Die Herstellerfreigabe - Ist sie wichtig? Welche Aussagekraft hat sie?

  • Ich bin ja ebenfalls bekennender Hersteller-Kritiker. :grins3:

    hartmut, was Du da so schreibst liest sich natürlich alles sehr wohlwollend und von Seiten der Hersteller als perfekte Entwicklungs-Arbeit, jedoch ist mir das zu viel "heile Welt".

    Es gibt klare Nachweise über von Herstellern ungeeignete Öl-Vorgaben.
    Und es ist auch schon vorgekommen, dass man nachträglich ein anderes Öl vorschrieb, da es einfach auffällig zu viele Motorschäden gab.
    Sowas dürfte es nach Deinen Ausführungen über allumfassende Test's in der heutigen Zeit ja gar nicht geben. :überleg:

    In meinen Augen bleiben die Hersteller-Freigaben klar überbewertet.
    Da arbeite ich lieber unabhängig mit Analysen + Erfahrungswerte und weiß dann was für ein Öl ich im Motor habe. :daumen:

  • Darum gibt es heute Motoren mit 999cm³ (Downsizing), 180 PS (ab Werk), gefüllt mit einem 0/5W-20 und Intervallen von 20-30tkm....damit ganau das nicht wieder vorkommt.Heute gilt es nur noch die Garantie und evtl. Kulanzzeit unbeschadet zu überstehen.

    Das sind aber bis jetzt nur böswillige Unterstellungen. Ob die zutreffen oder nicht, werden wir aber erst in ca 20 Jahren mit Bestimmheit sagen können. Gebt den neuen Autos von heute doch bitte erstmal eine Chance ihre möglichen Qualitäten dazulegen und genießt auch einmal die Vorteile des Downsizings. Heute ermöglicht ein kleiner aufgeladener Vierzylinder Fahrleistungen wofür man vor ein paar Jahrzehnten noch einen 12 Zylinder Ferrari benötigt hätte. Und das zu einem Bruchteil des Preises und Verbrauchs.
    Leider bliebt bei den Ausführungen das Thema Motorschäden und deren Ursache -vermutlich vor lauter Empörung über das Downsizing - völlig unbeachtet.
    In 20 Jahren wird sich übrigens der Elektro-Motor wahrscheinlich soweit etabliert haben, dass jegliche Diskussionen um Motoröle wohl obsolet werden.


    @Tequilla 009: Selbstverständlich kommen überall wo Menschen arbeiten Fehler vor. Davon ist auch niemand selbst ausgenommen. Aber bei Fehlern der Hersteller treten diese (zumindest meist) auch dafür ein.

  • Selbstverständlich kommen überall wo Menschen arbeiten Fehler vor.

    Es ist halt die Frage, ob es wirklich ein unbewusster Fehler war (was bei Deinen beschrieben Testabläufen eigentlich nicht vorkommen kann), oder ob man den bewusst eintretenden Verschleiß einfach zu knapp kalkuliert hat in der Hoffnung, es wird schon gut gehen.

    Denn zweiteres wäre Vorsatz.
    Und dass es sowas nicht gibt, braucht mir niemand erzählen. Das sehen wir seit Jahren in der Automobil-Branche, was da alles bewusst für Risiken eingegangen werden.

  • Es ist halt die Frage, ob es wirklich ein unbewusster Fehler war (was bei Deinen beschrieben Testabläufen eigentlich nicht vorkommen kann), oder ob man den bewusst eintretenden Verschleiß einfach zu knapp kalkuliert hat in der Hoffnung, es wird schon gut gehen.

    Auf gerade noch knapp einzuhaltende Verschleißgrenze dürfte nirgendwo spekuliert werden. Wie bereits dargelegt sind bis auf wenige Ausnahmen ölabhängige Verschleißraten auch nicht die Kernprobleme in den heutigen Motorenentwicklungen.
    Was aber von Außenstehenden häufig nicht bedacht wird ist, dass sehr viele Bauteile der Motoren von externen Zulieferern stammen und es auch für diese Teile gesetzliche Vorgaben gibt. Und überall kann es zu Änderungen oder generell auch nur mal zu Qualitätsschwankungen kommen.
    Dazu einmal ein Beispiel:
    Im Jahre 2012 setzte das gesetzliche Bleiverbot in Motoren ein. Betroffen waren davon auch sämtliche Lagerschalen. Die Umstellung erfolgte in den meist Fällen bei sonst unveränderter Motorhardware. Die Umstellung sorgte letztlich für einen dramatischen Qualitätseinbruch bei den Lagerschalen. In den Absicherungsläufen kamen dann Lagerschalen mit wechselnden Qualitäten zum Einsatz was sich leider bis in die Serie zog. Das erforderte schließlich mehrere Nachbesserungsrunden. Davon waren weltweit fast alle Hersteller betroffen, die Fahrzeuge in Europa bauen oder dahin exportierten. Es gab folgerichtig quer über fast alle Hersteller viele Motorschäden, überall heftige Aktivitäten, von denen stellenweise auch die Ölfreigaben betroffen waren. In diesem Fall hatte also eine umweltpolitische Änderung jede Menge Chaos in bestehende und funktionierende Abläufe eingebracht, die ein Außenstehender wie Tequilla 009 in Unkenntnis sicherlich wieder auf die Blödheit der Hersteller zurückführen würde.

  • Auf gerade noch knapp einzuhaltende Verschleißgrenze dürfte nirgendwo spekuliert werden.

    Naja, dürfte...ja, davon möchte man gerne ausgehen.
    Dabei sieht man oft genug, wie knapp teilweise kalkuliert wird.
    Wenn es um den Profit geht, werden immer härtere Methoden angewandt.

    Ich finde es absolut verständlich, dass Du die Hersteller in ihrer Arbeit positiv vertreten möchtest, da Du ja auch selbst aus diesem Bereich kommst. Doch deswegen sollte man eindeutige geplante Obsoleszenz nicht weg reden.

    Es ist ja nun wirklich nichts neues, dass die Produktionen immer weniger auf Langlebigkeit hin getrimmt werden und der Grat zwischen Haltbarkeit sowie Kosten extrem schmal geworden ist.

    Die Sache mit den Lagerschalen ist ja ganz nett. Nur wie sieht es denn aus, wenn zu erst ein Öl nach ACEA A1/B1 vorgegeben war, es damit aber zu viele Motorschäden gab, und nachdem nur die Vorgabe auf ACEA A5/B5 und ACEA A3/B4 gesetzt wurde, die Motorschäden auf wundersame Weise rapide abnahmen?
    Das ist doch nun wirklich eindeutig.


    die ein Außenstehender wie Tequilla 009 in Unkenntnis sicherlich wieder auf die Blödheit der Hersteller zurückführen würde.

    Damit unterstellst Du mir den Herstellern Blödheit vorgeworfen zu haben. Und sowas ist hier der falsche Weg.

    Ich werfe den Herstellern keine Blödheit vor, sondern bewusste Kalkulation auf Lebensdauer unterhalb des machbaren. Und dies hat meist, wie ich auch ganz zu Anfang schon schrieb, weniger mit den Ingenieuren zu tun, sondern mit den oberen Führungsebenen im Rausche der krankhaften Geldgier und Größenwahn.

    Zu keiner Zeit war es dermaßen offensichtlich als in den letzten 10-15 Jahren, wie sehr sich die Automobil-Branche selbst ins negative zieht und dabei Wege beschreitet, die alles andere als moralisch/ethisch korrekt/vertretbar sind.

    Und das sollte auch die Mitarbeiter stören, die gerne mehr machen wollen, aber gedeckelt werden und einfach nicht dürfen.

  • Die Sache mit den Lagerschalen ist ja ganz nett. Nur wie sieht es denn aus, wenn zu erst ein Öl nach ACEA A1/B1 vorgegeben war, es damit aber zu viele Motorschäden gab, und nachdem nur die Vorgabe auf ACEA A5/B5 und ACEA A3/B4 gesetzt wurde, die Motorschäden auf wundersame Weise rapide abnahmen?
    Das ist doch nun wirklich eindeutig.


    Zu keiner Zeit war es dermaßen offensichtlich als in den letzten 10-15 Jahren, wie sehr sich die Automobil-Branche selbst ins negative zieht und dabei Wege beschreitet, die alles andere als moralisch/ethisch korrekt/vertretbar sind.

    Und das sollte auch die Mitarbeiter stören, die gerne mehr machen wollen, aber gedeckelt werden und einfach nicht dürfen.

    Zum ersten Absatz:
    Es hat sich nicht nur die Ölfreigabe geändert sondern parallel dazu auch mehrmals die Qualität der Lagerschalen, was die Eindeutigkeit doch wieder etwas in Frage stellt.

    Zum zweiten Absatz:
    Da sind wir einmal (ausnahmsweise?) einer Meinung. Aber es betrifft ja nicht nur die Autoindustrie. Die Deutsche Bank, Siemens oder Rheinmetall (Waffenexporte) und viele andere mehr, fahren mit high speed auf der gleichen Schiene. Es sind halt die Auswüchse eines neoliberalen Wirtschaftssytems in der Endphase kurz vor dem unvermeidlichen Zusammenbruch.
    Die Autoindustrie als grösste Schlüsselindustrie Deutschlands steht dabei natürlich in vorderster Front.

    Zum dritten Absatz:
    Klar stört mich das auch und ich bin heilfroh seit gut 2 Jahren da nicht mehr dabei zu sein.

  • Hoffe es passt zu diesem Thema.
    Habe mal den Text aus meiner BDA kopiert.


    Der Motor Ihres Fahrzeugs wurde auf die Verwendung von Castrol- und Ford-Motoröl ausgelegt, das für einen optimalen Kraftstoffverbrauch und zugleich für Langlebigkeit des Motors sorgt.
    Öl nachfüllen: Falls kein Motoröl mit der Spezifikation WSS-M2C913-C verfügbar sein sollte, muss ein SAE 5W-20 Motoröl verwendet werden, das die ACEA A5/B5-Spezifikationen erfüllt.
    Die Verwendung eines anderen Öls kann zu längeren Startphasen, Leistungsverlust, erhöhtem Kraftstoffverbrauch und erhöhten Emissionswerten führen.
    Castrol Motoröl wird empfohlen.

    Also wenn ich den Text richtig verstehe und davon gehe ich ganz stark aus, ist mein Motor nicht auf irgendeine Viskosität sondern auf Ford und Castrol Öl spezialistiert. :lach2:

    Wenn kein WSS-M2C13-C ( 5W30 ) vorhanden ist, soll ein 5W20 nach ACEA A5/B5 verwendet werden.

    Ein anderes Öl kann zu längeren Startphasen, Leistungsverlust, erhöhtem Kraftstoffverbrauch und erhöhten Emissionswerten führen....
    Wie? Kein höherer Verschleiss? Keine Probleme mit Nockenwellenversteller oder sonstigem?

    Also der Text zeigt mir zumindest eindeutig was diese Öle ( mit abgesenkter HTHS ) erwirken sollen.
    Kann sich jetzt jeder sein weiteres dazu denken.

  • Die längeren Startphasen, der Leistungsverlust und selbst Kraftstoffverbrauch und Emission deuten darauf hin, dass Ford auf eine möglicherweise unzureichende Funktionalität des hydraulischen Ventilspielausgleiches oder auch der Nockenwellenversteller bei ungeeignetem Öl hinweisen möchte.

  • es hat die bessere MB229.5 statt der MB229.3

    Warum bessere?
    Die 229.5 ist einfach die neuere Freigabe mit höheren Economy-Vorgaben.
    Alles weitere ist Marketing und hat mit besser oder schlechter nichts zu tun, siehe hochwertige Öle mit top Eigenschaften nach MB 229.3.

    Und der Zyklentest von 60 auf 90 oder was das war, ist absolut nichtssagend, da auch die 229.3-Öle dies locker bestehen können.

  • MB229.5 hat ggü. MB229.3
    - höhere TBN
    - geringerer NOACK
    - unsicher bin ich beim HTHS

    irgendwo gab es dazu hier auch eine Übersicht...
    ich meine sogar, die 229.5 erlaubt mehr Zink?!?

    und im Falle der Fahrzeugdiskussion, wo DU es wieder rausziehst, ist daher 229.5 BESSER geeignet als 229.3

    EDIT:
    gefunden, weil du ja immer auf "Fakten" stehst: Eigenschaften der offiziellen Autohersteller-Freigaben
    also nix Marketing ;)

  • Ja, das sind Mindestvorgaben.
    Diese besagen jedoch nicht, dass ein 229.3-Öl nicht auch mehr leisten kann.

    Schaue Dir doch das Rowe Hightech Synth RS 5W-40 mit der Einstufung nach MB 229.3 an.
    Dieses Öl überbietet die meisten 229.5-Öle.

    Das Problem ist, dass ein einziger Faktor, wie eben Fuel-Economy ausreicht, um einem Öl keine 229.5 zu geben, obwohl es in Belastungstests weit über den Vorgaben liegt.
    Von daher kann man daraus kein besser oder schlechter ableiten.

    Dieser ganze Freigabenkram ist am Ende für die Katz.