05.10.2017
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Seit 50 Jahren pumpt die Transalpine Pipeline Öl von Italien nach Bayern Festakt in Ingolstadt
Ingolstadt (DK) Heimspiel für den Ministerpräsidenten. Horst Seehofer stattete gestern seiner Heimatstadt Ingolstadt einen Besuch ab, um beim Festakt zu 50 Jahre Transalpine Pipeline (TAL) zu sprechen. Seit fünf Jahrzehnten fließen täglich Abertausende Tonnen Öl von Triest nach Lenting. Die Bedeutung der Leitung ist dem CSU-Chef wohl bewusst.
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Foto: DK
Denn auch durch den begehrten Rohstoff begann der Aufstieg des Freistaats und der Region zur wohlhabenden Industrielandschaft. "Wir sind den ganzen Weg gegangen - vom damals noch armen Agrarland zum erfolgreichen Industriestaat", sagte Seehofer gestern im Spiegelsaal des Kolpinghauses. Die Bayern hätten das Öl zwar nicht unter ihren Füßen gefunden. "Doch wir wären nicht Bayern, wenn wir uns nicht zu helfen gewusst hätten", so der Ministerpräsident augenzwinkernd.
Heute, beinahe genau 50 Jahre, nachdem der erste Tropfen des schwarzen Goldes in Lenting (Kreis Eichstätt) angekommen ist, spricht Horst Seehofer von nichts Geringerem als "einer Erfolgsgeschichte ohne Gleichen". Er habe den gesamten Aufstieg Ingolstadts und der umliegenden Landkreise miterlebt. Dieser sei auch durch das Öl befeuert worden. "Wirklich arm" sei man damals gewesen. "Und wer heute Fortschritt made in Bayern erleben möchte, der muss nur nach Ingolstadt fahren", so der gebürtige Schanzer mit breitem Lächeln.
Nicht weniger stolz präsentierte sich Lentings Bürgermeister Christian Tauer (SPD). Er brachte so manche Anekdote zum Vortrag. Für seine Gemeinde sei die TAL ein Glücksfall. "Der ehemalige Bürgermeister Binder wurde sogar mal als Ölscheich bezeichnet." Trotz, oder vielleicht gerade wegen der aktuellen Diskussionen um den Diesel-Motor rief er von der Bühne: "Möge das Öl auch in den kommenden 50 Jahren nach Lenting fließen." Lauter Applaus. Und sein Landrat Anton Knapp (CSU) - sich auch der Gefahren des fließenden Öls bewusst - lobte das Sicherheitskonzept rund um die Pipeline. Die Szenarien aus Katastrophenschutzübungen seien noch nie eingetreten, sagte Knapp.
Auch der Ingolstädter Oberbürgermeister Christian Lösel (CSU) konnte seine Freude über den Ölreichtum nicht verbergen und betonte die positive Entwicklung seiner Stadt in den vergangenen Jahrzehnten: "Wir sind die Drehscheibe des gesamten Landes für die Versorgung mit Öl-Produkten." Der heutige Erfolg Bayerns und Ingolstadts stütze sich zwar nicht mehr auf die Mineralölwirtschaft wie noch vor einigen Jahrzehnten. "Doch wir wissen, wo er mal seinen Anfang nahm", erläuterte der Rathauschef.
Apropos Anfang. Die Pipeline beginnt in Triest in der italienischen Region Friaul-Julisch Venetien. Sie führt durch Südtirol und Österreich bis ins nördliche Oberbayern. Mit 464 Kilometern gehört sie zu den längsten Ölleitungen Europas. 100 Prozent des in Bayern verarbeiteten Rohstoffs kommen über die TAL nach Lenting. Süddeutschland wurde durch die Inbetriebnahme der Pipeline im Jahr 1967 unabhängiger von Kohle aus dem Norden und zugleich entstand eine starke Verbindung Mitteleuropas nach Italien, die gestern sämtliche Redner betonten. Ministerpräsident Seehofer lobte die TAL deshalb als "wahrhaft europäisches Unternehmen". Die Zukunft Europas liege in der Zusammenarbeit - nicht nur unter den Nationen, sondern auch zwischen den Regionen.
Noch deutlicher wurde in diesem Punkt Pietro Benassi, Italiens Botschafter in Berlin. Der Festakt in Ingolstadt sei ein gesamteuropäischer. "Die TAL ist ein Beispiel für das, was uns heute selbstverständlich vorkommt", sagte der Diplomat. Als der Bau der Transalpinen Pipeline 1963 beschlossen wurde, sei die Zoll-Union in ihrer heutigen Form noch meilenweit entfernt gewesen. Und Österreich, das heute von der Transalpinen Pipeline gequert und beliefert wird, war noch nicht einmal Mitglied in der Europäischen Union. "Es scheint fast, als würde ich über eine andere Epoche sprechen - doch es ist gerade wenige Jahrzehnte her", so Benassi fast wehmütig. Und Alessio Lilli, General Manager der TAL-Gruppe, sieht im Bestehen der Pipeline sogar "die Umsetzung eines geeinten Europas".
Quelle: http://www.donaukurier.de/nachrichten/wi…art1735,3548178