Ölzustand beim Gebrauchtwagenkauf - wie aussagekräftig wäre eine Analyse?

  • Hallo, ich hoffe hier im richtigen Faden die Frage zu stellen. In Vorbereitung eines Gebrauchtfahrzeugkaufs bei dem die Historie der Ölwechsel nicht mehr nachvollzogen werden kann, würde ich gerne wissen, ob die Analyse des Altöls auch Hinweise auf den absoluten Verschleißzustand des Motors geben kann, oder liefert sie eben nur eine Momentaufnahme an dem was momentan an Verschleiß stattfindet.


    Im vorliegenden Fall handelt es sich um einen V6 mit der Kennung V9X (Renault/Nissan). Soweit ich weiß ist dieser Motor mit RN720 5w30 zu befüllen. Das Fahrzeug hat irgendwas zwischen 65000 und 92000 km an Laufleistung. Das werde ich aber noch eingrenzen können, nur ist halt momentan auch nicht zuverlässig bestimmbar.

    Danke schon mal vorab für die Antworten.
    bernd

  • Nachdem was ich hier so mitbekomme habe, sagt eine Ölanalyse sehr wenig/nichts über den absoluten Zustand des Motors aus. Es ist bestenfalls als Momentanaufnahme zu betrachten.

    Soll wohl schon Motoren mit besten Werten gegeben haben, die kurze Zeit später nen Motorschaden hatten.

    Auch wird ja der Verschleiß der im Ölfilter hängen bleibt nicht berücksichtigt.

    Ich fürchte mehr als sich die Wartungshistorie aushändigen zu lassen und den letzten Durchschnitssverbrauch zu überprüfen kann man leider nicht machen.

  • Eine Ölanalyse kann Indizien geben (überzogene Wechselintervalle, Lagerschäden, starker Kraftstoffeintrag, ...), eine unauffällige Ölanalyse ist aber keine Garantie für einen gesunden Motor.

    Und andersrum sind auch schon Motoren mit "hohen" Verschleisswerten in der Ölanalyse noch ganz schön lange gelaufen.

  • Danke für die schnelle Antwort, die meine Befürchtung bestätigt. Bei der Historie ist ein erster Ölwechsel bei 36000km zu finden. Tacho wurde gewechselt bei 27000km. Angeblich vor 10000km letzter Ölwechsel. Damit gibt es dazwischen Lücken und ich weiß nicht so Recht, ob ich mich davon abschrecken lassen soll.

    Bernd

  • Ich habe irgendwie das Gefühl dass die Leute die sich am wenigsten um ihre Karre scheren, am meisten Glück haben...

    hab in den 20 Jahre alten Honda eines Kollegen 2L (!) Öl nachfüllen müssen.... wer weiß wie lange der schon keinen Ölwechsel mehr gesehen hat... Kiste läuft noch.

    Bekannte hat nen 11 Jahre alten Fiesta (1.6er Sauger), bei 260tkm habe ich sie gefragt wann der letzte ÖW war, sie schaut mich nur an wie nen Auto und wusste nicht dass man Öl auch wechseln muss. Nen Händler hat das Ding auch schon ewig nit mehr gesehen, sie wusste jedenfalls nit ob der nach der Garantie überhaupt noch mal nen ÖW gesehen hat. Immerhin hat sie Öl wohl nachgefüllt (ihrer Aussage nach)... aber vermutlich auch erst als die Lampe anging (Öldruck)...
    Dann wurde mal auf meine Empfehlung hin ein ÖW gemacht.


    Kiste hat nun ~297tkm drauf.

    Ich Idiot schau die ersten 5km das Gaspedal quasi gar nicht an, allgemein wird immer 15km bzw. im Sommer min 10km warm gefahren.... rechtzeitig Öl gewechselt.... mal schauen wann ich den ersten Motorschaden erleide...

  • Ha, da ist schon ein Stück Wahrheit dran. Du sprichts hier von alten Motoren, die keine hohen Ansprüche an ihre Schmierung hatten, und das war schon in der Auslegung berücksichtigt und manchmal denke ich auch, egal wie der Motor behandelt wurde, wenn nichts außergewöhnliches mit ihm passiert ist, hält das gute Stück genauso lange wie der selbe Motor beim Nachbarn, der entweder gequält wurde oder alle 5m neues Frischöl bekommen hat. Bei neueren Motoren wird wahrscheinlich das letzte Quäntchen an Verbrauch zu Leistung herausgekitzelt und eben alles enger ausgelegt und da wird es halt Baureihen geben, die mit vernachlässigten Wechselintervallen zurechtkommen und welche, die auch schon bei angemessenen Wechselintervallen leiden. Heute sind es aber zudem die Lader, welche mit dem abgetragenen Öl dennoch ihre Aufgabe erfüllen müssen und denen wird es halt zuerst an den Kragen gehen.

    Bei dem mir vorliegenden Motor schätze ich eher auch, dass er die vernachlässigten Intervalle gut wegsteckt, aber der Lader dann frühzeitig undicht wird.

  • von solchen Fahrzeugen würde ich Abstand nehmen, wenn es kein Bekannter ist.

    Ist ein Vertragshändler von Renault und eben kein bekannter und Leider haben meine Bekannten keine Fahrzeuge zu verkaufen. Der Händler will mit auch nicht hinreichend Gelegenheit geben, das Fahrzeug vorher auszutesten.
    Andersherum wirst du auf den Gebrauchtfahrzeugmarkt nur selten ein hinreichend gewartetes Fahrzeug finden. So ist es zumindest mir ergangen und um so Informationen wie Tacho ausgewechselt wird sich seltenst ein Käufer scheren, denn dann muss man ja schon bei seinem vertrauten Händler mit der VIN freundlich nachfragen, was er an Historie sehen kann.

    Aber danke für die Einschätzung.

  • Der einzige Unterschied zwischen Vertragshändlern und den Schotterplätzen der Südländer ist, dass die Abzocker vernünftigere Klamotten tragen und sich vllt. etwas besser artikulieren können, das ist alles. Informationen bewusst verschweigen, vorherige getätigte Aussagen als "Kommunikationsfehler" revidieren usw. können sie alle.

  • Fakt ist das bei "aktuellen" Gebrauchten oftmals Teile den Geist aufgeben, innerhalb kürzester Zeit ohne Ankündigung, die in einer Ölanalyse nicht angezeigt werden können. Stichwort Elektronik, Einspritz- und Abgasbehandlungssysteme. Der restliche prozentuale Anteil geht an die Achsaufhängung. Den wirklichen Verschleißzustand eines Motors so zu bestimmen wird schwer. Du siehst nur die Verschleißmetalle. Die fallen gering aus wenn das Öl frisch ist, auch wenn vllt. vorher das Intervall ständig überzogen wurde.

  • Der Händler will mit auch nicht hinreichend Gelegenheit geben, das Fahrzeug vorher auszutesten.

    Kannst du das mal näher erläutern? Ist ja nicht so das man ein Fahrzeug übers Wochenende mitnimmt und erst am Montag wieder auf den Hof fährt. Das man mal eine Probefahrt unternimmt ist aber eigentlich das mindeste. Gerade bei Vertragshändlern besteht doch die Möglichkeit das Auto mal auf einer Hebebühne genauer von unten zu betrachten z.B.
    Das hat mir bisher kein Vertragshändler verweigert oder sich blöd angestellt. Wenn sich da schon einer unkooperativ verhält, würden bei mir die Alarmglocken klingeln.

    Audi A3 1.8 TFSI Ambition (CDAA) :she:  Helix Ultra 5W-40 + :nepr:
    Seat Toledo 1.2 TSI (CBZA) :she: Helix Ultra 5W-40

  • Nein, es ist schon so, dass der Verkäufer mir das Fahrzeug über das WE mitgeben wollte und das der Standort etwas weiter weg ist, damit wäre das eine Heimfahrt gewesen. Die Überlegung ist momentan, dass mit einer Übernachtung zu kombinieren. Nur, das ist zeitlich schwieriger einzurichten als einfach über das WE, damit nach Hause zu fahren. Sein Chef mochte zumindest ersteres nicht. Ich denke eine Probefahrt selbst vom 1/2 Stunde kann man selbst nicht viel feststellen, oder zumindest nicht mehr als was man dem Händler nach dem Kauf in den ersten 5Minuten Fahrzeit sofort um die Ohren schlagen könnte. Insbesondere wird man in so kurzer Zeit nicht feststellen, ob der Motor schon anfängt Öl zu verbrauchen, weil er halt vorher mit mangelnden Wechselintervallen einen wegbekommen hat. Von daher wären zwei Tage eher geeignet, um einen Eindruck zu bekommen.

  • Ich glaube gegen Bezahlung bekommst du den Service auch als Nichtmitglied und das würde sich immer lohnen, so etwas vorher machen zu lassen, wenn man bedenken hat. Nur, auch diese Leute werden nicht in den Motor hineinschauen können oder wollen, um dir einen Verschleißzustand des Motors zu berichten. Alles andere hingegen, wie Elektronik, Fahrwerk, lässt sich mit angemessenen Aufwand reparieren. Einen angeschlagener Motor aber wieder hinzubekommen ist eine andere Hausnummer. Nach den ersten 1000km merkt man natürlich, ob mit dem Motor noch alles i.O ist. Welcher Händler aber gibt dir das Fahrzeug für 1000km zur Probe?

  • Ich habe noch nie gehört dass ein Verkäufer einer so umfangreiche Testfahrt zustimmt dass man da Ölverbrauch etc. messen könnte, am besten über 2 Tage... und was macht der Händler wenn du den Wagen nicht nimmst, aber 700km drauf gefahren hast?

    Um was für einen Wagen handelt es sich eig?

  • Hab ja auch nicht erwartet , dass diese Überlassung des Fahrzeuges für 2 oder mehrere Tage kostenfrei ist. Dagegen erwarte ich schon, dass man mich zweifelsfrei überzeugt, dass mit dem Fahrzeug alles i.O ist, bzw. wenn das nicht möglich ist, mir bei der Entscheidungsfindung z.B. durch solche Maßnahmen hilft. Das muss doch irgendwie für beide Seiten fair ablaufen, und wenn er trotz angebotener Erstattung eines angemessenen Nutzungsentgelt nicht will, steckt da vielleicht mehr dahinter.

    Den V9X gab es bei Renault nur im Laguna, meines Wissens nach. Ja, und es ist ein Laguna.

  • bern113:

    Zum Verschleißzustand des Motors wird man halt nur schwer eine Aussage treffen können ohne den Motor zu zerlegen. Gerade bei gebrauchten hat man immer eine Ungewissheit. Ich hatte mal als junger Kerl einen Opel Omega A 3000 24V von einem KFZ Meister gekauft. Dieser hat ihn nur verkauft weil er sich einen Lotus Omega zugelegt hat (geiles Teil). Der 24V war gehegt und gepflegt, zwar 10 Jahre mit ca. 144 tkm, technisch aber im einwandfreien Zustand. Man hat richtig gemerkt das ihm etwas an dem Fahrzeug gelegen hat, als ich ihn geholt habe hat er mir noch Tipps und Ratschläge zu Wartung/Pflege gegeben.

    Ich habe auch akribisch darauf geachtet. Immer schön warm gefahren, nicht geizig mit dem Öl gewesen usw. Nach ca. 2 Jahren ist mir auf der Autobahn die Steuerkette gerissen (oder ein Kettenspanner hat versagt), Motor platt. Aus dem nichts, hat sich vorher nicht angekündigt durch Geräusche oder ähnliches. Ironischerweise gerade bei dem Auto, wo man sicher sein konnte das er technisch wirklich Top gewartet und gepflegt wurde. Das war bisher auch das einzige Fahrzeug wo mir der Motor verreckt ist. Wie heisst es so schön: Manchmal hat man kein Glück, dann kommt auch noch Pech dazu.

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    Einmal editiert, zuletzt von Venum (21. August 2018 um 08:29) aus folgendem Grund: Keine 20000 km sondern 2 Jahre, hatte ich durcheinander gebracht.

  • @Venum
    Schöne Geschichte. Weder von dem Glück, noch von dem Pech, dass du hattest kann man bei diesem Fahrzeug ausgehen: Bei Renault hatte sich aber zu dieser Zeit die Überzeugung in den Wartungsvorschriften festgesetzt, alle 30000km oder 24 Monate zu wechseln, je nachdem was eher eintrifft. Viele Wartungshefte, die ich gesehen habe, hatten dann das auf den Kopf gestellt und nachdem Motto, alle 30000km oder 24 Monate, je nachdem was später eintrifft, gepflegt. Die offizielle Wartungsvorschrift hat dabei sicherlich auch was mit Motorverschleiß zu tun, der auf einen Lebensdauer von 20000km ausgelegt werden dürfte. Überzieht man diese Intervalle, wie hier zu vermuten, schlägt das sicherlich drastisch auf die Gesundheit mancher Motoren.

  • Mir ist irgendwie nicht so ganz klar welche Erwartungen du nun hast.

    - Eine Ölanalyse ist nicht bzw. nur bedingt aussagekräftig für den Motorverschleiß
    - Die Historie der Wartung/Wechselintervalle ist lückenhaft/nicht nachvollziehbar
    - Eine der wenigen Optionen der Gebrauchtwagenuntersuchung durch z.B. ADAC scheidet scheinbar auch aus, da nicht zielführend für dich
    - Die ausgiebige Probefahrt wie du sie dir vorstellst wird es scheinbar auch nicht in dem Umfang geben
    - Motor öffnen/zerlegen geht nunmal nicht

    Mehr Optionen hast du meiner Meinung nach nicht. Meine persönlicher Tipp wäre, wie von Fresh_Thing bereits angemerkt:
    Von solchen Fahrzeugen würde ich die Finger lassen, wäre mir viel zu unsicher. Viel Glück bei deiner Entscheidung.

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