JAB Druckluft-Kompressor von 1971 welches Öl??

  • In einen Kompressor hat Motorenöl auch überhaupt nichts zu suchen. Wie ich auch bereits erwähnte, gibt es nicht ohne Grund die DIN 51506.
    In Verbrennungsmotoren herrschen ganz andere Anforderungen, wodurch spezielle Additive notwendig sind.
    Dieser Anwendungsbereich tritt in einem Kolbenverdichter nicht auf, wodurch die Additive nicht notwendig sind und nicht sinnlos den Sulfataschegehalt in die Höhe treiben.
    Verkokungsrückstände in Druckluftleitungen können die Leistung einschränken und du gefährdest dich damit auch selbst.
    VDL Öle sind völlig ausreichend.

    Die Ursache das ein Kompressor bei niedrigen Temperaturen nicht bzw. nur schwer anspringt, kann auch andere Ursachen haben. Nicht alle Probleme auf der Welt liegen am Öl.

  • @USAmps

    Du hast doch sicherlich Strom in Deiner Garage. Dann würde ich im Winter einfach einen Heizlüfter anschließen und den Kompressor damit "vorwärmen". Ist zwar keine tolle Lösung aber dann hast Du weniger Bedenken beim Starten Deines Schätzchens. ;)

    Ich muss @RtTechnik beipflichten. Man hat sicherlich nicht ohne Grund eine Norm für Kompressoröle erarbeitet.

  • Ich habe mich mal in einigen Foren erkundigt, und diese Thematik ob VDL- oder Motorenöl ist gar nicht mal so selten.
    Auch sind die Ansichten völlig gegensätzlich.

    Als erstes mal etwas zur DIN 51506:
    Diese kam damals auf, weil es in längst vergangenen Zeiten zu sporadischen Bränden, ausgelöst durch Dauerbetrieb und glühende Verkokungen in Luftleitungen, kam.
    Man hat dann aus Sicherheitsgründen mit dieser DIN festgelegt, dass Kompressoröle nur eine extrem geringe Verkokungsneigung aufweisen dürfen.
    Somit wurde aus diesen Ölen alles an Additiven verbannt, was nicht absolut notwendig ist.
    Zudem gibt es den Schwerpunkt, dass eine sehr geringe Verdampfungsneigung gewünscht ist.

    Nun waren die damaligen Einbereichs- und Mehrbereichsöle noch nicht so temperaturstabil, die Additivierungen noch nicht so ausgeklügelt, und im Falle der Mehrbereichsöle kamen die damals noch problematischen VI-Polymere hinzu.
    Es machte also einen merkbaren Unterschied, ob ein Öl additiviert war oder nicht.

    Aus meiner Sicht kann man die damaligen Eigenschaften der Öle jedoch nicht mehr mit heute auf einer Ebene setzen.
    Sonst hätte man heute ja auch ständig Probleme mit Ablagerungen und co. ...


    Zu den Argumenten:

    In Sachen Verkokungen bieten die VDL-Öle unter extremen Bedingungen einen klaren Vorteil.
    Mit der überaus geringen Sulfatasche gibt es nahezu nichts mehr, was verkoken kann.
    Bei den Motorenölen besteht durchaus die Gefahr, dass unter sehr hoher Temperatureinwirkung glühende Partikel entstehen können.
    Wenn man sich also für ein Motorenöl entscheidet, wären low-SAPS Additivierungen vorzuziehen.

    Kommen wir jetzt direkt zur entscheidenden Temperatur.
    Hierbei sieht es sehr unterschiedlich aus, und je nach Standort, Nutzungsprofil, aktive/passive Kühlung, Kompressionsdrücke und Reibungswärme durch die Schmierleistung, können die Betriebstemperaturen stark schwanken.
    Jemand schrieb in einem Forum, dass die Temperaturen höher als in einem Verbrennungsmotor seien, was ich mir bei ungünstigen Bedingungen auch vorstellen kann:
    Hochsommer - kleiner Raum ohne Belüftung mit Stauwärme - Dauerbetrieb - passive Kühlung - hohe Kompression - Mischreibung

    In solch einem Beispiel sieht es natürlich nicht mehr so rosig aus, klare Sache.

    Als weiterer Kritikpunkt kommt das Kondenswasser hinzu.
    Die VDL-Öle sollen angeblich keine Emulsion mit Wasser bilden und dieses quasi separieren, damit es besser aufgefangen/abgelassen werden kann.
    Wenn dem wirklich so ist, wäre dies natürlich ein großer Vorteil.
    Mit Motorenölen sieht es je nach Basisöl etwas anders aus. Es käme dabei auch auf die Kondenswassermenge an, und ob das Öl regelmäßig richtig warm wird um das Wasser wieder ausdampfen zu können...wie im KFZ auch.
    In Foren habe ich dazu kein klares Ergebnis erlesen können. Einige sagen so und andere so.
    Man müsste das also wohl mit seinem Kompressor mal selbst antesten und das Öl dabei gut beobachten.
    Ein regelmäßiger Ölwechsel ist eh zu empfehlen und sollte je nach Nutzungsprofil/Betriebsstunden zwischen 1-2 Jahre liegen.

    Auch das Thema Schaumbildung wird diskutiert, und so werden den VDL-Ölen diesbezüglich besondere Eigenschaften zugewiesen.
    Mit einer Schleuder- sowie Spritzschmierung sollte das Öl selbstverständlich nicht zum schäumen neigen.
    Nun wäre die Frage, ob die VDL-Öle tatsächlich den Motorenölen überlegen sind?
    Denn auch im KFZ ist Schaumbildung absolut untersagt, da dies zu Schmierfilmabrissen führen kann. So beinhalten Motorenöle entgegenwirkende Additive, wie es bei den VDL-Ölen auch nur sein kann.


    Am Ende sieht es eindeutig uneindeutig aus. :D
    Es gibt Berichte über 30 Jahre 10W-40 Nutzung ohne Probleme, und andere schwören halt auf VDL.

    Ich persönlich sehe hier eine alte DIN, dessen Ursprung bzw. die Gründe weit zurück liegen, im Kontrast zu aktuellen Schmierstoffen für leistungsstarke Motoren.
    Aus diesem Grund würde ich ganz klar mal ein 0W-30 low/mid-SAPS dem Praxistest unterziehen.
    Die Temperaturstabilität ist in meinen Augen heute kein kritischer Punkt mehr, wodurch ich den Verschleißschutz und die Tieftemperatureigenschaften eines Mehrbereichs-Motorenöl vorziehen würde.

    USAmps, es bleibt Deine Entscheidung.
    Ist hinten am Motor eigentlich ein Gebläse verbaut? Es sieht auf den Bildern danach aus, doch ich kann es nicht eindeutig erkennen.

  • Bei welchem Motorenöl entstehen unter hohen Temperaturen glühende Partikel?

    Bei Mannol geht DIN 51506 für unter 4€ über den Verkaufstisch. Da würde ich nicht mal auf die Idee kommen, die Dinge noch komplizierter zu gestalten.
    Die Kolbenverdichter stammen aus Entwicklungszeiten als sich noch keiner über Low SAPS Gedanken machte und in der industriellen Anwendung liefen diese ununterbrochen.

  • Bei welchem Motorenöl entstehen unter hohen Temperaturen glühende Partikel?

    Bei allen Ölen, die nach dem verbrennen oder verdampfen Rückstände hinterlassen, können mit genügend Hitze glühende Partikel zurück bleiben.


    Bei Mannol geht DIN 51506 für unter 4€ über den Verkaufstisch. Da würde ich nicht mal auf die Idee kommen, die Dinge noch komplizierter zu gestalten.

    Ja, man kann das Mannol ja auch verwenden. Ist ein günstiges Öl was der vorgegebenen Norm entspricht.
    Beim Motor machst Du es aber auch nicht so einfach, und gehst natürlich auf komplizierte Hintergründe ein.

    Aus meiner Sicht kann man bei einem Kompressor ebenso mal genauer auf die Öl-Thematik eingehen, finde es völlig in Ordnung. Das bleibt ja nicht den Verbrennungsmotoren vorbehalten, und als oil-club sollten wir da offen sein.
    Kommt halt auch auf den Anspruch des Fragenden an, wie weit er die Details ergründen möchte.

    Wenn USAmps jetzt sagt, er hat dafür kein so großes Interesse und er möchte einfach ein reines Kompressoröl, dann gut.


    Die Kolbenverdichter stammen aus Entwicklungszeiten als sich noch keiner über Low SAPS Gedanken machte und in der industriellen Anwendung liefen diese ununterbrochen.

    So ist es, low-SAPS war damals nichtmal ansatzweise im Visier.
    Bei den Motorölen ebenso. Aber wir fahren ja auch keine mineralischen Einbereichsöle mehr, sondern nehmen die Weiterentwicklung an. Es gibt auch genügend Leute, die in ihren Oldtimern ein aktuelles Mehrbereichsöl fahren.

    Nur weil es damals gewisse Dinge nicht gab, heißt es nicht, dass man sie heute ausblenden sollte.
    Das ist für mich also kein Argument, auf dem alten Standpunkt stehen zu bleiben.

    Wie sahen denn die Defekt- und Ausfall-Quoten damals aus?
    Wir haben ja nun direkt hier im Thread einen Fall von Kolbenfresser. Und das muss einen Grund gehabt haben.
    Sooo ausfallsicher sind also auch die älteren robusteren Modelle nicht. ;)

  • Die aktuelle Revision der DIN 51506 ist aus diesem Jahr, diese Norm ist keineswegs veraltet. Dementsprechend steht der Nutzung eines solchen Öls auch absolut nichts entgegen.
    Wie hier schon mal zur Sprache gebracht wurde sind die Öle auf das beschränkt was sie leisten müssen. Da Verdichter keinen Ventiltrieb besitzen sind zum Beispiel keine besonders hochentwickelten Verschleißschutzadditive notwendig, da im Speziellen im Ventiltrieb Mischreibung auftritt, die durch Additive aufgefangen werden muss.
    Der Verdichter läuft an, es bildet sich an Lagerstellen und Zylinder/Kolben-Paarung der hydrodynamische Schmierkeil und das wars.

    Der Schaden am Kolben sieht dem Bild zufolge nach einem Spielfresser aus. Soetwas kann durch Fehler bei der Montage des Zylinderkopfes auftreten oder durch Überhitzung. Für Überhitzung spricht auch die Tatsache, dass die HD-Seite betroffen war, weil die Luft beim Eintritt in den HD-Zylinder bereits durch die Verdichtung in der ersten Stufe stark erwärmt wurde. Wäre das Öl die Ursache wäre der ND-Kolben vermutlich nicht in so perfektem Zustand.

    Ich würde penibel die Kühlrippen der Zylinder reinigen und diese regelmäßig mit Bremsenreiniger o.ä. auch von feinem Ölfilm befreien, da alleine der schon die Kühlleistung signifikant reduziert. Verdreckte Kühlrippen sind bei Motorsägen und alten Kolbenverdichtern eine der beliebtesten Schadensursachen. Dazu noch regelmäßige Wartung in Form von Reinigung des Ansaugluftfilters und Ölwechsel und du solltest viele Jahrzehnte Spaß mit dem Gerät haben.

  • In einen Verbrennungsmotor mit Abgasbehandlungssystemen ist die Anforderung sehr hoch und für mich somit die Gegenüberstellung diverser Ölqualitäten gerechtfertigt.
    Nicht aber bei einem Kolbenverdichter, der in einer Hobbywerkstatt Anwendung findet und uns hier keine Betriebsstundenangabe übermittelt wird. Abgesehen davon erreicht dieser, nach Erfahrungswerten geurteilt, niemals Temperaturen wo wir uns über Glühzündungen von zurückbleibenden, schwer siedenden Partikel unterhalten müssen. Wenn diese entstehen, ist der Rest des Öls schon längst verdampft und es erfolgt Mischreibung. Die Maschine fällt aus und somit auch die Temperaturursache!

    Nicht alles von früher war schlecht. Penrite und Millers produzieren heute noch Schmierstoffe für Oldtimer und diese sind extrem beliebt. Ja, dort wendet man auch die ursprünglich geforderte Viskosität an. Nebenbei erwähnt, ist die Schmierstoff DIN für Kolbenverdichter immer noch aktuell.

  • Haijaijai... :S X/
    Das das Thema solche "Wellen" schlägt, hätte ich nicht gedacht.
    Erst mal möchte ich EUCH ALLEN für die rege Teilnahme und natürlich auch die damit verbundenen Recherchen danken!! Mir fehlen die Worte....

    Ich (kleingläubig wie ich sein kann) dachte, dass es dazu eine einfache / simple Antwort gibt. Falsch gedacht das Thema ist wesentlich komplexer als ich dachte.

    Da ich den Kompressor zur Zeit brauche, habe ich gestern den Motor zusammen gebaut, die Kühlrippen des Motors penibel gereinigt und das "Verdichteröl" von Mobil (das ich von meinem Motorenmenschen bekommen habe) eingefüllt.

    Mein "Kompressor-Haus" verfügt jetzt über ein Funk-Thermometer, damit ich die Umgebungstemperatur im Auge behalten kann. Des weiteren hat mir ein Bekannter der Klima-Kälte-Techniker ist angeboten, eine Heizung an den Kompressor anzubringen, damit ich ihn im Winter vorheizen kann.

    Die Idee: Ein Temperaturfühler Überwacht die Temperatur. Schalte ich den Kompressor ein, entscheidet die Steuerung ob der Kompressor direkt starten kann oder erst vorgeheizt werden muss. Nach der Vorheiz-Zeit würde der Kompressor dann von der Steuerung automatisch gestartet werden. Klingt zwar etwas Aufwendig, soll aber in Bereichen von großen Klimaanlagen so ähnlich verbaut sein und daher gut machbar. Aufgeheizt wird dann der Verdichter über ein art Heizkabel das um den Motor gewickelt wird...

    Ich finde die Idee mal nicht schlecht und werde so mal ins Rennen gehen.

    Was denkt Ihr, welche Temperaturen kann das VDL-Öl ab??
    - Ab welcher Temperatur sollte der Kompressor Abgeschaltet werden, da es zu heiß wird?
    - Ab welcher Temperatur sollte der Kompressor vorgeheizt werden??

    Ich dank Euch nochmal allen!! :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:

  • Lustig gesagt, hast Du den "Fehler" gemacht, hier im oil-club als erster mit einem Kompressor aufzutreten. :D :D :D

    Das war hier natürlich was absolut neues und dementsprechend gab es ordentlich Diskussionsbedarf.
    Grundlegend ist eben sehr einladend, dass man direkt mit Motorölen thematisieren kann.
    Die Ölfrage war halt interessant und man musste erstmal gewisse Hintergründe rausfinden...was wie wo...

    Am Ende aber ne gute Sache. Wir haben paar neue Infos erfahren und es kam Leben in die Bude. :D

    Im anderen Thema mit dem Hochdruckreiniger sieht es da anders aus und man bleibt lieber bei den speziellen Ölen.

    Die Ölfrage für Deinen Golf wird eine relativ einfache Angelegenheit werden, da sind die Möglichkeiten klar strukturiert.


    Zu den Temperaturen:
    Kaltstart würde ich bei minimum 5°C ansetzen, besser in Richtung 10°C.
    Und die maximale Wärme...hmm...schwierige Frage. Vielleicht so 130°C Zylindertemperatur?!
    Mal schauen was die anderen dazu sagen.

    PS: Ich hab schon gedacht, Dir wurde das hier zu viel und Du lässt Dich nicht mehr blicken. ;) :/

  • Wie gesagt, ich war echt überrascht wie Umfangreich das ganze wurde.

    Klar lass ich mich nochmal blicken, ich war nur die letzten Tage zu sehr im Dauerstress um hier vernünftig teil zu nehmen und wenn Ihr euch so viel mühe macht, ist es mir auch Wichtig alle in ruhe zu lesen. Dann will ich auch vernünftig antworten und nicht nur zwischen Tür und Angel was "schnell" schreiben.

    Ich bin gespannt was bei meinem Golf raus kommt... aber bevor ich das zum Thema mache will ich mich erst noch etwas "einlesen". :thumbsup:

  • Hi,

    meine Erfahrung in einem Kompressor:
    Läuft schon 25 Jahre am Drehzahllimit (Wabco 2 Zylinder aus LKW mit ordentlicher Abgabeleistung, angetrieben von 3 Phasen Motor) mit Motorenöl.

    Gewechselt ganz unregelmäßig, mal kam 0W40 rein, mal 5W40, mal 15W40g. Aktuell dürfte sogar Mobil1 drin sein, wohl noch das 0W40 aus Vollsynthetikzeiten.

    Und was soll ich sagen, er läuft. Im Winter, im Sommer, bei Hitze. Eigentlich ist ein Gebläse gefordert, mit richtig Luftmenge, das war zwischenzeitlich mal ein kleiner Lüfter....

    Also ich glaub mit nem 5W40 im Kompressor wird der nicht verrecken.

  • Kompressoröle sind doch Silikon Öle. Man kann natürlich umölen auf ein Öl mit gleicher Viskosität. Aber dann ist vorher zerlegen und reinigen notwendig. Mineralöl und Silikonöl ist nicht mischbar und verträgt sich nicht. Bei einem bloßen Wechsel bei Motoröl bleiben.

    Mazda RX8 ロータリーエンジン - Rōtarīenjin

    Motor: :ams: XL 10W-40
    Getriebe: :rav: VSG 75W-90
    Achsgetriebe: :ams: Severe Gear 75W-90

  • Hallo, wenn ich nach Kompressoröle für Kolbenkompressoren suche, werden Mineralöle ausgespuckt. Warum sollte da ein Silikonöl drin sein?