23.05.2019
Alles anzeigenWastx Oil erzeugt neuen Kraftstoff
Die Dresdner Biofabrik Technologies gibt altem Öl eine neue Verwendung: WasteX Oil ist eine dezentrale Aufbereitungslösung.
Eine kompakte Maschine, die aus Altölen oder verunreinigtem Diesel und Heizöl wieder Kraftstoff herstellt, mit dem sich Fahrzeuge betanken oder Stromerzeugen lassen - das klingt auf den ersten Blick eher nach Science Fiction. Doch das Unternehmen Biofabrik Technologies aus Sachsen bietet mit Wastx Oil genau so eine dezentrale Aufbereitungslösung an. Über ein Partnermodell können Entsorger aus Mineralölabfällen Dieselkraftstoff gemäß DIN EN 590 herstellen.
In einem Pilotprojekt der in Dresden ansässigen Biofabrik Technologies GmbH betankt eine Spedition in Hoyerswerda inzwischen täglich ihren Fuhrpark mit Kraftstoff, der von einer Wastx Oil aus Mineralölabfällen gewonnen wurde. Für den chinesischen Markt wurde außerdem eine Kooperation mit dem Institute of New Energy Wuhan (INEW) geschlossen und dort bereits eine Anlage in Betrieb genommen.
Weltweit werden täglich 80 Millionen Barrel Rohöl verbraucht - Tendenz steigend. Etwa die Hälfte davon fließt in den Bereich Transport und Logistik, wird also als Treib- und Schmierstoff für den Betrieb von Verbrennungsmotoren genutzt. Dabei fallen große Mengen von Altöl an - pro Jahr geschätzt 25 Millionen Tonnen. Nur ein Bruchteil der Menge wird wiederverwertet, der Großteil wird verbrannt, deponiert oder landet schlimmstenfalls in der Umwelt, wo er Böden und Gewässer verseucht. Dabei kann Altöl mit speziellen Raffinerie-Verfahren wiederaufbereitet und den bestehenden Stoffkreisläufen zur erneuten Nutzung zugeführt werden. Denn in jedem verschmutzten Liter Diesel oder Heizöl stecken mehr als 90 Prozent wiederverwertbarer Kraftstoff, heißt es bei Biofabrik.
In Industrienationen wie Deutschland wird Altöl heute zu 80 Prozent wiederverwertet. Altöle gelten hier als Sonderabfall, für dessen fachgerechte Entsorgung es strenge Richtlinien gibt. Entsorger und Sammelstellen erzielen dafür aber nur sehr geringe Margen. Genau da setzt das Partnermodell von Biofabrik an: Partner wie Entsorger, Sammelstellen oder Kommunen betreiben eine individuell dimensionierte, kompakte Anlage auf der Grundfläche von etwa zwei Europaletten, mit der sie die bei ihnen anfallenden Altöle direkt vor Ort in Kraftstoff aufreinigen. Die Dresdner Technologie basiert dabei auf einem speziell von Biofabrik entwickelten Verfahren. Der Ausgangsstoff wird in einem patentierten Verfahren destilliert.
Dabei sorgt ein spezielles Energieeintragsystem im Hauptreaktor für die Erhitzung des Rohstoffes innerhalb weniger Millisekunden. Diese schnelle und trotzdem sehr schonende Verfahrensweise trennt die Störstoffe ab und überführt die Ölfraktion in die Gasphase. Anschließend wird die Gasphase in einem bisher der Schwerölindustrie vorbehaltenen Spezialrektifikationverfahren in vordefinierte und kontrollierte Fraktionen von Schwer- bis Leichtsiedern getrennt. So entstehen verschiedene Destillatqualitäten. Motortaugliche Kraftstoffe werden ausgeschleust, unsaubere Fraktionen wiederholen den Prozess, bis auch sie vollständig in nutzbare und Abfallbestandteile aufgetrennt sind. Die Anlagen laufen vollautomatisch und produzieren pro Einheit bis zu 2000 Liter Kraftstoff aus verschmutzten Altölen pro Tag.
Die im Reinigungsprozess abgetrennten Reststoffe – sie umfassen circa zehn Prozent – können herkömmlich entsorgt werden. Je nach Menge des angelieferten Altöls kann die Zahl der Anlageneinheiten entsprechend skaliert werden. Der aus Mineralölabfällen produzierte Kraftstoff entspricht der DIN EN 590 für Diesel. Aus einem Sonderabfall wird so ein marktfähigen Produkt.
Beim konkreten Anwendungsfall bereitet eine Anlage derzeit täglich lokal in und um Hoyerswerda gesammelten verschmutzten Diesel oder Heizöl zu Kraftstoff auf. Die Spedition Bresan GbR Transporte und Baustoffe, ein Unternehmen mit 40-Tonnen-Sattelschleppern aus Hoyerswerda, tankt wöchentlich bereits ein Viertel ihres Fuhrparks mit den 5000 Liter Kraftstoff aus Gasölabfällen. Und dies zu einem Preis, der immer deutlich unter dem aktuellen Marktpreis für Diesel an der Tankstelle liegt.
So entsteht eine klare Win-Win-Win-Situation für alle Seiten: Der Entsorger bekommt deutlich mehr für seine aufbereiteten Mineralölabfälle als früher, als diese als Sonderabfall deklariert wurden. Der Abnehmer wiederum spart Kosten für Treibstoff ein. Das sind im Fall einer Spedition oder eines Busunternehmens schnell fünfstellige Summen pro Monat. Dazu kommt noch die Einsparung der Transportkosten, die beim Entsorger früher für den Transport des Altöls zur zentralen Aufbereitungs- oder Verwertungsanlage wie einer Großraffinerie angefallen sind. Der dritte Gewinner ist die Umwelt, da durch die dezentrale Aufbereitung mit der bis zu 93 Prozent des transportbedingten CO2 eingespart werden können.
„Wir können weltweit die erste dezentrale, vollautomatische Komplettlösung zur nachhaltigen Verwertung ölhaltiger Abfälle liefern”, erklärt Oliver Riedel, Gründer und Geschäftsführer der Biofabrik. „Besonders Länder, in denen auf der einen Seite Energie gar nicht oder nur sporadisch und zu hohen Preisen verfügbar ist, die aber auf der anderen Seite große Probleme mit der Entsorgung ihres Altöls haben, profitieren von unserer Technologie.“