Was sind VI-Verbesserer?

  • Quelle: https://de.oelcheck.com/

    Also da ich auch oft am Schlauch stehe, versuche ich es nochmal. :hello:
    Ich verstehe Tequila, aber vlt fehlt ja nur eine Kleinigkeit, damit der Groschen fällt.


    dass der VI bei hohem Kraftstoffeintrag angestiegen ist,
    heißt also, dass das Öl insgesamt dünner geworden ist, aber bei 40 Grad stärker als bei 100 Grad.

    Stimmt!
    Mit dem Gedanken bist du genau auf dem richtigen Weg! :check: (Das Öl muss aber nicht insgesamt dünner werden)


    Wenn Öl seine Arbeit tut, verschleißt es - durch die verschiedensten Gründe.
    Das dies einen Viskositätsabfall hervorrufen kann, und dass dieser Viskositätsabfall bei verschiedenen Öltemperaturen verschieden ausgeprägt sein kann, muss man halt einfach als gegeben hinnehmen (weitere Infos in den diversen Threads - wie schon verlinkt - ausführlich nachzulesen).


    Ich hab mir aus dem Wiki von Öl-Check mal eine Ausgangsgrafik "geborgt".
    Diese zeigt zwei verschiedene Öle. Die Kurve beschreibt das Viskositätsverhalten bei verschiedenen Temperaturen - die Markierungen für 40° und 100° wurden gesetzt. (Das sind die Temperaturen bei denen in den Standard-Messmethoden die Viskosität ermittelt wird).


    Wie man sieht, fällt die Kurve des nicht so thermostabilen Öls (grün) steiler ab.
    Dies ist das Maß der Dinge! (...wenn wir über Viskositätsindex sprechen :zwinker: )

    Wie stark die Kurve (im veranschaulichten Fall eine Gerade) abfällt, gibt an was beim VI nach der Berechnung herauskommt.


    Das zweite/grüne Öl mit dem niedrigeren VI hab ich herausgenommen, weil wir uns ja darauf konzentrieren wollen, wie sich das selbe Öl nach Gebrauch verhalten kann (Das hab ich als rote Kurve dargestellt. Bitte die negative Steigung und den angeführten Wert nicht als Berechnung ansehen, dies sind frei erfundene Werte, die nur eine Tendenz darstellen sollen).


    1. Fall (zweites Diagramm):
    Viskositätsindexverbesserer oder andere Additive die die Heißviskosität (künstlich) verbessern, verschleißen oder fallen aus
    --> die kV100 wird (noch) geringer
    Das Basisöl kann weitestgehend seine Viskosität behalten
    --> die kV40 fällt nur minimal.
    Das Ergebnis:
    --> der VI wird kleiner


    1. Was bedeutet Abbau des Basisöls genau?

    Damit ist im Allgemeinen der Abfall der Niedrigtemperatur-Viskosität angesprochen.
    Also CCS (im negativen Temperaturbereich) bzw. eben in diesem speziellen (den VI betreffenden Fall) die kV40 (kinematische Viskosität bei 40° Öltemperatur).

    Wie gesagt, dass das Öl verschieden stark abbauen kann, und welche Ursachen das hat in anderen Threads nachlesen.


    2. Wie genau soll sich dadurch der VI erhöhen?

    Siehe Grafik!


    Anbei noch die restliche Beschreibung.

    2. Fall (drittes Diagramm) ( @cpu betrifft jetzt genau deine Denkblockade:( Das Problem greift diesmal eher das Basisöl an, die Additive arbeiten aber immer noch recht gut
    --> kV40 fällt stark
    --> kV100 fällt minimal
    --> die Kurve wird relativ flach --> der VI steigt!


    3. Fall (letztes Diagramm): Die Viskosität fällt genauso stark bei 40° als auch bei 100°
    --> der VI bleibt (in diesem Fall, trotz vlt erheblichen Viskositätsabfalls, sogar) gleich


    Ich hoffe das konnte dem Einen oder Anderen den Knoten im Kopf lösen, warum der Viskositätsindex keine wirkliche Aussagekraft besitzt.


    MfG

  • Was ich auf voriger Seite mit Zahlen erklärt habe, hast Du jetzt sehr anschaulich mit Grafiken dargestellt. :daumen:
    Sehr gut gemacht. :ok:

    warum der Viskositätsindex keine wirkliche Aussagekraft besitzt.

    Wichtig hierbei: im Bezug zum allgemeinen Viskositätsabbau.
    Sonst wird das wieder falsch verstanden, denn der VI hat natürlich immer seine Aussagekraft über das Viskositäts-Temperatur-Verhalten.

  • Aus eigener Erfahrung weiß ich eben (leider), dass einem manchmal was "fassbares" fehlt.
    Trockene theorethische Zahlen sind kein leichtes Thema manchmal.

    Aussagekraft über das Viskositäts-Temperatur-Verhalten

    Natürlich!

  • Ich danke euch @bm-g120 und @Tequila009 für die Erläuterung. Jetz kann ich dem zumindest halbwegs oder dreiviertelwegs folgen :lesen:

    Aber den Kopf drüber zerbrechen was mit dem VI oder VI-V der von mir ausgesuchten Öle passiert mach ich mir erst dann wenn ich was "greifbares" hab. Sprich erhöhten Ölverbrauch ab Zeitpunkt x. Bisher hatte ich, meiner unanalysierten Meinung nach, noch keine Probleme damit. Mir ist natürlich klar daß das dann auch andere Ursachen haben kann, aber so lange alles flutscht wie es soll sehe ich keinen Handlungsbedarf, für mich und meinen Motor bzw dessen Schmierstoff...

    Interessehalber noch eine Frage zum Abschluss: Baut KV40 ab hat das Basisöl gelitten ganz einfach abgekürzt, wie kann sowas von statten gehen ohne (!) das folgedessen KV100 auch Schaden nimmt oder besser weniger ?(

  • vielen Dank bm-g120 für deine ausführliche Erklärung und die vielen bebilderten Beispiele.
    Das hatte ich auch so verstanden,
    aber was ich anzweifele ist das Bild 3.
    Ich kann mir im Moment nicht vorstellen,
    dass das Grundöl seinen VI verringert.

    Ölalterung bedeutet doch in erster Linie, dass sich die Additive abbauen,
    deshalb die Frage von oben:
    Was genau bedeutet Abbau des Grundöls?

  • Baut KV40 ab hat das Basisöl gelitten ganz einfach abgekürzt, wie kann sowas von statten gehen ohne (!) das folgedessen KV100 auch Schaden nimmt oder besser weniger ?(

    Das geht in der Praxis nicht. Denn das Basisöl baut durch mehrere Faktoren wie Kraftstoffeintrag, Temperatureinwirkung und andere physische Belastungen ab (CCS sinkt), was ebenfalls die 100°C-Visko betrifft.

    Theoretisches Beispiel:

    Frischöl
    0W mit CCS 5600 mPa*s @ -35°C + 12% Polymere = 75 mm²/s @ 40°C & 13,5 mm²/s @ 100°C (VI 185)

    Gebrauchtöl
    0W mit CCS 4800 mPa*s @ -35°C + 12% Polymere = 68 mm²/s @ 40°C & 12,5 mm²/s @ 100°C (VI 185)

    Wird das Basisöl dünner, werden dadurch zwangsläufig auch die kinematischen Viskositäten geringer, selbst bei gleicher Menge Polymere.

    Zudem werden bei den genannten Faktoren auch die Polymere abbauen.
    Das Beispiel ist also nur theoretischer Natur, da in der Praxis nicht nur das Basisöl oder nur die Polymere abbauen können. Es ist immer beides betroffen.

    Es geht hierbei einfach um das Verhältnis, welches der Beiden (Basisöl und Polymere) am meisten abbaut.

  • cpu: Das Grundöl kann durch Umwelteinflüsse (Sprit) abbauen. Was eine Änderung des VI zur Folge hätte sollte KV100 nicht gleichmässig abbauen.

    Verstehe zwar auch nicht wie der Fall eintreten kann, ausser das Grundöl ist minderwertig aber selbst dann müsste KV100 mit runter gehen. Aber siehe mein Beitrag über deinen.

    Das Grundöl kann im VI garnicht abbauen, der VI wird zwischen KV40 und KV100 errechnet. Sagt aber nicht aus wieviel VI-V verwendet wurden, Da niemand weiß wieviel nötig waren um VI x (sagen wir 203 um beim ECT zu bleiben) zu erreichen.

  • Sagt aber nicht aus wieviel VI-V verwendet wurden, Da niemand weiß wieviel nötig waren um VI x (sagen wir 203 um beim ECT zu bleiben) zu erreichen.

    Jain.
    Wir wissen nicht, welche Basisölmischungen mit welchem natürlichen VI bei einem bestimmten Öl verwendet wurden. Ein Öl aus z.B. PAO-HC kann in unendliche Varianten hergestellt worden sein, gleiches mit GTL (GTL2 - GTL4 - GTL8), da kann man ohne Ende die Mischungen variieren.
    Wir können daher nur mit CCS (Basisöldicke) und dem VI des fertigen Öles arbeiten und davon ableiten, ob eher weniger oder eher viel Polymere eingesetzt wurden.

  • Eine sehr interessante Bestätigung bzgl. Polymere im Öl:

    Ich konnte letztens mit jemandem von Rowe mal selbst sprechen und er hat auch einen Vortrag über die Ölentwicklungen im Allgemeinen gehalten. Das war recht interessant. Aber natürlich lässt sich auch Rowe nicht in die Karten der Rezepturen schauen. Im Grunde war aber eines sehr interessant:

    PAO sind einfach teuer und daher versucht jeder darum herumzukommen. Hinzu kommt der weltweit deutlich steigende Bedarf an Motorölen durch die immer weiter wachsenden Flotten weltweit. In EU und NA ist man bei den Raffinerien sehr stark auf Gruppe I und II Grundölen unterwegs gewesen und hatte dann eben die Gruppe IV (PAO). Mit I und II schafft man aber nicht mehr die Anforderungen für die modernen Öle. Gruppe III Kapazitäten sind aber vor allem in Asien und werden überall hochgezogen, daher entstehen hier die günstigen Alternativen zu PAOs.

    Es kam die Frage, was ROWE bzgl Motorsportölen additiviert und da war man sich sowohl beim Fragenden als auch Rowe einig: Möglichst PAOs ohne VIs! Die VIs sind schädlich in den Anwendungen, da diese als Polymere unter den dort üblichen sehr heißen Bedingungen an den Kolben zu Ablagerungsbildung im Kühlkanal führen -> Die Polymere haften an und verkoken an der Oberfläche. Hinzu kommt, dass die alle keine langen Standzeiten bei den Einsatzszenarien brauchen. Sprich Säurenneutralisation oder übermäßige Detergentien und Dispersanten sind da auch nicht notwendig.

    Quelle: http://www.zroadster.com/forum/index.ph…51#post-2741372

  • Das war aber in Bezug auf Motorsportöle.
    Ich gehe mal davon aus, dass die entsprechenden Öltemperaturen, bei denen möglicherweise die VIs Ablagerungen bilden, außerhalb von Rennstrecken eher nicht in maßgeblicher Höhe erreicht werden und somit das VI-Ablagerungs-Problem eher in den Hintergrund tritt, wenn wir uns um normale Nutzung (inkl. sportlicher Fahrweise) kümmern.

    Mir stellt sich die Frage wie man wenige VIs in einem Öl überhaupt erkennen soll? Außer dass ein 10W40 wohl weniger hat als ein 0W40.
    Was macht man, wenn man 5W30er Öle vergleicheb will oder 0W40er untereinander?
    Kann man sich da was aus anderen Werten ausrechnen?

  • Warum sollte das nicht auch außerhalb des Rennsports zutreffen?
    Wir können bei Analyse ja öfter mal beobachten wie sehr die Polymere abbauen, was je nach Motor schon bei viel BAB mit Vollgas der Fall ist.

    Kommt dann noch ein leistungsgesteigerter Motor und paar Tracks hinzu, sind wir klar beim Thema der sehr hohen Belastung.

    Wir haben das im Thread alles besprochen.
    Die SAE-Klasse sagt einem, ob viel oder wenig Polymere enthalten sind.
    PAO 0W-40 hat also um einiges mehr enthalten, als PAO 10W-40.
    Darum raten wir bei reiner Sommersaison ja auch zu einem dicken Basisöl...

  • Naja, innerhalb einer SAE-Klasse kann man nicht wirklich feststellen, in welchem Öl mehr oder weniger Polymere enthalten sind. Da kommt es dann im Detail auf die exakte Basisölmischung und die verwendeten Polymer-Arten an.

    0W-40 mit VI 180 ist also im gleichen Bereich wie 0W-40 mit VI 185, beide PAO.

    Daher trennen wir mit den SAE-Klassen, bei denen es angand der Basisöldicke eindeutiger zu erkennen ist.

  • Ja, ich finde auch, dass man das nicht so einfach verallgemeinern kann. Bei der letzten aktuellsten Analyse des Ravenol VST 5W-40 von einem Mitglied hier, war ein VI von 174 angegeben. Beim Motul X-Cess 5W-40 ein VI von 169. Ravenol ist ja, soweit ich das mitbekommen habe, PAO + Ester. Motul = HC + PAO. Trotzdem (fast) gleicher VI :überleg:
    Dabei müsste doch rein theoretisch das Ravenol weniger haben?

    Und die 0W-40 Öle badusern ja meist um einen VI von 200 rum.

    Auch noch zur kurzen Info: Die zuvorgenannten Öle habe ich nur als Beispiel genannt, da ich fast alle Daten noch halbwegs im Kopf hatte, denn ich habe die beiden damals in die engere Auswahl gezogen und genau verglichen. Nicht um Motul oder Ravenol schlecht zu reden. Es sind beides Spitzenöle.

  • Ich würde Viskositäten Index nicht zwingend als Polymer messer sehen.
    Mineralisches Öl mit SAE 40 hat einen VI von 104.

    Wir wissen ,zur Zeitnoch nicht, wie PAO, Ester oder HC Öle die Viskosität genau beeinflussen.

    Vieles ist vermutlich abhängig vom Grundstoff und wie dieser gewonnen wird.

    @Likin Jack hat hier ein gutes Beispiel.
    PAO + Ester. Motul = HC + PAO. Trotzdem fast selben VI.
    Vermutlich wird aber im PAO + Ester weniger %Zusätze vorhanden sein die einen VI verbessern müssten und trotzdem bwird ein hoher Index erlangt.

  • Fakt ist, bei gleicher Basisölart:
    0W-40 = viel Polymere
    5W-40 = mittel Polymere
    10W-40 = wenig Polymere

    Gleiches mit SAE30, 50 usw. ...

    Und damit arbeiten wir hier ja auch nun auch schon die ganze Zeit. Das ist also nichts neues, es wurde nur bestätigt.

    Lest euch den Thread durch...wurde alles vor Ewigkeiten schon aufgezeigt.

    Verschiedene Basisölarten miteinander zu vergleichen um die Polymer-Menge zu bestimmen, geht nicht. Da kommt nur Murks bei raus.