Was sind VI-Verbesserer?

  • Verdickungsmittel und Viskositätsindexverbesserer sind polymerisch und werden Schmierstoffen zugesetzt, um die bei hohen und niedrigen Temperaturen auftretende Veränderung der Viskosität zu verringern.
    Schmierstoffe auf Mineralölbasis werden bei hohen Temperaturen weniger leistungsfähig, da Hitze ihre Viskosität und ihre Fähigkeit zur Filmbildung beeinträchtigt. Traditionell wurde dieses Problem bei einigen Anwendungen durch jahreszeitliche Ölwechsel gelöst. Mit der Entwicklung von Viskositätsverbesserern ist dies nicht länger erforderlich oder wünschenswert.

    Werden Viskositätsverbesserer zu Ölen mit geringer Viskosität hinzugegeben, machen sie das Öl bei steigender Temperatur effektiv dickflüssiger. Das bedeutet, dass die Schmierwirkung von Mineralölen über einen größeren Temperaturbereich aufrechterhalten werden kann.

    Bei der Entwicklung eines Viskositätsverbesserers kommt es auf das Gleichgewicht zwischen verdickender Wirkung und Scherstabilität des Polymers an. Polymere mit einer höheren molekularen Masse ergeben bessere Verdickungsmittel, weisen aber weniger Widerstand gegen mechanische Abscherung auf. Polymere mit einer geringeren molekularen Masse sind widerstandsfähiger gegen Abscherung, verbessern jedoch die Viskosität bei hohen Temperaturen nicht so wirksam und müssen in größeren Mengen verwendet werden.

    Außerdem können Polymerer thermisch und oxidativ zu kleineren Monomeren abgebaut werden, was ihre Wirkung verringert. Zusätzlich zu den obigen Funktionen ist der höchstmögliche Grad an thermischer und oxidativer Stabilität wünschenswert.
    Das Sortiment an Viskositätsverbesserern von Afton wird vor allem bei Mehrbereich-Motorölen, Getriebeölen, Automatikgetriebeölen, Servolenkungsflüssigkeiten, Schmierfetten und einigen hydraulischen Flüssigkeiten verwendet.


    Quelle: https://de.aftonchemical.com/SOLUTIONS/LUBR…xImprovers.aspx

  • Richtig.

    Genauer ausgedrückt, nimmt man ein Einbereichsöl SAE 5 als Basisöl, und dann wird mit der Menge der VI-Verbesserer die 100°C-Viskosität nach SAE 20, 30, 40, 50 bestimmt. Aus dem SAE 5 wird dann als Mehrbereichsöl ein SAE 5W-xx.

    Hier hatte ich das vom Prinzip auch schon erläutert: klick

  • Nein Andy.

    Ein SAE 20/30 kann ja keine CCS eines SAE 5 haben.

    "Dazu wurde die SAE-Bezeichnung erweitert auf das Muster xxW-xx - also z.B. das heute gängige 5W-40.
    Nimmt man als Beispiel die Bezeichnung 5W-40 so steht die Zahl 5 vor dem W für die Viskosität bei -18 Grad.
    Dabei bezieht sich die 5 auf die alte SAE-Klassifikation der Einbereichsöle.
    Ein 5W-40 entspricht also einem SAE 5 Einbereichsöl bei -18 Grad.
    Die Zahl 40 nach dem W steht für die Viskosität bei 99 Grad."

    Quelle: http://www.schmier-stoffe.de/de/info/SAE-Bezeichnung.html

    Heute wird ein SAE 5 bei -30°C gemessen.


    Früher war es halt so, dass man im Winter ein SAE 0, SAE 5 oder SAE 10 gefahren ist, und zum Sommer hin auf ein SAE 30, SAE 40, SAE 50 etc. wechselte.

    Durch die Verwendung von VI-Verbesserern war es dann möglich, z.B. ein Wintereinbereichsöl SAE 5 zu nehmen, und dieses in der 100°C-Viskosität auf z.B. SAE 40 zu bringen. Daraus entstand dann ein 5W-40.

  • Speziell dieses von Lubrizol vielleicht nicht, doch es gibt ja auch noch andere Hersteller.
    In erster Linie ging es mir darum, die Existenz von VI-Verbesserer ohne Polymere aufzuzeigen.

    Im Fall vom Ravenol RHV werden die halt sowas in der Art verwenden um den hohen VI zu erreichen.

  • Hier kann man sich die klassischen VI-Polymere mal angucken.
    Diese trüb-transparenten Gummiblöcke sind es, sie werden im Öl aufgelöst:

    Externer Inhalt vimeo.com
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  • Wie hoch ist eigentlich der prozetuale Anteil an VI om ÖL?
    Klar, abhängig vom Grundöl und SAE Wert von-bis.
    Z.B. bei einem dünnen Grundöl mit 0W40 zu einem dicken Grundöl mit 5W30?
    Gibts da Infos`?

  • Die können meiner Ansicht nach auch bei über 10% liegen.
    0W-40, 5W-50 und 10W-60 haben die größten Anteile der gängigen Öle, und wenn man da eine Kombination aus nicht so gutem Basisöl + Polymere mit geringer "Wirkung" wählt, können da schon paar % zusammen kommen.

    Das Problem ist aber, dass wir das bei den Ölen nicht beurteilen können, da uns die jeweils exakten Angaben zu den verwendeten Basisölen sowie Polymeren fehlen.
    Es bleibt also bei der groben Einstufung über die SAE-Klassen.

  • Ich stell mir halt die Frage, ob, vom z.B. PAO-Öl ausgehend, ein dünnes 0W40 mit VI >190 mit viel VI Verbesserern ( 10%?) wirklich im "40er" Bereich besser ist als ein dickes 5W30 mit VI 165. Auch bevor das Öl zerschlissen ist. Das 0W40 hätte ja auch grundsätzlich 10% weniger Grundöl drin.

  • Ahja, da kann man das als Beispiel mal sehr gut sehen: Infineum VM (VI-Polymere)

    SAE

    Polymere

    0W-20

    =

    2,6%

    0W-30

    =

    7,0%

    0W-40

    =

    11,6%

    5W-30

    =

    2,8%

    5W-40

    =

    8,7%

    5W-50

    =

    11,6%

    10W-60

    =

    14,4%


    Und so hat ein 10W-30/40/50 für den Sommer natürlich weniger Polymere und mehr Basisöl.
    Auch schön zu sehen, wie wenig das 0W-20 hat. Mit 0W-8/12 und 5W-16 sind wir einem Einbereichsöls (Basisöl pur) schon extrem nahe.

    Dass das 10W-60 gegenüber dem 5W-50 und 0W-40 einen so deutlichen Mehranteil besitzt, hätte ich jetzt nicht gedacht.
    Wenn ich mir das so anschaue, ist die Mischerei mit 0W-40 und 10W-60 für den Sommer ziemlich unvorteilhaft.
    Da muss eine andere Lösung her.

    dsbike, gut, dass Du das hier eingebracht hast. :handschake:

  • 1,7% Differenz ist ja nun nicht die Welt.

    Das 0W-30 besteht aus SpectraSyn 4+6, das 5W-40 aus SpectraSyn 6+8.
    Zudem kommt es dabei auch noch auf CCS und die anvisierte Heißviskosität eines SAE-Bereiches an.
    Hätte man das 0W-30 z.B. auf 12.2 mm²/s @ 100°C ausgelegt, würde es ein wenig mehr Polymere benötigen.

    Man kann die genauen Werte hier jetzt auch nicht auf andere Öle projizieren. Das betrifft allein die Mobil-Öle und ist für uns als Beispiel anzusehen, um mal grob die Größenordnungen aufzeigen zu können.

    Es ist aber gut zu erkennen, welche SAE-Klassen in etwa auf gleichem Polymer-Level sind:
    0W-20 und 5W-30
    0W-30 und 5W-40
    0W-40 und 5W-50