Innermotorische Kühlung - Wassereinspritzung - Anfettung - Ölverdünnung durch Benzineintrag

  • 1% Kraftstoff wurde gemessen, d.h. nicht, dass das Volumen konstant ist. Wenn Motor kalt ist, eine Fraktion des Kraftstoffes, nach thermischer Belastung, gelangt ins kalte Öl und bleibt bis Arbeitstemperatur. Du hast die Probe bestimmt danach entnommen. Der Prozess ist permanent und hat eine Auswirkung auf ViV. Was mit der Zeit nachlässt bis Visko des Grundöles und Monomere. So grob beschrieben...

    Wie viel Öl kommt denn eigentlich pro Kaltstart ins Motoröl?
    Sicherlich nicht so signifikant, dass sich die Prozentsätze wirklich ändern können, oder doch?
    Dann würde ja bei richtig üblen Kurzstreckenautos die nie warm werden der Kraftstoffeintrag ins unermessliche steigen?
    Oder versteh ich den Beitrag falsch?

    Meiner Erfahrung nach dampft auch Benzin leider nicht soo leicht wieder aus wie es oft vermutet wird.
    Bin zumindest den Peugeot meiner Eltern letztens in 4 Fahrten 1250 Kilometer über die Autobahn gefahren (140km/h 4000u/min).
    Dazwischen wurde das Auto nicht bewegt. Nach den 1250km stankt das Öl noch immer nach Benzin. Vielleicht weniger als vorher. Aber es stank.
    Letzter Ölwechsel ist etwas über 3000 Kilometer her

  • Hatte bei meiner letzten Analyse einen Kraftstoffeintrag von 0,96% und auch hier hat das Öl nach Benzin "gestunken" wobei ich 0,96% jetzt nicht als sehr viel betrachten würde.

    Glaube anhand des Geruches ist es nicht möglich zu sagen ob viel oder wenig Kraftstoff im Öl ist.

  • @Leon96

    Könnte es nicht auch sein, dass die hohe Motorlast ebenso zu dem Kraftstoffeintrag führt? Dabei ist die Öltemperatur zwar hoch und begünstigt das verdampfen des Kraftstoffs im Öl, jedoch kommt ebensoviel neuer Kraftstoff durch die hohe Last und den dadurch anfettenden Motor hinzu => neuer Kraftstoff im Öl.

  • @Leon96

    Könnte es nicht auch sein, dass die hohe Motorlast ebenso zu dem Kraftstoffeintrag führt? Dabei ist die Öltemperatur zwar hoch und begünstigt das verdampfen des Kraftstoffs im Öl, jedoch kommt ebensoviel neuer Kraftstoff durch die hohe Last und den dadurch anfettenden Motor hinzu => neuer Kraftstoff im Öl.

    Das muss wer anders beantworten.
    Da kenne ich mich nicht so genau aus.
    Glaube aber nicht, dass man so einen leistungsstarken Turboaufgeladenen Motor permanent mit viel Last und Volllastanfettung bewegt wenn man nicht andauernd mit Dampf auf der Autobahn unterwegs ist

  • Ich denke, dass das Problem vor allem durch Kaltstart und Kaltlauf verursacht. Vor allem, wenn der Motor dann wegen Leerlauf oder Stop and go lange Zeit nicht richtig warm wird. Wenn das Kühlwasser und damit die Zylinderlaufbahn nicht warm ist, kondensiert dort Kraftstoff und wird ins Öl abgestreift.

    Wenn alles seine 90 - 100 Grad hat, kann keine Ölverdünnung beim Benziner stattfinden. Beim Diesel schon.

    Mazda RX8 ロータリーエンジン - Rōtarīenjin

    Motor: :ams: XL 10W-40
    Getriebe: :rav: VSG 75W-90
    Achsgetriebe: :ams: Severe Gear 75W-90

  • So wie Maddin erklärt ist es tatsächlich, der Kraftstoffeintrag wird fast ausschließlich durch den Kaltstart begünstigt.
    Die Maße einzelner Bauteile im Motor haben noch nicht Ihre hundertprozentige Passung, damit meine ich Kolbenringe sowie Ölabstreifringe zu Zylinderlaufbahn.
    So wie Maddin bereits erklärte, wird der an den Zylinderwänden kondensierende Sprit abgestreift und läuft mitsamt Motoröl in den Sumpf, wo sich dieser Cocktail mit dem Motoröl vermengt.

    Dieser Effekt tritt bei einem (eingefahrenen) warmen Motor nicht auf.
    Dafür gibt es mehrere Gründe:

    • Sofern der Motor richtig eingefahren ist, und alle Bauteile, die mit der Verbrennung zu tun haben aufeinander eingeschliffen sind, ist eine entsprechend gute Abdichtung zwischen Expansionskammer und Kurbelgehäuse gewährleistet, Blow-By-Gase werden bestmöglich vermieden. Vorausgesetzt ist auch hier, dass der Motor seine Betriebstemperatur erreicht hat. Es sei außerdem angemerkt, dass ein Motor eben nicht "schon" nach 1000-2000km eingefahren ist. Dafür sind heutzutage genutzte Materialien sowie Öle zu gut und verschleissarm !
    • Ist der Motor warm, sorgt das Steuergerät mitsamt allen Sensoren, dass der AFR-Wert stimmt, der Motor also nicht zu fett läuft, so wie es im Kaltstart passiert. Somit wird auch kein unnötiger Überschuss produziert. Es wird also verhindert, dass sich Kondensat an den Zylinderwänden bilden kann. Turbomotoren mit Volllastanfettung zur Kühlung des Turboladers sind nochmal eine Besonderheit. ;)
    • Bekommt der Kolben richtig was auf die Mütze (hier reden wir von Volllast), so werden die Kolbenringe sowie der Ölabstreifring nach der Detonation durch den in der Expansionskammer herrschenden Druck der sich auch in den Ringnuten ausbreitet regelrecht gegen die Zylinderwand gepresst. Bei einem gut eingefahrenen Motor können die Abgase zumindest nicht mehr/schlecht zwischen Kolbenring und Zylinderwandung vorbei. Was wohl passieren kann ist, dass sich die Gase über die Ringnuten und das Ringspiel ihren Weg in das Kurbelgehäuse suchen, spielt hier aber eher eine untergeordnete Rolle. Hier hat das Motoröl die maßgebliche Aufgabe Spalte abzudichten, Hitze abzuführen, Reibung zu vermindern, Schmutz abzutransportieren, Ablagerungen zu verhindern, zeitgleich aber nicht zu verkoken... da ist richtig Action.

    Ich hoffe ich habe es etwas verständlich ausgedrückt. :)

    2 Mal editiert, zuletzt von Pi x Daumen (23. November 2017 um 18:39)

  • Wie viel Öl kommt denn eigentlich pro Kaltstart ins Motoröl?Sicherlich nicht so signifikant, dass sich die Prozentsätze wirklich ändern können, oder doch?
    Dann würde ja bei richtig üblen Kurzstreckenautos die nie warm werden der Kraftstoffeintrag ins unermessliche steigen?
    Oder versteh ich den Beitrag falsch?

    Doch, tut er, und nein, das verstehst Du nicht falsch. Ich hab schon Analysen mit fast 10% Kraftstoffanteil gesehen... Kurzstrecke ist einfach sch..e. Das tut mat seinem Motor nicht an. Ich meine das ernst: Sowas tut man einfach nicht. Wer zwei gesunde Füße hat, der kann Strecken, in denen der Motor nicht warm wird, auch einfach laufen. Macht er das nicht, dann hat er die Folgen auch verdient... :angry3:

    Zitat

    Meiner Erfahrung nach dampft auch Benzin leider nicht soo leicht wieder aus wie es oft vermutet wird.
    Bin zumindest den Peugeot meiner Eltern letztens in 4 Fahrten 1250 Kilometer über die Autobahn gefahren (140km/h 4000u/min).
    Dazwischen wurde das Auto nicht bewegt. Nach den 1250km stankt das Öl noch immer nach Benzin. Vielleicht weniger als vorher. Aber es stank.
    Letzter Ölwechsel ist etwas über 3000 Kilometer her


    Hier hast Du allerdings vollkommen recht. Das liegt unter anderem daran, daß Benzin kein reiner Stoff ist, sondern ein Gemisch aus bis zu 400 verschiedenen Verbindungen, und deren Siedeverhalten sich alle etwas unterscheiden. Es gibt Benzinbestandteile, die schon weit unter 100°C sieden - und andere tun das eben nicht. Selbst mit 10.000km Autobahn am Stück bekäme man nicht alles restlos aus dem Öl ausgekocht...
    (Übrigens ein weiterer Grund, warum Alkohol als Kraftstoff so toll ist.)


    Ich denke, dass das Problem vor allem durch Kaltstart und Kaltlauf verursacht. Vor allem, wenn der Motor dann wegen Leerlauf oder Stop and go lange Zeit nicht richtig warm wird. Wenn das Kühlwasser und damit die Zylinderlaufbahn nicht warm ist, kondensiert dort Kraftstoff und wird ins Öl abgestreift.

    Wenn alles seine 90 - 100 Grad hat, kann keine Ölverdünnung beim Benziner stattfinden. Beim Diesel schon.

    Ich kann mich noch an die gute alte Zeit erinnern, in der der beim Kaltstart fehlende Kraftstoffeintrag als großer Vorteil des Dieselmotors galt. Damals hatten Dieselmotoren oft noch Vor- oder Wirbelkammern. Aber woher sollt ihr Jungspunde sowas auch wissen, da wart Ihr ja noch nichtmal geboren und Rußpartikelfilter brauchte damals auch keiner!
    :hiergehörteinsmileymitKrückstockundBarthin:

  • Doch, tut er, und nein, das verstehst Du nicht falsch. Ich hab schon Analysen mit fast 10% Kraftstoffanteil gesehen... Kurzstrecke ist einfach sch..e. Das tut mat seinem Motor nicht an. Ich meine das ernst: Sowas tut man einfach nicht. Wer zwei gesunde Füße hat, der kann Strecken, in denen der Motor nicht warm wird, auch einfach laufen. Macht er das nicht, dann hat er die Folgen auch verdient... :angry3:

    Ich hatte Andys Einwand so verstanden, dass das Messergebnis (was mit 1% ja völlig unkritisch ist) daran liegt, dass die Probe beim warmlaufen lassen des Motors entnommen wurde. Und das bei warmem Motor wieder niedriger ausgefallen wäre.
    Das hatte ich etwas hinterfragt.

    Und das bei Ultrakurzstrecke da auch 10% entstehen können.
    Ja, da hast du wohl recht.
    Ich hatte es nur etwas "reißerisch hinterfragt".
    Nach dem Motto, wenn allein durch 1x Kaltstart das Messergebnis wirklich verfälscht wird, dann müsste bei ganz viel Kurzstrecke ja das Öl quasi nach ein paar Wochen schon überlaufen :D

  • Ich denke, dass das Problem vor allem durch Kaltstart und Kaltlauf verursacht. Vor allem, wenn der Motor dann wegen Leerlauf oder Stop and go lange Zeit nicht richtig warm wird. Wenn das Kühlwasser und damit die Zylinderlaufbahn nicht warm ist, kondensiert dort Kraftstoff und wird ins Öl abgestreift.

    Wenn alles seine 90 - 100 Grad hat, kann keine Ölverdünnung beim Benziner stattfinden. Beim Diesel schon.

    Wären hier nicht Gebrauchtölanalysen von LPG Fahrzeugen interessant? Mir sind hier im Forum aus dem Stegreif keine LPG-Gebrauchtölanalysen im Sinn.
    LPG Fahrzeuge fahren i.d.R. die ersten 200m-2km auf Benzin. Danach sollte aufgrund der starken Flüchtigkeit des eingespritzten Kraftstoffs kein messbarere Eintrag ins Öl mehr stattfinden.
    In Abhängigkeit der Höhe des Kraftstoffeintrags bei solchen Motoren könnte man Rückschlüsse ziehen, wie hoch der Einfluss der ersten Meter/km auf den Kraftstoffeintrag ist.
    Unbedingt berücksichtigt werden müssen natürlich Fahrprofil (durchschn. Fahrtstrecke und Streckenart) und die Einspritzung (direkt oder Saugrohr).

  • Vielleicht einmal eine Frage, die ich mir schon des Öfteren gestellt habe, aber mir bisher keine wirklich logische Erklärung darauf habe, oder eventuell nur einen Ansatz.
    Es geht darum, dass der Benzinanteil in Motoröl während längerer Fahrten wieder "aufgebraucht" oder "ausgast" ein passender Begriff dafür fehlt mir derzeit.
    Also grundsätzlich ist es so, dass, wie bereits weiter oben beschrieben, der Benzinanteil im Motoröl abhängig von der Anzahl der Kaltatarts steigt. Je länger die Strecken und geringer die Anzahl der Kaltstarts, desto geringer der Kraftstoffanteil im Öl, völlig klar.
    Allerdings reden wir, wenn wir von der Faustregel "Öltemperatur 80 Grad = Betriebstemperatur (min.)", ja lediglich von der Temperatur die in der Ölwanne abgegriffen wird, nicht aber von Hotspots im Motor wie beispielsweise Turbolader oder Kolbenringbereich. Dort herrschen Temperaturen, in denen kurzzeitig über 200 Grad herrschen.
    Inwieweit reichen also auch eventuell schon diese Hotspots aus, um Benzin aus dem Öl entweichen zu lassen ?

    Meine Frage ist nun, in welchem Verhältnis der Kraftstoffeintrag ins Öl zum Ausgasen aus dem Öl steht ?
    Oder anders gesagt, wie lange muss ich den Motor im Betriebszustand fahren, damit der Kraftstoffeintrag, den ich durch meinen Kaltstart provoziert habe, wieder aus dem Motoröl entweicht ?
    Dass das Ganze pauschal schwierig ist, da jeder Motortyp/Temperaturmanagement etc. einzeln betrachtet werden muss ist klar, aber es muss da doch eine Art Faustformel oder Orientierung geben.

    Ich versuche mir da gerade etwas zu basteln, aber komme wie gesagt nicht weiter...
    Ich hoffe ich Stifte keine Verwirrung !

  • Ich denke das kann man nicht beantworten.

    Es müsste sich mal wer zur Verfügung stellen, der nur Langstrecke mit seinem Benziner fährt und mit dem Ölwechsel zusammen einfach mal 3% Benzin mit reinkippt.
    Und dann nach 1000km und nach 5000km mal ne Analyse macht.

    Dürfte allerdings etwas schwer werden jemanden für das Experiment zu begeistern :D

  • Ich denke das kann man nicht beantworten.

    Es müsste sich mal wer zur Verfügung stellen, der nur Langstrecke mit seinem Benziner fährt und mit dem Ölwechsel zusammen einfach mal 3% Benzin mit reinkippt.
    Und dann nach 1000km und nach 5000km mal ne Analyse macht.

    Dürfte allerdings etwas schwer werden jemanden für das Experiment zu begeistern :D

    ... und das wäre dann nur für Motortyp A und Fahrer B gültig.

    Daher ist das Thema echt schwer zu behandeln und was konkretes zu nennen.
    Leider! :/

  • Ich hatte das hier schon mal gepostet:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Rechliner_Kaltstartverfahren

    Und auch hier nochmal: Mich würde mal interessieren wieviele Motorradmotoren hier in Deutschland dank defektem Benzinhahn des öfteren mit 1 oder 2 Liter Benzin im Motoröl betrieben werden ohne das die Besitzer es im ersten Moment merken oder das etwas passiert.

    Mir fehlt die Vorstellungskraft, dass bei den Eintragsmengen nichts passiert.
    Bei Diesel okay. Aber Benzin?

  • Man muss bedenken, dass es damals ausschließlich Einbereichsmotorenöle gab, die bei kalten Temperaturen sehr zäh waren um bei Betriebstemp. noch ausreichend schmierfähig zu sein. Diese dicken Öle verursachten vermutlich bei hoher Last in kaltem Zustand mehr Schäden, als wenn sie mit Benzin verdünnt wurden.

    Und man kann im Krieg nicht erst mal gemütlich den Motor warmlaufen lassen, wenn es heißt: "Wir werden angegriffen"

  • Ein Gedanke der mir gestern noch kam ist der, dass mein Vergleich etwas hinkt.

    Motorradmotore werden grundsätzlich heisser, einen Öltemperatur von über 100°C ist dort eher die Norm.
    Die meisten Automotore bewegen sich heutzutage doch eher im Bereich 80-90°C Öltemperatur.
    Ich denke das sich die Automotoren dadurch sozusagen schwerer tun das Öl auszukochen. Und eine Autobahnfahrt ohne Last, selbst mit höherer Drehzahl, ist nur "Jogging" für den Motor.

  • Ich habe gerade das "Datenblatt" von einem BMW N73 (6 Liter V12 mit Direkteinspritzung) vor mir, er hat ein Kennfeldthermostat drin. Im Teillastbereich wird die Maschine zwischen 105°C und 110°C gehalten, unter Volllast zwischen 85°C und 90°C. Die Maschine hat auch einen Ölkühler, damit bleibt die Öltemperatur zwischen 100°C und 130°C.

  • Das Kennfeldthermostat haben viele "neuere" BMW Motoren. Leider verrecken dann bei den 110°C auch gerne mal Dichtungen und Schläuche füher als einem lieb ist.
    Habe bei meinem ein 90°C Thermostat aus USA verbaut und anfang des Jahres im Rahmen einer Kennfeldoptimierung die Regelung ebenso auf 90°C ändern lassen. Somit kann man auch weiterhin die günstigen 105°C Thermostate verbauen. Diese werden dann eben früher von der DME angesteuert.

  • Und Du kannst mit Brief und Siegel beweisen, dass die Dichtungen und Schläuche genau wegen der Temperatur verrecken und nicht wegen etwas anderem? Zu diesem Thema gibt es einen sehr langen Thread im 7er Forum, ohne Ergebnis. Meine persönliche Meinung dazu ist, wenn nach 10 Jahren ein Schlauch oder Dichtung oder ein Plastikteil verreckt, ist es Verschleiss, fertig.

    So neu sind die Kennfelddinger nicht, die gab es schon beim M62...