Motor einfahren - eine Frage des Öls?

  • Ich beschäftige mich aktuell mit dem Thema Motor einfahren und hier ist die Öl wahl ja nicht grade unwichtig.
    jemand damit schon erfahrungen gemacht?

    Es gibt wohl drei Metoden was das öl angeht.
    1. einfaches Mineral öl, Grund: die komponenden wie Kolbenringe, Nocken etc, können sich damit passend einschleifen (erhöhter und gewollter Verschleiß)
    2. einfach das öl fahren das man weiterhin fahren will, also was hochwertiges wie Redline, Amsoil etc.....
    3. einfahröl meist Mineral mit viel ZDDP etc für verschleißschutz. Die Amis machen das wohl gerne, die haben das auch als Additive zum bei mischen in normales Mineralöl.

    Hierbei handelt es sich um einen "gemachten" Motor mit Schmiede-innereien etc

    Einmal editiert, zuletzt von Speedjoker (15. Dezember 2016 um 21:33)

  • Also in der Firma wo ich früher gearbeitet habe, wurden die Rennmotoren immer nach Methode 1 eingefahren, eben aus den oben genannten Gründen. Eingefüllt wurde zum Einfahren immer 10w40.

    Bei modernen Serienmotoren würde ich einfach das Öl verwenden, was ich auch später nutzen möchte.

  • Mein Tribologie-Prof. hat empfohlen einfach das Öl zu verwenden, was vorgeschrieben wird. Hat zumindest bei einem Neuwagen auch Garantie-Gründe.

    Allerdings ist es sehr empfehlenswert das Öl nach 1.500 bis 2.000km zu wechseln, damit der Abrieb aus der Einlaufphase aus dem System entfernt wird. Wenn man sich entsprechende Diagramme ansieht stellt man fest, dass in den ersten Betriebsstunden eine große Menge an Verschleißmetallen an das Motorenöl abgegeben werden. Danach sinkt die Verschleißrate rapide ab und steigt erst auf dem Weg zum Ausfall wieder stark an. Diese hohe Konzentration an Abfall will man natürlich loswerden bevor es in den "richtigen" Betrieb geht.

  • Mich würde ja mal interessieren, ob die heutigen Motoren immer noch eingefahren werden müssen. Gerade da ich berufsmäßig fast nur mit neuen Fahrzeugen zu tun habe, wäre dies mal sehr interessant. Gerade weil sich heute bei neuen Vorführwagen die Wenigsten einen Kopf ums Einfahren machen.

    Ich dachte auch hier mal eine PDF (glaube von VW) gesehen zu haben, in der gezeigt worden ist, dass hohe Drehzahlen von Anfang an nicht schädlich für den Motor sind.

  • Nein ganz im Gegenteil: erhöhte Last beschleunigt den Einfahrprozess.
    Ich denke, moderne Fertigungstoleranzen zu verdanken, ist ein Einfahren wie man es von früher kennt nicht mehr notwendig. Eventuell ganz human, aber nicht wie früher mit speziellem Öl.

  • Nun geb ich meine persönliche Meinung auch noch kund.

    Das PDF-Dokument habe ich in VW-Motoren-Abteilung gepostet, dort wurden anhand der Versuche an Motorenprüfständen unterschiedlichen Fahrprofile mit unterschiedlichen Ölen nachgestellt und verglichen.
    Demnach sind hohe Drehzahlen und Lasten unter abwechselnden Bedingungen fürs Einfahren der Kolben-Zylinder-Gruppe am besten. ABER auf Lagerschallen und Turbolader wurde dort nicht eingegangen...

    Unabhängig davon, habe ich meine Neufahrzeuge immer vernünftig eingefahren (davon 3 Dienstwagen mit PN).
    Und gerade bei Diensfahrzeugen war ich der Motorschonenste Fahrer. Kein Ölverbrauch, keine Motorschäden bis zum Wechsel bei 120TKm oder 3 Jahren. Andere Kollegen haben zum Teil unter 30TKm Kolben durch die Motorhaube gehauen oder Turbos aufgeraucht...
    Und der Angestellte für die Pflege der Fahrzeuge (Innen-, Außenreinigung und Betriebsflüssigkeiten nachfüllen) klagte immer über erhöhten Ölverbrauch bei bestimmten Fahrern. Und zwar über Jahre und mehrere Fahrzeuge...
    Das beweist mir doch, dass Einfahrphase und Betriebsphase direkt auf Lebensdauer des Motors einwirken und direkt vom Fahrprofil und Vorlieben des Fahrers abhängen!

    Als ich meinen letzten Neuwagen 2014 in WOB abgeholt habe, wurde ich bei Übergabe auf das Thema angesprochen.
    Die nette Dame sagte, dass Einfahren der Motoren wie vor 30 Jahren nicht mehr notwendig sei. Dies wird durch hohe Fertigungsstandards, Toleranzen der Bauteile und neue Motoröle erreicht.
    Bei den neuen kompakten, komplexen und aufgeladenen Motoren sei es aber wichtig aufgrund der vielen eingesetzten Materialien mit unterschiedlichem Ausdehnungsvermögen bei Temperaturwechsel den Motor schonend warm- und kalt zu fahren!
    Mir war das alles nicht neu, ich fand es aber gut, dass die Mitarbeiterin so gut geschult war.

    Ich persönlich meine aber, dass nicht alle Käufer was damit anfangen können/wollen...
    Gerade die jungeren Fahrer der Smart-Phone-Generation können mit der Thematik nichts anfangen.
    Das ist meine persönliche Erfahrung aus Beobachtungen und Gesprächen.
    Wird in der Fahrschule heutzutage nichts zum Thema gelehrt?

    Wäre da nicht eine App angebracht, die regelmäßige Ölstandkontrollen fordert
    und schonenden Umgang mit Motor mit Score-Punkten belohnt!

    Sorry im Voraus für zum Teil sarkastischen Deutungen.

  • Demnach sind hohe Drehzahlen und Lasten unter abwechselnden Bedingungen fürs Einfahren der Kolben-Zylinder-Gruppe am besten. ABER auf Lagerschallen und Turbolader wurde dort nicht eingegangen...

    Exakt das gleiche sagt LYCOMING, die Nr. 1 für Benzinflugzeugmotoren.
    Lagerschalen und Turbolader laufen 100%ig geschmiert und berühren sich im Betrieb nicht.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Hydrodynamisches_Gleitlager
    Die Kolbenringe und Zylinder und ggf. Teile im Nockentrieb können dagegen schon leicht aneinander reiben.

    Zur Eingangsfrage muss ich sagen, dass sich alle drei Methoden plausibel anhören. Ich würde jedoch zu Methode 1 tendieren mit eher hohen Drehzahlen / Last.

    Einmal editiert, zuletzt von Mr.Matchbox (18. Dezember 2016 um 16:18)

  • laut dem was hier steht, hat ein Einlauföl einen hohen ZDDP Anteil, aber keine Reibwertverbesserer.
    ...
    ...

    Ich habe mal bei Einfahrölen geschaut. Da steht was von speziellen Additiven "hohe Notlaufeigenschaften" daraus schließe ich, dass viel ZDDP zum Einfahren in Ordnung / gut ist.

    Da steht aber auch "Der besonders hohe Anteil an verschleißhemmenden Additiven bietet extra Schutz in der kritischen Einlaufphase instandgesetzter Motoren.", und dann der Punkt "Schnellstmögliches Einfahren des Motors".
    Irgendwie widerspricht sich das...

    Ich persönlich stehe diesen "speziellen" Einfahrölen etwas skeptisch gegenüber.
    Die Lager und andere Laufflächen müssen sich natürlich gegenseitig einarbeiten, doch deswegen würde ich keinen übermäßig erhöhten Verschleiß haben wollen, nur damit es schneller geht.

    Ich weiß nicht so recht... :/

  • Redline ist definitiv nicht für Einfahren. Das schreibt Ölhersteller eindeutig.

    Einfach ein Öl mit entsprechender Freigabe nach 1000-2000 km wechseln, danach wider noch mal. Der Abrieb kommt sowieso und muss entfernt werden.

    Im Sport ist was anders...

  • viele Konzerne bieten speziale Einfahröls oder Additive:
    Castrol Running-In Oil 2 is a mineral based multigrade crankcase lubricant
    designed to facilitate running-in of new and reconditioned diesel and petrol engines.

    Millers CRO 10W40 Competition Running-In Oil for test bed running. Advanced formulation of high quality solvent refined mineral oils fortified with special low volatility components and appropriate additive treatment.

    http://www.amsoil.com/shop/by-produc…n-oil-(sae-30)/


    shell running-in.pdf

    TV aus - Verstand einschalten

    Zivi­ler Unge­hor­sam wird zur hei­li­gen Pflicht,
    wenn der Staat den Boden des Rechts ver­las­sen hat. (Mahatma Gandhi)

    Die größte Angst des Systems sind "wissende Menschen" ohne Angst.

  • genau so und nicht anderst :D Warmlaufen lasse, aber nicht unbedingt im Leerlauf!!.....wenn warm dann langsam die Last steigern bis 2/3 und auch ruhig etwas drehen.2/3. Die Kolbenringe brauchen Druck um sauber einzulaufen und das nichts durchpfeift. Ebenso sollte immer eine hohe Ölumwälzung vorhanden sein, daher wenn möglich kaum Leerlauf!

    2-Takter hat man auch immer so eingefahren.....wenn Kolben+Zyl. neu waren, dann mit steigenden Gasstößen warmlaufen lassen bis, bis die Kiste durchgewärmt war, dann abkühlen lassen, und das Ding konnte auf die Piste:


    mein Frisch aufgebauter Motor hat auch 15w40 bekommen, ......nach 20km kam das Öl raus und das richtige dann rein. Nach 50km hat er dann auch schon vollen Ladedruck bekommen......von 500-1000km langsam machen halte ich überhaupt nichts.
    Bis jetzt null Ölverbrauch.
    Auch unserdamaliger Multiair Punto wurde von meinem Schwager zu mir überführt.....da hatte er auch mal direkt mal kurz 200auf dem Tacho gehabt.
    Unser jetziger Neuwagen hat es ebenso bekommen, immer wechselnde Last, wenig Kostantfahrten......

  • Hmm.

    Mein Schneewittchen fällt da wohl etwas aus dem Rahmen. Eingefahren nach der Überholung vom Instandsetzer persönlich nach hochgeheimer Prozedur mit einem Einbereichsöl, nach 300km hab ich den Wagen dann bekommen. Dann einige tausend km mit 20w50, und nach weiteren 5000km dann endlich ein 0w-40 (und wieder vollen Ladedruck). Nachdem ich den Wagen zurückbekam sollte ich zunächst mit moderaten Drehzahlen fahren, vollen Ladedruck gab's auch nicht (max 0,4 bar). Aufgrund meines Fahrprofils (Autobahnlangstrecke) war auch nicht viel mit wechselnden Drehzahlen... Da ich allerdings recht vorausschauend zu fahren pflege und statt zu bremsen lieber mit Gaswegnahmen arbeite war eben auch immer Schiebebetrieb dabei, und bergauf denn auch mal Ladedruck... also wenig Drehzahlvariation, dafür aber wechselnde Lasten.

    Entweder war das Einfahren schon erledigt, als ich den Wagen bekam und die restliche Prozedur nur "Hokuspokus" zur Kundenbespaßung, oder dieses unkonventionelle Einfahren meinerseits hat dem Motor den Analysen nach zumindest nicht geschadet...

  • Moderne Motoren brauchen auf Grund der verbesserten Fertigungstoleranzen nicht mehr vom Erstbesitzer eingefahren werden, so wie es früher üblich war.
    Das erledigt der Prüfstand, den jeder Motor "überleben" muss....nichts für sensible Gemüter. :D
    Den Kolben werden sogenannte "Minutenringe" verpasst, die sich sehr schnell einlaufen und anpassen...fertig. Danach
    entscheidet der Besitzer über Leben und Tod des Motors und zwar durch das Warmfahren, Ölsorte und Intervall.

    BMW E39 530i M54B30 07/2001 LPG Prins V2

    Motor: :val: Maxlife 10W-40 + :aroi: 9200 V2

    Servoöl: :lm: ATF 1100

    Differenzialöl: :lm: 75W-90 (GL5) + 5% :lm: Ceratec

    Automatikgetriebe: ZF LifeGuardFluid 5

    Zündkerzen: Denso IK20TT

  • In der Betriebsanleitung meiner Suzuki in den 90ern stand:

    "Einfahren mit wechselnder Last und Drehzahl (darauf wurde ausdrücklich hingewiesen), aber nicht über XXXX/min."

    Laut Händler war als Erstbefüllung ein spezielles mineralisches 20W40 drin. Nach 1000km planmäßig die 1. Inspektion, Ventilspielkontrolle und Einstellung. Dann das vorgegebene 10W40 eingefüllt und Feuer frei.

    Ventilspiel Einstellen kann man sich heute natürlich bei den allermeisten Motoren sparen. Einfahröle werden in Neuwagen nicht mehr verwendet. Also kann man das Thema vergessen, es sei denn nach einer Motorinstandsetzung, da kann man natürlich trotzdem eine solche Prozedur anwenden.

    Mazda RX8 ロータリーエンジン - Rōtarīenjin

    Motor: :ams: XL 10W-40
    Getriebe: :rav: VSG 75W-90
    Achsgetriebe: :ams: Severe Gear 75W-90

  • ich fang mal mit einem Fachartikel an: https://www.heise.de/tr/artikel/Wie-geschmiert-1369325.html

    und jetzt meine Erfahrung:

    im Juni 2015 einen Golf 7 GTI Performance (2.0 TSI EA888 Gen.3) in WOB als Neuwagen übernommen und wirklich ganz schonend eingefahren
    - nach einigen Monaten: Ventildeckel schwitzte und musste neu abgedichtet werden; die Jungs beim VAG Partner ahnten schon, dass da erst der Anfang ist
    - einige Monate später wieder schwitzender Deckel -> als der Deckel unten war -> Nocken eingelaufen, Kette gelängt -> Teiletausch (die Jungs ahnten wieder, da kommt noch was, VW WOB wollte aber nur Teile tauschen)
    - 250km später -> Lagerschaden, alles voller Späne -> neuer Motor inkl. Turbo etc. (die Jungs feiern sich, weil sie im Gegensatz zu VW WOB recht behielten)
    - das Ganze immer im Longlife Intervall und original Castrol Öl

    ab Januar 2017 dann neuer Motor im GTI
    - erstbefüllt mit Mobil 1 NL, warm gefahren, Feuer frei
    - 10tkm damit gefahren und dann abgegeben

    Seit Juni 2017
    - Audi S3 in Neckarsulm abgeholt -> warm gefahren und dann LAST!
    - nach 2.142 km LL-Werksöl raus, Mobil 1 NL rein

    -> mein Fazit:
    - Longlife Intervall und Öl fahre ich nicht mehr -> nur noch Festintervall und "besseres" Öl
    - einfahren ja, aber nur wie im Artikel, weil...

    vorallem durch die 2 absolut baugleichen Motoren im GTI kann ich sagen, dass Motor 1 deutlich rauher und zäher lief, Verbrauch von Kraftstoff und Öl war höher, V-Max ging nur mit Anlauf und Geduld
    der 2. Motor war deutlich harmonischer, braucht weniger Kraftstoff und hatte oben raus deutlich mehr "Dampf" bis in den Begrenzer
    der S3 jetzt läuft einfach nur genial....im Alltag mit 7-8 Liter Verbrauch, kein messbarer Ölverbrauch, V-MAX ist gar kein Problem

  • Moin euch.

    Da bei mir höchstwahrscheinlich bald eine Einlaufphase des M102 ansteht, möchte ich mich damit auch nochmal auseinandersetzen.

    Ich hatte anfangs vor das Poly Tech 10W-40 einfüllen zu lassen, doch mittlerweile bin ich mir damit nicht mehr so sicher und würde für die paar tausend Km ein günstiges 0W-40 nehmen wollen.

    Kandidaten wie das Mitan Alpine RS 0W-40 oder Pennasol Hightec 0W-40 sollten dafür ja gut geeignet sein, oder?