Was sind VI-Verbesserer?

  • Nein, der HTHS wird ja nicht (nur) durch VIV erreicht. Es gibt auch Öle ohne. In erster Linie ist erstmal das Grundöl hierfür verantwortlich. Man kann z.B. Ein 5W40 mit einem dünnen Grundöl kreieren und es dann künstlich eindicken, oder man geht den Weg über ein dickes Grundöl und nimmt dann dementsprechend wenig Polymere.


    Aber genau hier liegt das Problem. Keiner von uns kennt die genaue Zusammensetzung des Grundöls. Auch der CCS-Wert hilft nur bedingt weiter, da ebenfalls abhängig von VIV und ppd.

    Die Abhängigkeit der VIV mit dem HTHS, KV100 und einer geringen Spreitzung (0W20, 5W30) ist jedoch sehr signifikant.


    Ausnahmen gibt es beim mPAO im Grundöl, hier sind wir wieder beim Problem der Unkenntis in der Zusammensetzung. Die Verwendung von mPAO dürfte aber aus Kostengründen eher selten der Fall sein.

  • Wie schlimm sind Polymere, was Verkokungen betrifft, wirklich ?

    Ich denke es gibt genug Quellen, welche grundsätzlich belegen dürften, dass VIV auf Polymerbasis nachteilig für die Motorensauberkeit sein können. Allerdings stellt sich für mich die Frage, wann treten diese Verschmutzungen auf?

    Erfahrungen habe ich mehr im Motorradbereich. Hier konnten selbst bei 15W50 oder 15W60 oder 10W60 (viel VIV) nie, insbesondere im Kolbenringbereich, Verkokungen festgestellt werden. Allerdings waren die Ölwechselintervalle i.d.R. deutlich unter 10tkm.

    D.h. bei Intervallen von 8-10tkm mit einem hochwertigem ÖL, sollten die Nachteile überschaubar sein.
    Eine Zerscherung sollte bei der Laufleistung ebenso im Rahmen bleiben.

  • Das ist schwer bis unmöglich zu sagen, da wir nicht wissen welche Polymerart verwendet wird. Ich denke das ist ein entscheidender Faktor.

    Ich denke auch das sowohl das Fahrprofil als auch der Intervall eine entscheidende Rolle spielen. Ich vermute das wenn das Öl am Ende ist (basische Reserve) und stark verschmutzt ist, das zusammen mit den Polymeren und dem Basisöl diese Probleme verursachen kann, das rein auf die Polymere zu schieben ist zu kurz gedacht, das zeigen ja viele Beispiele.

    Beim Fahrprofil/Motor nehme ich an das sehr hohe Kolbentemperaturen natürlich das Problem verschärfen. Sportliches fahren ansich (Landstraße) sehe ich zB weniger kritisch als dauerhaft Volllast auf der Autobahn, da gehen nach wenigen Sekunden die Kolbentemperaturen hoch und für das Verkoken wird eine gute Grundbasis geschaffen.

    Gruß

    Karsten

  • Ich habe mich gerade etwas in Fachliteratur belesen. In "Handbuch Verbrennungsmotor", 7. Aufl. vom Springer Vieweg-Verlag lese ich auf Seite 933:

    Bei den früher verwendeten polymeren V.I.-Verbesserern mit hohem Molekulargewicht traten sowohl große temporäre als auch permanente V.I.-Verluste auf. Die heute verwendeten modernen V.I.-Verbesserer sind durch moderate Molekulargewichte und besondere Strukturen auch bei höchster Scherbeanspruchung stabil und garantieren die Aufrechterhaltung des im Frischöl eingestellten Viskosität-Temperaturverhaltens, das heißt, dass das Mehrbereichsöl in dem angegebenen SAE-Bereichen bleibt (stay in grade).


    Kann daraus der Schluss gezogen werden, dass

    1. VI-Verbesserer ≠ Polymere
    2. die angesprochenen modernen VI-Verbesserer scherstabil sind
    und 3. deshalb nicht zur Verdickung neigen?

    Müssen wir uns 0W-40 und 10W-60 gegenüber doch wieder öffnen?

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  • Ja, es gibt deutlich stabilere VIIs, das Problem ist wir wissen nicht welche enthalten sind.

    Bei den Top Produkten der jeweiligen Hersteller darf man davon wohl ausgehen das es sich um die hochwertige Variante handelt. Aber selbst die sind nicht unzerstörbar. Beispiel sind ja gerade unsere Motoren, egal welches Öl, ich habe noch keine GÖA gesehen ohne Viskoverlust. Mal mehr, mal weniger, natürlich kann auch das restliche Additivpaket zerscheren. Es gibt ein Interview mit dem Chef von Bizol (deutsche Ölfirma), da erwähnt er auch diesen Zusammenhang, laut ihm sind die günstigen VIIs weiterhin im Einsatz, halt in günstigeren Produkten. Ich schaue heute Abend mal, hab es irgendwo abgespeichert.

    Manchmal ja auch gewünscht, so kann man die gewünschte CCS Einstufung und Fuel Economy Prüfungen auch mit Basisöl mit geringerem VI bestehen weil beim CCS Test und FE Test die Polymere eben mehr nachgeben und somit die gewünschten Eigenschaften so gerade erreicht werden. Ein 5W40 schafft ja locker den HTHS von 3,5. Im Datenblatt steht dann >3,5. Weiß ja keiner das es mit besseren VIIs und dickerem Basisöl mit höherem VI den gleichen CCS erreicht hätte, aber mit HTHS >3,8.

    Gruß

    Karsten

  • um den Visko-Verlust korrekt zu beurteilen muss man aber auch bedenken, dass bei vielen Motoren recht viel "Altöl" im Motor verbleibt bzw. das Öl durch Kraftstoffeintrag "dünner" wird.

    ich konnte beim S3 beobachten, dass nach einem ganz kurzen Spülintervall und dem folgenden "normalen" Intervall die Visko kaum gelitten hatte -> Kraftstoffeintrag unterhalb der Meßgrenzen und das Altöl vorher war auch noch nicht "gekillt"

  • nein, ich vermute, dass Addinol ein Top ViV im ASL verwendet, aber das ist nur meine Spekulation, weil viel Kalzium zerstört ZDDP Schicht, deswegen sollte das Öl rheologisch gleich gut wie ein 10w40 sein....

  • Ich möchte selbstkritisch die Frage in den Raum werfen, ob wir mit unserem Wissensstand bzgl. VI-Verbesserern (zersetzen sich unter Scherbelastung, bilden Ablagerungen, etc.) noch up-to-date sind?
    VI-Verbesserer werden spätestens seit Motoröl als flüssiges Konstruktionselement einen wesentlichen Beitrag zur Verbrauchs- und CO2-Senkung liefert, von den Fahrzeugherstellern im großen Stil verwendet. Ich könnte mir vorstellen, dass die Forschung in den letzten Jahren einen Schwerpunkt auf das Thema ViV gelegt hat und es hier jüngst Entwicklungsfortschritte auf den Markt gebracht wurden, denen wir mit unserer ablehnenden Haltung ViV gegenüber Unrecht tun.
    Weiß hierzu jemand mehr?

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  • @sese
    Es ist schwer dazu klare Fakten zu liefern.
    Exxon etc sind da mMn führend, das beweisen und aus GÖA, wie gut 0w40 sein kann. Deren FS wird in diversen Quellen, qualitativ, auch als eines der hochwertigsten Öle bezeichnen. :lesen:
    Ich bleibe dabei. Halten wir regelmäßige Intervalle ein, stellt die Zerscherung kein Problem dar.
    Eine newtonsche Flüssigkeit besitzt dennoch die bessere Rheologie.

  • Eine newtonsche Flüssigkeit besitzt dennoch die bessere Rheologie.

    So ist es. Es gibt mMn nur sehr wenige Öle, die mit einem Viskositätsindex >170 zu empfehlen sind.

    Ich lese da gerne im Oil Club RU mit. Der Konsens sieht Polymerbomben kritisch. Die Gefahr von Verkokungen steigt, Viskositätsverlust unter Scherung usw.

    Gruß Julian

  • @Andy @BMWE36
    Ja scheinbar hat SAE20 aus Oil Club.ru mit vielen Argumenten auf wissenschaftlicher Ebene Recht. Ein vernünftiges 5w40 zu konstruieren ist sehr schwer, da es auf viel VI Verbesserer basiert. Er spricht von Diletanz und Ringproblemen, die in Verbindung mit hohen Öltemperaturen und langen Intervallen auftreten können.

    Am Anfang sprach er von innovativen Produkten, darunter zählte er auch Royal Purple. Ich habe mir eben deren HPS Öle angesehen, die führen gar kein 5W40. Dort geht der Sprung von 5W30 direkt auf 10W40.

    Ravenol wirbt ebenfalls mit den Verzicht von Polymeren und erhöhter Motorensauberkeit.
    Scheinbar ein unterschätztes Thema.