Geheimnisse der Kilometer-Millionäre

  • Autos mit weniger als 300.000km sind mir suspekt. Bei Autos mit mehr als 400.000km schau ich nur auf die Karosserie; einen Blick auf die Technik kann man sich meistens sparen. Wenn das Auto so weit gekommen ist, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, daß
    - ein günstiges Fahrprofil (wenig Kurzstrecken) vorlag
    - das Auto halbwegs vernünftig gewartet wurde (erstes wäre das auto sonst nicht so weit gekommen, zweitens haben Vielfahrer in der Regel keinen Bock, nachts mitten in der Pampa liegen zu bleiben und kümmern sich schon aus Selbstschutz ein bißchen, während Stadtfahrern ihr Auto oft vollkommen egal ist)
    - das Fahrwerk schon einmal frisch gemacht wurde.

    Außerdem sind solche diese Autos in der Regel spottbillig, d.h. wenn doch was dran sein sollte, ist noch Budget da. :thumbup:


    Womit wir den Bogen zurückschlagen zum Thema, wie man ein Auto soweit bekommt:
    - keine grobe Fehlkonstruktion kaufen (Finger weg von 1.2 und 1.4 TSI, SAABs B205/B235-Reihe, dem Isuzu-3.0Diesel o.Ä.)
    - günstiges Fahrprofil (keine Kurzstrecken; am schonendsten sind Autobahnlangstrecken mit moderater Geschwindigkeit)
    - Motor warm- und Turbomotoren auch wieder kalt fahren
    - den Betriebsbedingungen angemessene Wartungsintervalle
    - minimale Rechenfähigkeiten des Besitzers. Reparieren ist fast immer billiger als wegschmeißen und neukaufen, selbst bei "wirtschaftlichen Totalschäden".*

    Ach ja, bevor ich es vergesse, hier mein aktueller Beitrag zum Thema laufleistungsstarke Downsizingturbobenziner:

    * Das liegt daran, daß ein vernünftig gewartetes Auto, insbesondere mit höherer Laufleistung, niemals zum "Marktwert" substituierbar ist. Jedes Auto, das zum Verkauf steht, hat irgendwelche Macken - sonst würde es nicht verkauft. Am eigenen Auto kennt man diese bzw hat sie schon durch, am "neuen" muß man si eerst einmal identifizieren und beseitigen. Außerdem gibt es Transaktionskosten: man muß nach dem neuen Auto suchen, diverse Autos sichten und probefahren, dann den Neukauf überführen, und schließlich das alte Auto ab- und das neue anmelden. Da kommen ganz schnell mehrere hundert Euro an Fahr- und Bureaukratiekosten zusammen, und wenn man dann noch den Zeitaufwand einrechnet, dann ist man ganz schnell im mittleren vierstelligen Bereich.

  • Ich hab den Mitsubishi damals ja mit recht niedrigem KM-Stand (136tkm in 30 Jahren) erworben, wobei der wirklich die letzten Jahre extrem viel gestanden hat.
    Aus dem Scheckheft geht hervor, dass er schon Mitte der 1990er die 100tkm Marke geknackt hat. Das wurde dann immer weniger, bis in den letzten 10 Jahren insgesamt schließlich noch 2tkm zustande kamen und der Wagen die letzten 1-1.5 Jahre vor dem Kauf schließlich nur noch stand. Mir sind Kilometer eigentlich auch ziemlich egal, mich hat damals nur die Karosseriesubstanz fasziniert, weil der Wagen immer in der Garage stand.

    Das Auto wurde zwar trotzdem gewartet, Standschäden, aber Verschleißteile die sonst nicht turnusmäßig getauscht werden, kommen jetzt natürlich nach..
    Ich bin mal gespannt, was da noch so alles kommt, da der Wagen in meiner Händen jetzt wieder Jahresfahrleistungen von 25-30tkm sieht.
    Generell ist stehen der Tod eines jeden alten Autos, in regelmäßiger Benutzung machen die viel weniger Mucken.

    :val: :gulf: :qoi:

    '88 Mitsubishi Galant (4G37, 185tkm): Q8 F1 10W-50
    '96 Toyota Starlet (4E-FE, 190tkm): ROWE Synt. RSi 5W-40
    '03 Renault Clio (K4J, 120tkm): Shell Helix HX6 10W-40

    "Wir schaffen Institutionen, Regierungen und Schulen, um uns im Leben zu helfen, doch jede Institution entwickelt nach einer Weile die Tendenz, sich nicht mehr so zu verhalten, als sollte sie uns dienen, sondern als sollten wir ihr dienen. Das ist der Moment, wenn das Individuum mit ihnen in Konflikt gerät.“ - Miloš Forman

    • Vergaser verharzen von innen
    • Membranen von z.B. Kraftstoffpumpen, Vergasern trocknen ein und werden spröde
    • Unterdruckdosen gammeln irgendwie fest
    • Tanks rosten und drücken den Mist dann ins ganze Kraftstoffsystem
    • Kühlkreisläufe + Bestandteile dessen korrodieren im Extremfall
    • Feuchtigkeit kann sich in der Elektrik einnisten die dann dementsprechend leidet (in der Garage eher weniger ein Problem)
    • Auspüffe gammeln bei unregelmäßiger, kurzer Benutzung ab
    • mechanische Gestänge / Bowdenzüge/ Bremsen können (fest)rosten
    • Dichtungen werden nicht mit Öl angespült und trocknen ein

    Ein Motorrad ist ja auch viel simpler aufgebaut und das was drin ist, wird meist aufwendig gewartet.

    Generell ist das Problem außendem halt einfach, dass viele Teile, die eigentlich schon lang hätten das zeitliche Segnen müssen sich so noch irgendwie durchretten und dann reihenweise kaputtgehen, fährt man wieder mehr.

    :val: :gulf: :qoi:

    '88 Mitsubishi Galant (4G37, 185tkm): Q8 F1 10W-50
    '96 Toyota Starlet (4E-FE, 190tkm): ROWE Synt. RSi 5W-40
    '03 Renault Clio (K4J, 120tkm): Shell Helix HX6 10W-40

    "Wir schaffen Institutionen, Regierungen und Schulen, um uns im Leben zu helfen, doch jede Institution entwickelt nach einer Weile die Tendenz, sich nicht mehr so zu verhalten, als sollte sie uns dienen, sondern als sollten wir ihr dienen. Das ist der Moment, wenn das Individuum mit ihnen in Konflikt gerät.“ - Miloš Forman

  • Gut, Vergaser können schneller mal Probleme machen. Bin jetzt von Einspritzern ausgegangen die schon vor über 30 Jahren Einzug in die Polo Klasse erhalten haben.

    Wie ist eig. bezüglich des Tanks der Tenor bei längerer Standzeit? Voll machen oder leer machen?

    Bei Motorrädern (Stahltank) sagt man voll machen, (neuere) Autos haben Plastik Tanks oder nicht?

  • Bis vor 25 Jahren waren Metalltanks im Auto normal.
    Der Golf 2 hat glaube ich noch einen, der 3er hat Plastik. :)

    Generell sagt man vollmachen mit Sprit mit möglichst wenig Ethanolgehalt (Ethanol bindet das Wasser, was für Korrosion sorgt) und ein Kraftstoffzusatz wie Bactofin kann nicht schaden, um Bakterienbildung im Tank entgegenzuwirken. Der Tenor ist, dass der neue Sprit leider nicht mehr so langzeitstabil wie der alte ist und eher zum verharzen oder chemischen umkippen neigt.

    :val: :gulf: :qoi:

    '88 Mitsubishi Galant (4G37, 185tkm): Q8 F1 10W-50
    '96 Toyota Starlet (4E-FE, 190tkm): ROWE Synt. RSi 5W-40
    '03 Renault Clio (K4J, 120tkm): Shell Helix HX6 10W-40

    "Wir schaffen Institutionen, Regierungen und Schulen, um uns im Leben zu helfen, doch jede Institution entwickelt nach einer Weile die Tendenz, sich nicht mehr so zu verhalten, als sollte sie uns dienen, sondern als sollten wir ihr dienen. Das ist der Moment, wenn das Individuum mit ihnen in Konflikt gerät.“ - Miloš Forman

  • Hatte auch meinem Fiesta 3 1,8D 445000Km und auf meinem aktuellen Polo habe ich etwas über 497000 Km. Da ich im Moment aber recht wenig fahre, wirst du mich wahrscheinlich in den nächsten Wochen überholen.
    Kann aber sein, dass ich ab Mai oder so wieder sehr viel fahren muss :)

    Ich mache keine private Ölberatung, weil: Habe noch zu wenig Ahnung. :yes:
    (obwohl ich mal dachte, ich hätte Ahnung davon :lach3: )

  • Meinen B Vectra würde ich auch noch fahren, aber mir sind das dann zu viele Rostblüten geworden und somit habe ich ihn verkauft, 285tkm auf der Uhr. Ziel war 300tkm, leider nicht mehr geschafft.

  • Früher hat man extra Ethanol in die Tanks gekippt, damit das das Wasser bindet - und es weniger Korrosion gibt. 8)

    Ich habe Spiritus im Winter in den Mopped-Tank gegeben, damit das Wasser gebunden wird. Aber nicht aus Korrosionsschutzgründen, sondern weil die Kiste aus ging, wenn eine Wasserblase in den Vergaser gelangt ist.

  • Mein E30 325i hat nun ungeöffnet 435000km runter. Ölwechsel alle 2 Jahre nach etwa 20000km.

    Würdest Du so auch mal Vollgas fahren?

    ~440Kkm sind natürlich sehr ordentlich und ich möchte diese Leistung nicht in Abrede stellen. Doch kommt es doch schon sehr darauf an, wie Du den Motor bewegst.

    Mein M102 hatte bis zum Kerzen-Kolben-Schaden ~140Kkm runter, und ich bin immer gerne auf 6.000 upm gegangen, wenn es die Bahn zulässt.
    Dies würde ich aus heutiger Sicht natürlich auch noch machen wollen, wenn der Km-Stand weit über 300Kkm ist.

    Wenn Motor und Öl gut sind, dürfte eine Vollgas-Fahrt ja locker drin sein, oder? Also bei Deinem E30.
    Hättest Du da Vertrauen?

    PS: auch wenn ich einen 190er fahre, bin ich ein Fan der älteren BMW's...2002, E24, E30, E36, E38, E39, E46 (vor Facelift). :check:

  • Ja klar , jederzeit. Ich schone meine Autos gewiss nicht, dazu habe ich zu viele und viel zu wenig Zeit um nach allem zu schauen. Aber irgendwie muss ich auch kaum was tun, wenn dann geht mal ne Batterie in Sack vom rumstehen. Oder die Bremsen rosten zu.
    Überhaupt mach ich so ziemlich alles falsch was man falsch machen kann.
    Am besagten E30Cabrio hab ich ne AHK montiert und zieh auch schon mal nen Autotransporter mit nem Kleinwagen drauf damit. Auf der Autobahn darf er auch schon mal bis in den Begrenzer und das tut er wenn er nen guten Tag hat. Seit der Fächer drin ist und ne alte Nocke aus dem 320i ohne Kat dreht er halt einfach.
    Der Rest meiner Autos steht auch schon mal Wochen oder Monate rum (draussen) wenn ich keine Winterreifen drauf hab - Dann vielleicht Starthilfe und gut ist.
    Letztens hatte ich meinen E28 wieder ausgegraben, stand 7 Jahre in der TG. Starthilfe dran und gefahren. Reifen sind eckig aber der Rest tut normal. Bis jetzt noch nicht mal Zeit für nen Ölwechsel gehabt. Vielleicht ist´s nur Dummenglück aber ich bin der festen Überzeugung das viele ihr Zeug kaputtreparieren. Ich kauf halt gute Qualität beim Fachhändler und geh davon aus daß das was 30+ Jahre getan hat eh nicht morgen kaputt geht - warum auch?
    Ich fahr warm und schau immer mal wieder nach dem Rechten und bin ziemlich sensibel wenn mal sich was anders anhört oder anfühlt wie gewohnt.

  • Danke Dir für die interessante Antwort.

    Ich bin da jetzt etwas erstaunt, dass Du dem E30 noch die Sporen gibst.
    Aber wenn alles läuft, auf jeden Fall, das muss echt Spaß machen. :check:

    Ich würde gerne mal einen E30 fahren, so richtig puristisch. :love:


    Die 1.000.000 Km sind bei Dir aber nicht anvisiert, gell?
    Oder hättest Du ein Fahrzeug, mit diesem Du das anstrebst?

  • Es gibt drüben bei Motor-Talk einen der es ziemlich extrem auf die Spitze treibt.
    Er fährt einen alten E30 (318i) und hat seit über 300.000 Kilometern kein Öl mehr gewechselt (weil eh Ölverbrauch da ist)
    Er füllt nichtmal frisches Öl ein sondern Gebrauchtöl.

    Er hat jetzt 630.000km auf dem Tacho.
    Der fährt immernoch.

    Irgendwo bei 550.000km hat er sich auf einem Feldweg mal die Ölwanne kaputt gefahren und daraufhin die Lagerschalen ersetzt.

    Hier mal ein Link und von dem Beitrag kommt man entsprechend noch auf zwei weiterführende Links.
    https://www.motor-talk.de/forum/bj-93-wa…en#post48905936


    Und bei unsereins geht der Motor selbst mit Verhätschelung kaputt. Ist nicht immer fair, zeigt aber was möglich ist selbst wenn man es absolut auf die Spitze treibt.

  • Sorry, aber der Typ mit dem BMW ist doch ein Troll der die Leute veralbert.
    Die Story kaufe ich nicht ab.
    Ja, Motore laufen auch lange und gut mir günstigem Öl und überzogenen Intervallen. Aber was er da schreibt...

  • Der Typ ist 100% ein Troll. Der E30 318i (M40) hat massive Probleme mit einlaufenden Nockenwellen, der Großteil schaft mit 190tkm keine 160 Km/h mehr auf der Autobahn. Genauso sieht es mit den Pleuellagern aus.

    Gruß Julian

  • Dass es viele Autos gibt, welche ohne Ölwechsel scheinbar ewig laufen, ist schon irgendwie beeindruckend/interessant. Die These dass stark vernachlässigte Autos am längsten halten kommt vllt nicht von ungefähr :D

    Allerdings wird hier ja keine Wartung, mit regelmäßiger Wartung bei den üblichen Pfuscherbunden verglichen. Möglicherweise ist das die Ursache für diesen Mythos? Dass die "gut gewarteten" Autos nicht länger oder gar kürzer halten, weil die Wartung meist eben nicht fachgerecht durchgeführt wurde?

    Im Sinne von keine Wartung > schlechte Wartung?


    Mich würde mal interessieren wie viele Autos > 8 Jahre alt mit Öl rumfahren, was > 4 Jahre ist. Ich glaube der Anteil ist beachtlich.

    Wie gesagt, ich kenne selbst Neuwagen die nur die erste Inspektion nach 12 Monaten gesehen haben... (ich rede hier nicht von Selbstschraubern, sondern von Leuten die nur zur Tanke und zum TÜV fahren).

  • Ein nicht unerheblicher Teil dieder Autos wird aber sicherlich nie wirklich gefordert werden. Das Öl im Rasenmäher hält ja auch Jahre.

    Ob solche Kisten dann längere Autobahnetappen mit höheren Drehzahlen oder Nennleistung aushalten sei mal dahingestellt.

    Da ist von innen wahrscheinlich schon alles verschlammt oder verkokt und wenn die Kisten mal n bisschen Leistung sehen und die Anforderungen an Öl und Maschine größer werden ist Ende Gelände.

    Es ist richtig dass manche ältere Motoren, erst Recht wenn die thermische Belastung und die Last auf den Motor niedrig ist mit langen Ölintervallen leben können. Aber spätestens nach 60-80tkm ist dann wohl Ende der Fahnenstange.

    Wichtiger als die Laufleistung ist hier das Alter. Klar kann man als Vielfahrer auf ein schlecht gewartetes Auto in 10 Jahren mit relativ wenig Aufwand 300tkm rauffahren.
    Für jedes dieser Autos, welches älter als 25 Jahre wird landen aber bestimmt 100 andere auf dem Schrottplatz.

    Es ist genau das selbe wie mit dem Kettenrauchen...
    Klar kann man damit auch alt werden und solche Fälle erlangen dann meist Berühmtheit, aber auf jeden Berühmten „Survivor“ kommt eine nicht unerhebliche Dunkelziffer an Gegenbeispielen.

    Ich kenne in meinem Bekanntenkreis schon so einige Leute, die schon in den ersten 10 Jahren und weit unter 200tkm Motor- oder Turboladerschäden hatten.

    :val: :gulf: :qoi:

    '88 Mitsubishi Galant (4G37, 185tkm): Q8 F1 10W-50
    '96 Toyota Starlet (4E-FE, 190tkm): ROWE Synt. RSi 5W-40
    '03 Renault Clio (K4J, 120tkm): Shell Helix HX6 10W-40

    "Wir schaffen Institutionen, Regierungen und Schulen, um uns im Leben zu helfen, doch jede Institution entwickelt nach einer Weile die Tendenz, sich nicht mehr so zu verhalten, als sollte sie uns dienen, sondern als sollten wir ihr dienen. Das ist der Moment, wenn das Individuum mit ihnen in Konflikt gerät.“ - Miloš Forman