21.03.2019
ZitatAlles anzeigenFuchs Petrolub erwartet erstmals seit zehn Jahren sinkendes Ergebnis / Vorstand hofft, im Sommer klarer zu sehen
„Wir lassen Vorsicht walten“
Der Mannheimer Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub stellt sich für das laufende Jahr auf ein schwächeres Umsatzwachstum und – erstmals seit mehr als zehn Jahren – auf sinkende Gewinne ein. Das operative Ergebnis werde auf vergleichbarer Basis 2019 bis zu fünf Prozent unter dem Wert des abgelaufenen Jahres liegen, kündigte Dagmar Steinert, im Vorstand zuständig für Finanzen, gestern bei der Bilanzvorlage in Mannheim an. Grund dafür seien konjunkturelle Unsicherheiten wie weltweite Handelsstreitigkeiten, der ungeklärte Brexit oder das nachlassende Wachstum in China. Hinzu kämen gestiegene Produktionskosten und hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung.
Alle Kosten im Blick
Dieses Szenario lässt das erfolgsverwöhnte Mannheimer Unternehmen deutlich zurückhaltender agieren. „Wir lassen Vorsicht walten und haben den geplanten Stellenaufbau im ersten Halbjahr eingefroren“, sagte Vorstandschef Stefan Fuchs. Mitte des Jahres hoffe man, „wieder klarer zu sehen“. Bis dahin würden keine neuen Arbeitsplätze geschaffen und auch bei der Wiederbesetzung freiwerdender Stellen „genau hingeschaut“. Das Gleiche gelte für Reise- und Bewirtungskosten oder Tagungen. „Da müssen wir mit Augenmaß rangehen“, so Fuchs. Wie viele neue Arbeitsplätze damit zunächst nicht entstehen, wollte Fuchs gestern nicht sagen. Der Schmierstoffhersteller hatte allein im vergangenen Jahr mehr als 250 Jobs geschaffen, teilweise auch in Mannheim.
Der Vorstandschef betonte aber ausdrücklich, dass kein Stellenabbau vorgesehen sei. Auch an den geplanten Investitionen werde nicht gerüttelt. Fuchs Petrolub plant allein für 2019 Ausgaben von 180 Millionen Euro etwa für Neu- und Ausbauten der eigenen Werke. Am Stammsitz in Mannheim ist beispielsweise eine neue Zentrale geplant – ein „Zweckbau“, wie Fuchs vorsorglich betont. Mit den Arbeiten werde man voraussichtlich noch in diesem Jahr beginnen und Anfang 2021 fertig sein. Das Gebäude werde so konzipiert, dass es „noch Puffer lasse“ und bei Bedarf in einigen Jahren erweitert werden könne. Parallel werde ein neues Hochregallager am Standort gebaut.
Elektroauto als Chance
Fuchs Petrolub entwickelt, produziert und vertreibt Schmierstoffe und verwandte Materialien für verschiedenste Branchen und Anwendungsbereiche. Besonders wichtig ist für das Unternehmen, das rund 5500 Mitarbeiter beschäftigt, die Autoindustrie. Mit ihr erzielt Fuchs Petrolub rund 30 Prozent des Konzernumsatzes – Tendenz steigend. Der bevorstehende Umbruch vom Verbrennungsmotor hin zum Elektromotor macht Fuchs dabei nur wenig Sorgen. „Wir sehen das als Chance“, sagte der Vorstandschef. Auch in einem Elektroauto würden schließlich Fette und Schmierstoffe gebraucht, etwa für Radlager, Getriebe oder Sitze. Fuchs glaubt aber auch an die Zukunft des Verbrennungsmotors, deshalb investiere man auch hier weiter in Forschung und Entwicklung.
An der Börse kamen die Nachrichten gestern nicht gut an. Der Kurs der Fuchs-Aktien rauschte nach Bekanntgabe der Zahlen um über sechs Prozent in die Tiefe und erholte sich im Tagesverlauf auch nicht mehr. Martin Rödiger vom Analysehaus Kepler Cheuvreux zeigte sich vor allem vom Ziel für das operative Ergebnis (Ebit) enttäuscht: Das sei eine negative Überraschung gewesen und dürfte den Aktienkurs belasten.
Quelle: https://www.morgenweb.de/mannheimer-mor…id,1420834.html