Gebrauchtölanalysen (GÖA): Wie, wo, wann

  • Da meine letzte und erste Gerauchtölanalyse etwas kritisiert wurde, es hier im Forum jedoch keine klare Anweisung dazu gibt und es auch auf den Laborseiten etwas ungenauer beschrieben ist, dachte ich mir so ein Thread der das Thema mal beschreibt wäre ganz hilfreich.

    Labore die hier im Forum verwendet werden:
    - Labore für den oil-club

    Davon am häufigsten verwendet wird:
    - Oelcheck

    Welches Analyse Set:
    - bei Oelcheck reicht idr das kleinste Set (weiß) (Achtung Preis im Shop ist ohne MwSt., Zahlung immer per Rechnung, Rechnung liegt dann im Paket.)

    Wie kann das Öl entnommen werden:
    - 1: Über den Ölpeilstab mit einem Schlauch und einer Spritze oder Pumpe
    - 2: Beim Ölwechsel
    - 2a) Aus der Öl Auffangwanne, aber nicht zu lange warten (sollte vorher sauber sein) und nicht lange stehen auf Grund von möglichen Verunreinigungen und Standdauer nicht zu empfehlen.
    - 2b) Aus dem Ablaufenden Ölstrahl den Mittlestrahl verwenden (Handschuhe verwenden, 80 Grad und mehr sind heiß)

    Das Entnahme Equipment sollte definitiv sauber sein und keine alten Reste enthalten. Des weitern sollte das Probengefäß definitiv sauber/ungenutzt sein. Möglichst erst direkt vor der Befüllung aus dem Lieferbeutel nehmen.

    Zu 1 Peilstab:
    - Oelcheck Entnahme Sets (Spritze reicht, wenn man nur wenige/eine Entnahme plant): https://de.oelcheck.com/shop/supplies
    - Motor sollte laufen oder erst seit maximal 15 min stehen
    - Motor sollte vorher mindestens 10 Minuten gelaufen sein
    - Öltemperatur sollte möglichst hoch sein, jedoch muss die maximale Temperatur für das Entnahmeset beachtet werden, das sind häufig 80 Grad
    - Tiefe der Entnahme:
    a) Hier kann der Schlauch an den Ölpeilstab gehalten werden, um ihn bis zum unteren Drittel der Eintauchtiefe des Peilstabs zu schieben, sodass er weder direkt von der Oberfläche absaugt, noch vom Grund.
    b) Den Schlauch bis er auf dem Boden anstößt rein schieben und dann ca. 5cm zurück ziehen.

    Wann sollte eine GÖA durchgeführt werden:
    - Nicht direkt nach dem Ölwechsel
    - Nicht direkt nach dem nachfüllen von Frischöl
    - Sobald eine Laufleistung erreicht ist, bei der es interessant wird, einen Wechsel durch zu führen und um ggf. rauszufinden, ob dieser noch verzögert werden kann
    - Direkt vor dem Ölwechsel
    - Beim gebrauchten Fahrzeugkauf (Motorzustand)
    - Wann immer Interesse besteht

    Ich würde mich freuen, wenn es hier Leute gibt, die Ratschläge geben, was ich falsch oder zu ungenau geschrieben habe, das würde ich dann in meinen Beitrag rein editieren.

    @Andy, @Tequila009:
    Wenn ihr wollt könnt ihr meinen Beitrag gern auch direkt editieren. Falls dieser falsch positioniert oder unerwünscht ist, dann bitte entsprechend eingreifen. Auch falls Teile davon unerwünscht sind.

    Als Beispiel hier nochmal ein ausgefüllter Probenbegleitschein von Ölcheck:

    (Sorry für das gekrakel)

    10 Mal editiert, zuletzt von lala (8. Juli 2020 um 17:20)

  • Probeentnahme durch Führungsrohr:

    Probeset vorbereiten und ca. 3 Min nach einer Fahrt, der der üblichen Nutzung entspricht, die Probe ziehen.

    Hierbei schiebe ich den Schlauch bis Anschlag rein und ziehe diesen wieder ca. 5 cm hoch.

    Ablassschraube:

    Kiste aus, Schraube raus und den Mittelstrahl auffangen

  • Man sollte aufhören sich verrückt zu machen, wenn man sich die Empfehlungen verschiedener Labore ansieht dann landet man bei 15-30min nach abstellen des Motors. 5min sind absolut unrealistisch wenn man die Probenentnahme nicht per Absaugpumpe sondern über die Ablassschraube durchführt, aber vor allem auch nicht nötig.

    Blackstone gibt nicht einmal eine genaue Zeit an: "Getting the oil up to operating temperature should help cook out any moisture or fuel build-up from the last time you drove. Then let the engine cool down a bit before you pull the sample."

    Der wichtigste Punkt in meinen Augen ist die Sauberkeit bei der Probenentnahme und das der Motor vorher auf Betriebstemperatur war, sonst kann der Kraftstoffeintrag etc nicht realistisch bestimmt werden.

    Gruß

    Karsten

  • Bei meinem Motor bedeutet Betriebstemperatur 95-105 Grad. Die Absaugkits von Oelcheck scheinen jedoch nur 80 Grad zu vertragen, weshalb bei mir letztes Mal 1,5 Stunden gewartet wurde.

    Was ist denn jetzt wichtiger, das das Öl auf Betriebstemperatur >95 Grad war oder das ich die Probe innerhalb von 10 min entnehme? Beides geht beim EA888.3 nicht so einfach.

  • Meiner Meinung nach musst du das Auto nicht auf >100°C bringen. Viele Autos schaffen das nicht einmal, 90°C sind locker ausreichend wenn du vorher ein normales Fahrprofil hattest und nicht 5x umgeparkt hast. Es sollte eben dem realen Fahrprofil entsprechen damit es Aussagekräftig ist.

    Für 80°C brauchst du aber doch keine 1,5 Stunden warten? Mit offener Motorhaube sollten 15-20min Wartezeit locker reichen um dann die Probe zu ziehen. Was ja noch voll in der Empfehlung der Labore liegt.

    Gruß

    Karsten

  • Zum Thema der Standzeit bis zur Entnahme werde ich demnächst zwei Proben zu Ölcheck einschicken. Dies würde ich dann oben mit ergänzen, aktuell ist die Aussage hier im Thread ja eher 50:50.

    Gibt es Meinungen zur Entnahmetiefe über den Peilstab?
    1. Tiefe der Entnahme: Hier kann der Schlauch an den Ölpeilstab gehalten werden, um ihn bis zum unteren Drittel der Eintauchtiefe des Peilstabs zu schieben
    VS
    2. Hierbei schiebe ich den Schlauch bis Anschlag rein und ziehe diesen wieder ca. 5 cm hoch.


    Gibt es Meinungen zur Entnahme der Probe aus der Auffangwanne? Oder wäre hier definitiv der Mittelstrahl beim Ablassen zu bevorzugen?


    Das was hier nicht als offene Punkte erwähnt ist, habe ich im ersten Beitrag übernommen. Falls es nicht passt, bitte melden.

  • Wenn du das mit den zwei Proben wirklich machen möchtest geht das ja nur bei Absaugung, per Ablassschraube ist dann ja alles raus.

    Ich persönlich würde es so machen das auch wirklich ein großer Unterschied bei der Zeit ist, zB die erste Entnahme im Zeitfenster welches die Labore vorgeben (15-30min) und dann einmal nach 2Std, dann sollte das Öl noch warm und flüssig genug sein. Man könnte den Schlauch ja im Führungsrohr stecken lassen und mit einem Strich markieren, dann trifft man bei der zweiten Entnahme den gleichen Ölstand.

    Ob abmessen oder 5cm wieder raus denke ich ist egal, Hauptsache man saugt nicht direkt vom Boden der Ölwanne ab. Das ist auch das größte Risiko bei der Methode an Verunreinigung, auch durch das einführen ins Rohr könnten sich durchaus Rückstände lösen. Bei BMW geht die KGE in das Ölpeilstabführungsrohr und was da tlw. für ein Siff drin hängt ist weniger schön. Manchmal ist dieses Rohr zweigeteilt ab dem Anschluss der KGE, aber bei neueren Varianten offen.

    Das nehmen der Probe aus der Auffangwanne sehe ich kritisch, wenn die nicht gerade neu ist bekommt man die niemals so sauber das es die Probe nicht verfälscht zudem kann immer mal etwas reinfallen wenn man Ablassschraube rausdreht. Ich habe es immer nach der Methode Mittelstrahl gemacht.

    Gruß

    Karsten

  • Die Absaugkits von Oelcheck scheinen jedoch nur 80 Grad zu vertragen

    Also ich hab damals einen Teil des Schlauchs geopfert und mit kochend heißem Wasser ausprobiert.
    Sowohl durchgesaugt, als auch komplett rein gelegt.

    Alles gut meines Erachtens. Keine Verformungen oder dgl. die man mit freiem Auge sehen kann.

    MfG

  • Ich hatte gestern mit Oelcheck Telefoniert. Sie rieten mir von mehr als 80 Grad ab, da es bei 95-100 Grad wohl auch dazu kommen kann, das sich das Probengefäß leicht verzieht und dann der Deckel nicht mehr richtig abdichtet. Das hatten sie wohl bereits in der Vergangenheit. Leider passt ja in die Spritze nicht so viel rein, wie ins Probengefäß, das man es in der Spritze abkühlen lassen kann.

    Sie sagten auch der Schlauch hält das generell wohl aus, sie können aber nicht dafür garantieren, das er durch die Hitze weicher wird und teile vom Schlauch hängen bleiben können.

    Man muss auch je Motortyp betrachten, ob es Teile im Peilstabbereich gibt, die heißer sein können, als das Öl in der Wanne.

    Da es doch relative viele Unbekannte gibt, würde ich die 80 Grad oben stehen lassen.

  • Ist es wirklich ein so großes Problem, das Öl auf ~60-80°C zu schätzen? Wenn man eine "normale" Fahrt tätigt, entspricht die Öltemperatur ja in etwa der Kühlmitteltemp, kann also einfach abgelesen werden.

    Wieso sollte man es auf biegen und brechen auf 105°C heißfahren? Dann "bricht" man die Aufwärmfahrt eben zeitig ab, richtet sich Alles her und beginnt nach ~15min mit der Entnahme.

    Wie kann man sich deshalb nur so verrückt machen?? :)

    MfG

  • Es gibt aber auch Motoren wie meinen mit einer aktiven Kühlwasserheizung. Da ist das Kühlwasser innerhalb von 2-3 Minuten auf 90 Grad. Das Öl benötigt jedoch 15-20 Minuten bis 90 Grad.

    Bei normaler Fahrt mit 110 km/h Konstant ist meine normale Öltemperatur 100-105 Grad und nicht 80 Grad. Wenn ich morgens zur Arbeit schleiche, komme ich aktuell mit 98 Grad Öltemperatur nach 37 km an.

  • Ja, ich bekomme das schon hin, ich habe eine Öltemperatur Anzeige. Hier gehts ja eigentlich nicht nur um mich, sondern darum das mal für die Nachwelt zu sammeln. Die Fragen die hier beantwortet werden, wurden ja bereits in diversen Themen hier im Forum gestellt. Aber bisher noch nie zentral gesammelt.

  • Also 1 1/2 Stunden für 80°C Öltemperatur halte ich zum Abwarten durchaus für realistisch. Mein E500 hatte nach 12 Std. immernoch 39° und in der Garage sind es das ganze Jahr 13-16° . Wenn der Wagen seine 105° Öltemperatur hat, die @D1N0 sicherlich bestätigen kann, dann wird man schon einen Moment warten müssen. Vorallem wenn durch Berufsverkehr sich schon viel Stauhitze gebildet hat.

    Wer unbedingt 80° treffen will, soll sich ein Laserthermometer kaufen

  • So lange dauert das nicht, umso höher die Temperaturdifferenz umso schneller geht es, mit offener Motorhaube und der dadurch entstehenden Konvektion geht das sehr flott. Von 60 auf 40°C, dazu mit geschlossener Motorhaube dauert in der Tat sehr lange.

    Gruß

    Karsten

  • Habe gerade bei meinem ASX Öl abgezapft (2500km).War mein zweites Mal :)

    1. Schlauch soweit reingesteckt wie es geht, sicher ein gutes Stück über den ersten Widerstand hinaus.

    2. Motor kurz vor Entnahme nach langer Fahrt abgestellt, schätze 30-60 Sekunden. Das wie Wasser flüssige Öl ist mir etwas auf die Finger getropft, fühlte sich aber nicht so heiß an. Das war beim Honda auch so. Sicher keine 90 Grad.

    Ergebnis kommt jeden Tag. Glaube nicht, daß es so schlimm ist, daß der Schlauch was weiter drin war.

    Grundsätzlich finde ich das Ausfüllen des Zettels schwieriger, als das Öl mit dem 2,50 Euro Set abzuzapfen :)

    Mitsubishi ASX 2.0 CVT Liqui Moly SepcialTec AA 5W-20, danach Motul 8100 ECO-lite 5W-30
    Mitsubishi ASX 2.0 CVT (ES) Ravenol RSP 5W-30 mit Ravenol CVTF NS3/J4
    Mitsubishi Outlander 2.0 CVT Petronas Syntium 3000 FR 5W-30 mit Ravenol CVTF NS3/J4
    FIAT Ducato 244 2.8 JTD Ravenol, danach Motul 6100 Synergie+ 10W-40

  • Die Zeit, die von der Entnahme bis zur Analyse vergeht, dürfte eigentlich keine so große Rolle spielen, oder?
    Da ich aus Österreich bin und wahrscheinlich nicht so bald über die Grenze darf, würde sich das Einsenden ein paar Wochen, oder wie lange auch immer, verzögern.
    Gut verschlossen und kühl/trocken/dunkel gelagert, dürfte das Öl die Eigenschaften wohl eine Zeit lang behalten?

    Mfg