Na komm, woher soll man das denn wissen, wenn man sich damit nicht auch beschäftigt?
Du hast da eine gewisse Neugier, die Dich zu diesen Hintergründen führt. Doch solch ein Wissen über die Musik-Geschichte ist glaub nicht Standard.
Ich finde das echt klasse, wie Du Dich mit der Musik und allem was da dran hängt auseinandersetzt.
Das ist mindestens genauso komplex wie die Öl-Schmiererei.
Musik ist - wie Literatur - trotz aller Sprachgrenzen immer international. Eigentlich könnte man sagen: wie Kultur allgemein. Musik ist wie alle Kunst auch selbstreferentiell und je nach Anspruch auch voller Zitate, Anspielungen und Verweise. Ich finde es spannend, diesen Verbindungen und Parallelen nachzuspüren.*
Dazu möchte ich gerne zwei Beispiele anführen: zuallererst Metal. Ein hochkomplexes Genre. Natürlich kann man dazu auch nur wild gröhlen oder seine Matte schwingen, aber ohne Bezug zur klassische Musik entgeht einem doch einiges an es entgeht einem einiges an intellektuellem Vergnügen. Natürlich klingt das toll (und war innovativ), als Tuomas Holopainen der jungen Tarja Turunen eine Staccato-Koloratur auf den Leib bzw die Stimme schneiderte, aber man hat natürlich sofort die Assoziation mit Josepha Hofer, der Mozart "der Hölle Rache" aus ähnlichen Gründen schrieb...
Das andere Beispiel wäre der europäische Schlager der 70er und 80er Jahre und die russische bzw sowjetische Estrada. Es ist kein Zufall, daß Alla Pugachova auch in Frankreich, der Bundesrepublik und Skandinavien großen Erfolg hatte und Ende der 80er Jahre auf weltweit Konzertsäle füllen konnte.
Nehmen wir hier mal zwei Stücke -zuerst aus ihrer Zusammenarbeit mit Raimonds Pauls die Schnulze vom georgischen Dichter, der sein Haus verkauft um seiner Angebeteten eine Million Rosen zu schenken (zugegeben sehr kitschig, aber wir reden ja über Schlager...)
oder (mit Igor Nikolajew), Eisberg:
*Deshalb liebe ich auch Friedrich Liechtenstein so sehr: das ganze Album Bad Gastein ist eine augenzwinkernde Hommage an die europäische Popkultur der letzten 50 Jahre, und dabei dennoch eigenständig - tiefgründig und absurd gleichzeitig.