Warum ist es eigentlich sinnvoll, dass ein Motor im inneren kolossal sauber ist?

  • Hallo zusammen,

    ich habe mich auch schon von euch anstecken lassen, von dem Fieber dass die Motoren im Inneren so sauber sind wie frisch aus dem Werk. Einige Fotos von unter dem Ventildeckel sind ja wirklich faszinierend schön. :thumbup: :thumbup: :thumbup:
    Aber bei dem Aufwand, den man betreiben muss, um einen alten Motor wieder in diesen Zustand zu versetzen (Redline Super Duper-10W40-Öl zum 5 Fachen Preis, DMSO, ultrakurze Wechselintervalle, Zwischenspülöl...) frage ich mich , warum es eigentlich so wichtig ist, dass ein Motor im Inneren so sauber ist. Solange der Dreck fest an den Wänden klebt, stört er doch niemanden. Erst wenn wir durch die diversen Reinigungsverfahren diesen Dreck lösen und dieser dann an die Reibungsflächen kommt oder sogar Ölkanäle einengt oder gar verschließt, kommt es doch zu erhöhtem Verschleiß oder im Extremfall zu Motorschäden.
    Wäre es da bei bereits unsauberen Motoren nicht zielführender (lebensverlängernder) , wenn man den Dreck einfach da lässt, wo er ist?

    Vielen Dank für Eure Meinungen
    und
    viele Grüße
    Karli

    Ich mache keine private Ölberatung, weil: Habe noch zu wenig Ahnung. :yes:
    (obwohl ich mal dachte, ich hätte Ahnung davon :lach3: )

  • Ich denke es geht den Leute nur um das gute Gefühl. Wenn der Motor sauber ist kann man nachts einfach besser schlafen ;)

    Ich habe einfach nen Wagen gekauft der alle 12 Monate neues Öl bekommen hat und bekommen wird, dann muss man sich mit sowas zum Glück gar nicht erst befassen. Aber ab einem bestimmten Fahrzeugalter hat man ja oft gar nicht mehr die Chance ein gewartetes Fahrzeug zu finden :S

  • Moin. Kommt ganz drauf an, was der Motor leisten muss. Für einen Motor, der Hochleistung bringen soll, sind wärmeisolierender Schlamm an den Wänden, verengte Ölkanäle und verkokte Ventile und Ansaugtrakt natürlich Gift. Dabei kann der Motor auch zerstört werden (zugegeben, im Extremfall).
    Meist kommt man ja durch die Symptome (unrunder Motorlauf, hohe Öltemperatur, schlechte Gasannahme, Ölverbrauch) darauf, dass irgendetwas nicht stimmt. Die Fotos sind ja nur Beweis dafür, dass die Reinigungsmaßnahmen auch taugen.
    Aber logischerweise laufen Motoren, die nicht total versifft sind, deutlich besser.
    Viele Grüße Jörg

  • Minimale Ablagerungen sind sicher konstruktiv berücksichtigt und für die Lebensdauer weitgehend unschädlich. Motoren mit hohem AGR-Anteil in Verbindung mit einem Öl mit schlechtem NOACK, überlangen Intervallen und viel Stadtverkehr kommen aber möglicherweise in Betriebsbereiche, wo die Verschmutzung so stark wird, dass der Motorlauf beenträchtigt wird. Bei unbekannter Vorgeschichte ist die Verkürzung der Wechselintervalle dann empfehlenswert. Der Einsatz von Ölspülungen, womöglich mehrfach, kann aber je nach Aggressivität sogar Schaden anrichten. Aus technischer Sicht besteht keine Notwendigkeit, das Motorinnere klinisch sauber zu halten. Wer einen Fetisch in dieser Richtung hat, sollte sein Auto am besten neu kaufen und die Ölwechsel jeweils entsprechend kurz halten. Wie erfolgreich nachträgliche Reinigungsmaßnahmen an gelaufenen Motoren sind und ob diese ohne Nebenwirkungen bleiben, ist ohne Zerlegung schwer erkennbar.

    Ich lehne auch den dauernden, wahllosen Wechsel des Öltyps ab, weil das jeweilige Additivpaket mit den Verschleißschutzadditiven jedesmal neu durchgewürfelt wird. Da ist weniger mehr.

  • Ich lehne auch den dauernden, wahllosen Wechsel des Öltyps ab, weil das jeweilige Additivpaket mit den Verschleißschutzadditiven jedesmal neu durchgewürfelt wird. Da ist weniger mehr.

    Das ist dem Motor aber vollkommen egal und solche krassen Unterschiede gibt es da nicht. :zwinker:

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  • Maschinenelemente wie Kolbenringe, Abstreifringe, Ölkanäle, Öldüsen, durch Öl betätigte Aktoren (Ventiltrieb) funktionieren nur optimal, wenn sie wirklich sauber sind. Das erreicht man mit einem temperaturbeständigen Öl mit guter Reinigungswirkung, das vor allem möglichst frisch und sauber sein sollte.

    Dass so auch unwichtige Teile wie der Ventildeckel blitzsauber bleiben, ist nur ein gut sichtbarer Nebeneffekt. Wenn hier schon eine Menge Lack oder sogar Schlamm vorhanden ist, sieht das an den für die Funktion wichtigen Teilen nicht besser aus.

    Mazda RX8 ロータリーエンジン - Rōtarīenjin

    Motor: :ams: XL 10W-40
    Getriebe: :rav: VSG 75W-90
    Achsgetriebe: :ams: Severe Gear 75W-90

  • Fliehkräfte in einem Motor lassen kein Öl ablagern oder anhaften.
    Die ersten Ablagerungen entstehen in eher ruhigen Zonen, Sammel-Zonen mit Temperatur.
    Und da kommen wir direkt auf den Hauptpunkt, der Hitzeeinwirkung.

    Hinzu kommt dann die Laufzeit, sprich Säurebildung durch übermäßig lange Intervalle.
    Gepaart haben wir eine Mischung, die alles andere als förderlich für die Erhaltung der Sauberkeit ist.

    Was ist TBN und wie wird die gemessen?
    TAN/TBN vs. Oil Service Interval

    Warum ein Motor sauber sein sollte, wurde bereits erläutert.
    Und dabei kann man sich merken, wenn das Öl anfängt an abfließbaren Flächen eine Schicht/Verkokung zu bilden, werden die Lager und weitere Berührungspunkte nur noch durch den mechanischen Abrieb sauber gehalten.

    Ein Motor wird sauber ausgeliefert, und es gilt ihn auch so zu handhaben.
    Ein schmutziger Motor ist nicht das Ziel.

    Karli, ich fahre meinen M102 auch locker 6.000 upm Dauerfeuer.
    Kann ich das mit einem verschmutzen Motor auch machen, ohne Angst haben zu müssen, dass er mir gleich um die Ohren fliegt?
    So einige verschmockten Motoren würden da nämlich ziemlich schnell über den Jordan gehen. :zwinker:

  • Alleine schon aufgrund der Menge Öl die dort durch geht lagert sich dort nichts ab bzw. verstopfen diese Ölbohrungen nicht. Das ist auch kein Rätselraten sondern aus der Praxis einfach so. Habe Bilder von einem S54 Motor der wohl mindestens 80-100tkm keinen Ölwechsel gesehen hat, der Käufer von dem Automobil hat bestimmt 0,5-1kg Ölkohle und Schlamm aus dem Ventiltrieb geholt, KGE war komplett dicht etc. Aber sämtliche Ölbohrungen (Zuläufe) waren ganz normal und frei.

    Wo entstehen denn idR Ablagerungen, dort wo es besonders kalt und extrem heiß ist und wo wenig Spritzöl ist. Sieht man im Ventiltrieb ja immer gut, in den Bereichen neben den Nocken, oder an der Vanos etc. ist es besonders dreckig. Kolbenringe sind natürlich extrem gefährdet weil es dort extrem heiß wird, das sind aber auch richtige Verkokungen und kein weicher Ölschlamm oder Lack. Genau das gleiche beim Turbolader, da wird es auch extrem heiß.

    Wenn die Ölbohrung in der Kurbelwelle dicht wäre, wie lange soll sowas funktionieren, dann gibt in Sekunden einen Lagerschaden. Sowas habe ich noch nie gesehen, höchstens wenn das Sieb der Ölpumpe defekt ist und größere Teile angesaugt wurden.

    Gruß

    Karsten

  • Wenn es um einen Motor geht, das keinen Ölfilter hat, ist das korrekt. Wenn der Schlamm oder "Bröckchen" in der Wanne ansaugt, wandert das in die Kurbelwange, wird da auch noch schön verdichtet, und kommt da nie wieder raus.

    Ein klassischer zentrifugal-Ölfilter hält nach dem gleichen Prinzip groben Schmutz fest und vom Ölkreislauf fern.

    Bei einem intakten Papier-Filter (Partikel in µm Größe) wird das aber nicht passieren. Hier sind von Ablagerungen wie schon erwähnt die heißen (Verkokung) und die kalten Stellen (Lack, Schlamm) besonders betroffen.

    Mazda RX8 ロータリーエンジン - Rōtarīenjin

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  • Danke für alle Antworten.

    Ich fasse diese kurz in eigenen Worten zusammen:
    Schmutz an Gehäuseteilen, wo eigentlich nichts zu schmieren ist, kann den Wärmefluss ungünstig beeinflussen. Ansonsten ist er an diesen Stellen eher unwichtig.
    Aber wenn ein Motor auch an 'unwichtigen' Stellen sauber ist, kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass auch die wichtigen Stellen (Ölkanäle, Gleitlager, Kolbenringe, Ölablaufbohrungen) auch sauber sind. Vermutlich waren auch alle Wechselintervalle so kurz, dass das Öl nie übersäuert ist, so dass sich von daher kein erhöhter Verschleiß ergeben haben sollte.
    Das spricht dann dafür, dass der Motor, zumindest von der Schmierung her nicht lebenszeitlimitiert ist.

    Nun gibt es aber auch Leute, die die Gehäuse mit Pinsel und scharfen Spülungen oder Lösemitteln (wie z.B. DMSO) intensiv reinigen. Dann sagt die Sauberkeit über die zu erwartende Lebensdauer nicht mehr viel aus. Oder sogar im Gegenteil: Ablagerungen können sich in größeren Teilen lösen und so Ölkanäle oder das Ölsieb verstopfen mir der Folge eines relativ schnellen Motorschadens.

    Ich mache keine private Ölberatung, weil: Habe noch zu wenig Ahnung. :yes:
    (obwohl ich mal dachte, ich hätte Ahnung davon :lach3: )

  • Wollte nur mal einen wunderbar sauberen Ölpeilstab hier lassen, so sieht Pflege aus!
    Kein Vergleich zu den ölversifften Dingern die man sonst so kennt :nee:

    (wurde tatsächlich so aus dem Motor gezogen und nicht abgewischt)

  • Bei heutigen motoren sind die ölbohrungen und leitungen teilweise recht eng so das nicht viel ablagerungen toleriert wird, auch hydrostössel mögen kein schmutz. Auch die VVTI versteller haben ein mikrofilter der recht schnell verstopft

    Im bild unten könnten zb bei ablagerungen die ölbohrung verstopfen und die nockenwelle trocken laufen. die sauberkeit finde ich deshalb auch wichtig.

  • Ich glaube die wenigsten hier werden mit Ölschlamm zu tun haben, aber Verlackungen sind wohl häufiger ein Thema und es stellt sich die Frage, ob man dem nicht auch positive Aspekte abgewinnen kann: Oxidationsschutz zum Beispiel? Und so ein goldenes Motorinneres sieht doch schick aus... :D

    Ich hatte an meinem Motörchen, Alfa 1.6TS, mal die Ölwanne unten - ist jetzt auch schon fünf Jährchen her - und hatte folgenden Anblick:

    Auf der Seite die die Spritzdüse erreicht ist alles sauber, auf der anderen Seite bildete sich in den Ecken schon eine dicke Lackschicht, die auch meinem Geschmack nach etwas zu dick ist... da wusste ich noch nicht, dass das wohl den VI-Verbesserern geschuldet ist und bin in gutem Glauben weiterhin das Mobil 1 0W-40 gefahren.

  • Mein Gedanke ist halt die Zentrifugalwirkung wie eben in einer Ölzentrifuge und aus den Erzählungen meines Vaters, der früher viel selber an seinen Motoren gemacht hat, dass man regelmäßig den Stopfen an der Wange zur Reinigung lösen sollte.

    Ja früher (und heute bei einfachen Konstruktionen) war das tatsächlich so. Da wurden Kurbelwellen horizontal und vertikal im 90° Winkel gebohrt. Die Enden der Bohrungen mussten dann mit Stopfen verschossen werden. Dort lagert sich aufgrund der Zentrifugalkräfte Schmutz ab.

    Neuere Kurbelwellen werden diagonal gebohrt. Da ist sozusagen freier Durchgang von Lagerstelle zu Lagerstelle und es gibt keine Ecken in denen sich etwas ansammeln könnte. Alles wird sozusagen über die Lager ausgespült.

    :motu: :she: 32884-federal-tyres-logo-1-png
    :xa: :lm:

  • Ich habe ja gestern mein PCV getauscht. Dabei konnte ich die Nockenwelle für die Einlassventile sehen. Ich denke mal das gilt als sauber?

    Motor ist ein EA888.3 und hat 106 tkm gelaufen. Gefahren wurde bis 101 tkm Castrol Edge Professional 5W30 LL mit im Schnitt 15-18 tkm Intervallen. Dann 20 min Carmo Ölspühlung und seit dem Ravenol VST USVO.

    Ältere Bilder gibt es keine.

  • Danke für die Fotos, auch wenn ich es nicht mehr fahre Castrol hält doch, entgegen der Meinung im www, sauber. Sehr :love: @lala

  • Aber sicher tut es das :thumbsup:

    Das sind Legenden die man nie ausgeräumt bekommt. Könnte jemand bei Castrol in die Vergangenheit reisen würde er ganz sicher verhinden das auf BMW Öldeckeln Ende der 90er/2000er "BMW empfiehlt Castrol" steht, der Imageschaden, zumindest in Autoforen war immens, nur trifft Castrol keine Schuld. Die LL-Intervalle und vor allem die 2 Jahres Wechsel haben das auf dem Gewissen, das würde mit Shell, Mobil 1 oder jedem anderen Öl auch nicht wesentlich besser aussehen. Mercedes hat zB da immer noch den jährlichen Ölwechsel vorgeschrieben, da sehen die meisten Motoren besser aus, da wurde dann bei suboptimalem Fahrprofil im Schnitt deutlich früher gewechselt und nicht erst nach 24 Monaten und bis zu 25tkm. Die Langstreckenautos sind ja nicht das Problem, die haben sowieso schon deutlich früher den Wechsel nach Kilometern bekommen mit viel weniger Betriebsstunden.

    Wenn bei mir die Ventile mal wieder eingestellt werden mache ich mal Bilder vom Ventiltrieb vom Z4M, sieht aus wie neu obwohl er bis jetzt nur Castrol 10W60 gesehen hat. Angeblich den größten Schwarzschlammverursacher nach billigem mineralischem Baumarktöl :D

    Da war sogar mal ein Intervall mit 17tkm dabei in zwei Jahren, als ich es selber noch nicht besser wusste, aber halt perfektes Fahrprofil. Keine Kurzstrecken, nur Warmfahren und dann mindestens 30km richtig heiß fahren.

    Gruß

    Karsten