Themen & Beiträge vom Oil-Club.ru - welche Argumente gibt es?

  • Viskositätsbezügliche Sicht des Rheologes (es wurden so viele Fragen gestellt, das er das so grob und direkt aufgefasst hat):

    "Es sollte geklärt werden.
    Wenn man das Problem unter dem Gesichtspunkt der durchschnittlichen Formulierung betrachtet (viel III, ein wenig IV, vii / vim, Depressor) - der Durchschnitt für den Markt für PCMO (weil Trecker-Öl, zum Beispiel gibt es 15W-30 Mineralöl, nehme ich nicht für PCMO )
    Diese Situation ist folgende (Viskosität-Ranking):
    1) 5W-20, 10W-30, 0W-18 (18 - es sollte viel IV/V sein)
    2) 5W-30, 10W-40
    3) 0W-30
    usw.
    VI - ist indikativ (aber nicht immer, da es von der Zusammensetzung des Öls abhängt)
    Dies ist ein sehr durchschnittlich auf gesamtem Markt.
    Also:
    1. 0W-18, 5W-20, 10W-30 - ideale Viskositäten, aber die besten Marktprodukte sind jetzt nicht nur 5W-20 und 10W-30, sondern bereits 0W-20
    2. 5W-30 ist das Massenprodukt der Welt, was früher 5W-40 in der EU war, das Problem mit 5W-30 liegt in der idiotischen Aufteilung von bis zu 3,5 und nach 3,5. 5W30 nach 3,5 ist Scheiße, 5W30 mit HTHS von ungefähr 3,0 - sehr gut.
    3. 0W-40 - schlechte Viskosität, aber es gibt sicher 3-4 super Produkte. Vielleicht mehr. Diese Viskosität ist ein enges Premium-Segment. Es verschwindet, aber bisher gibt es die besten Produkte in dieser Viskosität auf dem Markt. Die Zusammensetzung ist manchmal besser als die Rheologie.
    4. 0W-30 - etwas Anständiges zu finden ist schwer. 2-3 Produkte für den gesamten Markt. Das Problem wird durch Fall 2 verschärft. - man müss nach 0W-30 mit HTHS von bis 3 suchen, aber es gibt nur wenige davon.
    5. 5W40 - Ich kenne 2020 nur 1 Öl, das mir in dieser Viskosität gefällt.
    Was ist nun zwischen 1 und 5:
    - 15W40 - ideale Öle für schwere Bedingungen, Rennen, Boote (wenn die Umdrehungen pro Minute bei 5500 liegen),
    15W50 ist das gleiche. Ideal für Supersportwagen mit einem Drehmoment von mehr als 600 Nm, aber Produkte sind selten, wie für Boote oder eine Art "Rennen" 300V (Motorrad und Autos)
    Es gibt 1 anständiges 5W50 Öl - Castrol für Ford. Ordentliches Öl, aber es ist besser, ein 15W50 Boot oder 300V zu nehmen.
    Alle anderen Viskositäten (Marktviskositäten) würde ich ignorieren.
    Ich bin bereit, alle Fragen zu HTHS zu beantworten"
    Original: https://www.oil-club.ru/forum/topic/39…comment=1583034

    Einmal editiert, zuletzt von DIMA312 (4. März 2020 um 00:58)

  • Interessant, was er alles schreib.
    Aus meiner Sicht macht er jedoch den Fehler, die SAE-Klassen zum Teil als Qualitätsmerkmal zu betrachten, und die Nutzungsanforderungen sowie Motorenkonstruktionen außer Acht zu lassen.

    Zum Beispiel die Aussage "5W-20 verhält sich also im Durchschnitt viel besser als 0W-30." ist sehr gewagt.
    Da müsste man ja erstmal wissen, welche Öle der beiden Viskositäten in welchen Motoren mit welchen Betriebsbedingungen getestet wurden. Wie sahen die jeweiligen Basisölmischungen aus? Wie sahen die jeweiligen Additivpakete aus?

    Die physikalisch-chemischen Eigenschaften eines jeden Öls hängen immer von den verwendeten Komponenten ab.
    Die SAE-Klassen sind einzig Viskositäts-Abstimmungen, bei denen dann nur die physikalisch benötigten oder nicht benötigten Polymere zum tragen kommen.
    Natürlich ist es grundlegend so, dass Polymere unter hoher Belastung zum verkleben/verkoken neigen. Das wissen wir ja.
    Wir wissen aber auch, dass es (wenige) Motoren gibt, die mit z.B. 0W-40 besser zurecht kommen, als mit 5/10W-40. Und da kommen dann neben den Nutzungsanforderungen auch die Motorenkonstruktionen ins Spiel.


    Man kann die komplette Bandbreite, angefangen von 0W-8 bis hoch zu 20W-60, aus qualitativ gleich-hochwertigen Basisölen kreieren. Bis auf die bedingten Polymere und grundsätzlichen Eigenschaften der Basisöl-Dicken (NOACK und HTHS) hätten also alle SAE-Klassen die gleiche qualitative Basis.
    Und wenn eine PAO-POE-AN Mischung sehr gut haftet, eine sehr geringe Verkokungsneigung aufweist, und sich nicht einfach von der Oberfläche abschälen lässt, dann trift diese Eigenschaft auch auf die komplette Bandbreite der SAE-Klassen zu.


    Und dann kommt das Additivpaket, dieses 1. zum Motor, und 2. auch zur Viskosität passen muss.
    Ein mit Anti-Wear und Friction-Modifier vollgepumptes 5W-20 kann dann allein durch das Additivpaket einen besseren Verschleißschutz als ein nur mit dem nötigsten ausgestattetes 0W-30/40 bieten. Und wir wissen ja, dass gerade die sehr dünnen Öle eine schneller auftretende Mischreibung mit Additiven kompensieren müssen. Da gibt es also einen Zusammenhang vom Lasttragevermögen (Ölfilm) und quasi "Notlaufeigenschaften" (Mischreibung).

    Daher ist es in meinen Augen unmöglich zu sagen, diese oder jene Viskosität ist besser als eine andere. Allein durch die verschiedenen Betriebsbedingungen ist dies schon nicht möglich. In Sibirien bei minus 40°C bringt einem ein 15/20W-50 nicht viel. Genauso wie in Australien bei plus 40°C ein 0W-30/40 keinen Mehrwert hat.


    Bei den aktuellsten und zukünftigen Motoren, diese alle nur noch mit sehr dünnen Ölen von 0W-16 bis 5W-20 betrieben werden können, muss man dann beachten, dass die Spielräume immer kleiner werden. Da gibt es bald keine Einflüsse von Polymeren mehr, weil diese entweder nur noch minimalst eingesetzt werden müssen, oder gar komplett entfallen.
    SAE 16 und 20 überschneiden sich bereits in der Heißviskosität, und in einem Fenster von 1,3 mm²/s ist einzig der HTHS von 2,3 oder 2,6 entscheidend über die SAE-Klasse: SAE Grenzwerte
    Im Gegenzug gibt es zwischen SAE 40 und 50 viel größere Spannen, und es sind ganze 5 Basisöldicken möglich (0/5/10/15/20W).

  • Es wurde ja gesagt, dass es durchschnittlich pauschal zu betrachten ist. Aus rheologischer Sicht im allgemeinen. Hier muss man nicht alles direkt verstehen, sondern zwischen den Zeilen lesen können. Es ist nur der Anfang. Pandora's Box ist noch gar nicht auf :D .
    Er wird sich im Laufe konkretisieren.

    Einmal editiert, zuletzt von DIMA312 (4. März 2020 um 00:58)

  • Ok, ich bin gespannt was er weiter berichtet.
    Doch ist es eben auch wichtig zu verstehen, wie Öle grundsätzlich aufgebaut sind, damit aus einer Aussage keine falschen Schlüsse gezogen werden.
    Gerade was die SAE-Klassen betrifft, haben wir ja das Problem, dass die meisten Leute diese als Qualitätsmerkmal ansehen, was schlicht falsch ist.

  • Seine Tendenz ist ja ersichtlich, es geht Richtung Öle mit weniger Polymeren haben weniger das Problem. Da gehe ich auch mit. Ein 0W30 mit HTHS 3,0 hat logischerweise weniger Polymere als eins mit HTHS 3,5. (bei gleichem Basisöl).

    Interessant ist immer das er von OCP Spuren, also Polymeren auf Olefin Basis redet. Hat er mal dazu Stellung genommen in wie fern andere Polymerarten die Problematik verringern, bzw gar nicht haben?

    Gruß

    Karsten

  • Mir kommt es so vor als hätten seinen Aussagen einen großen Praxisbezug bzw. orientieren sich stark an den Ölen die tatsächlich auf dem (russ.?) Markt so angeboten und in Massen verkauft/benutzt werden. Anders könnte man nicht einerseits von den sehr guten 0W40 Ölen sprechen und andererseits VIV als Kleber anprangern und 5W40 verteufeln. Billige OCP ViV =/= alle ViV Arten.

    :red: Euro Series 5w40

    :aroi: AR 9100

    :she: V-Power

    :rav:MTF3+VSG 70/30

  • Ich kann zwar vieles nicht ganz nachvollziehen, aber seine Sichtweise bringt neuen Wind in die Diskussion.
    Ich bin schon länger der Meinung, dass das Vergleichen von Ölen per GÖA etwas überbewertet wird. Ein Unterschied von 3-5ppm an Eisen/Aluminium/Kupfer in den GÖA zeigen mMn nicht, ob jenes Öl besser oder schlechter geeignet ist. Öle mit viel POE halten mMn mehr Verschleißmetalle in Schwebe.
    Redline hat mir auf eine E-Mail Anfrage gesagt, dass Sie bei der Entwicklung von Ölen überwiegend auf Verschleißmessungen setzen. GÖA hätten viel zu hohe Schwankungen und wären weniger aussagekräftig.

    Gruß Julian

  • Ja, nur ist es halt nicht so einfach, geringe Spreizung, hoher Viskositätsindex.

    Aber eben nur, wenn durch hochwertige Basisöle erreicht und nicht durch Polymere. Einfaches Basisöl mit schlechten Polymeren erzeugt auch schicke Werte im Datenblatt (zumindest hohen HTHS und relativ hohen VI, beim Noack fliegt man idR auf). Daher auch seine Aussage 0W30 mit HTHS 3,0 oder drunter eher besser und mit 3,5 eher schlecht, das geht bei 0W Basisöl nur vielen Polymeren.

    Wenn man bedenkt das ein nahezu polymerfreies 10W30 auch nur ~3,1-3,3mPas hat (zB mal das 5W30 mit dem 10W30 vergleichen Amsoil XL Synthetic Motor Oil 10W-30)

    Dazu kommt noch Art der Polymere, eventuelle Wechselwirkungen mit Basisölen und dem restlichen Additivpaket, extrem komplexes Thema.

    Gruß

    Karsten