Die Herstellerfreigabe - Ist sie wichtig? Welche Aussagekraft hat sie?

  • Besten Dank für die Bestätigungen wie es abläuft mit diesem Freigaben-Kram, REKTOL - JoP. :check:

    Was ich schon seit Jahren vermute ist nun Gewissheit. Mit Beitrag #295 wurde bestätigt, dass sich Ölhersteller/Ölmischer, diese sich in Zusammenarbeit mit der KFZ-Industrie befinden, vertraglich angehalten werden was sie wie in der Öffentlichkeit wiedergeben dürfen.

    Somit sind diese Videos, in denen die Freigaben als das einzig Wahre propagiert werden null und nichtig für uns. Ein Ölhersteller/Ölmischer darf sich nicht frei äußern und seine eigene Sicht mitteilen. Er muss im Sinne der KFZ-Industrie auftreten und dient somit als Marketing-Instrument.

    Mit den vertraglichen Bindungen hat die KFZ-Industrie also ihre Hand über die "öffentliche Meinung" bzgl. der Freigaben. Ich drücke es nun knallhart aus, so wie es ist.


    Und wem kommt Beitrag #297 irgendwie bekannt vor? :grins3:

    Man lese sich bitte die Beiträge #195, #198, #202 und #209 durch.

    Da hatte ich das vom Prinzip genauso erläutert, mit Baukasten-System, KFZ-Hersteller + Additiv-Hersteller, Freigaben-Pakete mit allen Vorgaben zu Basisölen, und dass die Öle nicht mehr einzeln getestet werden, sondern alles nur noch Papierkram ist.

  • danke für dein Einblick.

    Das haben wir schon alle gedacht.

    Im Umkehrschluss, muss ein Schmierstoff ohne Freigabe nicht schlechter sein.

    Einige sind sogar besser.

    Mit anderen Worten:

    Nur vom Bild auf dem Kanister, kann die Qualität nicht beurteilt werden.

    Trotzdem dienen mir die MB Freigaben

    Als sehr guten Anhaltspunkt

    Alles kann, nichts muss

    Skoda Yeti 1,2 Tsi 2015 Motor:aveno Wiv Multi LL 5W30 Mit Wynns Super Friction Proofing/ Schaltgetriebe: Liqui Moly 75W90 mit MOS2

    Dacia Duster 1,5 DCI 2010 Motor: Repsol Leader C3 5W40 mit Wynns Engine Treatment Gold/ Schaltgetriebe: Elf Tranself NFJ 75w80

  • Ich werde in Zukunft jedenfalls nur mehr Öle ohne jegliche Freigabe verwenden. So ein Vergabesystem für Freigaben lehne ich moralisch zutiefst ab. Da kaufst Du dann preislich absolut überhöhte Durchschnittsware - aufgemascherlt mit einer Freigabe - und glaubst, Du tust Deinem Motor was gutes. In Wirklichkeit ist oft eher das Gegenteil der Fall ...

    Rechtlicher Hinweis - Haftunsausschluß: Ich übernehme für obiges keine Haftung. Meine Beiträge sind in bezug auf §645Abs.2 BGB (bzw. analoge gesetzl. Regelungen im Rest der Welt) als laienhafte Ratschläge / Empfehlungen anzusehen. Anwendung auf eigene Gefahr. Es entsteht kein Vertragsverhältnis. Gilt ebenso für grobe Fahrlässigkeit.

    Die E-Mobilität wird sich nie durchsetzen :fiwo:("Rohrkrepierer"). Synthetischen Kraftstoffen (HVO, XTL) gehört die Zukunft.:check:

  • Ja, genau. Ich erinnere mich auch an die Diskussion, die Tequila009 meint.

    Das, was als "Freigabeprozess" mit unzähligen Tests und Analysen angepriesen wird, betrifft eigentlich nur die FirstFill-Formulierung und eigentlich ist nur diese wirklich ernst zu betrachten. Die restlichen "Ölmischer" holen sich die Fregabe über die Additv-Hersteller und Inhouse-Tests...

  • Bin stolz auf meinen „Riecher“ … denn ich bin absolut weder Techniker, noch Insider …. aber genau das hab ich vor Monaten schon gesagt und heute vor vielen Stunden ebenfalls geschrieben….. nämlich, dass diese ganzen billig-HC Öle niemals einen Motoren-Testlauf hinter sich haben können. So viel Aufwand kann man gar nicht betreiben. Wenn man sieht wie viel Hundert Öle eine Freigabe erfüllen…. und das bedeutet exakt, dass eine Freigabe kein Qualitätsmerkmal in unserem Sinn ist.

    ENDLESS :relax: PAGID :relax: FERODO

  • nein, für das "Rezept"

    und dann gibt es ein paar First Filler, die den Zuschlag bekommen, für die Erstbefüllung zu liefern;

    das wiederum ist kein technischer Prozess sondern ein eher kaufmännischer, denn das Rezept steht und es geht nun um Mengen etc pp

  • REKTOL - JoP : Eigentlich wollte ich ja nichts mehr zum Thema "Herstellerfreigaben" schreiben, aber jetzt habe ich doch zwei Fragen zu Ihren Ausführungen

    - Warum vermischen Sie den Auswahlprozess für einen Firstfill Öl mit einem OEM-Freigabeprozess für eine Formulierung/Öl z.B. nach VW511?

    - Wo sind die entsprechenden Labor- und Prüfstandsuntersuchungen in Ihrer Darstellung zu finden?

  • Hallo1200ccm.

    Zitat

    Warum vermischen Sie den Auswahlprozess für einen Firstfill Öl mit einem OEM-Freigabeprozess für eine Formulierung/Öl z.B. nach VW511?


    Verstehe die Frage nicht. Ein Firstfill Öl muss immer einen Freigabeprozess durchlaufen haben. Ein Freigabeprozess ergibt auch immer die Möglichkeit für die Firstfill Nutzung.

    Warum ausgerechnet der Bezug zu VW511? Ich gehe davon aus, dass bekannt ist, wer die Entwicklungsleistungen erbracht hat und wer Firstfill macht und wer das konzerneigene VW/Audi Öl im Lohn herstellt.

    Du arbeitest nicht zufällig für VW oder bei einer Hamburger Entwicklungsabteilung eines internationalen Ölkonzerns, der u.a. die 5W-40, 0W-40 VW 51100 mit einem namenhaften Additivhersteller aus GB entwickeln durfte? Für die 5W-40 VW 51100 Formulierung gilt u.a. heute noch der Code 1604929-A dieses britischen Additiv Herstellers. Das Additiv verwenden wir aktuell -- aber ohne Freigabe-Antrag.

    Auf die 0W-40 Formulierung VW 51100 haben wir leider noch keinen Zugriff. Hier genießt noch jemand Exklusivrechte.

    Nach erfolgreichem Abschluss aller Testverfahren wird bei VW der Oil- code mit allen notwendigen Daten hinterlegt und vom Additiv-Hersteller wird anschließend das Additiv im Markt eingeführt, damit die Ölmischer ordentlich VW-Öl mischen und darauf bei VW die Freigaben anmelden können.

    D.h. alle Testverfahren sind spätestens mit Veröffentlichung des Oil-codes abgeschlossen.

  • Nein, arbeite ich nicht, die VW 511 ist mir nur so als Beispiel in den Sinn gekommen.

    Ich finde halt, dass ein Prozess für ein Firstfill-Öl per se nichts mit der Ölfreigabe der Hersteller zu tun hat, die primär für Service-Fill Öle definiert sind.

    Auch für Euch als mittelständischen Betrieb wäre es ja durchaus möglich, wenn es betriebswirtschaftlich interessant wäre, für ein von Euch entwickeltes Produkt eine OEM-Freigabe zu erlangen. Um jetzt wieder bei dem Bsp VW511 zu bleiben (ohne weitere Hintergedanken), Du holst Dir die Norm bei VW mit den Beschreibungen, die entsprechenden PVs zur Durchführung der Versuche, abschließend noch die Baumusterprüfung und bei positivem Ergebnis hast Du eine Freigabe. Wie Du schreibst, finanziell eine Herausforderung, aber aber machbar und möglich.

    Die Frage nach den Prüfungen habe ich aus dem Grund gestellt, weil die Reaktionen auf Deinen Beitrag ja voller Entrüstung sogar in Zweifel ziehen, dass für Ölfreigaben überhaupt noch Untersuchungen und Motordauerläufe durchgeführt werden.

    Grüße und Danke für die Antwort

  • Zitat

    Ich finde halt, dass ein Prozess für ein Firstfill-Öl per se nichts mit der Ölfreigabe der Hersteller zu tun hat, die primär für Service-Fill Öle definiert sind.


    Das findest Du leider falsch.

    Es gibt bei VW z.B die Baumusterprüfung nach TL 52195 für 5W-30 und 52545 für 0W-30, dass für First Fill und Service Fill VW 50400/50700 gültig ist.

    Dazu sei bemerkt dass aktuell im First Fill nur 0W-30 50400/50700 nach TL 52545 eingesetzt wird.

    Wenn ein Ölmischer auf dieses Produkt (oil code 1406884-B) eine OEM Originalfreigabe hat, entspricht dieses Öl auch dem First Fill Öl.

    Heutzutage ist für die Entwicklung einer VW Motorenöl- Spezifikation (Alle Motorenteste und Labor) ein bis zu zweistelliger Millionenbetrag zu investieren.

    Eine komplette Abtestung eines Öles nach diesem Prozedere ist kaum günstiger.


    Zitat

    Die Frage nach den Prüfungen habe ich aus dem Grund gestellt, weil die Reaktionen auf Deinen Beitrag ja voller Entrüstung sogar in Zweifel ziehen, dass für Ölfreigaben überhaupt noch Untersuchungen und Motordauerläufe durchgeführt werden.

    Bei der Neuentwicklung einer Spezifikation werden natürlich umfangreiche Motorenteste gemacht. Das ganze können sich aber nur Unternehmen in Konzerngröße leisten, wobei die Kosten auf die beteiligten Entwicklungspartner verteilt werden. Diese Entwicklungspartner erlangen den "return of invest" über die spätere Vermarktung dieser Öl-Rezeptur.

    Ein mittelständiiger Ölmischer kann sich den Entwicklungsaufwand nicht leisten und kauft freigegebene Additive, die er nach Oil-code Rezeptur mischt und dafür eine Freigabe beantragen kann.

    Ich hoffe jetzt ist alles klar.

    Einmal editiert, zuletzt von Aetvyn (29. September 2022 um 23:07) aus folgendem Grund: Ein Beitrag von REKTOL - JoP mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Also mir wars schon nach Deinem ersten Posteing klar, wie das funktioniert. Danke nochmals REKTOL - JoP , perfekt erklärt. Sogar Giacomo hats kapiert! :check:

    Rechtlicher Hinweis - Haftunsausschluß: Ich übernehme für obiges keine Haftung. Meine Beiträge sind in bezug auf §645Abs.2 BGB (bzw. analoge gesetzl. Regelungen im Rest der Welt) als laienhafte Ratschläge / Empfehlungen anzusehen. Anwendung auf eigene Gefahr. Es entsteht kein Vertragsverhältnis. Gilt ebenso für grobe Fahrlässigkeit.

    Die E-Mobilität wird sich nie durchsetzen :fiwo:("Rohrkrepierer"). Synthetischen Kraftstoffen (HVO, XTL) gehört die Zukunft.:check:

  • Leider wurde noch immer nicht auf meinen Beitrag. #250 eingegangen.

    Daher kann ich immer noch nicht nachvollziehen woran man ein geeigneteres Motoröl ohne Freigabe für einen jeweiligen Motor erkennen bzw. bestimmen kann, ohne Tests an Komponenten bzw Vollmotoren und etwaige Begutachtungen nach diesen durchgeführt zu haben.

    Für mich ist auch unverständlich wieso eine abgeneigte Haltung gegen Tests und Normen allgemein besteht.

  • SAE40, man bringt die Basisölmischung und das Additivpaket in Erfahrung. Wie machen wir das denn die ganzen Jahre?

    Tests und Normen sind nichts negatives. Freigaben sind grundlegend auch positiv zu betrachten.

    Das Problem ist nur, dass (insbesondere) die (deutsche) KFZ-Industrie die anfangs sinnvollen Freigaben zu einem reinen Geschäftsmodell verwandelt haben. Zudem stoßen deren Vertragsbedingungen und Vorgaben unbekömmlich auf, und dass quasi ein Monopol der "öffentlichen Meinung" bzgl. Freigaben aufgebaut wurde.

    Das sind die Kritikpunkte und diese lassen diesen ganzen Freigaben-Wahn eben in ein negatives Licht rücken. So einfach und nachvollziehbar ist das.

  • Und in der Praxis sagt das was aus? Haben wir allgemein Probleme damit das Fahrzeuge mit freigegebenen Ölen nicht über Jahre hinweg funktionieren? Oder gibt es anderen technischen Hintergrund diesen Freigaben nicht zu trauen?

    Eventuell bin ich beruflich vorbelastet, aber ich sehe keinen praxisnahen Vorteil darin, Öle ohne Freigabe zu benutzen, weil in Analyse XY ein Additiv Wohlmöglich höher additiviert ist als ein anderes.

    Daher auch bitte meinen Hinweise aus Post #250.

    In Fahrzeugen für den Rennsport beispielsweise gibt es unter anderem hin und wieder Empfehlungen für Öle ohne Freigabe. Aber auch dort werden vermehrt Motoröle mit Freigaben eingesetzt ( siehe zB Porsche, Audi & VW ).

    Da es leider nicht weiter zielführend ist, werde auch ich mich aus diesem Thread zurück ziehen.

  • SAE40, man bringt die Basisölmischung und das Additivpaket in Erfahrung. Wie machen wir das denn die ganzen Jahre?

    mit allem Respekt, aber mit Elementanalyse oder Infrarotspektroskopie wird man keine Basisölmischung oder gar ein Additivpaket identifizieren können, da überschätzt man doch die analytischen Fähigkeiten.

    ...dem stoßen deren Vertragsbedingungen und Vorgaben unbekömmlich auf, und dass quasi ein Monopol der "öffentlichen Meinung" bzgl. Freigaben aufgebaut wurde.

    Das sind die Kritikpunkte und diese lassen diesen ganzen Freigaben-Wahn eben in ein negatives Licht rücken. So einfach und nachvollziehbar ist das.

    Du verstehst die Ausführungen von REKTOL - JoP doch nicht oder willst es nicht verstehen um Deine Verschwörungskeule zu schwingen. Wenn ein OEM mit einem Ölhersteller (bleiben wir bei der Bezeichnung so neutral) ein FirstFill entwickelt ist das eine gemeinsame Entwicklung und per NDAs , bzw. Geheimhaltungserklärungen geschützt. Das macht z. B. jeder Kühlschrankhersteller mit seinen Zulieferern und Entwicklungspartnern auch.

    Wenn ein Ölhersteller (wieder neutral) eine OEM- Freigabe will, muss er nach Vorgaben der OEMs verschieden Prüfungen erfüllen. Sind alle Prüfungen erfolgreich und eine OEM Freigabe erteilt, kann der zur Refinanzierung seiner Investition die sog. Formulierung anderen anbieten. Hier fängt das von Dir kritisierte Verhalten an. Kein Ölhersteller der damit Werbung macht, dass er die besten Öle macht, wird zugeben, dass er eigentlich eine kommerziell erhältliche Rezeptur verkauft.

    Und ja, das geringfügige Ändern der Formulierung ist erlaubt und wird als Read-Across akzeptiert, ist allerdings keine OEM Willkür sondern auch über den ATIEL Code of Practice definiert . Und Du wirst es nicht gerne hören, aber da kommen die OEMs den Formulierern / Ölherstellern auch entgegen, weil sie dann bei kleinen Änderungen keine komplett neue Freigabe beantragen und vor allem bezahlen müssen.