    Lagerschalen finden sich mit Glück NOS ( new old stock )

    Meine Käfers haben teilweise das 2te Gehäuseübermaß Hauptlager bekommen. Nockenwellen umgeschliffen, Kolben und Zylinder neu ( deutlich günstiger als Zylinder auf Übermaß honen ) Köpfe neu. Meiner Meinung braucht man nur etwas googeln und findet die Teile teilweise günstig.
    Golf 3 Zeug ist wirklich günstig !

  • Also ich habe jetzt alle DLC Teile nochmals begutachtet. Ich kann bei mir nichts scharfes, reibendes, abbrasives oder ähnliches feststellen. Ich denke, da ist bei dem, der Dich beliefert hat, etwas schief gegangen. Meine Bauteile sind nur spiegelglatt ohne irgendwie irgendwas....

  • Hallo!

    Ich hole das Thema mal hoch.

    Ich habe im Zuge meine Motorrevision meines Porsche 928 Alusil Motors,

    meine Kolben beschichten lassen bei Firma Baier.

    Ursprünglich sollte das Herr Runge machen von Picoatec, aber mit dem Herrn bin ich

    nicht wirklich klar gekommen. Ich hatte viele Fragen zu der MoS2 Beschichtung ,weil ich

    das Verfahren nicht kannte, und mir unsicher war ob und wie lange das in Alusil Motoren funktioniert.

    Zuviele Fragen gefielen Herr Runge nicht.....Wenig vertrauenserweckend.

    Ich bin dann auf anraten der Fa. Wahl, wo ich meine Kolbenringe habe machen lassen, zu Herr Baier gegangen

    zum beschichten der Kolben mit Gleitlack MoS2 Basis.

    Meine Zylinder wurden von Originalmaß 100,01 mm auf 100,11 mm nachgehont und Silizium geläppt.

    Die Kolben wurden am Hemd auf das Maß 100,08mm beschichtet, Originalmaß Kolben 99,99mm.

    Also Schichtdicke 0,045mm=0,09mm im Durchmesser.

    Gibt es hier Langzeiterfahrungen mit MoS2 Beschichtung in Alusil Motoren?

    Superbernie habe ich parallel eine PN geschickt, da er ja damit schon gearbeitet hat und auch

    die Herren Baier und Runge kennt.

    Lg

    Kai

  • nochmal Senf von mir:

    mit dem Dipl. Ing. Runge habe ich lange gequatscht als ich mehrere male dort war ( Kolben abliefern / abholen ). Wir haben uns gut verstanden bis ich auf die Idee gekommen bin selber zu beschichten. Da war dann sofort Schicht im Schacht...

    Den Herrn Baier habe ich mal antelefoniert, die Abwicklung lief damals über die Fa. Wahl ( jetzt in Freiberg/Neckar bei LB )

    Ich habe Motoren zerlegt mit beschichteten Kolben von picoatec, Baier und mir selbst. Die größte Kilometerleistung haben die Baier schen Kolben ( 30.000km ). Im Gegensatz zur Aussage eines gewissen Dipl.Ing. löst sich die Baier sche Beschichtung nicht auf.

    Einen Verschleiß in 1/100 mm kann ich nicht bestimmen weil ich die Kolben bei Lieferung nicht vermessen habe.

    Die von mir beschichteten Kolben waren auf 0,00 Laufspiel beschichtet. Von Anfangs 6g/s Luftmasse Leerlauf bin ich jetzt unter 5g/s -> entspricht original Kolben Luftmasse.

    Die Fa. Scheuerlein in Ansbach beschichtet auch Kolben. Das Mittel ist von Molykote und wird auch im Shop angeboten. ich verwende 7409 weil ich das zum Schnapperpreis bekommen habe.

    Problem bei meinem Zeug ist, dass für große Schichtdicken mehrere Spritzgänge notwendig sind und das Lösungsmittel galaktisch teuer ist !

    Charme ist, dass man die originalen Kolben in nachgehonten Zylindern weiter verwenden kann.