Der Frust-Thread

Ja unsere Technikerkollegen die schon 20 Jahre dabei sind haben auch noch Bonus aus „Arcor Zeiten“ sind 100€ oder sowas extra. 750€ sind trotzdem krank. 12% + Inflationsausgleich, was angeboten wurde wäre schon mehr, als EVG und öffis rausgeholt haben. Wir haben 420€ bekommen + Inflationsausgleich und selbst dass fand ich schon viel. Man muss immer die Spirale im Kopf behalten. Mehr Geld für Angestellte = teurere Fahrkarten = Mehrkosten für andere = lebensunterhaltskosten erhöhen sich = mehr Geld für Angestellte

Zitat von Bimmerlove

Man muss immer die Spirale im Kopf behalten.

Richtig! Aber wenn man die Abschlüsse der letzten Jahre immer und immer wieder unterdurchschnittlich waren, muss man irgendwann mal aufholen. Sonst passiert genau das, was bei uns (LST) jetzt (auch dank der EVG) der Fall ist: Keiner will für das Geld in den Job einsteigen - oder bleiben. Muss aber ehrlich gestehen, dass ich die Abschlüsse außerhalb von unserem Konzern nicht wirklich auf dem Schirm hab.

Hatten jedoch tatsächlich jetzt zwei Neueinstellungen - und es haben beide innerhalb von 8 Wochen wieder gekündigt.

Kumpel hatte auch Interesse an dem Job - aber der hat unverhandelt bei einer größeren Firma in der freien Wirtschaft deutlich mehr bekommen. Der Job macht ja auch Spaß und ist interessant, aber die Entlohnung - insb. für die Verantwortung - ist immernoch ein Witz.

Wer aktuell bei uns einsteigt, muss entweder richtig Bock auf sowas haben (gibts, haben wir), oder sucht einfach nur ein Plätzchen im Trockenen weil wir eh alles einstellen was sich nicht wehrt (getreu dem Motto der Ami's: "Pay peanuts, get monkeys."). "Normale" gute Leute kriegt man mit dem Gehalt nicht geangelt, insbesondere in meiner Region.

Kumpel aus dem Elektriker Bereich hat mich auch gefragt was das Grundgehalt bei uns ist zum Einstieg. Als ich „ca 2800“ gesagt habe, hat er dankend abgenickt und ist wieder auf den Bau gegangen.

22%, auch das deckt nichtmal die Inflation seit dem letzten Tarifabschluss. Zinseszins nicht vergessen.

Für jeden scheiß ist Geld da und gerade die die Mobilitätswende wie die Politik so schön sagt, ermöglichen werden, sollen dann abgespeist werden.

Bin auch mal Tram gefahren und zum Glück nie Bus, hätte schon Lust drauf gehabt, aber das war von den Fahrgästen her nochmal ein ganz anderes Kaliber! Bei der Tram hatte man überwiegend, bis auf ein paar wenige unmodernisierte Fahrzeuge, eine abgetrennte Fahrerkabine.

Gerade nachts in den sozialen Brennpunkten fahren.

Da sind selbst die 22% noch viel zu wenig.

Das Gleiche, wie sturmtiger schreibt, habe ich mir bis letzten Herbst 9 Jahre angetan. Morgens der erste im Büro und Abends abgeschlossen, 12 Stunden Schicht ohne Überstunden-/Freizeitausgleich waren Standard. Ich hab's mit mir machen lassen, weil immer im Sinne vom Unternehmen gedacht.
Letztes Jahr die Reißleine gezogen, Branche gewechselt, 20% mehr Lohn bei 5 Stunden weniger Arbeit und PÜNKTLICH Feierabend, auch wenn man mal länger bleiben will. Wenn man dann doch mal länger bleibt oder wie ich am Wochenende die MA betreut, wird's mit früher Feierabend gedankt.

Kann das Leid verstehen und fühle da extrem mit.
Manchmal hilft, auch wenn man es nicht hören will und die Arbeit Spaß macht, auch einfach mal ein Perspektivenwechsel.
Die Arbeit bekommt man nur noch selten gedankt - Hauptsache die Zahlen stimmen und die Lohnkosten bleiben gering. Eine Spirale, die auf Dauer nicht funktionieren wird. Merke ich nun tagtäglich.

Zitat von PatGhraR6

Da jetzt anscheinend die not so groß ist, dass man nicht mal mehr Schulabgänger braucht

Schulabgänger sind genau genommen aber diejenigen, die keinen Abschluss haben.

Abgangszeugnis = kein Schulabschluss geschafft

Abschlusszeugnis = Abschluss geschafft

Haben im Geschäft von beiden "Sorten" und du kannst noch nicht mal sagen, dass die ohne Abschluss grundätzlich schlechter arbeiten.

Die Schule ist eben ein System und nur weil jemand aus dem System fällt ist er nicht unbedingt "schlecht". Ich habe einige gesehen die abgebrochen haben, in einem Handwerksbetrieb einen Meister an die Hand bekamen und damit aufgeblüht sind. Auch weil sie zu dem ganzen theoretischen Mist endlich eine praktischen Bezug bekamen und die Interpretationsbereiche in z.B. Deutsch entfallen sind.

Meine Ethiklehrerin: "Nein, also diese Meinung darfst du nicht haben!". Leider zu jung gewesen um es zu eskalieren.

Mein Meister: Sag den Leuten was der Quadratmeter kostet und die lernen selbst wie man die Fläche unter einer Kurve berechnet.

Ich will jetzt keine Hasstiraden über das Schulsystem losbrechen, aber in der Mittelstufe in der Schule war ich in Mathe eine absolute Niete, in den richtigen Naturwissenschaften super und in den übrigen Fächern eher gelangweilter Zuschauer. Das wurde in der Oberstufe besser als ich mir die Fächer zumindest in gewissen Grenzen zusammensuchen durfte.

Mit einer 4 in Mathe auf dem Abizeugnis ist die logische Konsequenz natürlich Ingenieur zu werden. Hat aber recht gut geklappt, in einem Mathe-Modul auch mit einer 1 vor dem Komma.

Mein persönliches Problem die ganze Schule über war, dass mir niemand einen Bezug zur Realität herstellen konnte oder wollte. In den Naturwissenschaften ist er offensichtlich, daher passte das. Man muss sich vor Augen führen, dass die meisten Lehrer in allgemeinbildenden Schulen diese akademische Mühle nie in ihrem Berufsleben verlassen haben. Schüler => Lehramtsstudent => Lehrer. Und dann beginnt der Kreislauf von vorn und es wird die nächste Generation Lehrer herangezüchtet. Wenn man so sozialisiert ist, fällt es vermutlich schwer die Schüler zu verstehen, die mit dem System nicht gut zurecht kommen. Als ich dann nicht mehr von Leuten, die ihre Wissenschaft zum Selbstzweck betreiben, sondern von Ingenieuren und Naturwissenschaftlern Wissen eingetrichtert bekam, war das ein Verständnis auf einem anderen Level und neuer Ehrgeiz war geweckt. Quasi Lernen unter Gleichgesinnten.

Ich glaube ganz viele "schlechte" Schüler könnten einen völlig anderen Lebensweg beschreiten wenn man ihre Bedürfnisse und Kompetenzen erkennen und nutzen würde. Aber das ist natürlich viel einfacher gesagt als getan.

gefällt mir habe ich schon gedrückt, aber ich kann HellBilly nur zustimmen;

wenngleich ich kein Ing nach dem Abi geworden bin, sondern "nur" Kaufmann ohne Studium, finde ich mich 1:1 in seinen Ausführungen wieder!

Mathe....Katastrophe, mein LK

bis zur 11. Klasse immer im Bereich der 2 und dann kamen Themen, wo ich zugegebenermaßen "lost in Space" war, der Bezug zur Realität und zum Nutzen für die Praxis war verloren; der Lehrer hypte seine Lieblinge und ich stand im Abi am Ende mit 0 Punkten in der Klausur!!! Hat aber für eine Abi-Gesamtnote mit 2er Schnitt gereicht, zu damaligen Zeiten (es gab von 100 Abiturienten nur 5 ! mit einer 1 vor dem Komma) war das wirklich GUT.

was danach kam, Ausbildung und "Karriere" - wenn heute mal Klassentreffen sind (zum Glück selten) sieht man das Elend; frustrierte Lehrer, Akademiker die in einer Seifenblase leben und ein paar Realisten, meist aus dem technischen Ing Umfeld, sowie "Handwerker" (dazu zähle ich pauschal mal alle mit Berufsausbildung, vom Frisör bis Installateur oder auch den kaufmännischen Berufen)

richtig witzig wird es, wenn es dann mal so zum groben Gehaltsvergleich kommt.... der GaLa-Bauer aus unserem Kreis kommt mit seinem Oldie 911er, während manch Gehypter aus Schulzeiten hingegen mit "lassen wir besser" vorfährt und wilde Theorien von sich gibt

heute sind Noten "inflationär", das Allgemeinwissen und die Gabe, Themen über den Tellerrand hinaus zu denken und zu diskutieren ist verloren gegangen, wir haben im Grunde nur noch "Dumme" und Hochschulabsolventen, eine Lehre im Handwerk wird verpönt ..... und meine Nachbarn, alles Handwerker (Elektriker, Dachdecker) selbst gut organsierte Landwirte kommen aus dem Lachen nicht raus, weil das Geld fließt, sorgen sich aber auch über den Mangel an Nachwuchs

Im Handwerk fließt Kohle aber auch nicht dort wo man "Angestellter" ist. Es sei den man rechnet sich das Geld über die Auslöse schön oder macht beim Kunden mehr als angeboten wird. Da trifft es einige echt Hart in der Rente wenn man das nicht umlegt.

Klassentreffen meide ich wie das Weihwasser. Dieses mein Haus mein Auto und sich für jedes bisschen Glück rechtfertigen müssen, nee danke. Meine beste Zeit liegt vor mir...

Wobei man sich ja nicht mehr über Rente unterhalten braucht. Da ist Privatvorsorge deutlich wichtiger. Selbst die Rentenkasse schreibt, dass man sich nach privater Vorsorge umsehen sollte

Das stimmt absolut und schon werden die Leute da doppelt penetriert. Sie rechnen sich das Gehalt/Lohn schön, davon aber einige 200-300€ Netto zu 0 aus dem Brutto kommen und dann 6 Monate später sitzen sie als Minijober wieder mit im Büro.

Ich hatte mal eine schöne Excel zum Thema betriebliche Altersvorsorge. Mit etwas Zeit beim Chef habe ich Netto 20 Euro verloren, der Chef nix gewonnen +/- 0, war aber mit 240€ Einzahlung dabei. Diese 10-20€, bei 120-240€ Einzahlung hat genau 1 von 10 Kollege umgesetzt und alle waren 35-45, also nicht zu spät. Dafür hatten sie kein Geld übrig. Schlimm aus vielen Blickwinkeln.

Das Problem ist halt auch wie viel abstraktes in der Schule behandelt wird und wie dann wieder nur eine Interpretation richtig ist.

Bestes Beispiel die 105. Gedichtsanalyse oder Bahnwärter Thiel wird auch jeder gelesen haben. Der Lehrer sieht das so und man beugt sich dem, man lernt aber nichts fürs Leben.

Genauso Sport.

Ja Bewegung und Koordination halte ich für sehr wichtig und sollte viel mehr in der Schule behandelt werden, aber bitte nicht benotet und nicht so, dass man durchfallen kann, weil man eben am Reck einfach kein Talent hat.

Dann kommen da noch Kunst und Musikunterricht.....

Etwas Allgemeinbildung ist auch da wichtig, aber dann bitte als Nebenfach für 1-2 Jahre ohne Relevanz fürs Weiterkommen in dem Schuljahr.

In Mathe, Erdkunde und Geschichte war ich immer gut.

Da geht es um FAKTEN, da kann man sich nicht streiten, ist es jetzt so oder so.

Ich bin voll bei dir, aber Geschichte? Lass uns streiten

John Price: "Die Geschichte wird von Siegern geschrieben..., die Geschichte ist voller Lügen."

Ich verstehe bis heute nicht den Sinn, warum in der Berufsschule bei einem technischen Beruf, Sport, Englisch und Deutsch auf der Agenda stand/steht.

Das wichtige, ist nämlich zu kurz gekommen was halt mit der Berufung zutun hat.

Normale Schule ist naja, ich sage mal nichts dazu. Ich wahr in allen Leistungskursen gewesen die es gab, von Chemie, über Physik, Mathe etc pp .

Naja auf dem Bau macht ein bisschen Sport für alle schon Sinn. Da hat auch bei uns kein Lehrer wirklich auf Leistung geschaut. Wer mit gemacht hat war immer 2 und alle haben dem breiten Kollegen die 30 Liegestütze in 15sek. beschwört auf Nachfrage. Sonst war alles Volleyball, Hockey, Fußball... mal ne Abwechslung zum ganzen Tag auf dem A*** sitzen.

Wenn ich dazu von manchen Leuten die E-Mails lese würde ich Ihnen gerne nochmal 1-2h pro Woche Unterricht in Deutsch geben. Und Englisch sollte im absoluten Minimum auch das einfachste Handwerk beherrschen. Darf sich jeder selber aussuchen welches das sein kann. Man muss ja nicht fließend seine Lebensgeschichte erzählen können, aber als mich im US-Knast ein Handwerker fragt warum man (voller Ernst) ein Kitchen im Kitchen baut war ich kurz sprachlos.

Wer bis zur Berufsschule nicht schon halbwegs Englisch spricht, wird es dann auch nicht mehr richtig lernen. Da braucht es intrinsische Motivation