Gas oder Benzin? Eine Frage der Hardware?

  • Aus aktuellem Anlass nehmen wir hier mal die Thematik "Gas vs. Benzin" auf und wollen ergründen, worauf es dabei ankommt.

    • Wie ist das genau mit der Einbindung einer Gas-Anlage?
    • Muss am Motor, sprich der Hardware etwas angepasst werden?
    • Wenn es zu Problemen kommt, an welchen Stellen gilt es den Fehler zu suchen?
    • etc.

    Zum Anfang wurden Beiträge aus einem anderen Thema hier her verschoben.

    Leon96, Du kannst den Daumen hier wieder entsprechend abwählen. Er wurde durch einen Kopiervorgang mit übertragen.
    Wenn er stehen bleiben soll, belasse es, und ich entferne diesen Hinweis wieder.

  • Gasanlagen werden nur an den Kabelbaum gesteckt, die Hardware und Software des Fahrzeugs wird nicht angetastet.

    Dafür fehlt mir das Wissen über Gas-Anlagen.

    Zum autogas kann ich nur sagen. Das der motor lieber mit benzin fährt als mit gas. Im gasbetrieb ist die verbrennungstemperatur deutlich höher als mit benzin. Kolben ventilsitze dichtungen ventile werden deutlich stärker belastet. Als mit benzin.

    Normales Benzin verbrennt nicht Rückstandslos. Es bleibt immer etwas übrig. Der „Rest“, die Gase die bei der Verbrennung entstehen, sorgen für einen Abkühleffekt an den Ventilen. Autogas hingegen verbrennt rückstandslos bzw. es gibt bei der Verbrennung nicht diesen Kühleffekt. Der Nachteil dieser Tatsache ist, dass die Verbrennung daher heißer ist und die Ventile höheren Temperaturen ausgesetzt werden. Da die Ventile des Motors aber in der Regel nicht auf derartige Temperaturen spezifiziert wurden besteht die Gefahr, dass sie zu heiß werden und beschädigt werden können. Man spricht davon, dass der Motor nicht Gasfest ist.

    doch selbst gasfeste motoren können überhitzen wie zb dacia http://www.autobild.de/artikel/dacia-…ero-846102.html

    Vondaher würde ich persönlich es nicht einbauen lassen in mein fahrzeug. Höhere temperatur ist auch für das öl schlechter und sonst für alle mechanische bauteile.

    Mazda 3 BN SKYACTIV G-120 2.0 Benziner (2017)

    Motor: RAVENOL REP 5W-30
    Schaltgetriebe: Addinol MTF 75W-80

  • Zum autogas kann ich nur sagen. Das der motor lieber mit benzin fährt als mit gas. Im gasbetrieb ist die verbrennungstemperatur deutlich höher als mit benzin. Kolben ventilsitze dichtungen ventile werden deutlich stärker belastet. Als mit benzin.

    Normales Benzin verbrennt nicht Rückstandslos. Es bleibt immer etwas übrig. Der „Rest“, die Gase die bei der Verbrennung entstehen, sorgen für einen Abkühleffekt an den Ventilen. ....

    Die technische Erklärung für die kühlere Verbrennung von Benzin ist schlicht Unsinn. Es liegt nicht an den irgendwelchen verbleibenden Rückständen, sondern an der Verdampfungsenthalpie (Wärmemenge) des flüssigen Kraftstoffes.

  • Richtig. Und Motoren mit gehärteten Ventilsitzen sind "gasfest". Bei weichen Ventilsitze schlagen die Ventile sich dort in gewisser Zeit ein, weil bei Gas das dämpfende Additiv (früher Blei) im Kraftstoff fehlt.

    Welche Motoren "gasfest" sind und welche nicht, lässt sich recherchieren. Viele Ford und Toyota Motoren waren das früher nicht, wie es heute aussieht, bin ich nicht informiert.

    Hatte einen Galant V6 2.5 für 260000km im Gasbetrieb, auch mit Vollast und hohen Geschwindigkeiten auf der Autobahn. Ohne irgenwelche Probleme, hat bis zum Schluss kaum messbar Öl verbraucht und einwandfrei funktioniert. Klar, so ein dicker V6 mit lediglich 163 PS steckt sowas lockerer weg als ein hochgezüchteter Motor.

    Mazda RX8 ロータリーエンジン - Rōtarīenjin

    Motor: :ams: XL 10W-40
    Getriebe: :rav: VSG 75W-90
    Achsgetriebe: :ams: Severe Gear 75W-90

  • Ich weine dem E36 mit Gasanlage noch immer eine Träne nach.

    Es gibt viele Einbaufehler. Angefangen von zu klein dimensionierten Injektoren oder Verdampfer über (oft aus optischen Gründen) unterschiedlich langen Zuleitungen für einzelne Zylinder und liegend statt stehend eingebauter Injektioren bis zu schlechter Anbindung an den Kabelbaum.

    Es gibt m.E. viele Argumente für und wenig gegen LPG.

  • Gas ("Propan Butan") verbrennt schneller als Benzin, somit ist die Temperatur an den Ausslassventilen geringer als bei Benzin (Stoffgemisch)
    Kerosin verbrennt langsamer als Benzin, Diesel verbrennt noch langsamer als Kerosin. Je schwerfüchtiger desto langsamer die Verbrennung desto höher die Abgastemperatur unter "theoretischen" Bedingungen
    Die Verbrennungspitzentemperatur (schnellere Verbrennung als auf Benzin! ) auf GAS ist um atemberaubende 50 Grad höher, ob jetzt bei Benzin die Temperatur bei 2000Grad liegt oder mit Gas bei 2050Grad ist das dem Motor ziemlich egal.
    Tatsächlich gibt es einen erhöhten Ventilsitzverschleiß da der bei der Verbrennung von Benzin entstehende Ruß im GASbetrieb fehlt.
    Der Ruß funktioniert wie ein Trockenschmierstoff und bildet eine hachdünne schicht am Ventil und Sitz, bei jeden ausstoßen der Abgase.

    Ohne diese Rußschicht im GAsbetrieb bilden sich "Microverschweissungen" zwischen Ventil und Sitz bei ungeeigeter Materialpaarung, es wird bei jeden Öffnungvorgang Material sozusagen Rausgerissen.
    Es gibt Fahrzeuge da ist der Ventilsitz "billig" diese überleben nur lange mit Benzin.

    "Deutsche" Fahrzeuge haben meistens hochwertigen Ventilsitz, jedoch NICHT immer.

    Es ist empfehlenswert im Gasbetrieb ein aschearmes Motoröl und/oder mit möglichst geringen Verdampfungsverlust zu verwenden.

    Z.B. wie ich das 10w40 Kroon mit 4,7 Noack

    Motoröldämpfe setzen nebenbei gesagt die Klopffestigkeit von Benzin/Gas STARK herab.

    Die Öldämpfe bilden im GASbetrieb nach einer gewissen Zeit eine Ascheschicht im Brennraum.
    Diese Ascheschicht wird im Benzinbetrieb "weggewaschen".
    Das Benzin trift in den Brennraum auf "Metall und Verunreinigungen aller Art" und "Sprengt" durch die Explosionsartige
    Verdampfung des Benzins den Dreck weg.

    Ein weiteres Problem bei Gasanlagen ist der oft unfähige Umrüster.

    Ich habe Fertig ;)
    Thomas

  • Das klingt doch schon fundierter :) :thumbup:

    Ein paar Fragen dazu:

    Je schwerfüchtiger desto langsamer die Verbrennung desto höher die Abgastemperatur unter "theoretischen" Bedingungen

    Wieso haben Diesel Motoren dann eine geringere Abgastemperatur als Benziner?

    Das Benzin trift in den Brennraum auf "Metall und Verunreinigungen aller Art" und "Sprengt" durch die Explosionsartige
    Verdampfung des Benzins den Dreck weg.

    Hat das schlagartig verdampfende Benzin wirklich so eine große "Sprengwirkung"?

    Müsste nicht die anschließende Entflammung des Gemisches eine viel größere Sprengwirkung haben?


    Ein weiteres Problem bei Gasanlagen ist der oft unfähige Umrüster.

    Das glaube ich dir aufs Wort :D :flitz:

  • Wieso haben Diesel Motoren dann eine geringere Abgastemperatur als Benziner?

    Hat das schlagartig verdampfende Benzin wirklich so eine große "Sprengwirkung"?
    Müsste nicht die anschließende Entflammung des Gemisches eine viel größere Sprengwirkung haben?

    Diesel laufen mit Luftüberschuss. also SEHR viel Luft wenig Sprit.
    Würdest du die Luftmenge beim Diesel so weit runterreduzieren wie bei einen Benziner, würdest du die Strassen schwarz zunebeln.'Coal Rollers'


    Bei Diesel erhöht sich die Abgastemperatur wenn mehr Sprit eingespritzt wird.( LuftÜberschuss)
    Beim Benziner/gas senkst du mit einer erhöhung der einspritzmege die abgastemperatur. (Sauerstoff geht zur neige Flamme erlischt)

    Ein guter Freund hat seinen 1.8t audi mit ersten Motor, 427000KM, billig öl, und ölverbrauch bei mir endoskopieren lassen. Der Brennraum war recht sauber.
    Ich habe in meinen ehemaligen Audi nach 180000KM Gasbetrieb eine Asche-Mondlandschaft im Brennraum, trotz geringen Ölverbrauch und hochwertigen Motorölen.

    2 Mal editiert, zuletzt von core2duo7200 (28. April 2018 um 07:15)

  • Immer wieder liest man, dass ein CNG Erdgasfahrzeug eher mit Low Saps Öl betrieben werden sollte, weil es sonst angeblich relativ schnell zu Verkokungen bzw. Ablagerungen kommt. Ist diese Empfehlung noch "aufrecht", -bzw. ist da wirklich etwas dran?

    Als echter 5w50 Anbeter fahre ich momentan Motul Sport (Caddy Ecofuel, 2.0 Sauger), überlege aber ernsthaft auf Mobil zu wechseln. Ich weiß schon, dass es spezielle CNG Öle gibt, möchte aber unbedingt bei 5w50 bleiben, alleine schon wegen der höheren Verbrennungstemperatur von CNG.

    Gruß,
    Oliver.

    Hupt niemals ein Fahrschulauto an, es könnte sein, dass ich aussteige. Von der rechten Seite. :service:

  • CNG hat eine Auswirkung auf ViV und das Erdgas - auf Ölfilm, midSAPS Öle haben am meisten stärkere Grundöle deswegen man vermutet, dass die midSAPS Öle besser geeignet für CNG...
    Wobei soll die Qualität und Quantität von ViV noch grössere Rolle spielen, das betrifft die 0w-40 und 5w-50 Öle am meistens. Oder anders formuliert 0w-40 und 5w-50 sind das Übel für CNG, mann muss die Ölwechselintervallen sehr präzise überwachen.

  • nicht unbedingt, Motorölhersteller haben keine Ahnung von einem Öl, ein 5w-40 Redline oder Motul 300v oder Ravenol Racing. Oder ein normales Öl mit Wagner Micro Ceramic. Das Ziel ist ein dickes 250 nm ZDDP-Bor Schicht auf der Oberfläche zu bauen, falls Ölschicht vom Gas zerrissen wird...

  • Danke ;)

    Ps: Bei genauer Recherche deiner obigen Empfehlungen sehe ich erst, welche Alternativmöglichkeiten es tatsächlich gibt. An "Motorradöl" habe ich noch gar nicht gedacht. Mein Favorit ist das Ravenol Racing, wobei ich nicht genau weiß, ob es nicht doch zu sehr auf Motorsport ausgelegt ist, bzw. ob es einen etwa 10tsd KM Wechselintervall aushält.

    Andy, danke wirklich für deinen fachlich tollen Input, ich habe wirklich dazugelernt!

    Hupt niemals ein Fahrschulauto an, es könnte sein, dass ich aussteige. Von der rechten Seite. :service:

  • die Ravenol Racing Öle sind für normale Intervalle (250 Betriebsstunden) sehr gut abgestimmt.
    Alternativ kannst Du das Öl als SA-freies Additiv nutzen:
    Aeroshell 15W-50
    Oder
    MOTUL 7100 4T 15W-50
    Die haben wenig ViVs, die aber einzigartig sind, und zinkfreie Additive, was für Motorräder ein Muss ist, da die Öle gleichzeitig den Motor und Getriebe schützen sollen, arbeiten im oberen Umdrehungsbereich.

  • Wirklich vielen herzlichen Dank für die tollen Inputs, Andy! Da muss ich jetzt echt wohl einige Male darüber schlafen, bis ich mich entscheiden kann, -fraglich auch, ob ich mich wirklich traue, zum ersten Mal zu mischen. . .wobei deine Erläuterungen wirklich schlüssig sind.

    Hupt niemals ein Fahrschulauto an, es könnte sein, dass ich aussteige. Von der rechten Seite. :service: