Info-Liste - Auswahlkriterien für ein Motoröl?

  • Hallo zusammen,

    gibt es eiegntlich eine grobe Richtlinie hier im Forum wie ich eine Motoröl aussuche?
    Es gibt ja die 17 Fragen zu einem spezielen Fahrzeug, die ich ausfüllen kann. Aber was es dann bedeutet für mein ÖL??? z.B. Viele Kurstrecken -> eher dünneres Öl
    Genauso auf was ich bei meinem Öl Wert lege? z.B. Laufzeit, Verscheißschutz....
    Ein Ablaufplan ware hier genau das richtige.

    Gruß

  • Ein Ablaufplan ware hier genau das richtige.

    Ein fester Ablaufplan ist nicht umsetzbar. Es gibt einfach zu viele Konstellationen der Faktoren, sodass man da keine pauschalen Richtlinien ansetzen kann.

    Viel Kurzstrecke heißt z.B. nicht immer dünneres Öl. Es käme dann auf den Motor an, Leistungssteigerung, Fahrstil, Wohnort usw. ...

    Darum führen wir halt die Beratungen durch, um eben individuell maßschneidern zu können.

  • Bei Garantie: Nach Freigabe, das schränkt die Auswahl schon mal ein.

    Außerdem:

    Viskosität entsprechend Bedienungsanleitung. Auch entsprechend Erfahrungswerte von GÖA.
    Tendenz dickeres Öl: Hohe Öltemperaturen: Durch Anhängerbetrieb, Leistungssteigerung, Dauervollast ohne Ölkühler, extremes Klima
    Tendenz dünneres Öl: Niedrigere Öltemperaturen: Viel Kurzstreckenbetrieb, kaum Vollast oder nur für kurze Zeit, sehr effektives Thermomanagement, kaltes Klima.

    Spezialfall Kraftstoffeintrag: Bis 1,5-2% keine Auswirkung, über 2% höhere Viskosität wählen, am besten gleichzeitig dickeres Grundöl

    Dieselpartikelfilter: Sulfatasche <0,8%.
    Ansonsten: Sulfatasche egal. Low-SAPS zusammen mit weiteren Additiven wie Bor, Molybdän, Wolfram, Titan... halte ich vom Verschleißschutz auch ohne Vorbehalt für Benziner geeignet.
    Ausnahme: Ältere Fahrzeuge 15-20 Jahre oder älter; Hier lieber das volle ZDDP Paket nehmen.

    Physikalische Eigenschaften, Vergleich bei gleicher Viskositätsklasse:
    NOACK klein = gut
    HTHS Viskosität hoch = gut

    Beides spricht für einen molekular gleichmäßigen und stabilen Aufbau des Öles.

    Zum Schluss die Bestandteile, das halte ich jetzt aber im Vergleich zu den anderen Dingen für weniger entscheidend:

    PAO =sehr gut, aber teuer
    HC = kann auch gut sein, aber HC ist nicht gleich HC je nach genauen Parametern der Herstellung.
    GTL = gut, aber preiswert in der Herstellung
    Ester: Soll gut sein ist aber nicht allein entscheidend, außerdem ist die Menge oft unbekannt.
    Mineralöl: Vor allem bei alten Motoren noch sinnvoll
    Es kommt auf die Mischung an, am Ende kommen halt Daten raus, die besser oder schlechter sind.

    Mazda RX8 ロータリーエンジン - Rōtarīenjin

    Motor: :ams: XL 10W-40
    Getriebe: :rav: VSG 75W-90
    Achsgetriebe: :ams: Severe Gear 75W-90

  • Das ist nicht vollständig und viele Abwägungen sind komplex und sehr individuell von vielen Faktoren abhängig. Auf Sachen wie Dichtungen, LSPI, Verkokung, Renneinsatz, Turbo Ja/Nein und was für einer, und vieles mehr kann man gar nicht allgemein antworten.

    Mazda RX8 ロータリーエンジン - Rōtarīenjin

    Motor: :ams: XL 10W-40
    Getriebe: :rav: VSG 75W-90
    Achsgetriebe: :ams: Severe Gear 75W-90

  • Gibt auch Öle die ohne Molybdän und Bor auskommen und trotzdem nicht schlechter sind beim Verschleiß.

    Thema HC-PAO
    Das liest sich irgendwie so, dass die meisten HC nicht gut sind und PAO grundsätzlich besser ist. HC ist in keinem Fall schlecht.
    Ist aber nicht so, gibt viele gute HC die den PAO nichts oder kaum nachstehen.
    Aber ich gebe dir recht, dort gibt es Unterschiede, aber dafür ist das Forum ja da.

  • Wie viel Verschleißschutz Additive gebaucht werden, hängt auch sehr vom Motor ab. Viel ZDDP und kein Bor/Molybdän sollte seine Aufgabe auch erledigen. Die anderen Additive senken aber auch die Reibung, und in Kombination wirken solche Additivpakete laut Tests sehr gut - auch wenn ZDDP verringert wird.

    Es gibt auch die Kombination HC+PAO, zum Beispiel New Life und ESP Formula, die sehr gut funbktioniert. Auch bei den nackten physikalischen Daten.

    Mazda RX8 ロータリーエンジン - Rōtarīenjin

    Motor: :ams: XL 10W-40
    Getriebe: :rav: VSG 75W-90
    Achsgetriebe: :ams: Severe Gear 75W-90

  • Hallo zusammen. :hello:

    Ich habe hier mal einen eigenen Thread aufgemacht, (Edit: Wurde in den richtigen Thread verschoben. Danke an den Admin) weil ich denke, es könnte wieder auch andere Mitglieder interessieren.
    Auch bin ich mir nicht sicher, wie lang man da evtl. drüber referieren/diskutieren kann - darum wollte ich es aus meiner Ölberatung raus halten.

    Schon ganz zu Beginn beim Ausfüllen der Fragen hab eich mich schon gefragt:

    Wozu braucht man die Durchschnittsgeschwindigkeit, und wie fließt dieser Wert in die Ölberatung mit ein?

    Ansatzweise herausgehört habe ich (glaub' ich), dass kleine Durchschnittsgeschwindigkeiten (angeblich) auf Kurzstrecken-Fahrzeuge hinweisen sollen, und umgekehrt
    hohe auf eher Langstreckenfahrer.

    Das ist aber nun nur mein einziger - und offen gesagt für mich selbst schon nicht ganz logisch nachvollziehbarer - Ansatzpunkt.
    Darum komm ich mit der Bitte um fachmännische Erläuterungen zu euch. :handschake:

    Na dann: Frohe Aufklärung! :lach:
    MfG

  • Also ich würde das so sehen: alles um

    • unter 30 km/h = überwiegend Stadtverkehr mit Stop und Go, selten mal Autobahn oder so
    • 30-60 km/h = eher Überlandfahrten, Landstraße von Dorf zu Dorf, nicht nur Stadt
    • 80 km/h + = überwiegend Autobahnnutzung
    • 110 km/h + = überwiegend schnell Autobahn

    Und natürlich diverse Mischformen... Das ergibt natürlich ganz andere Anforderungen an ein Öl.

    4km Kurzstrecke Stadt, für die ich 20 Minuten brauche sind was anderes für den Motor als 4km ins Nachbardorf bei 90km/h, für die ich vielleicht 4 Minuten brauche.

    Jemand der auf der Autobahn dauerhaft mit Volllast durchballert braucht ganz anderes Öl als ich, der dauerhaft bei 110-120 km/h segelt. Also ist halt nur die reine Aussage Kurzstrecke/Langstrecke nicht aussagekräftig.

    So merke ich das selbst, wenn ich mit Google Maps fahre... Fahre ich durch Berlin, kann ich froh sein, wenn ich 20 km/h Durchschnitt zusammenkriege...
    Überland bin ich meist bei irgendwie 60 km/h...
    Auf längeren Touren mit Landstraße + BAB komme ich meist so auf 80-90km/h Durchschnitt...
    Also ich denke das ölschonendste Profil wäre Langstreckennutzung BAB und eine recht niedrige Durchschnittsgeschwindigkeit.

    :val: :gulf: :qoi:

    '88 Mitsubishi Galant (4G37, 185tkm): Q8 F1 10W-50
    '96 Toyota Starlet (4E-FE, 190tkm): ROWE Synt. RSi 5W-40
    '03 Renault Clio (K4J, 120tkm): Shell Helix HX6 10W-40

    "Wir schaffen Institutionen, Regierungen und Schulen, um uns im Leben zu helfen, doch jede Institution entwickelt nach einer Weile die Tendenz, sich nicht mehr so zu verhalten, als sollte sie uns dienen, sondern als sollten wir ihr dienen. Das ist der Moment, wenn das Individuum mit ihnen in Konflikt gerät.“ - Miloš Forman

  • Man sollte bei der Ölwahl unter Beachtung der Durchschnittsgeschwindigkeit jeden Motor individuell betrachten.
    Als Beispiel meine Fireblade. Dort ist ständiges Stop and Go und maximal 50km/h durch die Stadt, bei hohen Außentemperatur, pures Gift. Es springt sofort der Lüfter an und ich erreiche Motorentemperaturen, die mit denen aus dem Volllastbereich vergleichbar sind!
    Beim Auto eher weniger der Fall, aber auch da zählt Stop and Go zu einer sehr erschwerten Bedingung.

  • Jop, so auch in meiner Bedienunganleitung zu finden. Das Intervall soll von 10tkm/ 12 Monate auf 5000km / 6 Monate verkürzt werden, wenn mehr als 50% Streckenanteil Stadtverkehr bei 30 Grad und mehr sind. Ebenfalls kritisch ist Hängerbetrieb und überwiegenser Einsatz auf unbefestigten Straßen, Kurzstreckenbetrieb bei unter 0 Grad, langes Laufen im Leerlauf.

    Kann man auch sehr gut sehen, wenn man ein defektes Thermostat hat. Das Auto schafft es im Leerlauf wirklich den großen Kühlkreislauf auf über 80 Grad zu erwärmen, dass der Lüfter angeht. Mein Kühlerlüfter ist noch nie im Fahrbetrieb angegangen, 300m Fahrt und das kühlt sich extrem schnell wieder ab.

    :val: :gulf: :qoi:

    '88 Mitsubishi Galant (4G37, 185tkm): Q8 F1 10W-50
    '96 Toyota Starlet (4E-FE, 190tkm): ROWE Synt. RSi 5W-40
    '03 Renault Clio (K4J, 120tkm): Shell Helix HX6 10W-40

    "Wir schaffen Institutionen, Regierungen und Schulen, um uns im Leben zu helfen, doch jede Institution entwickelt nach einer Weile die Tendenz, sich nicht mehr so zu verhalten, als sollte sie uns dienen, sondern als sollten wir ihr dienen. Das ist der Moment, wenn das Individuum mit ihnen in Konflikt gerät.“ - Miloš Forman

  • Danke erstmal für die raschen und "augenöffnenden" Antworten.

    Natürlich muss man das Fahrprofil mit der angegebenen Durchschnittsgeschwindigkeit in enge Relation setzen! :facepalm:
    Hab offenbar nicht weit genug gedacht, vor meiner Frage :verlegen: :lach3:

    Somit braucht man für jmd, der Kurzstrecke angibt, und zugleich eine (unerwartet) hohe Durchschnittsgeschwindigkeit von > 60km/h ein anspruchsvolleres Öl, mit Tipp zum kürzeren Intervall, als für jemanden, der eine gemächlichere ø-Geschw. mit Langstreckenprofil angibt. :check:


    __________
    Edit: rest vom mir selbst wieder entfernt, da der Thread bereits vom Admin richtig verschoben wurde.
    _____

    MfG

  • Ich wünschte, unsere Autos hätten die folgende Ausstattung:

    Motorbetriebsstundenzähler
    Öltemperaturanzeige (inkl. Turbotemperatur)
    Getriebeöltemperaturanzeige
    Kühlwassertemperaturanzeige
    Thermostatstatus (Offen/ Geschlossen)

    Während wahrscheinlich 90% der "normalen" Leute in ihr Auto steigen ohne auch nur eine Nanosekunde über ihr Öl und was sich darin befindet, oder dessen Schmierfähigkeit gedanken zu machen, sucht man selbst nach dem perfekten Mix fürs eigene Motörchen. Man möchte ja erhalten, ist ja kein runtergerutschter Leasingwagen der eh in 2 Jahren wieder weg ist. Aber, zur Verteidigung derer, ich war mal ganz genauso drauf. SIA und gut. Alle 10.000KM Ölwechsel machen (wenn mans nicht selber macht und 40-50TKM runterknallt im Jahr) geht auch auf den Geldbeutel.

    Was hört man denn in den verschiedenen Werkstätten so? Zum Beispiel an meinem E39:

    Freie Werkstatt: 5W30 oder 5W40 Castrol oder Shell, ARAL oder DBV. Jede Plörre auf der LL01 oder LL04 steht ist gut und bleibt sage und schreibe 25-30TKM im Motor. Damit hat mein Bock die letzten 345TKM heile überstanden. Mein Meister findet meine verkürzten Ölwechselintervalle sinnlos und die Unterhaltung zum Thema HC oder PAO langweilig.

    BMW Vertragswerkstatt: Etwas stimmt nicht wenn ein BMW Fahrer Fragen zum Öl stellt. "Herr Baker, wir benutzen das BMW Twin Power Turbo an ihrem Fahrzeug." Genauso hat man einen Schatten wenn man nach einer Getriebespülung oder Differenzialölwechsel fragt. Klar packt das Auto 400-500TKM... ich glaub der M57 Motor tut BMW schon lange leid. Wie schön wenn man bald wiederkommt und sich einen Jahreswagen mitnimmt, der dann von vorne bis hinten nur Kopfschmerzen bereitet...

    Ich sehe das nach wie vor klassisch und suche mir die Informationen aus der TIS, suche nach namentlich freigegebenen Ölen mit Präferenz zur Vollsynthese. Und da wird es haarig, heutzutage. Der Preis ist mir Wurst, aber es verwirrt mich ungemein wenn ein ESP von Mobi1 auf der Flasche stehen hat: Advanced Full Synthetic und wenn ich auf die Mobil1 Webseite guck, steht da HC Synthese...

    Zum Beispiel wurden bei mir über die letzten 120TKM mindestens 6 Ölwechsel gemacht und nur nach einem einzigen davon hatte ich merklichen Ölverbrauch. Das war ein 0W Öl (glaube von Aral) und ich vermute es hat die stundenlangen Staus und das Stop N Go in Hamburg nicht ertragen um dann mit Volldampf die restlichen 80KM gescheucht zu werden. Jetzt fährt er gemütlich 450-700KM Etappen zwischen 120-150, ab und zu mal über 200.

    Die Durchnittsgeschwindigkeit hilft mir wenigstens in etwa meine Betriebsstunden auf dem Motor zu errechnen. Allerdings errechnet mein Auto das nicht frisch/ pro Fahrt sondern über Langzeit. Wohl gibts sicher ein Menü im BC wo man die Betriebsstunden abrufen kann, aber am Tester hängt er nur um FS Abfragen zu machen und bei der AU.

    Ich finde ein Öl spezifisch auf den Verschleisstatus eines Motoren abzustimmen benötigt 1-3 Ölanalysen von denen man wiederrum in den meisten Werkstätten nichts sieht oder hört. Spätestens jeden 2. oder 3. Ölwechsel müsste man sich als Otto Normalverbraucher mal fragen wie's dem Motor nun geht. Ölanalysen waren bei Kenworth und den verschiedenen LKW Firmen für die ich gearbeitet habe normal, im PKW Bereich ist das nur ein Mauerblümchen und ausserdem zu teuer.

    Unser Flugzeug (2 Motoren) kriegt alle 100 Stunden einen Öl und Filterwechsel und wird nach 2000 oder 2400 Stunden Grundüberholt. 45-50.000 Dollars gehen dabei pro Triebwerk mal kurz Peng. Klar mach ich alle 200-300 Stunden ne Analyse - das kostet gleich mal richtig Geld wenn das Triebwerk bereits nach 1200 Stunden den Geist aufgibt oder krank wird.

    100 Stunden x 350KMH im Schnitt = 35.000KM Ölwechselintervall. Das ist ne ganze Menge für Motoren die 1940 entwickelt wurden und sich mit Schildkrötengeschwindigkeit weiterentwickelt haben... Allerdings sind diese Triebwerke nicht mit 5000U/Min unterwegs und man kontrolliert und steuert EGT und CHT durch Kraftstoffluss, d.h. man kann sehr Motorsensibel fliegen und damit viel erreichen.

    Ohne den Öl-Club würde ich mich mit dem Thema ausreichend verlassen fühlen. HTHS, SAPS, und die Vielzahl an Additiven, gepaart mit der reinrassigen Vollverarsche in Werkstätten und den Ölfirmen, lassen einen schnell alt aussehen...