Dichtungen/Elastomere - PAO und Ester verträglich ??

  • Hier Interessante Links :

    Link

    Elastomere Beständigkeit

    Nach langer Recherche im Praxislexikon "Tribologie Plus 2010" war zu entnehmen , das bei der Umstellung auf ein PAO unzulässige Schrumpfungen an den Dichtungen auftreten können. Durch den Zusatz von Quellmitteln ( Esteröle) , kann dieses Phänom vermieden werden. Das erklärt den häufigen Anteil an PAO und Ester im Öl.

    Verbindung zu: Ester - was ist das?

  • Dein zweiter Link ist sehr aufschlussreich und gut zu überblicken.

    Der Hinweis aus "Tribologie Plus 2010" ist ebenfalls interessant, das hatte ich noch nirgends gelesen.
    Gut zu wissen! :thumbup:

    EDIT: Ich habe mal die jeweiligen Verbindungen von Deinem Thread und "Ester - was ist das?" editiert.
    So kann man direkt zusammenhängende Themen finden.

  • Mich beschäftigt gerade folgende Frage mit dem Hintergrund, dass Ester Dichtungen in Ihrer Wirkung beeinflussen können:

    Ist mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Undichtigkeiten zu rechnen, wenn nach über 10 Jahre/100.000 km Verwendung von Ester-beinhaltenden Ölen (z.B. M1-NL oder Ravenol SSL) auf ein Öl ohne Ester gewechselt wird (z.B. Ravenol VST)?

  • denke nicht, da die Neutralität vom VST gewährleistet wird...

    Was meinst du mit Neutralität? Neutralität gegenüber den Dichtungen?

    Mein Gedankengang ist folgender:

    All esters will tend to swell and soften most elastomer seals however, the degree to which they do so can be controlled through proper selection.

    Ester lässt Dichtungen also anschwellen. Die angeschwollenen Dichtungen freuen sich ihres Lebens, sie werden ständig mit Ester zum Anschwellen versorgt und bleiben dicht.
    Beim Wechsel auf ein Ester-freies Öl nimmt diese Schwellung ab und die Dichtung wird undicht.

    Ich bitte um Meinungen und Gegenargumente. :)

  • Da ich heute ohnehin Kontakt mit Ravenol (nicht: Ravenol-Shop) hatte, habe ich folgende Frage gestellt:

    "Ich fahre seit einigen Monaten das Ravenol SSL in meinem 13 Jahre alten BMW Z4, zuvor habe ich viele Jahre das Mobil-1 New Life verwendet.
    Aufgrund meines Fahrprofils plane ich, mit dem nächsten Ölwechsel auf das Ravenol VST (5W-40) zu wechseln.
    Sowohl das SSL als auch das New Life beinhalten Ester, welche in starkem Verdacht stehen, Dichtungen etwas aufquellen zu lassen.
    Das VST beinhaltet nach meinem Wissen keine Ester-Komponente. Somit entfällt mit dem Wechsel auf das VST die aufquellende Wirkung nach über 100.000 km und über 10 Jahren.
    Ist mit der Umstellung eine erhöhte Wahrscheinlichkeit an Undichtigkeiten zu erwarten?"

    15 Minuten später (!) habe ich folgende Antwort erhalten:

    "Sollten Ihre Dichtungen tatsächlich aufgrund der Ester-Anteile gequollen sein, und
    zusätzlich eventuelle Leckagen verdeckt haben, dann droht mit dem RAVENOL VST durchaus, dass diese Leckagen zum Tragen kommen.
    Ob dies nun tatsächlich alles so eintritt, dass können wir weder ausschließen noch sicher vorhersagen.
    Wir würden Ihnen jedoch grundsätzlich raten, wenn Sie mit dem RAVENOL SSL zufrieden sind, dabei zu bleiben, da
    damit die Durchölung beim Start schneller gewährleistet ist."

    Mein Gedankengang scheint also gar nicht so wirr gewesen zu sein. ;)

  • Ich enttäusche Dich ungern, aber Viton ist wenige Cent teurer und deshalb wird Nitritkautschuk öfter verwendet. (außer bei Dichtungen im Kraftstoffsystem, insbesondere bei Dieseln, dort dominieren seit einiger Zeit Vitondichtungen)

    Greift nicht syntetisches Öl NBR Dichtungen an?

  • grob zu den Wellendichtringen:

    schwarz -> NBR (Acrylbutadienkautschuk)
    rotbraun -> FPM (Flurkautschuk)

    Das ist ein guter Hinweis, wenn man sich zu 100% sicher sein kann, dass NBR ausschließlich schwarz gefärbt wird.
    Acrylnitril-Butadien-Kautschuk sieht in natura so aus:

    FPM/FKM/Viton werden ja bekanntlich in sämtlichen Farben hergestellt.

    Noch etwas aus Ester - was ist das?:

    Dieses leichte "aufquellen" ist ansich ja eine Anlösung der Dichtung.

    Ich habe gelesen, dass es da jedoch sehr auf das Material ankommt.
    Dichtungen aus FPM/FKM (Viton®) können durch Ester nicht wirklich angelöst werden, da in der Produktion ein Auskochen von bestimmten Inhaltsstoffen (diese eben angelöst werden können) stattfindet.

    Durch diesen Prozess werden zwar nicht 100% dieser Stoffe aus dem Dichtungsmaterial entfernt, jedoch ist der restliche Verbleib dermaßen gering, dass man FPM/FKM weitestgehend als Ester-resistent bezeichnen kann.
    Ich weiß es nicht mehr genau, aber ich meine ebenfalls gelesen zu haben, dass durch das Auskochen auch die molekulare Struktur verändert wird, wodurch der Ester nur noch minimalst in die Dichtung eindringen kann.

    Anders sieht es da bei Dichtungen z.B. NBR aus. Dieses Material kann durch Ester merklich aufquellen, da eben diese Ester-löslichen Stoffe in großer Menge vorhanden sind, und die Molekularstruktur dem Eindringen von Ester nicht entgegen wirkt.

  • leider nicht 100%, denn es stimmt nicht für alle Hersteller (bzgl rotbraun -> auch grün), die Farbinterpretation in dem anderen Treat berute auch auf der Angabe der Temperatur (scharz 110, rotbarun 180)

    btw. Viton ist nur eine Marke und ein Handelsname für FPM

  • die Farbinterpretation in dem anderen Treat berute auch auf der Angabe der Temperatur (scharz 110, rotbarun 180)

    Das teile dort bitte noch mit. :daumen:
    Denn diese weitere Info lässt einen klareren Zusammenhang zu.


    (bzgl rotbraun -> auch grün)

    ...oder auch blau, orange, rot, lila.
    Da gibt es alle möglichen Farben.

    Genau, Viton® ist nichts weiter als eine Registered Mark.


    Quelle: http://www.zrunek.at/de/viton/kompe…on-fkm-fpm.html

  • Ich habe nochmal etwas recherchiert und Info-Material gefunden.
    Schaut man sich die nachfolgenden Auszüge an, so ist die Sachlage nicht eindeutig und es gibt gewisse Überschneidungen.
    So kann PAO/Ester grundlegend auch bei NBR-Dichtungen eingesetzt werden, jedoch gibt es Einschränkungen wie die zu erwartenden Temperaturen. Auch wäre zwischen NBR und HNBR zu unterscheiden.





    Quelle: Wechselwirkungen zwischen Schmierstoffen und Dichtungsmaterialien

  • Also ich verfolge das Thema hier aufmerksam, verstehe aber nur geringfügig etwas.
    Dabei frage ich mich auch ernsthaft wie Otto-Normal, wie ich es bin, herausfindet, welche Dichtungen meine Autos (und die der Familie) haben -> BMW Z4 e85, Golf Plus 1,6, VW Tiguan I TDI, Hyundai i10 IA 1,0, Golf Sportsvan 1,4 TSI, Citroen Xsara 2,0HDI und welche Tragweite diese Thematik bei aktuell trockenen/dichten Motoren überhaupt hat, bzw. wann sich da nach der Umstellung Probleme ergeben könnten (das ist sicher viel zu individuell um das beantworten zu können).

    Macht man etwas falsch, wenn man wie ich eher ein Schisser ist und dann maximal PAO einfüllt?
    Ich nehme an, dass alle Autos bisher auf maximal “HC+minimal PAO“ gelaufen sind, da viele noch garantiekonforme Öle, wie in der Inspektion von der Werkstatt verwendet, eingefüllt haben.
    Der Golf läuft aktuell erstmalig auf vollsynthetischem Öl, nach Werkstatt 5W30 LL und einem 15.000km-Intervall mit dem nun nicht vollsynthetischen Motul X-cess 5W40.


    (Falls das der falsche Ort für diese Frage und eine eventuell aufkommende Diskussion ist, darf das gerne verschoben werden.)

  • Über Dichtungsmaterialien bei Simmerringen und VSD braucht man sich eigentlich nur Gedanken machen, wenn das Fahrzeug unterhalb um Mitte der 80er gebaut wurde.
    Was ich so aus mehreren Richtungen erkenne, ist, dass es Anfang der 80er einen allgemeinen Wandel von NBR/HNBR zu FKM/FPM/Viton gab.

    Ich kann es zwar nicht garantieren, doch alle Fahrzeuge ab den 90er Jahren sollten im beanspruchten Bereich aktualisiert sein.
    Bei älteren Fahrzeugen gilt es eh etwas genauer hinzuschauen & sich entsprechende Infos einzuholen.

  • Moin, möchte der Vollständigkeit halber mal auf diesen Thread hinweisen:
    Dichtungen/Elastomere - PAO und Ester verträglich ??

    Da geht es um denkbare Undichtigkeiten nach dem Umstieg von esterhaltigen Motorölen auf das esterfreie Ravenol VST 5W-40. Keine Ahnung :überleg: , was da dran ist, da sind echte Gurus mit Langzeiterfahrung gefragt...

    Ich habe bereits an 2 Fahrzeugen unterschiedliche Intensitäten von Ölleckagen, nach der Umstellung von anderen Schmierstoffen, feststellen können. Marke und Grundöl möchte ich nennen, eben weil man sich nie 100% sicher sein kann dass es daran liegt.
    Ab diesem Zeitpunkt beschäftige ich mich aber intensiver mit dem Thema, denn besonders für ältere Fahrzeuge ist das ganz interessant.

  • Ich habe ja ein Experiment gewagt und meine beiden Oldtimer (86. Scirocco und 88. Golf 1 Cabrio) bewust mit PAO-Ester (HVE) Öl befüllt.
    Wir werden sehen wie sich Undichtigkeiten entwickeln.
    Am Scirocco war schon davor eine kleine Leckage am KW-Lager an der Stirnseite vorhanden.
    Mal schauen, ob es besser oder schlechter wird...

  • Sind bei beiden Fahrzeugen denn noch NBR-Simmerringe und -VSD's verbaut?

    Wenn ja, müssten theoretisch kleine Undichtigkeiten anfangs geringer werden, und nach einer gewissen Zeit (keine Ahnung von welchen Zeiträumen man da sprechen kann) in stärkerer Form zurück kehren, da die Dichtlippen einem höheren mechanischen Verschleiß unterliegen.

    Aber beobachten wir und warten ab. :handschake:

  • Ich habe ja ein Experiment gewagt und meine beiden Oldtimer (86. Scirocco und 88. Golf 1 Cabrio) bewust mit PAO-Ester (HVE) Öl befüllt.
    Wir werden sehen wie sich Undichtigkeiten entwickeln.
    Am Scirocco war schon davor eine kleine Leckage am KW-Lager an der Stirnseite vorhanden.
    Mal schauen, ob es besser oder schlechter wird...

    Ich sage es wird besser. :whistling:
    Gibt es denn schon einen ersichtlichen Unterschied?