Fast 40 Jahre Erfahrung mit Autoöl in Motorrädern

  • Hallo,

    natürlich kann ich den Spezialisten hier nicht im geringsten das Wasser reichen, da ich weder vom Fach, noch sonderlich belesen zum Thema Öl bin, aber ich fahre seit 1980 leidenschaftlich und sehr sportlich Motorräder und schraube gerne.

    Alles begann 1980 mit einer Honda CB 50, Einzylinder Viertakter, 50 ccm, obenliegende Nockenwelle, Kupplung im Ölbad, frisiert auf die in Japan übliche Leistung von 120 PS/l. Das ist nicht besonders viel, jedoch muß man bedenken, daß das Moped "binär" gefahren wurde: An der Ampel Standgas, sonst Vollgas, ca. 10.000 1/min. Damals fuhr man schließlich auf Zeit und nicht auf Ankommen! :facepalm: . Der Motor bekam Automarkenöle unterschiedlicher Hersteller. Ein mal machte ich einen Versuch mit sündhaft teurem Castrol Formula RS: Das war das einzige Mal, daß die Kupplung in den oberen Gängen rutschte; nach einem Ölwechsel war alles wieder gut. Bei ca. 20.000 km verschaltet und gewaltig überdreht und verbogenes Ventil. Beim Öffnen keine nennenswerten Ablagerungen feststellbar, auch nicht am Auslaßventil. Ach kein nennenswerter Ölverbrauch bis da hin. Danach folgten alle möglichen Motorräder, das gleiche Bike wurde zu dieser Zeit genauso schnell langweilig, wie das gleiche Mädchen. Spezielle Motorradöle kannte ich damals gar nicht, genauso wenig wie die Kumpels. Einer hatte eine GS 500, der schraubte nicht gerne: Der hat in all den Jahren nie das Öl gewechselt, sondern immer nur mal nachgekippt. :staunt: 1990/1991 war dann der Verstand so weit gereift, daß was wertvolles angeschafft wurde: Das damalige (und heutige) Objekt der Begierde: VFR 400 R NC30, deutsche Version, nur 200 mal in D verkauft. V-Vierzylinder 400 ccm, 16 Ventile, 4 obenliegende Nockenwellen, über spielfrei verspannte Zahnräder angetrieben, Kolbenringe 0,5 mm Breite, roter Bereich ab 14.500 1/min. Der Motor ist für seine hohe Lebensdauer bekannt, selbst bei Rennstreckeneinsätzen sollen 100.000 km erreichbar sein. Klar, 61 PS, also ca. 150 PS/l sind verglichen zu heutigen Mopeds nicht wirklich viel, jedoch muß man bedenken, das in dieser Hubraumklasse die Höchstleistung regelmäßig abgerufen wird: Nach dem Start dreht der Motor sofort auf 4000 bis 5000 1/min hoch, dann folgen mindestens 30 Sekunden im Leerlauf, damit alles richtig durchölt ist (Honda empfiehlt das dringend!), anschließend ca. 15 km Warmfahren bis max. 7000 1/min und geringer Last. Spaß kommt erst jenseits der 9000 1/min auf, weshalb der Motor überwiegend im fünfstelligen Drehzahlbereich betrieben wird. Das Motorrad hat bis seinem Unfalltotalschaden Mineralöl LiquiMoly Leichtlauf 10W40 bekommen. Die Laufleistung betrug damals ca. 50.000 km: Null Ölverbrauch, Leistung wie neu. Danach habe ich wieder eine (gebrauchte) VFR 400 angeschafft, die bis letztes Jahr das gleiche Öl bekommen hat und jetzt 25.000 km auf dem Tacho hat. Weiterhin habe ich in meinem Fuhrpark eine Honda XL 230, die einzige in Europa! Die hat einen fahrtwindgekühlten Einzylinder, der thermisch viel höher belastet wird, vor allem der Z-Kopf! Gleiches Öl wie zuvor, trotz Trialeinsätzen bei über 35 °C keine Probleme: 18.000 km, null Ölverbrauch, volle Leistung, ruhiger Lauf. Dieser Motor muß das abkönnen, da er hauptsächlich im tropischen Asien gefahren wird. Wer schon mal zur Rushhour in Bangkok war, der weiß, was thermische Belastung ist. Dort füllt bestimmt keiner teures Motul ein.

    Übrigens: Honda schreibt im Manual der VFR 400 die Qualitätsanforderung API SE, SF oder SG vor. Die Jaso MA gab es damals noch gar nicht. Von speziellen Motorradöl ist keine Rede! Die JASO MA bezieht sich auch nur auf die Kupplung, damit einerseits der nötige Reibwert vorhanden ist (keine Friction Modifier) und auch die Trennung schnell genug von statten geht (Schaltbarkeit). Oft wird der JASO MA auch die Einhaltung der Scherbelastbarkeit zugeschrieben was jedoch falsch ist, denn die ist Bestandteil der API Anforderungen und wurde maßgeblich mit der API-SH verbessert. Auch das Thema Sulfatasche sehe ich entspannt: Wo soll sie herkommen, wenn der Ölverbrauch nicht messbar ist?

    Warum ich das genannte Öl bisher nahm: Ein Öl für Motorräder, Auto der Frau, Rasenmäher..., keine Probleme mit der Kupplung. Ansonsten Zufall, hätte es auch ein anderes Markenöl sein können. Warum ich kein günstiges Öl von Louis, Gericke, Polo genommen habe: Die hatten eine niedrigere API Spezifikation.

    Letztes Jahr habe ich mir noch eine Suzuki SV 650 neu zugelegt. Seither bin ich aus Garantiegründen auf Motorradöl, mineralisch, umgestiegen. Der Preis ist ja der Gleiche.
    Ich denke die fehlenden richtigen Kaltstarts, kein Kurzstreckenbetrieb und kurze Wechselintervalle ~5.000 km kompensieren beim Motorrad einiges bezüglich der Ölbelastung.

    So, jetzt könnt ihr mich zerreißen :flitz: Gruß Armin

  • Ich kenne nur ein Öl welches offiziell in PKW‘s und Motorräder benutzt werden darf, aber unabhängig davon würde ich mich immer an ein Öl orientieren welches auf ein Einsatzfeld entwickelt wurde.
    Es mag sein das es viele Motoren auf zwei Rädern gibt, die mit allem fahren was einem Motorradöl ähnelt, aber bei Supersportlern die ich mit über 250km/h bewege möchte ich mich auf das Öl verlassen können und keine Experimente machen. Dennoch interessant deine Erfahrungen.
    Die Sulfatasche kann man auch als Indiz dafür sehen wie Temperaturstabil der Schmierstoff ist. Ansonsten was Abgasreinigung in Motorräder betrifft eher egal.

  • Sicher laufen die Motoren auch mit einfachem Öl gut, aber interessant wird es erst auf lange Sicht, finde ich.

    Wie sieht der Motor innen aus, wie ist der Ölverbauch nach.... sagen wir mal 150.000 Km?

    Da würde mich mal ein Vergleich Top Motorradöl vs. einfaches Autoöl interessieren.
    Auch hinsichtlich des Getriebes und der Schaltbarkeit.

    Meine GSXR sah innen auch noch fast unberührt aus, nach 98.000 Km. Verwendet wurden nur Motorradöle.

    Das Kostenargument kann ich nicht nachvollziehen, wer beim jährlichen Ölwechsel des Motorrads 20,-€ sparen muss/will.... bitte. Ich kann´s einfach nicht nachvollziehen, ehrlich.

    "Teures Franzosenöl"...
    https://oel-shop.eshop.t-online.de/epages/Shop400…0Based%22/10W40

    Na ja....

    Natürlich shreibt Honda 1990/91 nur das ins Handbuch, was damals Stand der Technik war.... in die Zukunft sehen könne sie ja nicht.
    Da sich die Autöle aber weiterentwickelten und daher immer ungeeigenter wurden, wurde die JASO MA geschaffen und wird heute für Motorräder empfohlen.

    (BTW: Honda hat bei Autos bis 1996 Motoröl für´s Getriebe empfohlen, nachdem die PKW Öle durch Änderunge der API S... Klassen Rezeptur immer ungeeigneter für diese Doppelnutzung wurden hat Honda ein eigenes Getriebeöl entwickelt und schreibt das auch -RÜCKWIRKEND- für alle Honda PKW vor.)

    Ich traue mich wetten dass ein hochwertiges, vollsynthetisches Autoöl heutzutage sicher die Kupplung zum rutschen bringt. Daher hinkt der Vergleich auch da du ein nicht gerade hochwertieges PKW Öl benutzt hast.

    Das Motorräder aber ohne Winterbetrieb und ohne Kurzstrecke und mit kurzen Wechselintervallen "verwöhnt" werden stimmt.

    Von daher zerreisse ich dich nicht. Ich sehe deine Erfahrungen aber sehr skeptisch und werde sie sicher nicht zur Nachahmung empfehlen.

  • Und der nächste kommt man und sagt er habe in 40 Jahren noch nie das Öl gewechselt und keinen ernsthaften Motorschaden gehabt. (und irgendwo im Nebensatz wird dann noch erwähnt dass er keinen Wagen länger als 3 Jahre besessen hat :flitz: )

    Am interessantesten fand ich bisher die Ölanalyse des V8 Jaguars der 9 Jahre mit dem gleichen Öl gefahren wurde bzw. gestanden hat.

    Das lässt mich darüber nachdenken mein 2 Jahresinterall beim Motorrad ggf. auf 3 Jahre auszudehnen :überleg:
    (ca. 20 Motorstunden im Jahr, Strecken fast immer >100km/Tag.)


  • Die Frage ist nur, ob dieses oder die von mir genannten(Louis, Gericke, Polo) anders oder besser oder gleich gut ist als dieses https://pim.liqui-moly.de/pidoc/P000284/…-40-33.0-de.pdf
    BMW-Motorräder mit Trockenkupplung brauchen offenbar auch kein spezielles Motorradöl. Ich habe mal bei einem Ölhersteller gelesen, daß viele Motorradöle die Gleichen wie Automobilöle sind und lediglich nach JASO MA2 getestet werden! Wenn ich die Quelle finde, liefere ich - echt ich schwöre
    Unbestreitbar haben vollsynthetische Öle Vorteile - die Frage ist nur, ob auch abseits der Renne und ob immer für ältere Konstruktionen geignet?

    Hab ich überlesen, wo du die dazugehörigen Ölanalysen gemacht hast?

    Wo? Na in der Garage: Tröpfchen aus dem Mittellauf entnehmen (wie beim Urologen) und noch warm meiner Frau auf der Zunge zergehen lassen :D

  • Hier wurden die Öle getestet:

    https://www.motorradonline.de/motorradzubeho…oel.462849.html

    Das Elf schnitt dabei super ab, genau wie das Motul. Bei Gericke, Louis und Co sieht man das gespart wurde.

    Ob ein Öl gut oder schlecht ist lässt sich nur durch Ölanalysen oder die Beurteilung von Motorverschleiss beurteilen.


    Deine Antwort auf Miras berechtigte Frage lässt jede Ernsthaftigkeit vermissen.

  • Von speziellen Motorradöl ist keine Rede!

    Richtig.
    In den 1980'er Jahren wurden ganz normale Motoröle verwendet.
    In er damaligen (Kawa) Werkstatt wurde als Erstbefüllung ein Shell 20W-40 verwendet, was auch von den meisten Fahrern
    weiter verwendet wurde.
    Alternativ gab's ein Motul 15W-40....als Geheimtipp galt damals dass Castrol GTX 15W-40. Warum weiß ich nicht.

    BMW E39 530i M54B30 07/2001 LPG Prins V2

    Motor: :val: Maxlife 10W-40 + :aroi: 9200 V2

    Servoöl: :lm: ATF 1100

    Differenzialöl: :lm: 75W-90 (GL5) + 5% :lm: Ceratec

    Automatikgetriebe: ZF LifeGuardFluid 5

    Zündkerzen: Denso IK20TT

  • Hier wurden die Öle getestet:

    http://motorradonline.de/motorradzube…test-motoroel.462849.html

    Das Elf schnitt dabei super ab, genau wie das Motul. Bei Gericke, Louis und Co sieht man das gespart wurde.

    Ob ein Öl gut oder schlecht ist lässt sich nur durch Ölanalysen oder die Beurteilung von Motorverschleiss beurteilen.

    Guten Morgen zusammen,

    ich möchte das Thema noch einmal aufgreifen.Wenn man bei oben genanntem Öltest die Tabelle mit der Bewertung anschaut, fällt auf, dass das Kriterium für die erreichte Punktzahl lediglich die Beurteilung der Additivierung ist. Wenn man dann die Kommentare zu den einzelnen Ölen liest, so fällt auf, die Bewertung motorradgeignet -/ungeignet in erster Linie mit dem Anteil der Sulfatasche vorgenommen wird. Bei genauer Betrachtung findet man Widersprüche: ROWE Formula 4-T, Sulfatasche 1,02%, "Der Sulfatascheanteil ist relativ hoch, schlecht für hochbelastete Motorradmotoren."

    MOTUL 300 V, Sulfatasche 0,97%, also kaum weniger, aber dieses mal kein Anlass für Kritik!

    Ich finde diesen Test aus dem Jahr 2003 von der gleichen Zeitschrift viel interessanter:
    Es wurden fünf nagelneue Suzuki GSF1200 gekauft, mit fünf verschiedenen Ölen befüllt, und gleichzeitig exakt die gleiche Strecke von 6150 km gefahren. Danach wurde eine Gebrauchtölanalyse gemacht. Das teuerste Öl war vollsynthetische Castrol RS4T, das billigste vom TOOM Baumarkt für 1,32 € pro Liter, ein Öl, das ich nicht mal meinem Feind in den Rasenmäher kippen würde!
    Ergebnis: Wie zu erwarten, geringster Ölverbrauch beim Castrol und höchster beim Billigstöl und damit umgekehrt proportionale Ablagerungen zu erwarten.

    Verschleiß: kein signifikanter Unterschied zwischen Billigstöl und vollsynthetischem Castrol:

    Fe/Al/Ni/Cr jeweils in mg/kg

    Castrol: 82/49/1/3
    Toom-Plörre: 74/32/1/2
    Motul 3000: 88/36/1/3

    Mein Fazit: Für die Rennstrecke vollsynthetisches...

    hier gehts lang: https://www.motorradonline.de/motorradzubeho…est.107236.html

    Gruß
    Armin

  • Ich hatte eine Yamaha YZF 1000 Thunderace, welche immer beim Markenhändler Service bekam. Sehr spät bekam ich mit, dass billiges Autoöl eingefüllt wurde. Fazit. Irgendwann rutschende Kupplung und ein Ölverbrauch bei einer Leistung von ca. 40000km von knapp 1L/1000km. Sprich, der Motor war im Eimer. Ich kann nur davon abraten, irgendwas in einen Motorrad Motor zu kippen.

  • Ich bin mit dem Motorrad (Kawasaki ZX900B) regelmäßig Rennstrecke gefahren in den späten 90er Jahren mit LM 20W50 API SF oder SG. Keine Probleme und Ölwechsel alle 6000km.

    Probleme hatte ich bei einer Kawasaki GPX600R mit eingelaufenen Nockenwellen und Schlepphebeln nach Wechsel auf Synthetiköl (Castrol Formula RS 10W60 API SG).

    Ich wusste damals noch nicht, dass es an fehlenden EP Additiven lag.

    Habe mir aus nostalgischen Gründen nun wieder eine GPX600R von 1988 zugelegt, die zuletzt mit irgendeinem 10W40 "Motorradöl" betrieben wurde.

    Die Nockenwellen hatten schon einige unschöne Laufspuren. Es war aber noch kein überhöhtes Ventilspiel vorhanden.

    Ich habe das Ventilspiel eingestellt und jetzt Öl mit hoffentlich ausreichend EP Additiven drin (LM Touring High Tech 20W50). Wird sich zeigen, ob der Schaden größer wird. Ich gehe davon aus, dass es nicht schlimmer wird, denn beim Auto habe ich damals durch das Castrol Öl ebenfalls Nockenwellenschäden innerhalb von 2000km gehabt mit 1mm Ventilspiel und dann einfach Ventilspiel eingestellt, 20W50 Mineralöl rein und 200000km gefahren, ohne, dass sich das Ventilspiel nochmal verändert hat.

    Eigentlich hätte man Castrol damals verklagen müssen aber wer kann schon einen gerichtsfesten Nachweis gegen die führen. Die Korrelation in meinen Erfahrungen reicht mir, aber wohl nicht dem Richter. Am Ende haben bestimmte Fahrzeuge zu Unrecht den Ruf wegbekommen, "weiche" Nockenwellen zu haben.

    Autoöle nach API SF kann man problemlos in Motorrädern mit Nasskupplung verwenden. Ich bin mit einem Yamaha Einzylindermotor über 40000km mit LM20W50 und später (ca. 25000km) mit Ravenol Formel Extra 20W50 API SF gefahren, davon ein Großteil in Südfrankreich und Spanien in den Pyrenäen. Der wurde immer ausgequetscht bis zum Begrenzer. Lief beim Verkauf mit 48000km wie neu. Kein Ölverbrauch, Nockenwellen wie neu, keine Geräusche vom 5.Gang (angeblich ein Problem dieser Motoren).

  • Klaus

    Genau so eine nicht aber in etwa und der gleiche Motor. Die auf deinem Bild ist eine der später gebauten, erkennbar an dem Metalldeckel an der Kurbelwelle und den dickeren Schalldämpfern. Meine hat dort Phenolharzdeckel und ist 100% Original wie vor 35 Jahren. Kein Lenkerumbau, Spoilerscheibe usw. Außerdem ist an meiner noch das Anti Dive verbaut. Daran erkennt man die Modelle, die bis 1988 verkauft wurden.