Berechnungsformeln - brauchbar oder nicht?

  • Nun, wenn man davon ausgeht, dass die Rechner realitätsnahe Ergebnisse liefern, kann man ja die Viskositäten bestimmen und anhand derer das Kaltstartverhalten abschätzen. Die dünne Auslegung bzgl. Viskosität und die damit verbundenen Vorteile bei Durchölungszeit, etc. sind ja immer die Killerargumente der 0W Fraktion, wenn es um Kaltstartverhalten und -verschleiß geht. In diesem speziellen Fall liegt der Vorteil aufgrund des höheren VIs nunmal auf Seiten des 5W anstatt des 0W.

  • Nein, das tut man nicht. Du kannst theoretisch weiter träumen...

    Das kann ich nur zurückgeben. Du glaubst, dass die Ergebnisse nicht realitätsnah sind, bewiesen hast du das bis jetzt aber auch noch nicht. Tequila und ich glauben eben, dass man die Rechner sehr wohl als Richtwerte heranziehen kann.

    Vor allem geht es mir aber darum, verschiedene Öle vergleichen zu können. Und selbst wenn die Rechner keine exakten Ergebnisse auf die Zechnerstelle genau liefern, so kann man sie dennoch heranziehen, um Tendenzen auszumachen und grobe Grenzwerte ausfindig zu machen, ab wann sich ein Öl (aufgrund des VIs) dünner/dicker als das andere verhält.

  • Wenn man sich mal ein Ubbelohde-Diagramm eines Schmierstoffes ansieht stellt man fest, dass der Viskositätsverlauf in diesem doppelt logarithmischen Diagramm in einer gewissen Spanne linear aussieht. (Achtung: Der Verlauf ist nicht linear, er erscheint nur so bei diesem Diagramm) Innerhalb dieses Bereichs funktionieren Interpolationsformeln gut. Je weiter man diesen Bereich verlässt, desto weiter weichen die Werte von der Realität ab.


    Aus der Hüfte geschossen: Spätestens 10°C vor dem Pourpoint sind die per Formel ermittelten Werte nicht brauchbar. Eher schon früher. Im Hochtemperaturbereich sind ebenfalls Grenzen gesetzt, da kann ich allerdings wenig zu sagen. Mit einer solchen Berechnung zu argumentieren wenn man einen Vergleich bei beispielsweise -25°C ziehen will, würde im wissenschaftlichen Kontext nicht akteptiert werden.

  • Ja, bei sehr tiefen Temperaturen betrachte ich die Berechnungen ebenfalls eher kritisch.

    Hier gibt es einen interessanten Thread mit den Formeln: physikerboard - Viskositätsberechnung

    Ich würde soweit klar feststellen, dass diese Viskositätsrechner niemals exakte Werte liefern können, da allein die Dichte nicht separat berücksichtigt werden kann. Es ist wohl davon auszugehen, dass ein Durchschnittswert in den jeweiligen Rechner-Formeln Anwendung findet (daher auch leichte Differenzen zwischen z.B. meguin und nimac).

    Um grobe Werte zu ermitteln, stehe ich der Nutzung dieser Hilfsmittel jedoch weiterhin positiv gegenüber.
    Eine Argumentation mit den Ergebnissen zu führen, kann man jetzt natürlich sehr kritisch sehen, doch ich denke, dass wir uns dabei in der Mitte treffen können.
    Also weder sehr gut geeignet für repräsentative Vergleiche, noch völlig unbrauchbar.

  • Wenn man sich das in Deutschland verbreitete Verfahren mal in der DIN 51563 "Prüfung von Mineralölen und verwandten Stoffen – Bestimmung des Viskosität-Temperatur-Verhaltens" anschaut stellt man fest, dass auch dort die Dichte nicht berücksichtigt wird. Dort wird mit der kinematischen Viskosität gearbeitet und wenn man auch diese vorher gemessen hat ist die Dichte erstmal unerheblich.

    Interessant ist aber ein anderer Absatz in der DIN: Sie empfiehlt die durchgeführten Rechnungen mit einer Viskositätsmessung im berechneten Bereich zu überprüfen, weil die Öle unvorhersehbares physikalisches Verhalten zeigen können.

    Ich bin also ganz Tequilas Meinung und empfehle: Als Anhaltspunkt sind die Rechner keinesfalls schlecht, aber ein Öl besser als ein anderes zu reden, weil bei -10°C die berechnete Visko um vielleicht 10 mm²/s niedriger ist, sollte man besser unterlassen. Das kann man genauso gut in die andere Richtung schönrechnen wenn man die Formel kennt und hat in beiden Fällen keinen mathematischen aber einen anwendungstechnischen Fehler gemacht.

  • Hallo zusammen.

    Mich würde interessieren, ob es eine Formel für die Umrechnung der CCS-Werte gibt :?: :überleg:
    Von @-35°C auf -30°C, und umgekehrt (und am Besten in jeden anderen Temperaturbereich).

    @Tequila009 hat es hier ja schon mit den Grenzwerten gemacht. --> CCS, ... - Therorie (Post 63)
    Für die kV40 und kV100 wurde das ja gut genormt, und ist auch (für Anfänger :zwinker2: gut vergleichbar) :thumbup:


    Soweit ich das verstanden habe, beruht Tequilas "Berechnung" aber auf "Spielereien" mit Ölen, wo er wusste, welches Additiv-Paket verwendet wurde (bzw. dass das gleiche Grundöl verwendet wurde, oder so :überleg: ).

    Kurz erklärt: Die Maximal-Grenze von 0W für CCS liegt bei 6.200mPa.s bei minus 35°C
    _____________________________________--> das wären 3.100mPa.s bei minus 30°C für ein 5W als Minimal-Grenze.

    Die Umrechnung erfolgte also mit dem Faktor 2.


    Wenn es nun so einfach wäre, wie ich mir das erhoffe, sollte das ja nicht nur auf die Grenzwerte, sondern auf alle Werte umlegbar sein? :whistling:

    Zweck? Alle CCS auf einen Nenner bringen, um besser vergleichen zu können. A lá kin. Visko @40° und kin. Visko @100°



    Angenommen mein Fahrzeug hatte mit einem 0W dessen CCS@-35° mit ~4.500mPa.s gemessen wurde, ein tolles Kaltstartverhalten.
    Nun würde ich aber gerne ein dickeres Öl verwenden, und dazu würde ich mich auch gerne in der 5W Sparte umsehen. :read:


    Mit einem 5W dessen CCS@-30° mit ~6.200mPa.s gemessen wurde, war das Kaltstartverhalten, und der Motorlauf im Stand aber schon "suboptimal".
    Vermutung: das 5W war schon (etwas) zu dick.


    Kann ich nun schlussfolgern:

    Für ein 5W Öl, muss ich beim Kriterium CCS@-30° zwischen 2.250(=4.500/2)mPa.s und 5.800mPa.s (= ein gutes Stück weniger als mit dem suboptimalen Öl) suchen?
    Bzw. in der 0W-Sparte zwischen CCS@-35° 4.500mPa.s und 11.600(=5.800*2)mPa.s?


    Alleine, dass die beiden Differenzbereiche nicht gleich sind, lässt mich zweifeln :verlegen:

    Im Falle des 5W's wäre es ein Bereich von (nur) 3.550mPa.s.

    Bei den 0W Ölen könnte ich einen 7.100mPa.s umfassenden Bereich durchsuchen. ?(

    Ich freu mich schon auf die Rechnereien von Tequila :check: und seine Ausführungen. :zwinker2:


    Gute Nacht.

  • Ich hatte bezüglich der CCS-Umrechnung auf die verschiedenen °C-Werte schon mehrmals gesucht und nichts gefunden.
    Laut meinem Wissen kann man dies nicht umrechnen, sondern nur messen.

    Was die CCS-Minimumwerte angehen, ist dies nur ein sehr grober Anhaltspunkt.
    Wenn wir also z.B. CCS @ -30°C in -35°C erhalten wollen, bleibt uns einzig eine wage Schätzung als Möglichkeit.

  • Hier mal 6 Beispiele mit CCS-Werten von -30°C und -35°C:

    Wie man sieht, schwanken die Unterschiede und man kann keinen fixen Faktor zur Umrechnung nennen.

    • 4820 & 9290 = 1,93
    • 3310 & 6050 = 1,83
    • 4090 & 8010 = 1,96
    • 4750 & 9230 = 1,94
    • 3120 & 5810 = 1,86
    • 3410 & 6457 = 1,89

    Wir könnten also nur für eine grobe Umrechnung den Faktor 1,9 (Durchschnitt der 6 Werte) nehmen.

  • Ich nehme hier gerne mal folgende Frischölanalyse auf: 10W-40 Penrite + 10W-30 Redline + LM Ceratec

    Dazu zitiere ich:

    Viskosität fällt wie erwartet und berechnet aus.

    Wenn die Datenblätter halbwegs stimmige Viskositätswerte ausweisen, kann man mit den Rechnern also wirklich gezielt arbeiten.
    Um Differenzen von 0,x wollen wir uns nicht streiten, da es Mess-Toleranzen & Serienstreuung gibt.

    Dies bestätigt die im Rahmen zu haltende Nutzbarkeit. :daumen:

  • Dass die Theorie der Misch Visko Berechnung die Physische / Chemische Realität so genau trifft überrascht mich a bisserl

    Ja, das haut bei Deiner Mischung ja wirklich exakt hin.

    Rechnerisch:
    67,6 mm²/s @ 40°C
    11,6 mm²/s @ 100°C

    Analysiert:
    67,35 mm²/s @ 40°C
    11,56 mm²/s @ 100°C

    Das zeigt uns schon sehr eindeutig, dass die Visko-Rechner (Berechnungsformeln) klar zu gebrauchen sind. :yes: